Landestagung der Mobilen Jugendarbeit und Streetwork 2016

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 Präsentation transkript:

Landestagung der Mobilen Jugendarbeit und Streetwork 2016 Suizidalität Landestagung der Mobilen Jugendarbeit und Streetwork 2016 Sabine Korda Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes u. Jugendalter

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10. 000

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Epidemiologie Zahlen des statistischen Bundesamtes für 2015: Vorsätzliche Selbstbeschädigung mit Todesfolge (Suizid) 10 209 Fälle Unter 20 Jahren n = 157 Suizidversuchsrate(SVR): 2-3 mal höher als Suizidrate (SR) am höchsten vom 15. bis 25.Lebensjahr kontinuierlich abnehmend 2-3mal häufiger beim weibl. Geschlecht Suizidrate: wesentlich niedriger als SVR am höchsten im Alter kontinuierlich zunehmend 2-3mal höher beim männl. Geschlecht

Alter und Geschlecht Im Kindesalter: nahezu keine Suizidversuche (SV) oder Suizide Im Jugendalter: zahlreiche SV, vor allem bei Mädchen Mit zunehmendem Alter Zunahme der Suizide, vor allem bei Jungen

Entwicklungspsychopathologie autodestruktiven Verhaltens Kognitive Reife Unterscheidung von Leben und Tod „Todeskonzept“ Identifizierung von gefährlichen Substanzen und Methoden Emotionale Reife Dauer und Schweregrad der psychischen Störungen Fähigkeit zur Selbstreflexion und Selbstentwertung

Einflussfaktoren Traumatische Erlebnisse Familie und soziales Umfeld Sexueller Missbrauch Interpersonelle Gewalt Familie und soziales Umfeld Psychische Erkrankung Verluste Konflikte Eltern-Kind-Beziehung Psychiatrische Erkrankungen Impulskontroll- oder Persönlichkeitsstörungen Suchterkrankung Psychotische Störungen Affektive Störungen

Hintergrund Neurobiologische Einflussfaktoren (Heritabilität) Bei Suizidversuch eines erstgradigen Verwandten 3-4fach erhöhtes Risiko Persönlichkeitseigenschaften Dysbalance des serotonergen Systems

Stadieneinteilung (Pöldinger) Stadium 1 = Erwägung: sozialer Rückzug selektive Wahrnehmung gegenüber suizidalen Reizen (Medien/Umfeld) Distanzierung zu Suizidgedanken und Selbststeuerung noch erhalten verdeckte Hinweise und Appelle II: Stadium 2 = Ambivalenz: Distanzierung zu Suizidgedanken und Selbststeuerung nicht mehr vorhanden Zunehmende gedankliche Einengung auf Suizidhandlungen Ringen zwischen Selbstzerstörung und Selbsterhalt In 75% der Fälle Ankündigung eines Suizidversuch (Hilferuf) III: Stadium 3 = Entschluss: oftmals entlastet, seltener resigniert. Steuerungsfähigkeit aufgehoben Vorbereitungen für Suizid indirekte Warnhinweise ( Testament, überraschende Reisepläne usw.)

Allgemeine Suizidprävention Rahmenbedingungen Einschränkung der Verfügbarkeit(Waffengesetz) Identifikation von Hot spots (Brücken- und Gebäudesicherung) Suizidpräventionsprogramme School based suicide prevention Medienrichtlinien Klären und Benennen Definition von Risikogruppen Kontakt mit gefährdeten Jugendlichen Empathie Entlastung / Minderung von Leidensdruck Zeitgewinn Wer macht was? Ambulante und stationäre Versorgungsnetze

Umgang mit Suizidalität Keine Angst! Suizidalität kann nur erkannt werden, wenn man darüber spricht Man bringt niemanden auf die Idee sich zu suizidieren, indem man darüber spricht. Das Vorurteil „Keine schlafenden Hunde wecken“ trifft nicht zu Direkte wie indirekte Suizidhinweise müssen aufgegriffen und angesprochen werden! Sie sind häufig vor Suizidhandlungen zu finden. Das Vorurteil „wer darüber spricht tut es nicht“ trifft nicht zu

Hilfsangebot über moderne Medien U 25 (youth life line) Kommunikation per mail Peer Beratung In Kooperation mit der Caritas Und der KJP - Klinik Neuer Standort Nürnberg ab 2017

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