Ökonomie DLG 2006 Konjunktur, Inflation und Wirtschaftspolitik 27. 6

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Ökonomie DLG 2006 Konjunktur, Inflation und Wirtschaftspolitik 27. 6

Reales Bruttoinlandprodukt (zu Preisen von 2000) Mrd. Fr. 450 reales BIP 400 350 300 250 quadratischer Trend 200 150 100 50 48 52 56 60 64 68 72 76 80 84 88 92 96 00 04

Auslöser von Konjunkturschwankungen Zunahme / Abnahme Exporte BIP Welt (aber was bestimmt BIP Welt ???) Wechselkurs Zunahme / Abnahme Investitionen realer Zinssatz Erwartungen (aber was bestimmt Erwartungen ???) privater Konsum („Stimmung“, Sparen, Vermögen) Fiskalpolitik (Ausgaben, Steuern) Geldpolitik (vor allem restriktive) Preisschocks (Erdölpreis) Politische, militärische Ereignisse (11/9)

Auslöser von Konjunkturschwankungen BIP regelmässige Fluktuationen um Trend Wendepunkte stetiges Trendwachstum ohne Schwankungen Fragen: Sind sie Folge externer Schocks oder interner Mechanismen? Welche Kräfte stabilisieren / destabilisieren das System? Beeinflussen die Fluktuationen das Trendwachstum? Was kann/soll die Wirtschaftspolitik tun? Eingreifen? Zeit

Reaktion auf einmaligen Schock BIP stetiges Wachstum ohne Schwankungen einmaliger Schock mit stetiger Rückkehr zu Trendwachstum Schock einmaliger Schock ohne Rückkehr zu Trendwachstum Mögliche Ursachen? Zeit

Reaktion auf Reihe von Schocks BIP Konjunkturverlauf als Abfolge von Schocks auf ein selbst-stabilisierendes System Schock Schock stetiges Wachstum ohne Schwankungen Schock Zeit

Stabilisierende Faktoren Faktoren die Wachstum des potentiellen BIP sind zum Teil unabhängig von aktueller Wirtschaftslage: Technischer Fortschritt Bevölkerungswachstum Automatische Stabilisatoren: Arbeitslosenversicherung progressive Einkommenssteuer Flexible Märkte (Preise sinken in Rezession, steigen in Boom) Wechselkurs (tendenziell Aufwertung in Boom) Gute Wirtschaftspolitik (richtige Massnahme, gutes Timing)

Destabilisierende & prozyklische Faktoren Selbstverstärkende Erwartungen (z.B. pessimistische Investoren, optimistische Konsumenten) Herdeneffekte (Investitionen, Aktien- und Immobilienmärkte) Nur langsamer Abbau von Stockgrössen (z.B. Verschuldung von Staat oder Haushalten) Einkommensmultiplikator Unflexible Märkte (keine Abnahme der Preise bei Überangebot) Schlechte Wirtschaftspolitik (falsche Massnahme, schlechtes Timing)

Auslöser von Konjunkturschwankungen BIP Wieso kommt es zu Rückkehr zu Trend? Schock stetiges Trendwachstum ohne Schwankungen keine Rückkehr zu Trend sondern Anhalten des Aufschwungs Zeit

Welche Ursachen von Inflation kennen Sie?

Vorjahresveränderung des LIK als Mass der Inflation (1990-2006) Vorjahresver- änderung in % 6 5 4 3 2 1 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 Quelle: BfS

Die Quantitätsgleichung M V = P Q Preisniveau Geldmenge Umlaufsgeschwindigkeit reales BIP

Die Quantitätsgleichung M V = P Q Geldstrom Güterstrom Diese Gleichung gilt per Definition. Sie ist eine Geld-Nachfragefunktion.

der wirtschaftliche Kreislauf Ertrag Konsumausgaben Gütermärkte Produktion von Waren und Dienstleistungen Einkauf Waren und Dienstleistungen der wirtschaftliche Kreislauf Unternehmen Haushalte Produktions- inputs Arbeit, Kapital Märkte der Produktionsfaktoren Löhne, Zinsen Gewinne Einkommen

Die Quantitätsgleichung Für einige Ökonomen ist die Quantitätsgleichung mehr als nur eine Definition. „Inflation is always and everywhere a monetary phenomen.“ (Milton Friedman) M V = P Q konstante Umlaufgeschwindigkeit gegebenes BIP Aber: Ist die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes tatsächlich konstant?

