Christlicher glaube als bestimmter Umgang mit Endlichkeit

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 Präsentation transkript:

Christlicher glaube als bestimmter Umgang mit Endlichkeit PD Dr. Thomas P. Fößel Christlicher glaube als bestimmter Umgang mit Endlichkeit EINE SYSTEMATISCHE ÜBERLEGUNG IN PRAKTISCHER PERSPEKTIVE

Gliederung der Vorlesung und Seminareinheit Systematische Theologie im Spannungsfeld von Individualität, Komplexität und Pluralität in Kultur, Kirche und Gesellschaft 2. Christlicher Glaube als bestimmter Umgang mit Endlichkeit 3. Aneignung und Kritik [Seminarform] 06.11.2018 Präsentationstitel/Autor/Veranstaltung

Präsentationstitel/Autor/Veranstaltung 1. Teil Systematische Theologie im Spannungsfeld von Individualität, Komplexität und Pluralität in Kultur, Kirche und Gesellschaft 06.11.2018 Präsentationstitel/Autor/Veranstaltung

Studienordnung für katholische Religion (Uni Hildesheim) 1.1 Komplexe Lebenswelt Anspruch der Systematischen Theologie ist es, „kritischer Kommentar der Glaubenserfahrung, -inhalte und -praxis“ „in ökumenischer Perspektive (…) im Kontext gegenwärtiger kultureller, kirchlicher und gesellschaftlicher Fragestellungen“ zu sein. (Universität Hildesheim, Neufassung der Studienordnung für das Fach Katholische Theologie – Polyvalente Zwei-Fächer-Bachelor-Studiengänge 2014, 102.98.)   06.11.2018 PD Dr. Thomas P. Fößel

zur Komplexität der lebenswelt  Komplexität der Lebenswelt (Habermas) als bestimmendes Kennzeichen der Zeit unterschiedliche Sinnangebote und Sinnentwürfe unterschiedliche Zugänge zur Wirklichkeit beschleunigter Informations- und Wissenszuwachs 06.11.2018 PD Dr. Thomas P. Fößel

Konsequenzen für das Individuum Komplexität „ermöglicht“ und „erzeugt“ beim Individuum Freiheit und Notwendigkeit Konsequenz I.: aus den Freiheitsentscheidungen entsteht die Pluralität der postchristlichen Moderne (Waldenfels) Konsequenz II.: Pluralität bedingt Individualisierung der Lebenswelt Es entsteht eine Selbstverantwortlichkeit, die nicht mehr an gesellschaftliche Institutionen delegiert werden kann und delegiert werden will Es schlägt die Stunde der Person/ des Individuums

Individuum Komplexi- tät Pluralität Freiheit Notwendigkeit 06.11.2018

Komplexität und Pluralität 1.2 Kompetenzorientierung als gesellschaftliche und kirchliche Reaktion auf Komplexität und Pluralität  Überraschende Erkenntnis der Systematischen Theologie: sowohl im System „Politik“ als auch im System „Kirche“ kommt es zu einer „Wiederentdeckung der Person“: gemeinsames Stichwort „Kompetenzorientierung“ als Reaktion auf die Komplexität und Pluralität der Lebenswelt 06.11.2018

Kompetenzorientierung - Politik Weinert: Es geht darum „die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernten kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten [zu befördern], um bestimmte Probleme zu lösen.“ Akademische Konsequenz: Fähigkeiten und Fertigkeiten sind auf „komplexe neuartige Situationen und Aufgaben bezogen“ (Schaperunder) 06.11.2018

Kompetenzorientierung „Charisma“ und „Taufpriestertum“ als Kirchliche Parallele Gemeinsame Kirche sein – Zur Erneuerung der Pastoral: plurale Charismen als „Reichtum der Kirche“ (DBK), Würde der individuellen taufpriesterlichen Existenz Synode Bistum Trier: Im Spannungsfeld von Individualisierung und Pluralität, das individuelle taufpriesterliche Bewusstsein fördern, deswegen „vom Einzelnen her […] denken“ sowie in bewusst ökumenischer Perspektive „Charismen vor Aufgaben“ in den Blick zu nehmen. 06.11.2018

Ein allgemeiner Auftrag Spannungsfeld: „Individualisierung-Pluralität-Komplexität“ als kirchlicher und gesell. Bildungsauftrag Handlungs-, Selbst- und Sozial des Individuums fördern Denn: Ohne diese Kompetenzen kein eigenverantwortetes Leben 06.11.2018

Ein Gemeinsamer Bildungsauftrag: Eigenverantwortliches Leben Individuum Komplexi- tät Pluralität Kompetenzstärkung/ Charismenorientierung Kompetenzorientierung Kirche Politik/ Gesellschaft 06.11.2018

Konsequenz für systematischen Ansatz Konsequenz für meinen theologischen Ansatz: Verbindung beider Pole = Kompetenzorientierung  Ziel: Beitrag zur Persönlichkeitsbildung in Selbst-, Sozial- und Handlungskompetenz in Leben, Kultur, Kirche und Gesellschaft als „gesprächsfähige“ und „pluralitätsfähige Identität[en]“. (DBK, Hg, Die Deutschen Bischöfe, Die Zukunft des konfessionellen Religionsunterrichts, Empfehlungen für die Kooperation des katholischen mit dem evangelischen Religionsunterricht. Bonn 2016, 5.) 06.11.2018

