zur Pharmakovigilanz und Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS)

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 Präsentation transkript:

zur Pharmakovigilanz und Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) Definitionen zur Pharmakovigilanz und Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) Dr. Horst Möller Ministerialrat a. D.

Änderung der Richtlinie 2001/83/EG Artikel 1 (alt): 11. Nebenwirkung: Eine Reaktion auf das Arzneimittel, die schädlich und unbeabsichtigt ist und bei Dosierungen auftritt, wie sie normalerweise beim Menschen zur Prophylaxe, Diagnose oder Therapie von Krankheiten oder für die Wiederherstellung, Korrektur oder Änderung einer physiologischen Funktion verwendet werden. Artikel 1 (neu): unbeabsichtigt ist.

Änderung der Richtlinie 2001/83/EG Erwägungsgründe (5)Aus Gründen der Klarheit sollte die Definition des Begriffs „Nebenwirkungen“ so geändert werden, dass sicher gestellt wird, dass er nicht nur schädliche und unbeabsichtigte Wirkungen bei genehmigungsgemäßer Anwendung des Arzneimittels in normaler Dosierung umfasst, sondern auch solche bei Medikationsfehlern und Anwendungen des Arzneimittels, die über die Bestimmungen der Genehmigung für das Inverkehrbringen hinausgehen, einschließlich Fehlgebrauch und Missbrauch des Arzneimittels.

Änderung der Richtlinie 2001/83/EG Artikel 107a (5) Die Mitgliedstaaten stellen sicher, dass Meldungen über vermutete Nebenwirkungen infolge eines Fehlers bei der Anwendung eines Arzneimittels, die sie erhalten, in die EudraVigilance-Datenbank eingegeben werden und allen in ihrem Hoheitsgebiet für die Patientensicherheit zuständigen Behörden, Stellen, Organisationen oder Institutionen zugänglich gemacht werden. Guideline on good pharmakovigilance practices (GVP)

Definition 1: Pharmakovigilanz Pharmakovigilanz ist die Gesamtheit der Maßnahmen zur Entdeckung, Erfassung, Bewertung und Vorbeugung von Nebenwirkungen sowie anderen arzneimitteltherapiebezogenen Problemen, die bei der Anwendung von Arzneimitteln auftreten. Pharmakovigilanz leistet damit wichtige Beiträge zur Gewährleistung der Produktsicherheit (Arzneimittelsicherheit) sowie zur Verbesserung des Medikationsprozesses (Arzneimitteltherapiesicherheit).

Definition 2: Arzneimittelsicherheit (AMS) Arzneimittelsicherheit beinhaltet die laufende und systematische Überwachung der Sicherheit eines Fertigarzneimittels mit dem Ziel, dessen bei bestimmungsgemäßem Gebrauch auftretenden unerwünschte Wirkungen zu entdecken, zu bewerten und zu verstehen, um entsprechende Maßnahmen zur Risikominimierung ergreifen zu können. AMS leistet auf der Grundlage seiner Erkenntnisse einen wesentlichen Beitrag zur ständigen Aktualisierung des Zulassungsstatus und damit zur Definition des bestimmungsgemäßen Gebrauchs.

Definition 3: Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) AMTS ist die Gesamtheit der Maßnahmen zur Gewährleistung des bestimmungsgemäßen Gebrauchs eines Arzneimittels. Damit wird eine optimale Organisation des Medikationsprozesses mit dem Ziel angestrebt, unerwünschte Arzneimittelereignisse insbesondere durch Medikationsfehler zu vermeiden und damit das Risiko für den Patienten bei einer Arzneimitteltherapie zu minimieren.

Definition 4: Medikationsprozeß Der Medikationsprozeß beinhaltet alle Stufen der Arzneimitteltherapie und umfasst darauf bezogen: Diagnose, Patientencharakteristik ► Verordnung, Selbstmedikation ► Transkription ► Distribution / Dispensierung ► Patienteninformation ► Anwendung (Applikation/Einnahme) ► Freisetzung, Wirkung ► Therapie-Monitoring ► Ergebnisbewertung.