Umlaufsgeschwindigkeit in der Schweiz 1990 - 2005 nominales BIP M1 V = 1 2 3 4 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 Quelle: BfS, SNB, eigene Berechnung

Inflation und Quantitätsgleichung Veränderung Umlaufsge-schwindigkeit M V = P Q Ausgedrückt in Wachstumsraten: Veränderung Umlaufsge-schwindigkeit Geldmengen-wachstum BIP-Wachstum + = + Inflation

Veränderung Umlaufsge-schwindigkeit Inflation und Quantitätsgleichung Exkurs: Europäische Zentralbank (EZB) Veränderung Umlaufsge-schwindigkeit Geldmengen-wachstum BIP-Wachstum - = + Inflation Referenzwert EZB 4.5% -0.5% bis -1% ~2% = + - 2% bis 2.5%

Inflation und Geldmengewachstum 75 Länder 1980-1990, durchschnittliche Jahreswerte Inflationsrate in % 1000 Bolivien Argentinien 100 Peru Israel Mexiko 10 Schweiz USA Deutschland Singapur Japan 1 1 10 100 1000 Wachstumsrate der Geldmenge in %

Wachstumsrate der Geldmenge Europäische Länder 1980-1990 25 20 Griechenland Portugal 15 Inlfation Italien 10 Spanien Schweden Irland UK Norwegen Deutschland 5 Belgien Österreich Schweiz Niederlande 5 10 15 20 25 Wachstumsrate der Geldmenge Quelle: IMF

Wachstumsrate der Geldmenge Europäische Länder 1990-2000 10 Griechenland 8 6 Inlfation Portugal 4 Spanien Italien UK Irland 2 Belgien Deutschland Schweiz 5 10 15 20 25 Wachstumsrate der Geldmenge Quelle: IMF

Wachstumsrate der Geldmenge Europäische Länder 2000-2005 4 Irland Griechenland Spanien 3 Portugal Niederlande UK Italien Inlfation Belgien 2 Österreich Norwegen Deutschland Schweden Finnland 1 Schweiz 5 10 15 20 Wachstumsrate der Geldmenge Quelle: IMF

Inflation in Lateinamerika – 3 Perioden 1991-2000 1980-1990 10000 10000 Bolivia 1000 Brasilien 1000 Brasilien Argentina Inflation 100 Inflation 100 Argentina Mexico Venezuela Venezuela Mexico 10 Chile 10 Chile 1 1 1 10 100 1000 10000 1 10 100 1000 10000 Geldmengenwachstum Geldmengenwachstum 2001-2005 30 Venezuela 20 Inflation Argentina 10 Brasilien Chile Mexico 10 20 30 40 50 Geldmengenwachstum Quelle: IMF

Vorjahresveränderungen LIK und M1 (1986-2006) VJV LIK -10 -5 5 10 15 20 25 VJV M1 Steigen die Preise bei steigendem Geldangebot? 6 4 2 -2 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 Quelle: BfS, SNB

Wieso steigen die Preise bei steigendem Geldangebot? Der Zusammenhang zwischen hohen Geldmengenwachstum und Inflation ist eindeutig. Mögliche Erklärungen: Die Wirtschaftssubjekte verändern ihre Inflationserwartungen, wenn das Geldangebot steigt, und erhöhen Preise und Lohnforderungen. Die Nachfrage steigt bei gegebenen Angebot und führt zu Preissteigerungen (Marktdiagramm). Wenn eine Regierung nicht in der Lage ist, ihre Ausgaben über Steuereinahmen zu finanzieren, kann sie sich bei der Zentralbank verschulden = „Geld drucken“.

Welche Ursachen von Arbeitslosigkeit kennen Sie?

