Kristin Hoffmann Institut für Umweltenscheidungen (IED)

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 Präsentation transkript:

Entwicklungsländer in der Weltwirtschaft I Kapitel 3: Erklärung von Entwicklungsunterschieden Kristin Hoffmann Institut für Umweltenscheidungen (IED) hoffmann@wif.gess.ethz.ch © ETH Zürich | Taskforce Kommunikation

Ziel der heutigen Vorlesung Sie werden Theorien kennen lernen, die Unterschiede in der wirtschaftlichen Entwicklung von Ländern erklären! Vorgehensweise Verschiedene Entwicklungstheorien werden vorgestellt und diskutiert Wiederholung ökonomischer Grundbegriffe

Wiederholung: Definition und Messung von Entwicklung Entwicklungsstand stellt das Wohlstandsniveau eines Landes zu einem bestimmten Zeitpunkt dar Entwicklungsprozess zeigt die Veränderung des Wohlstandsniveaus über die Zeit Indikatoren zur Beurteilung von Entwicklung bzw. Wohlstand Sozialprodukt (SP) pro Kopf Human Development Index, HDI

Sozialprodukt pro Kopf Wert aller Güter und Dienstleistungen, die in einem Land in bestimmtem Zeitraum produziert werden Interpretation: Wohlstand ist umso höher, je höher das Sozialprodukt pro Kopf ist Aber: Das SP/Kopf bringt nur eine Durchschnitts- und keine Verteilungsaussage zum Ausdruck Gini-Koeffizient Human Development Index (HDI) Grundidee: Wohlstand heisst, dass Menschen Handlungsoptionen haben 3 Bereiche werden erfasst: Gesundheit, Bildung, Einkommen HDI-Wert liegt zwischen 0 und 1; je näher an 1, desto besser

Klassifizierung von Ländern nach ihrem Entwicklungsstand Least Developed Countries (LLDCs); z.B. Mali, Angola, Afghanistan, Osttimor Less Developed Countries (LDCs); z.B. El Salvador, Iran, Guatemala Newly Industrializing Countries (NICs)/ Schwellenland; z.B. Mexiko, Südafrika, Brasilien, Türkei More (Most) Developed Countries (MDCs); z.B. Schweiz, USA, Australien

Klassifizierung nach Pro-Kopf-Einkommen (Weltbank, 2004) Low-Income Countries (< 736 US-$) Lower Middle-Income Countries (736-2935 US-$) Uper Middle-Income Countries (1936-9075 US-$) High-Income Countries (> 9076 US-$) Klassifizierung nach HDI (UNDP, 2005) Low Human Development (HDI-Wert < 0,5) Medium Human Development (HDI-Wert zw. 0,5 und 0,799) High Human Development (HDI-Wert > 0,8)

Theorien der Entwicklung Was soll die Entwicklungstheorie erklären? Erklärung von Entwicklungsunterschieden (positive Theorie) Strategien zur schnellen Entwicklung (normative Theorie) Die positive Theorie erklärt das Sein, die normative Theorie das Seinsollen. Die positiven Theorien erlauben regelmässig normative Schlussfolgerungen.

Positive Entwicklungstheorien Wirtschaftshistorische Ansätze Wirtschaftsstufentheorie von Walt W. Rostow Wachstumstheoretische Ansätze Konzept makroökonomischer Produktionsfaktoren „Alte“ Wachstumstheorien Harrod-Domar Wachstumsmodell Solow-Modell „Neue“ Wachstumstheorien

Gibt es eine Ökonomik eigens für Entwicklungsländer? All die genannten theoretischen Konzepte können generell auf jede Form der Volkswirtschaft angewandt werden. Es gibt keine eigene ökonomische Theorie der Entwicklungsländer. Vielmehr nimmt die Entwicklungsökonomik überall Anleihen.

Wirtschaftsstufentheorien Ziel: aufzeigen historischer Gesetzmäßigkeiten Methodische Grundlage: idealtypische Entwicklungsstufen, die als generell gültig für Entwicklungsprozesse angesehen werden Wirtschaftsstufentheorie nach Walt W. Rostow (1960): Traditionelle Gesellschaft Übergangs- gesellschaft Start- gesellschaft Reife- gesellschaft Massenkonsum- gesellschaft Zeit

