Die Bindungsmodelle John Bowlby (1907-1990).

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 Präsentation transkript:

Die Bindungsmodelle John Bowlby (1907-1990)

Gliederung Konzept des inneren Arbeitsmodells Die „Fremde Situation“ Ergebnisse der Studie Folgen der Bindungen Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem soziökonomischen Status und der Bindung?

1 Konzept des inneren Arbeitsmodells = theoretisches Konstrukt der kognitiven Repräsentation oder Konstruktion von Interaktionserfahrungen Kinder entwickeln Vorstellungen darüber, wo die Bezugsperson ist wie sie in Notsituationen reagiert wie verfügbar, wie zugewandt sie ist wie das Kind selbst in die Beziehung einzuordnen und zu bewerten ist

weitere soziale und emotionale Entwicklung Generalisierung = Übertragung auf andere Beziehungen  Erwartungen an das Verhalten anderer Menschen Selbstbild weitere soziale und emotionale Entwicklung

Entwicklung von mehreren Arbeitsmodellen möglich: selektive Erinnerung und Deutung von Interaktionserfahrungen Modelle sind veränderbar

2 Die fremde Situation Versuchsaufbau nach Bowlby/ Ainsworth zur Klassifizierung von Bindungsmodelle heute: Diagnoseinstrument Grundlagen: Mutter, Kind (12-18 Monate), fremde Person, unbekannte Umgebung Beobachtung der Reaktion des Kindes bei Rückkehr der Mutter

Ablauf „Fremde Situation“ 30 sec Experimentator zeigt Mutter und Kind den Versuchsraum, verlässt ihn 3 min Mutter, Kind: Mutter bringt Kind zum Alleinspiel 3 min Fremde, Mutter, Kind 1.Min: Fremde schweigt 2.Min: Fremde spricht mit Mutter 3.Min: Fremde spricht Kind an Mutter verlässt Raum ohne Verabschiedung 3 min Fremde, Kind: Fremde reagiert auf Kind 3 min Mutter, Kind : 1.Wiedervereinigung: Mutter begrüßt Kind, bringt es zum Alleinspiel, verabschiedet sich, verlässt Raum 3 min Kind: Kind allein im Raum 3 min Mutter, Kind :2.Wiedervereinigung: Mutter begrüßt Kind, spielt mit ihm

3 Ergebnisse der Studie (1978) Art der Bindung sichere Bindung unsicher-vermeidende Bindung unsicher-ambivalente Bindung Verhalten des Kindes aktive Suche nach Kontakt, Nähe zur/ Interaktion mit der Mutter Vermeidung von Interaktion mit der Mutter; Kontaktsuche gegenüber Fremden Widersprüchlichkeit zwischen auffälliger Interaktions- und Kontaktresistenz und Suche nach Kontakt und Bemühen um Aufrechterhaltung desselben Verhalten der Mutter hohe Sensitivität zurückweisend, Vermeidung von Körperkontakt, störendes Eingreifen in Aktivitäten des Kindes, Dominanz gewisse Ungeschicklichkeit im Körperkontakt, wenig Anregung, Vernachlässigung

Sensitivität = Fähigkeit zum Verstehen der kindlichen Signale = realistische Wahrnehmung und Interpretation = Bereitschaft zu prompter und angemessener Reaktion Grundlage: Persönlichkeitsmerkmale Rating-Skala von 1 (extrem geringe S.) bis 9 Ergebnisse der Baltimore-Studie: Sichere Bindung: Ø 6,5 Unsicher-vermeidende Bindung: Ø 2,42 Unsicher-ambivalente Bindung: Ø 2,38

Ergänzungen durch Solomon und Main (1986) Desorganisierte - desorientierte Bindung Bizarre Verhaltensweisen, gleichzeitiges Auftreten widersprüchlicher Verhaltensmuster gegenüber der Mutter, abnorme Körperhaltungen, ängstliche Besorgnis gegenüber der Mutter Ursache: z. B. Misshandlungen

4 Folgen der Bindungen sicher unsicher-vermeidend/-ambivalent desorganisiert besseres Funktionieren in sozialen Beziehungen zu Gleichaltrigen und Erwachsenen, höhere soziale Kompetenz und Kooperativität, höhere Akzeptanz von Normen der Eltern, weniger Aggressivität ungünstige Begleitumständen: geringer entwickelte soziale Kompetenz, aggressiver, geringere Verinnerlichung von Normen der Erwachsenen ohne besondere Belastungen : bessere Prognose bei Anschluss an Gleichaltrigengruppe -> soziales Lernen -> Erwerb sozialer Kompetenz massive Wutgefühle, Aggressionen, geringe bis keine Akzeptanz gesellschaftlicher Normen, hoher Mangel an sozialer Kompetenz; Devianz, psychische Störungen

Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem sozio-ökonomischen Status und der Bindung? Bielefeld, 1977, Grossmann Berlin, 1989/90, Klann-Delius und HederVari

Quellen: Hopf, Christel: Frühe Bindungen und Sozialisation. München 2005