Pausenorganisation und Fluktuation in der Altenpflege

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Erster Erfahrungsaustausch
Advertisements

Prof. Dr. Dietrich Hofmann
Silke Fritz Prof. Dr. Kh. Sonntag
Alexander Füller und Burkard Glaab1 The Hamburg Short Psychotherapy Comparison Experiment (Meyer et al. 1981) Ein Wirksamkeitsvergleich von zeitlich begrenzter.
Modellierungsmethoden in der Verhaltenstherapie
6. Workshop Multimedia für Bildung und Wirtschaft
Die Wirtschaft schätzt und sucht Mathematiker, weil sie wertvolle Schlüsselqualifikationen mitbringen, wie logisches Denken, systematisches Vorgehen und.
Älter werden in der Pflege
Lohnhöhe, Rent-Sharing und Tarifbindung
Dr. Jessica Blings Prof. Andreas Fischer
2. Methoden 3.1 Behavioral 1. Hintergrund 3. Ergebnisse Die Ergebnisse der behavioralen und psychophysiologischen Daten weisen in unterschiedliche Richtungen.
KMU. Kompetenzbuch - KMU
Wahrnehmung Christopher Frank
Peter Bleses und Kristin Jahns
Die Zukunft der Hauswirtschaft in sozialen Einrichtungen
Kooperation Bodenseekreis
Job und Pflege in Balance - Erfahrungen der GISA GmbH Anja Kutzler
Sozialstruktur der Schweizer Lokalparteien Michael Sorg.
Familiengesundheitspflege aus Sicht der Caritas – Chancen und Herausforderungen Vortrag anlässlich des Absolvent/innentreffens Familiengesundheitspflege.
Kommunikation Die Stimmungslage der Nation im Mai 2008 Juni 2008 Prof. Dr. Frank Brettschneider Die Deutschen vor der Fußball-EM 2008 Ein Gemeinschaftsprojekt.
Integration Aktuelle Forschungsergebnisse
Soziale Identität und Stress
Work-Life-Balance (WLB) und die Physik(erInnen) Improving the Status of Women in Physics Bad Honnef 27. bis Dipl. Psych. Elke Birkheuser
Kommunikation Die Stimmungslage der Nation im Frühjahr 2008 März 2008 Prof. Dr. Frank Brettschneider Die Deutschen im Frühjahr 2008 Ein Gemeinschaftsprojekt.
Mikro- und makrovaskuläre Folgeerkrankungen bei Patienten mit Typ 2 Diabetes in der primärärztlichen Versorgung: Ergebnisse der DETECT Studie Pittrow,
Hausaufgabe 1 Was ist Sozialpsychologie und wie unterscheidet sie sich von anderen, verwandten Disziplinen? Einführung
Mit Partizipation zur Autonomie Curaviva Impulstagung 23. September 2015 Jeannette Weber Leiterin Alters- und Pflegewohnheim Engeried.
Vereinbarkeit von Karriere und Familie Beschäftigte zwischen Karriereambitionen und Familienorientierung Dr. Andrea Hammermann Kompetenzfeld.
Kommen und gehen kostet viel Kurier, 16. November 2006 Montag 11. Dezember 2006 Maximilian Rath, 3HRD.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zum Jugend- und Spielerschutz in Deutschland - Wo stehen wir? Dr. Jens Kalke.
„KlimaKultur“ Die Analyse des Klimawandels aus kulturwissenschaftlicher Sicht Dr. Dietmar Rost Dienstag, 8. Mai 2012 Evangelische.
Ist mir wichtig Beste Versorgung im Pflegefall Neues Urteil des Bundesgerichtshofs ! März
Trägertum von ESBL-bildenden Escherichia coli in bayerischen Alten-/Pflegeheimen Dr. Giuseppe Valenza.
SOZIOLOGIE, POLITIKWISSENSCHAFT und WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFT
Ein Scoping-Review zur Wirkung von Arbeitspausen
Pflege im Spannungsverhältnis zwischen Angehörigen und Beschäftigung
Die generalistische Pflegeausbildung
Organisationsweite Kommunikation und Kooperation
Theoretische Grundlagen
Möglichkeiten und Grenzen der pflegerischen Versorgung in einem Krankenhaus der Zukunft PFLEGEFORUM 2014, Erkelenz NRW.
K. Hager, M. Brecht, O. Krause, V. Grosse
als Maß für die Machbarkeit einer neuen Methode
Sommerschule 2016 Resümee.
Unter der Spitze des Eisbergs
Schwarzwild Sus scrofa L. an Sozialplätzen
[Name des Projektes] Post-Mortem
Kappl, E. (1, 2), Heintz, S. (3), Köllner, V. (1, 2)
Forschungsmethoden der Empirik
Gesundheit ist nicht das wichtigste?
Einfluss des Geschlechts auf das klinische und psychosoziale Ergebnis nach Nierenlebendspende Sarah Estelmann AG Lebendspende, Projektleitung: Frau Prof.
Strahlentherapie gutartiger Gelenkerkrankungen – Klinische Ergebnisse und prognostische Faktoren: eine retrospektive Studie 1 D. Sammour und 1,2U. Teichgräber.
Empirische Sozialforschung
Die Entwicklung der Pflegeressourcen im Bereich der Altenpflege
Forschungsagenda der BAuA für das programmatische Themenfeld
Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Übersicht über die Lehrveranstaltung Grundlegende Bestimmungsfaktoren der Praxis.
Fakultätsname XYZ Fachrichtung XYZ Institutsname XYZ, Professur XYZ
ZENTRALE ZUKUNFTSAUFGABE:
Beobachtung, Dokumentation, Planung, Evaluation
<Titel des Vortrags>
Freiwilliges Engagement im Landkreis Offenbach
Allgemeine Psychologie – Entwicklung
Gesundheitsrisiko Männlichkeit
Stereotypes as Energy-Saving Devices
Möglichkeiten und Grenzen bei der Modellierung von Einflussfaktoren auf die menschliche Leistungsfähigkeit BauSim Konferenz 2010 TU Wien, 23. September.
Fachkräftemangel in der Altenpflege
Klaus Wälde Professor für Volkswirtschaftslehre
POLITIKWISSENSCHAFT, SOZIOLOGIE und WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFT
WBI Wissensmanagement
Univ. Prof. em. Dr. Heinrich Geissler
 Präsentation transkript:

