Symposium: 17, Raum: E.2.05 Beitrag: Theoriekonstrukte

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
H - A - M - L - E - T Handlungsmuster von Lehrerinnen und Lehrern beim Einsatz neuer Medien im Unterricht der Fächer Deutsch, Mathematik und Informatik.
Advertisements

Vorlesung zur Lehrveranstaltung „Internet-Learning“ im SS 2003
Einführung in die Wirtschaftspädagogik – Vorlesung im SS 2009
Master of Arts: Inklusive Pädagogik und Elementarbildung Elementar- und Integrationspädagogik Dr. Arno Koch.
Experimente im Sachunterricht
Räumliche Orientierung Lehrveranstaltungsraum:
Inhalt Beratung in der Hochschullehre
DiZ Zentrum für Hochschuldidaktik der bayerischen Fachhochschulen
Wissenschaftliches Arbeiten als Arbeitsprozess
Evaluation von Gesundheitsförderung im Unterricht und in der Schule
Einführung in die qualitativen Forschungsmethoden
Wissensmanagement - Expertendiskussion
Räumliche Orientierung Lehrveranstaltungsraum:
Der Umgang mit qualitativ erhobenen Daten: Strategien der Datenanalyse
Eine prominente Strategie qualitativer Sozialforschung
Auftaktveranstaltung Set Vechta
Qualitative Forschung
Einführung von Groupware
Das Experteninterview
MBFJMWVLW Ökonomische Bildung am Gymnasium, Ökonomische Bildung am Gymnasium in Rheinland-Pfalz.
Unterrichtskonzepte im Überblick
Dr. Jessica Blings Prof. Andreas Fischer
Die professionelle Lerngemeinschaft
Einführung zur «Reflection in Action» in den Handlungssequenzen
Arbeitstitel der Dissertation:
professioneller Akteur
Gemeinsames Verständnis von Qualität
Was ist eigentlich Wirtschaftspädagogik?
Zentrale Diskussionspunkte in Fragen religiöser Kompetenzentwicklung
Meine Professionalisierung in KiP Wenzl Ilse BRG 18 Schopenhauerstrasse.
Das Didaktische Dreieck...
Herzlich willkommen! Ihre Referentin: Dr. Elfriede Schmidinger
1784 Spezialisierungsverstaltung (Qualitative Sozialforschung) SS 2012 Ao.Univ.Prof. Dr. Karl-Michael Brunner Institut für Soziologie und empirische Sozialforschung.
Didaktik des BM-Unterrichts: Übergreifende BM-Ziele und Fachinhalte
Tag der Lehre 2012 Forschendes Lernen.
Diplomarbeit Christina Frotschnig
Diplomarbeit Christina Frotschnig
Problemorientierter Unterricht (POU) Zukunft HMS
Friederike Maier Hochschultag HWR Berlin 2013
Problem basiertes Lernen und Lehren in der Praxis
Das Europäische Sprachenportfolio
Die MINT-Thematik aus pädagogischer und bildungsökonomischer Sicht Prof. Dr. Dres. h.c. Rolf Dubs, ehem. Rektor Universität St.Gallen.
Einführung in die allgemeine Didaktik / Fachdidaktik
Fortbildungsplanung fokussiert auf Unterrichtsentwicklung
Deutschlehrerwoche / Bariloche – Jürgen Mertens Sprachlehrerausbildung (nur?) im Fernstudium (E-LINGO)
Pilotprojekt Knappertsbusch Hintergründe für das Projekt 1/II StVO – Die Teilnahme am Straßenverkehr beruht auf gemeinschaftlicher Kommunikation,
KiP 2 – Finissage, 4. Mai 2012 Christine Heidinger Das Bio-KiP-Modell: Wie gelingt der Zugang zur Welt der Naturwissenschaften? SchülerInnen, LehrerInnen,
Projet assurance qualité: Evaluation der Qualitätssicherung in den luxemburgischen Jugendhäusern Universität Luxemburg
Kompetenzorientiert fortbilden –kompetenzorientiert unterrichten
Forschungsplattform Theorie und Praxis der Fachdidaktik(en)
Fachdidaktik an der Universität Wien aus der Sicht der Studierenden
Forschungsplattform Theorie und Praxis der Fachdidaktik(en)
Spannende Spannungsfelder in der Theorie von Fachdidaktiken Cluster 3: Stefan Götz, Birgit Lasser, Andrea Lehner-Hartmann, Robert Tanzmeister, Katharina.
Theoriearbeit in der FPL spontane Diskussionen, Vorschläge (PCK, Systemtheorie…) Hochladen je 1 Publikation der PG Lektüre von Publikationen.
Forschungsplattform Theorie und Praxis der Fachdidaktiken Workshop Finalisierung der Forschungsinstrumente 28 – 29. Jänner 2010 USZ 1, Schmelz.
Sparkling Science an der HTL Wien 10. Interkulturelle Spurensuche Mit Demokratiezentrum Wien und Initiative Minderheiten Partnerschule HTL/HAK Ungargasse.
Mentoren und Mentorinnen
Informationen zur Realschule
Der ausführliche Unterrichtsentwurf für das Fach Geschichte an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe Nach dem Grundsatzpapier zur schriftlichen Unterrichtsplanung.
1 Strukturierung von Situationen (Strukturierung als Lernkomponente) Thomas Höpfel Seminar für Rechtstheorie und Rechtsinformatik WS 2004/05.
Workshop: Professionelle Lerngemeinschaften- Initiierung von Unterrichtsentwicklung 1. Einführung: Wirkung und Kennzeichen von PLGs 2. Einzelarbeit: Entwicklungsprofil.
Zur Praxis des kompetenzorientierten Unterrichts
1 Partizipative Seminarplanung und -evaluation Was ist Qualität in der Lehre? Eine Lehrveranstaltung ist ein komplexes, interaktives und kommunikatives.
Empirische Sozialforschung am Beispiel der Limburger Nordstadt
Agenten und Multi-Agenten-System
Qualitative Interviews Sabina Misoch ISBN: © 2015 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Mu ̈ nchen/Boston Abbildungsübersicht / List of Figures.
Die Fragestellung Was ist das Young Physicists’ Tournament? (Ziele, Organisation und Durchführung, didaktischer und pädagogischer Wert des Turniers) Was.
Forschungsplattform „Theorie und Praxis der Fachdidaktik(en)“ Stefan Götz (Fakultät für Mathematik) Christiane Dalton-Puffer (Institut für Anglistik und.
Die klassischen Methoden der historisch-vergleichenden Forschung Universität Zürich Soziologisches Institut Seminar: Methoden des internationalen Vergleichs.
Bildungsstandards Biologie Bernd Blume, Michael Bruhn, Bernd Klaunig, Volker Schlieker.
 Präsentation transkript:

Symposium: 17, Raum: E.2.05 Beitrag: Theoriekonstrukte Welche Theoriekonstrukte werden in den Fachdidaktiken der Uni Wien verhandelt? Erste Ergebnisse aus einer Interviewstudie Andrea Lehner-Hartmann, Franz Radits, Manfred Bardy-Durchhalter, Petra Ganglbauer, Birgit Lasser, Petra Marksteiner, Jürgen Szumovsky

Gliederung Problemstellung Ziel und Datenbasis der Studie Methodologie und Methode Ergebnisse Ausblick

Problemstellung Fachdidaktiken sind junge wissenschaftliche Disziplinen: Gegenstand? Erkenntnisrahmen? Eine vergleichende Darstellung der theoretischen Grundlegung der einzelnen FD stellt ein Desiderat in der FD-Forschung dar: FD als autochthone Theorie schwach ausgebildet verbreitet ist eine exemplarische Herangehensweise (Giest – Sachunterricht; Reiss & Ufer Mathematik; Duit et al. Nawi) Reiss & Ufer 2010: FD Forschung fokussiert auf fachliche Inhalte und schulisches Lernen und Lehren Aufgabenspektrum wäre breiter: Curricula, Lernumgebungen, Lehrmaterialien, Lernvoraussetzungen u. –ergebnisse, Lehrerwissen und -handeln

