Situation von Adoptivfamilien in Deutschland – Informationsaustausch, Kontakt und Kommunikation über die Adoption Ina Bovenschen & Fabienne Dietzsch.

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 Präsentation transkript:

Situation von Adoptivfamilien in Deutschland – Informationsaustausch, Kontakt und Kommunikation über die Adoption Ina Bovenschen & Fabienne Dietzsch

Offenheit von Adoptionen -Rechtliche Grundlagen- Reform des materiellen Adoptionsrechts im Jahr 1976: Beibehaltung der Inkognitoadoption Gesetzesbegründung: Verhinderung von „Fälle[n] …, in denen die leibliche Mutter oder der leibliche Vater oder auch sonstige Verwandte versuchen …, Kontakt zu dem Kind aufzunehmen“ (BT-Drucksache 7/0361, S. 46) dies könne „zu erheblichen Störungen führen“ halboffene und offene Adoptionsformen möglich, ABER: kein Rechtsanspruch der leiblichen Eltern auf Austausch von Informationen oder Kontakt Entscheidung liegt bei den annehmenden Eltern

Offenheit von Adoptionen -Erkenntnisse aus der internationalen Forschung- Befürchtungen über negative Auswirkungen von Kontakt lassen sich empirisch nicht bestätigen Informationsaustausch und Kontakt kann vielmehr positiv wirken Kontakt kann für die leiblichen Eltern dazu beitragen, Schuld und Trauer zu bewältigen und die Adoption ihres Kindes zu akzeptieren Kontakte mit der Herkunftsfamilie können die Identitätsentwicklung fördern und lassen die Betroffenen besser verstehen, woher sie kommen und wo ihre Wurzeln sind Abgebende Eltern Adoptiv-kinder Quellen z.B. Berge et al. (2006) , Berry, et al. (1998); Christian et al. (1997), Grotevant et al. (2005); Neil (2007, 2009)

Offenheit von Adoptionen -Erkenntnisse aus der Praxis und Forschung- Offenheit von Adoptionen kann viele Gesichter haben (Unbegleitete) persönliche (regelmäßige) Kontakte Kontakte über Telefon und/oder social media Austausch von Briefen über die Vermittlungsstelle Austausch von Fotos und Erinnerungsstücken Das Ausmaß an Informationsaustausch und/oder Kontakt bedarf einer individuellen Aushandlung Berücksichtigung des dynamischen Charakters der Bedürfnisse der Beteiligten Brodzinsky (1990); Grotevant (1997); Grotevant et al. (2005)

Offenheit von Adoptionen -Erkenntnisse aus der Praxis und Forschung- Internationale Befunde Adoptionen werden in vielen Staaten immer häufiger in offener Form ausgestaltet (z.B. Wrobel et al. 1996; Neil 2000; MacDonald &McSherry 2011) 40 bis 70% offene Adoptionen in den USA (Grotevant et al., 2005) Deutschland Einschätzungen von Fachkräften: auch in Deutschland immer häufiger halboffene und offene Formen der Adoption ABER: bisher keine belastbaren Daten aus empirischen Studien tatsächliche Häufigkeit offener und halboffener Adoptionsformen nicht näher bezifferbar

Studien des EFZA – Modul 3 -Informationsaustausch & Kontakt: Hintergrund - Häufigkeit von vertraulichen bzw. anonymen Geburten /Babyklappe Prozent Bei 37% der vertraulichen/ anonymen Geburten gab bzw. gibt es Kontakt* *Definition Kontakt: Kommunikation über AVS, Kontakt über Brief/email/Telefon, persönliche Treffen, Besuche

Studien des EFZA – Modul 3 -Informationsaustausch & Kontakt- Besteht oder bestand Kontakt zur Herkunftsfamilie?* Prozent 12,6% der Adoptiveltern bzw. 5,3% der Adoptivkinder haben Kontakt zu biologischen Verwandten des Adoptivkindes Bei Auslandsadoption insgesamt nur 3 Fälle (davon bei 2 Kontakt über AVS und 2 persönlich getroffen) *Definition Kontakt: Kommunikation über AVS, Kontakt über Brief/email/Telefon, persönliche Treffen, Besuche