Definition 5: Bestimmungsgemäßer Gebrauch Der bestimmungsgemäße Gebrauch eines Arzneimittels beinhaltet seine Anwendung entsprechend der Produktinformation (Lable-Use). Ferner wird nach allgemeiner Rechtsauffassung auch die Anwendung eines Arzneimittels nicht oder nicht voll entsprechend der Produktinformation (Off-Label-Use) dann dem bestimmungsgemäßen Gebrauch zugerechnet, wenn diese dem Stand der medizinischen Wissenschaft entspricht und insoweit von einem positiven Nutzen-Risiko-Verhältnis ausgegangen werden kann.

Definition 6: Arzneimitteltherapiebezogene Probleme (ATBP) Arzneimitteltherapiebezogene Probleme sind sämtliche Situationen, die im Verlauf der Arzneimittelanwendung auftreten und den angestrebten Erfolg der Therapie tatsächlich oder potenziell gefährden können. ABP beinhalten alle unter 7 bis 10 genannten Kategorien.

Definition 7.1: Medikationsfehler Jeder unbeabsichtigte Fehler durch Angehörige eines Gesundheitsberufs, Patienten oder Verbraucher bei der Verordnung, Zubereitung, Abgabe oder Verabreichung eines Arzneimittels. Guideline on good pharmakovigilance practices (GVP)

Definition 7.2: Medikationsfehler Ein Medikationsfehler ist jeder unbeabsichtigte nicht bestimmungsgemäße Gebrauch eines Arzneimittels. Medikationsfehler sind insoweit grundsätzlich vermeidbar. Medikationsfehler können im gesamten Medikatiosprozess auftreten, insbesondere bei der Verordnung, Abgabe oder Anwendung des jeweiligen Arzneimittels. Sie können von Ärzten, Apothekern oder anderen Angehörigen eines Gesundheitsberufes sowie von Patienten oder deren Angehörigen verursacht werden.

Definition 7.3: Medikationsfehler Medikationsfehler können nach verschiedenen Kategorien klassifiziert werden: ● Fehler – Beinahe-Fehler ● Fehler ohne Schädigung – Fehler mit Schädigung ● Fehler mit vorübergehender Schädigung – Fehler mit Dauerschädigung ● Fehler ohne Todesfolge – Fehler mit Todesfolge.

Definition 8: Unerwünschtes Arzneimittelereignis (UAE) Ein UAE ist ein schädliches Ereignis, dass in einem rein zeitlichen Zusammenhang mit einer Arzneimittelanwendung auftritt.

Definition 9: Nebenwirkung Eine Nebenwirkung ist eine schädliche und unbeabsichtigte Reaktion auf die Anwendung eines Arzneimittels. Sie kann bei bestimmungsgemäßem Gebrauch oder in Folge eines Medikationsfehlers auftreten.

Definition 10: Unerwünschte Arzneimittelwirkung (UAW) Eine UAW ist eine schädliche und unbeabsichtigte Reaktion, die beim bestimmungsgemäßen Gebrauch eines Arzneimittels auftritt. UAW sind insoweit grundsätzlich nicht vermeidbar.

Definition 11: AMTS-Forschung AMTS-Forschung beschäftigt sich mit der Analyse, Optimierung und Evaluation des Medikationsprozesses. Dazu verwendet sie in einem multidisziplinären Ansatz geeignete Methoden insbesondere der Epidemiologie, der Klinischen Pharmazie, der Klinischen Pharmakologie und der Versorgungsforschung. Im Ergebnis soll eine verbesserte Arzneimitteltherapie beim Patienten nachweisbar sein. Besondere Schwerpunkte der AMTS-Forschung sind Organisationsforschung (koordiniertes Zusammenwirken aller am Medikationsprozess Beteiligten) und Implementierungsforschung (Umsetzung von Forschungsergebnissen und validen wissenschaftlichen Erkenntnissen in die therapeutische Praxis).