Charakterisierung der fünf Entwicklungs- bzw. Wirtschaftsstufen Zeit Traditionelle Gesellschaft: Landwirtschaft überwiegt hierarchische Gesellschaftsstrukturen Übergangsgesellschaft Schaffung der Voraussetzungen für Wirtschaftswachstum Startgesellschaft wirtschaftlicher Aufschwung vollzieht sich Übergang zu stetigem Wirtschaftswachstum reife Industriegesellschaft Ressourcen werden durch moderne Techniken effizient genutzt Massenkonsumgesellschaft Hohes Pro-Kopf-Einkommen Etablierung des Wohlfahrtsstaats

Kritik an der Wirtschaftsstufentheorie Fehlende theoretische Fundierung Es wird nicht klar, warum jedes Land die genannten Stufen in der beschriebenen Reihenfolge durchlaufen soll Es wird nicht klar, was genau der „Motor“ für den Übergang von einer Stufe zur nächsten Stufe ist Es wird nicht klar, warum sich Länder unterschiedlich schnell entwickeln Rostow gibt selbst zu, dass die Wirtschaftsstadien „eine willkürliche und begrenzte Art sind, den Ablauf der modernen Geschichte zu betrachten“ und „in keinem absoluten Sinne eine korrekte Methode“ sind Entwicklungspolitik wäre aus langfristiger Perspektive überflüssig

Ist die Entwicklung früherer Industrieländer überhaupt mit der heutigen Entwicklungsländerentwicklung vergleichbar? Bei der Übertragung der Erfahrungen ist zu beachten, dass sich die Rahmenbedingungen vor der „take-off“ Phase stark unterscheiden Übertragbarkeit der Erfahrungen ist daher nur sehr beschränkt möglich

Viele Entwicklungsländer starten von einem viel niedrigerem Niveau an Entwicklung aus, als Industriestaaten im „take-off“ Geringeres organisatorisches und produktives Niveau der Landwirtschaft in EL als in IL der damaligen Zeit Bevölkerungsdruck und Wachstumsraten sind wesentlich höher: in vielen EL herrscht Überbevölkerung, welche nicht durch Abwanderung abgebaut werden kann – daraus resultieren ökonomische und soziale Spannungen Bei der Industrialisierung heutiger Industriestaaten waren häufig eine gute Verkehrsinfrastruktur und Kapitalmärkte vorhanden Industriestaaten hatten teilweise Kolonien (abhängige Gebiete), die als Rohstofflieferanten und Absatzmärkte dienten

Wachstumstheoretische Ansätze Wachstumstheorien erklären die Determinanten von Wachstumsprozessen. Damit sind sie auch für die Entwicklungspolitik relevant. Definition von Wachstum: „Wirtschaftliches Wachstum“ [bedeutet] die quantitative Zunahme des „Güterbergs“, also der verfügbaren Menge an Gütern in einer Volkswirtschaft.“ (Frenkel, M./ Hemmer, H.-R. (1999) Grundlagen der Wachstumstheorie, Verlag Franz Vahlen, München) Der theoretisch exakte Ausdruck für Güterberg ist das Volkseinkommen (Y)

Exkurs: Messung von Wachstum über das Volkseinkommen Interpretation von Wirtschaftswachstum als Maß für das Wachstum der Wirtschaftsleistung Wirtschaftswachstum wird in einem umfassenderen Sinne aber auch als Maß für das Wachstum des Wohlergehens einer Gesellschaft gebraucht Messung über Volkseinkommen ist dann nur bedingt geeignet: Wirtschaftswachstum, welches auf der intensiven Verwendung von natürlichen Ressourcen beruht und zu Umweltverschmutzung/ -zerstörung führt: Emissionen führen zur Verminderung der Luftqualität und damit der Lebensqualität

Das Konzept makroökonomischer Wachstumsfaktoren Abb.: Schematische Übersicht wichtiger Wachstumsfaktoren

Die Transformationskurve Die Transformationskurve gibt die Mengen von zwei Gütern X1 und X2 (Outputs) an, die in einer Gesellschaft maximal bei gegebenen Ressourcen (Inputs) hergestellt werden können.

Mögliche Ursachen von Entwicklungsunterschieden Faktormenge (Naturkapital, Sachkapital, Humankapital, Sozialkapital) Faktorqualität (Arbeit vs. Humankapital) Institutionen, d.h. geeignete Rahmenbedingungen, die Anreize zu unternehmerischen Verhalten und zur Innovation setzen Infrastruktur (Verkehr, Kommunikation, Energie) Regulierungsdichte Eigentumsrechte etc.