Studien des EFZA – Modul 3 -Informationsaustausch & Kontakt: Inlandsadoption- Wurde vor der Adoption eine Kontaktvereinbarung getroffen? in allen Fällen mündliche Kontaktvereinbarungen, in 17% der Fälle zusätzlich schriftlich formuliert Die Hälfte der Kontaktvereinbarungen sind so verlaufen wie vereinbart in fast allen Fällen (83%) mündliche Kontaktvereinbarungen, in 25% der Fälle zusätzlich schriftlich formuliert. Bei über der Hälfte (58%) verliefen die Kontaktvereinbarungen wie vereinbart Unabhängig davon, ob derzeit Kontakt besteht (ohne vertrauliche Geburt) Anmerkung: n=95 ohne vertrauliche/ anonyme Geburt

Studien des EFZA – Modul 3 -Informationsaustausch & Kontakt: Inlandsadoption- Kontaktformen (Angaben in %) Adoptivelternteil Adoptivkind n=95 EFZA-Workshop 5 09.11..2016

Studien des EFZA – Modul 3 -Informationsaustausch & Kontakt: Inlandsadoption- Kontaktformen – bei vertraulicher/anonymer Geburt (Angaben in %, Mehrfachnennungen möglich) Kontakt des Adoptivelternteils n=77 EFZA-Workshop 5 09.11..2016

Studien des EFZA – Modul 3 -Informationsaustausch & Kontakt: Inlandsadoption- Informationen über die Herkunftsfamilie (Angaben in %, Mehrfachnennungen möglich) Prozent Adoptiveltern haben in 3,2% bzw. 38.9% keinerlei Informationen über die leibliche Mutter bzw. den Vater Häufigkeiten bei anonymer /vertraulicher Geburt (Angaben leibliche Mutter und leiblicher Vater): Name 14.3% und 2.6%, Ort 7.8% und 1.3%, Fotos 23.4% und 11.7%, Gegenstände 15.6 und 2.6%; Infos gar keine – 16.9% sowie 62.3% Anmerkung: n=95 ohne vertrauliche/ anonyme Geburt EFZA-Workshop 5 09.11..2016

Studien des EFZA – Modul 3 - Informationsaustausch & Kontakt: Auslandsadoption- Informationen über die Herkunftsfamilie (Angaben in %, Mehrfachnennungen möglich) Prozent Adoptiveltern haben in 21,4% bzw. 64,3% keinerlei Informationen über die leibliche Mutter bzw. den Vater Anmerkung: n=28 EFZA-Workshop 5 09.11..2016

Studien des EFZA – Modul 3 -Informationsaustausch & Kontakt: Inlandsadoption- Einstellung der Adoptiveltern zu Kontakt (Angaben in %) Zu den leiblichen Eltern meines Adoptivkindes wünsche ich mir … Den Kontakt zu den leiblichen Eltern empfinde ich als … Prozent Prozent EFZA-Workshop 5 09.11..2016

Studien des EFZA – Modul 3 -Informationsaustausch & Kontakt: Inlandsadoption- Einstellung der Adoptiveltern zu Kontakt (Zustimmung in %) Kaum Angaben bei Auslandsadoptionen, daher bisher keine Auswertung möglich

Studien des EFZA – Modul 3 - Kommunikation über Adoption - Ab wann sprechen die Adoptiveltern mit ihren Kindern über die Adoption? (Angaben in %) Durchschnittliches Alter: 1,69 Jahre Durchschnittliches Alter: 2,86 Jahre Inland: n=172; Ausland: n=28 EFZA-Workshop 5 09.11..2016

Studien des EFZA – Modul 3 - Kommunikation über Adoption - Wer beginnt in der Familie üblicherweise ein Gespräch zum Thema Adoption? (Angaben in %) Inland: n=172; Ausland: n=28 EFZA-Workshop 5 09.11..2016