Lebermetastase eines kolorektalen Karzinoms in einer Peliosis der Leber - Tücken in der Diagnostik - R.-A. Steifensand ¹, L. Füzesi ², J. Kuhlgatz ¹ ¹ Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Helios Albert-Schweitzer-Krankenhaus Northeim (Chefarzt: Dr. med. J. Kuhlgatz) ² Pathologisches Institut der Georg-August-Universität Göttingen, Abteilung Gastroenteropathologie (Direktor: Prof. Dr. med. L. Füzesi) Peliosis hepatis ist ein wenig häufiges Reaktionsmuster in der Leber in Form unterschiedlich großer, blutgefüllter, nicht mit Endothel ausgekleidete Räume im Leberparenchym (makroskopische und mikroskopische Läsionen). Sie kann in jedem Lebensalter auftreten und betrifft Männer und Frauen gleich häufig. Kausalpathogenetische Auslösefaktoren sind Medikamente (z.B. Anabolika, Azathioprin, Chemotherapeutika, Testosteron, Tamoxifen, Kortikosteroide, Kontrazeptiva), toxische Substanzen (z.B. Vinylchlorid), und bakterielle Erreger (z.B. Bartonella henselae (Katzenkratzkrankheit) bei AIDS und Tuberkulose). Die Formalpathogenese ist noch ungeklärt. Es wird vermutet, daß ein Sinusendothelschaden als Schrittmacherläsion fungiert. Meist verteilt sich die Peliose über die gesamte Leber, aber gelegentlich kommt es auch zu lokalisierten Peliosen, die dann manchmal als Metastase oder primäres HCC fehlgedeutet werden können. Es gibt auch eine extrahepatische Peliose. Sie betrifft meist die Milz, aber auch andere Organe wie Lymphknoten, Knochenmark, Lunge, Niere etc.. Klinisch ist die Peliosis stumm. Als Komplikation kann es zur Ruptur mit intraabdomineller Blutung kommen. Zur differentialdiagnostischen Abklärung kommt die Sonografie, Computertomografie und Kernspintomografie zum Einsatz. Kasuistik: 60-jährige Patientin mit Stuhlunregelmäßigkeiten seit 1 ½ Jahren kommt im mechanischem Ileus bei stenosierendem Sigmakarzinom mit singulärer Lebermetastase zur Aufnahme. 29.04.2008 anteriore Rektumresektion mit radikulärer Lymphadenektomie und atypischer Leberresektion Segment 6, Rekonstruktion durch 33mm-Stapler-End-zu-End Deszendorektostomie und Anlage eines protektiven Loop-Ileostomas. TNM-Klassifikation pT3b; pN1 (2/55); pM1 (HEP); G2;R0. Regelrechter peri- und postoperativer Verlauf, Portimplantation. 27.05.-30.09.2008 (neo)adjuvante FUFOX-Chemotherapie Ileostomarückverlagerung und Leber-PE Segment 7 12.11.2008 bei V. a. Metastase, Überraschungsbefund einer Peliosis hepatis. Hemihepatektomie rechts 26.02.2009 bei singulärer Metastase Segment 7 Diskussion: Im Rahmen der geplanten Leberresektion bei Verdacht auf eine Metastase eines kolorektalen Karzinoms zeigte sich der Überraschungsbefund eines großen prominenten Tumors, der die Lappengrenze erreichte. Dieser entsprach einer Peliosis. Bei nicht tastbarem und intraoperativ sonografisch nicht darstellbarer Metastase wurde bei Annahme einer Fehldiagnose auf die Resektion verzichtet. Im Rahmen der weiteren Tumornachsorge bei erneuter Größenzunahme und Anstieg des CEA-Wertes wurde dann die Hemihepatektomie rechts durchgeführt. Zusammenfassend sollte bei in der Bildgebung hochgradigem Verdacht auf eine Metastase eines kolorektalen Karzinoms eine adäquate Leberresektion auch beim Vorfinden eines Überraschungsbefundes einer Peliosis hepatis durchgeführt werden. CEA-Verlauf ¹ xxx ² xxx Literatur: R.-A. Steifensand Helios Albert-Schweitzer-Krankenhaus Northeim Sturmbäume 8-10, 37154 Northeim Tel.: 05551/97-1401 ric.steifensand@helios-kliniken.de