Pausenorganisation und Fluktuation in der Altenpflege Winfried Hacker Nadine Schrod Jürgen Wegge Johannes Wendsche 49. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie Bochum, 21.-25.09.2014 Symposium: “Wie kann man die Probleme des demografischen Wandels in der Pflege erfolgreich angehen? ” This study was supported by research grants of the German Research Foundation (DFG, HA 2249/17-1, WE 1504/12-1, KL 2303/7-1)

Gliederung Theoretische Einleitung Forschungsmodell und Hypothesen Methoden Ergebnisse Schlussfolgerungen und Ausblick

1. Theoretische Einleitung Der demografische Wandel in Deutschland rückt das Personalmanagement in der Altenpflege in eine neues Licht Es gibt mehr Arbeit! Anstieg der Pflegebedürftigen um 30% in den nächsten Jahren Es gibt mehr ältere Mitarbeiter! Der Anteil der über 50-jährigen Pflegekräfte hat zwischen 2001 und 2009 um über 50% zugenommen Der Nachwuchs fehlt! Ausbildungsberuf in Konkurrenz zu akademischen Berufen Junge Pflegekräfte verlassen diesen Beruf recht schnell wieder LÖSUNG: Fluktuation durch günstige Arbeitsorganisation vorbeugen oder reduzieren

1. Theoretische Einleitung Bekannte Antezedenzien der Fluktuationsrate (Griffeth et al., 2000; Hayes et al., 2012; Holtom et al., 2008; Hom et al., 2012) Individuelle Faktoren (z.B. Alter) Einstellung (z.B. Commitment, Arbeitszufriedenheit) Arbeitstätigkeit (z.B. Handlungsspielraum) Arbeitsorganisation (z.B. Führungsstil) Für eine Vielzahl dieser Merkmale ergibt sich eine ungünstigere Konstellation in der stationären im Vergleich zur ambulanten Pflege. Dennoch: Zahlreich Studien zeigen keine sign. Unterschiede in der Fluktuationsabsicht in Abhängigkeit von der Pflegeart (z.B. NEXT - Studie)

1. Theoretische Einleitung Erklärung des Paradoxon: Es muss noch relativ wenig beforschte Antezedenzien geben, die als Puffer in der stationären Pflege wirken. Eine Merkmalsgruppe könnte die Pausenorganisation sein.