Was bestimmt die Position der Kurve? Wann verschiebt sie sich? Das Arbeitsangebot Lohn Arbeitsangebot der Haushalte Was bestimmt die Position der Kurve? Wann verschiebt sie sich? Erwerbstätige

Der Arbeitsmarkt Lohn Arbeitsangebot der Haushalte Arbeitsnachfrage der Unternehmen w N Erwerbstätige

Arbeitslosigkeit durch zu hohes Lohnniveau Überangebot auf dem Arbeitsmarkt Arbeitsangebot der Haushalte Mögliche Ursachen für das zu hohe Lohnniveau (Arbeitskostenniveau) Inflexibilität der Löhne Lohnnebenkosten w* NA NN w Arbeitsnachfrage der Unternehmen Nachfrage Angebot N Erwerbstätige

Gleichgewichts-beschäftigung Arbeitsmarkt Lohn Arbeitsnachfrage Arbeitsangebot Gibt es hier Arbeitslose? Gleichgewichtslohn Gleichgewichts-beschäftigung Arbeitsstunden N

Arbeitsmarkt Gleichgewichtslohn Lohn N Arbeitsangebot Arbeitsnachfrage Gibt es hier Arbeitslose? aktueller Lohn NAngebot NNachfrage

Nachfragebedingte Arbeitslosigkeit Arbeitslosigkeit wird im Rahmen gesamtwirtschaft-licher Zusammenhänge erklärt. Die Gesamtnachfrage ist kleiner als die Produktion bei voller Kapazitätsauslastung.

Nachfragebedingte Arbeitslosigkeit Inflation % potentielles BIP Inflations-Anpassungslinie aggregierte Nachfrage BIP Abweichung BIPpot

„natürliche Arbeitslosigkeit“ Die Phillipskurve Inflation Die Phillipskurve stellt einen negativen Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation dar. Phillips-Kurve Arbeitslosigkeit „natürliche Arbeitslosigkeit“

Die Phillipskurve lebhaftes Wirtschaftswachstum niedrige Arbeitslosigkeit Unternehmen finden nur schwer Arbeitskräfte Sie bieten höhere Löhne an, um Arbeitskräfte anzulocken Löhne steigen Preise steigen

Phillipskurve und potentielles BIP umgedrehtes aggregiertes Angebot Inflations-Anpassungslinie Diagramm BIPpotentiell aggregierte Nachfrage 2 Inflation Inflations-Anpassungslinie 2 Inflations-Anpassungslinie 1 aggregierte Nachfrage 1 BIP Inflation Phillipskurve „natürliche Arbeitslosigkeit“ Arbeits- losigkeit

Phillipskurve Schweiz (1991-2005) 7 6 1991 5 1992 Inflation (VJV Konsumentenpreise) 4 1993 3 1995 2 2000 2005 1 2002 2004 1994 2001 1996 1997 1999 2003 1998 1 2 3 4 5 6 Offizielle Arbeitslosenquote

Arbeitslosenversicherung und Arbeitslosigkeit Arbeitslosenversicherung verringert den Anreiz eine neue Arbeit anzunehmen, weil das Einkommen für eine gewisse Zeit gesichert ist (80% des letzten Lohns). Kein Anreiz / Zwang zu Arbeit mit niedrigerem Lohn schlechterer Qualifikation

Wie können wir verstehen, ob ein Arbeitsloser strukturell, nachfragebedingt oder anreizbedingt arbeitslos ist?

Neue OECD Studie zu Massnahmen gegen Arbeitslosikeit inkl. Japan, Südkorea, Schweiz inkl. Niederlande, Österreich, Irland Englischsprachige Kontinental- Nordeuropa Zentraleuropa Länder europa Beschäftigte in % der Bevölkerung 71 72 63 58 Arbeitslosigkeit % 5 5 9 15 Arbeitslosen-Entschädigung in % von Lohn 18 40 36 10 Steuerlast auf Arbeit (Differenz 19 27 34 32 Arbeitskosten - Lohn) Deckung kollektiver Arbeitsverträge % 31 83 83 38 Produkt-Markt Regulierung (Index) 1.20 1.28 1.55 1.97 Aktive Arbeitsmark-Programme (Ausgaben 16 64 26 3 pro Arbeitslosen als % BIP pro Kopf)