Problemstellung Reiss & Ufer 2010: FD als Gesamttheorie fehlt; zu erwarten sind gesicherte Theorien für kleinere abgegrenzte Teilbereiche In dieser Forschungslücke versucht sich die FPF zu platzieren Ausgangspunkt: über eine vergleichende Untersuchung der Theoriediskurse der einzelnen FDen lassen sich Differenzen und Parallelen auffinden, die zu einem besseren Verständnis der theoretischen Verfasstheit führen Annahme: FD Lehre arbeitet reflektiert theoriebezogen FD Forschung entwickelt Theorien über adäquate Forschungsmethodik weiter und evaluiert deren Effekte auf unterschiedliche Handlungsfelder

Ziel und Datenbasis der vorliegenden Studie Quantitative Forschungslage ist unbefriedigend, qualitative Studien zielführender (Baumert/Kunter 2006) Das Forschungsdesign war von daher in der qualitativen Forschung (Steinke 1999, Flick 32010, Flick/Kardoff/Steinke 72009) zu verankern, um die vorhandenen fachdidaktischen Theorien zu rekonstruieren und weiter zu entwickeln und der Überprüfung zu unterziehen. Pilotstudie, die das Ziel hat, forschungstaugliche Kategorien für die Auswertung der Interviews zu generieren Diese Vorgangsweise erscheint notwendig, weil kaum tragfähige Theoriekonstrukte zur Deduktion von Kategorien vorhanden sind

Ziel und Datenbasis der vorliegenden Studie Befragung von LehrveranstaltungsleiterInnen soll Einblick in die theoretische Verfasstheit der FD an der Universität Wien geben Reihe von 14 Fallstudien zur Exploration der theoretischen, handlungsleitenden und/oder zumindest handlungsrechtfertigenden Konstrukte (Helmke 22004) der Fachdidaktiken an der Universität Wien Forschungsfragen: Wo lassen sich Spuren fachdidaktischer Theoriebildung und aktueller Theoriediskurse antreffen und worüber theoretisieren ExpertInnen von 14 verschiedenen FD der Uni Wien? Auf welchen theoretischen Grundlagen agieren und forschen die einzelnen Fachdidaktiken der Universität Wien?

Methodologische Überlegungen LV-LeiterInnen sind AkteurInnen mit Wissensvorsprung: ExpertInnen (Meuser/Nagel 2006) ExpertInnenwissen: Spezialwissen, welches nicht immer bewusst und detailliert verfügbar ist; als „verdichtetes Wissen“ erlaubt es in komplexen Problemsituationen rasch und adäquat Einschätzungen vorzunehmen und zu handeln (Bromme 1992) Diskursiv verfügbar sind erinnerte Entscheidungsverläufe und offizielle Entscheidungskriterien, nicht aber die fundierende Logik des Entscheidens und der Routinen des Expertenhandelns (Meuser/Nagel 2006)

Methodisches Vorgehen Verdichtetes Wissen kann nicht einfach abgefragt, sondern muss aus den Äußerungen der ExpertInnen rekonstruiert werden: Experteninterview in Form eines leitfadengestützten offenen Interviews (Meuser & Nagel 1991) Explorative Fallstudien (Fall = zwei Interviews aus einem Fach) mit anschließender cross case-Analyse (Yin 2003) Auswertung der Interviews: Deduktiv – aus Zielen des Forschungsantrags und reflexiv-diskursiv; Probekodieren, Generierung induktiver Kategorien; Kodierung mittels AtlasTi Kodieren – Gegenkodieren – Erstellen von Kodierregeln – Ankerbeispiele Erstellen von Maps: zur Reduktion des Materials und zur Vergleichbarkeit