„Alte“ Wachstumstheorien – Grundlegende Annahmen Beschränkung auf Arbeit und Sachkapital als Produktionsfaktoren Beschränkung auf quantitative Aspekte der Produktionsfaktoren Annahme einer geschlossenen Volkswirtschaft Institutionen spielen keine Rolle! Faktor Arbeit durch Bevölkerungswachstum determiniert Erhöhung des Kapitalstocks wird durch positive Nettoinvestitionen erreicht Bruttoinvestitionen entsprechen dem Sparen Die Zunahme des Kapitalstocks führt zur Erhöhung des Volkseinkommens

Erklärung von Wachstums- bzw Erklärung von Wachstums- bzw. Entwicklungsunterschieden zwischen verschiedenen Ländern durch Unterschiede in der Akkumulation von Sachkapital Unterschiede in den natürlichen Wachstumsraten der Bevölkerung Zurückbleiben der Entwicklungsländer wurde mit einer – im Vergleich zur Wachstumsrate der Bevölkerung – zu geringen Wachstumsrate des Sachkapitals erklärt

„Alte“ Wachstumstheorien – Argumentation Die geringe Bildung von Sachkapital wurde durch zwei Faktoren erklärt: Tiefere Ersparnisbildung in Entwicklungsländern als in Industrieländern geringere Sparfähigkeit bei tiefen Einkommen geringere Sparbereitschaft (Zeitpräferenzrate, Marktzinssatz, Existenz von Kapitalmärkten, Kapitalflucht, Demonstrationseffekt) Geringere Investitionsbereitschaft in Entwicklungsländern (kleinere Absatzmärkte, pessimistische Gewinnerwartungen) Im Ergebnis wachsen Volkswirtschaften in Abhängigkeit ihrer Sparquote und damit ihrer Investitionsquote

Sachkapitalmangel als Folge unzureichenden Sparens

Sachkapitalmangel als Folge unzureichender Kapitalnachfrage

Harrod-Domar Wachstumsmodell (Post-Keynesianische Wachstumstheorie) Limitationale Produktionsfunktion, d.h. technisch determinierte Einsatzmengen von Kapital und Arbeit, die zur Produktion einer Outputeinheit notwendig sind Technologische Arbeitslosigkeit durch Kapitalmangel daraus leitet sich die Bedeutung der Kapitalakkumulation ab Je höher die Investitionsquote ist, desto schneller wächst der Kapitalstock und desto stärker steigt das Volkseinkommens und damit auch das SP pro Kopf Bruttoinvestitionen entsprechen dem Sparen Technologischer Wandel spielt keine Rolle

Solow-Modell (Neoklassische Wachstumstheorie) Annahme einer Produktionsfunktion, in der die Produktionsfaktoren vollständig substitutiv sind Entlohnung der Produktionsfaktoren entsprechend ihrer Grenzproduktivität Wirtschaftswachstum kann nicht mehr durch (Netto-) Investitionen erklärt werden, da der Grenzertrag des Faktors Kapital sinkt Je höher der Kapitalstock bereits ist, desto geringer ist der Ertrag einer zusätzlichen Investition Kapitalakkumulation ist keine nachhaltige Quelle des Wachstums Annahme eines exogenen technischen Fortschritts (Veränderung der Produktionsfunktion)

Entwicklungspolitische Massnahmen vor dem Hintergrund der „alten“ Wachstumstheorie Transfer von Sachkapital (z.B. Bewässerungsanlagen) Massnahmen zur Erhöhung des Sachkapitalwachstums in Entwicklungsländern (z.B. die Entwicklung einer funktionierenden finanziellen Infrastruktur)

„Neue“ Wachstumstheorien Annahmen: Neben Sachkapital und Arbeit werden weitere Produktionsfaktoren betrachtet; z.B. Naturkapital Qualität der Produktionsfaktoren wird betrachtet (Unterscheidung von einfacher Arbeit und hochqualifiziertem Humankapital) Technischer Fortschritt wird endogen, d.h aus dem Modell heraus erklärt Erklärung von Wachstums- bzw. Entwicklungsunterschieden zwischen verschiedenen Ländern durch: Unterschiede in der Qualität des Humankapitals Steigerung der Arbeitsproduktivität durch Learning by Doing

Ursachen eines Humankapitalmangels Mangelndes Angebot an Bildungsinstitutionen Mangelnde Ausbildungsqualität: unzureichende Unterrichtsmaterialien, mangelnde Ausbildung der Lehrer Kinderarbeit als Beitrag zum Erwerbseinkommen der Haushalte Brain Drain: Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte Positive externe Effekte von Bildung Defizite der körperlichen und geistigen Entwicklung durch Mangelzustand und Armut Auswirkungen der AIDS-Pandemie und anderer Massenerkrankungen: 34 Mio. Menschen sind weltweit mit HIV-Virus infiziert; 90 Prozent davon in Afrika