1. Theoretische Einleitung Aus der bisherigen Forschung wurden 4 Merkmale einer günstigen Pausenorganisation extrahiert für die eine bessere Ausprägung in der stationären Pflege indiziert ist ein negativer Zusammenhang zur Fluktuationsrate indiziert ist Merkmal A. Regelmäßigkeit der Pausen B. Kollektive Pausen C. Pausenraum verfügbar D. Vorbeugung versteckter Pausen

2. Forschungsmodell und Hypothesen Merkmale der Pausenorganisation Pflegeart Fluktuationsrate H1: Die Einhaltung psychosozialer und ergonomischer Kriterien einer günstigen Pausenorganisation ist in der stationären Pflege höher als in der ambulanten Pflege H2: Die Einhaltung psychosozialer und ergonomischer Kriterien einer günstigen Pausenorganisation hängt negativ mit der Fluktuationsrate zusammen. H3: Die indirekten Effekte zwischen Pflegeart und Fluktuationsrate werden über die Merkmale einer günstigen Pausengestaltung vermittelt.

3. Methoden ODEM Studie (Querschnitt T1, 51 Pflegeeinrichtungen in Sachsen) 80 Teams: 45 stationär, 35 ambulant Analyse der Pausengestaltung von Pflegefachkräften durch Ganzschichtbegehungen (Frühschicht) inkl. Schichtwechsel Beobachtungsinstrument Merkmal Stufen Kappa Beobachtung-Führungskraft A. Regelmäßigkeit 3 K > .59 M = .80 r = .63 *** B. Kollektive Pausen 4 r = .80 *** C. Pausenraum 2 D. Vorbeugung versteckter Pausen r = .48 ***

3. Methoden Auswertung durch Strukturgleichungsmodelle mit MPlus Kontrollvariablen Rechtsform Lage Anzahl Pflegefachkräfte Alter im Team Klientenmerkmale (Anzahl, Pflegestufe) Klienten pro Pflegefachkraft

4. Ergebnisse 4.1 Ungünstigere Pausenorganisation in der ambulanten Pflege (Hypothese 1) Merkmal Bestgestaltung (%) Sign. stationär ambulant A. Regelmäßigkeit der Pausen 80 51 Ja B. Kollektive Pausen 53 28 C. Pausenraum verfügbar 66 Nein D. Vorbeugung versteckter Pausen 47 17

4. Ergebnisse 4.2 Günstige Pausenorganisation geht mit geringere Fluktuationsrate einher (Hypothese 2) 4.3 Indirekte Effekte der Pausenorganisation(Hypothese3) Keine sign. Unterschiede in Fluktuationsrate zwischen ambulanter (M = 17.8 %) und stationärer Pflege ( M = 16.5 %) Indirekte Effekte Signifikant: Kollektive Pausen Tendenziell: Vorbeugung versteckter Pausen Merkmal PE A. Regelmäßigkeit der Pausen -0.21, ns B. Kollektive Pausen -7.19, p < .05 C. Pausenraum verfügbar 2.66, ns D. Vorbeugung versteckter Pausen -5.07, p <.10

5. Schlussfolgerungen und Ausblick Günstige Pausenorganisation als weitere wichtige organisationale Ressource zur Vorbeugung eines Verlustes an Mitarbeitern und zwar insbesondere durch das Angebot kollektiver Pausen durch das Vorbeugen illegitimer Pausen (z.B. Kurzpausensysteme) Limitationen der Studie Querschnittstudie (allerdings für Subsample von n=7 keine Veränderung der Pausenorganisation und Fluktuationsrate 11 Monate später) Nur Frühschicht analysiert Mechanismen (Erholung, soziale Unterstützung, Commitment,…) müssen genauer geklärt werden

Zum Nachlesen

Literaturnachweise sind auf Anfrage erhältlich Sen.-Prof. Dr. Winfried Hacker TU Dresden Fachrichtung Psychologie Arbeitsgruppe „Wissen-Denken-Handeln“ Objekt Falkenbrunnen 01062 Dresden  0351 – 463 36226  0351 – 463 37295  hacker@psychologie.tu-dresden.de Prof. Dr. Jürgen Wegge Dipl.-Psych. Nadine Schrod Dipl.-Psych. Johannes Wendsche