Schule als Kontext Schule als Ort der Verdichtung: weltanschauliche, kulturelle und religiöse Pluralität in einer spannungsreicher Konzentration Konsequenz: es braucht „gesprächsfähige“ und „pluralitätsfähige Identität[en]“ (DBK) UM ALLER MENSCHEN WILLEN Die Taufe als Perspektive: spezieller, genuiner Umgang mit Endlichkeit (konfessionsunabhängig) 06.11.2018

Christlicher Glaube als bestimmter Umgang mit Endlichkeit 2. Teil Christlicher Glaube als bestimmter Umgang mit Endlichkeit   06.11.2018

Grundanliegen kompetenzorientierter Theologie 2.1 Grundanliegen einer Kompetenzorientierten Systematischen Theologie Ausgang: Erfahrung der Endlichkeit als „Grunderfahrung“ des Individuums Blick auf die ganze Person in Individualität und Sozialität, Naturalität und Zeit Glaube als eine spezifische Kompetenz im Umgang mit dieser Grunderfahrung positive Würdigung der pluralen und komplexen Lebenswelt theologischer Ausgangspunkt ökumenische Perspektive 06.11.2018

Ausgangspunkt: Endlichkeitserfahrung 2.2 Der Ausgangspunkt: Die Endlichkeitserfahrung als intellektuelle und existentielle Grunderfahrung Intellektuelle Grunderfahrung „Kontingenz ist etwas, was weder notwendig ist noch unmöglich ist; was also so, wie es ist (war, sein wird), sein kann, aber auch anders möglich ist [bzw. möglich gewesen wäre].“ (N. Luhmann) → Ur-Frage des Menschen: Wo komme ich her? Und wo komme ich hin? 06.11.2018

Wo komme ich her? Wo komme ich hin? Karl Rahner (1904-1984) 06.11.2018

Oder Anders: ontologisch: „Warum gibt es etwas und nicht vielmehr nichts?“ (G. W. Leibnitz) personal: „Warum gibt es jemand und nicht vielmehr niemand?“ (H. Arendt) 06.11.2018

oder anders: ontologisch: „Warum gibt es etwas und nicht vielmehr nichts?“ (G. W. Leibnitz) personal: „Warum gibt es jemand und nicht vielmehr niemand?“ (H. Arendt) existentiell: „Warum gibt es mich und keinen anderen, der jetzt an meiner Stelle schwitzt und aufgeregt ist?“ (Th. P. Fößel) 06.11.2018

Existentielle Grunderfahrung Endliches, menschliches „Dasein heißt ein (…) vermitteltes Verhältnis haben (…) zu dem, was (1) in der objektiven Gegenstandswelt bzw. Außenwelt (‚Natur‘) der Fall sein kann, was (2) der Innenwelt, die einem Individuum bevorzugt zugänglich ist, zuzurechnen ist (‚Subjekt‘), was (3) in der personalen Mitwelt zur Interaktion fähig ist (‚Gesellschaft‘ [‚Sozialität‘]) und was (4) zeitlich datierbar ist, d.h. Ereignischarakter in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft besitzt (‚Zeit‘).“ 06.11.2018

Zeitlichkeit Sozialität Individualität Naturalität

Grenzen einer endlichen Existenz Zeit Befristung (Tod)/ Zukunftsungewissheit Sozialität Konkurrenz um Lebenschancen Individualität Endlichkeit / Verletzlichkeit/ Sterblichkeit Naturalität Erschöpfbarkeit/ Ressourcenknappheit

GOTTESERFAHRUNGEN IN DEN BEZIEHUNGSFELDERN Zeitlichkeit Sozialität Individualität Naturalität

Zeitlichkeit Sozialität Individualität Naturalität GLAUBENSKOMPETENZ  SPEZIFISCHE SELBST- UND SOZIALKOMPETENZ, DEUTUNGS- UND HANDLUNGSKOMPETENZ IM UMGANG MIT ENDLICHKEIT Zeitlichkeit Sozialität Individualität Naturalität

christliche Glaubenskompetenz  Deutungskompetenz aus Glaubenskompetenz 1. Positive Antwort auf die Urfrage: Wo komme ich her? Wo komme ich hin? 2. Endlichkeit wird deutbar als gottgeliebte bejahte, geliebte Endlichkeit 06.11.2018

Glaubenskompetenz als Bestimmter Umgang mit Endlichkeit  Handlungskompetenz aus Glaubenskompetenz Selbst- und Sozialkompetenz: Liebe zu Gott, zu sich, zum Nächsten an und in unterschiedlichen Gestaltungsorte und -formen 06.11.2018

Glaubenskompetenz als Bestimmter Umgang mit Endlichkeit  Glaubenskompetenz wird als relevant und glaubwürdig erfahrbar für das gläubige Individuum selbst in und für Kultur, Kirche und Gesellschaft für alle Menschen 06.11.2018

+ Glaubens-Kompetenz Ich Gesellschaft/ Kultur Relevanz/ Glaubwürdig-keit Gestaltung/ Umgang mit Endlichkeit Leben/ Kultur/ Kirche/ Gesellschaft Natur - Zeit

Mein Auftrag und Mein AnLiegen Sie in der individuellen Ausbildung Ihrer theologischen Kompetenz im Spannungsfeld von Individualität, Pluralität und Komplexität um aller Menschen willen zu fördern! 06.11.2018