Entwicklungspolitische Massnahmen vor dem Hintergrund der „neuen“ Wachstumstheorie Investitionen in die Qualität der Bildung sowie die Bildungsinfrastruktur Transfers aus Industrieländern (ODA) Prioritätensetzung bei der Mittelverwendung in Entwicklungsländern Massnahmen zur Steigerung des Sachkapitals Förderung von Investitionsprojekten, die an den kulturellen, räumlichen und wirtschaftlichen Strukturen ausgerichtet sind Verbesserung der Investitionsbereitschaft in Entwicklungsländern durch Öffnung der Märkte in Industrieländern zur Schaffung neuer Absatzmärkte Verbesserung der Infrastruktur

Normative Entwicklungstheorien Umsetzung der positiven Theorien zur Beantwortung der Frage: Wie kann die Entwicklung gefördert werden? 3 Ansätze, die besonders fruchtbar bzw. aktuell sind: „Institutions matter“ Leapfrogging (Überspringen von Stufen) Aid by Trade“

Institutionen – „institutions matter“ Fehlen funktionierender Institutionen als Ursache für Unterentwicklung Was ist eine Institution? „…System formgebundener (formaler) und formungebundener (informeller) Regeln einschließlich der Vorkehrungen zu deren Durchsetzung.“ Diese Regeln können spontan entstehen oder bewusst geschaffen sein. moralische und religiöse Grundlagen (spontan, informell) Wirtschaftsordnung (geschaffen, formell) (Rechtsstaatlichkeit, Eigentumsordnung, Geld- und Währungsordnung, Fiskalische Ordnung/ Steuersystem, Soziale Sicherung, Politische Stabilität, Kompetenz und Haftung, Wettbewerbsprinzip/ Existenz von Märkten, Existenz von Kapitalmärkten)

Bedeutung von Institutionen für wirtschaftliche Entwicklung Fehlende Rechtsstaatlichkeit schreckt ausländische Investoren ab Fehlende Eigentumsordnung macht langfristige Planungen und Investitionen weniger lukrativ Soziale Friktionen und politische Instabilität bergen hohe Opportunitätskosten (Einschränkungen der friedlichen Arbeitsteilung) Sozialversicherungssysteme zur Bewältigung allgemeiner Lebensrisiken Politikempfehlung: „institution building“ Konditionalisierung von öffentlicher Entwicklungshilfe im Hinblick auf „good governance“ Poverty Reduction Strategy Papers (PRPS) der Weltbank

Leapfrogging Überspringen von Entwicklungsstufen (siehe wirtschaftshistorische Ansätze) bzw. sprunghaftes Anheben des Entwicklungsstandes eines Landes Leapfrogging vs. nachholende Entwicklung Einsparung natürlicher Ressourcen durch die Abkürzung des Industrialisierungsprozesses Besonderer Fokus auf Informationstechnologien (IT) Zum Beispiel: Unterstützung moderne Formen des Marketing (e-commerce) und Schaffung neuer Märkte bzw. Einführung neuer Formen der Arbeitsteilung Problem: Finanzierung und Aufbau adäquater Netzwerkinfrastruktur (wie funktionierende Telefonnetze, Aufbau von Internetzugängen, Ausstattung mit Basis-Computertechnik

„Aid by Trade“ Abbau von Handelsschranken in Industrieländern: Entwicklungsländer sollten mit ihren Produkten weitgehend freien Zugang zu den Märkten der Industrieländer und Transformationsländer erhalten, um sich neue Absatzmärkte erschliessen zu können und stärker am Welthandel partizipieren zu können Everything But Arms-initiative (EBA): Initiative der EU, wonach alle Güter der am wenigsten entwickelten Länder (ausser Waffen) zollfrei eingeführt werden dürfen Förderung von Investitionen durch dauerhaften Abbau von Kapitalverkehrsbeschränkungen

Ausblick auf die nächste Vorlesung mit Frau Schubert Themen: Zur Rolle von Bevölkerungspolitik, -entwicklung und Humankapital Entwicklungsunterschiede und internationaler Handel Internationaler Handel als Ursache von „Unterentwicklung“? Handelshemmnisse als Ursache von „Unterentwicklung“? Exportförderung und Importsubstitution als Entwicklungsstrategien? Internationale Handelspolitik