Version 1_Februar 2011_Physik

Religionsdidaktische Auf institutioneller Ebene anerkannter Mainstream FD ist keine Anwendungs- wissenschaft Godwin Lämmermann subjektorientiert Ulrich Hemel Religionsdidaktische Prinzipien Anschaulichkeit Transparenz Performative Religionsdidaktik FD-Konzepte Ev. Rel. Eigener FD-Ansatz Auf institutioneller Ebene anerkannter Mainstream Prägende Konzepte Methodisches Kompendium von Rainer Lachmann Fachdidaktik wird umfassender auch als Religionspädagogik betrieben. Unterrichtsentwicklungs- konzept von Klippert Reformpädagogisches Konzept Klafki Hilbert Meyer Jürgen Wiechmann Interreligiöses Lernen Version 1_Februar 2011_Evangelische Religion

Version 4_Juli 2011_Vorlage

Version 4_Juli 2011_Informatik

Version 4_Juli 2011_Deutsch

Methodisches Vorgehen Zirkulärer Prozess (Steinke 1999, Flick 32010): mehrphasige iterative Revision der Kategorien, Validierung auf unterschiedlichen Ebenen Schriftliche Fallbeschreibungen und cross case-Analyse

Ergebnisse Begrifflichkeiten, die häufig verwendet werden und die auf gemeinsame diskursive Anbindungen hinweisen:

Ergebnisse: induktive Kategorien Konstruktivistische Orientierung Selbständigkeit der Lernenden Reflexion Alltagswissen, Vorerfahrungen einbinden Schülervorstellungen Interessensorientierung Subjektorientierung Kompetenzorientierung Methodische Orientierung Fachvermittlung im Vordergrund Inhaltsreduktion, kleine Lernschritte Prozessorientierung Altersadäquat Angenehme Atmosphäre Spielerisch lernen Lernen am Vorbild, Beispiel Lehrer als Coach, Fazilitator Wertschätzung der Lerner Interdisziplinarität Forschung

Diskussion 1: Reflexion als Kernbegriff Reflexion hat im Professionalitätsdiskurs einen zentralen Stellenwert Fähigkeit, Praxis theoretisch zu reflektieren und Theorie praktisch werden zu lassen, macht professionelle Lehrperson aus (Terhart 2000) Reflective practitioner (Donald Schön): reflection in action reflection on action Ergänzt um Einbeziehung des sozialen, institutionellen und curricularen Kontextes Reflective practice gehört zu den Standards der Lehrerprofession INTASC

Diskussion 1: Reflexion als Kernbegriff Reflexion in der Praxis Sport: selbsterlebendes Arbeiten und Trainieren Reflexion von Praxis (Unterricht, eigene Erfahrungen als S, L, Methoden, Lehrpläne) Geschichte: Planungsmatrix zur systematisierten Reflexion Physik: Reflexion von SchülerInnenvorstellungen Selbstreflexion Eigene Rolle Biografische Erfahrungen Beliefs (E)

Reflexion in den FDen Reflexion in der professional community Englisch: critical friends Biologie, Informatik: Feedback geben, Coaching, Mentoring Inhaltliche Reflexion Sprachreflexion (Deutsch) nature of science (Chemie) Sinnverstehen von Fachinhalten über Reflexion (Mathematik) Mehrebenen-Reflexion Inhaltlich – individuell – interaktional – systemisch (kath. Rel.)

Diskussion 2: Fachspezifische Theoriekonstrukte Informatik: fehlendes Wissensmonopol auf Seiten der L als Herausforderung für erfordert anderes Verständnis der L-Rolle (Coaching, Mentoring) Entwickeln einer schülergerechten Sprache als wichtiger fachdidaktischer Inhalt (M, Ph) Prozessorientierung in Geschichte Forschendes Lernen im Sinne von inquiry learning in Nawi FD wird ein bestimmtes Menschenbild zugrunde gelegt (KathRel): Lernende als religiöse, fragende Menschen ernst nehmen

Ausblick Kategorien für die Codierung der restlichen Interviews Material für die Triangulation mit Dokumentenanalyse, Fragebogenstudie und ev. Beobachtungsstudie Impuls für die Theoriebildung von FD allgemein (in der FPF) Impuls für die Weiterentwicklung in den einzelnen FDen