Aktion Jugendschutz Baden-Württemberg Kontakt- und Ideenbörse am 29.11.2016 „Solche Bücher werden wir unseren Kindern nie zeigen“ Aspekte interkultureller Präventionsarbeit mit Eltern und Kindern zum Schutz vor sexualisierter Gewalt Angela Blonski
Interkulturelle Präventionsarbeit mit Eltern und Kindern zu schambesetzten Themen Gliederung: Der Verein Lilith Erfahrungen aus einem Landesmodellprojekt: Interkulturelle Elternwerkstätten als Weg zu einer migrationssensiblen Präventionsarbeit 3. Vorstellung der entwickelten Präventionsmaterialien
1.Lilith e.V.- Verein für ein selbstbestimmtes Leben frei von sexueller Gewalt Trägerin: Beratungsstelle für Mädchen und Jungen zum Schutz vor sexueller Gewalt, seit März 1992 Interkulturelles Bildungszentrum für Mädchen und junge junge Frauen, seit Oktober 2015 Thematische Schwerpunkte: Sexualisierte Gewalt Mädchenarbeit Interkulturelle Arbeit seit 2007
Lilith e.V. – Landesmodellprojekte im Bereich der interkulturellen Arbeit Interkulturelle Öffnung der Lilith-Beratungsstelle von 2008 – 2011, gefördert durch den KVJS Interkulturelle Elternwerkstätten als Weg zu einer migrationssensiblen Präventionsarbeit von 2011 – 2014, gefördert durch den KVJS 3. Rassismuskritische Jugendbildungsarbeit von Oktober 2015 – September 2018, gefördert vom Ministerium für Soziales und Integration (VwV-Integration – Teilhabe und Antidiskriminierung)
2. Modellvorhaben zur Weiterentwicklung der Jugendhilfe „Interkulturelle Elternwerkstätten als Weg zu einer migrationssensiblen Präventionsarbeit mit Mädchen und Jungen 01.10.2011 bis 30.09.2014
Hintergründe des Modellvorhabens Die Prävention sexualisierter Gewalt sollte möglichst im Vorschulalter beginnen. Die Verantwortung für den Schutz tragen die Erwachsenen, vor allem die Eltern. Elternarbeit in der Migrationsgesellschaft muss die Vielfalt der Familien berücksichtigen.
Hintergründe des Modellvorhabens Es gibt einen interkulturellen Konsens zum Schutz von Kindern vor sexualisierter Gewalt Der Umgang mit Sexualität und sexueller Gewalt ist ein besonders sensibler, teilweise schambesetzter Bereich der Elternarbeit. Viele Bücher und Materialien orientieren sich in Bild und Text am Familienleben deutscher Mehrheitsangehöriger der Mittelschicht.
Zielgruppen des Modellvorhabens Eltern mit und ohne Migrationshintergrund Eltern, die durch die übliche Elternarbeit nicht (oder nur unzureichend) erreicht werden Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren Fachkräfte der ausgewählten Einrichtungen
Ziele des Modellvorhabens Interkultureller Austausch über Erziehungshaltungen und Werte Vermittlung von Informationen zum Thema sexualisierte Gewalt an Kindern Verständigung über ein Präventionsangebot für die Kinder – „Mein Körper gehört mir“ Entwicklung von Materialien für die migrations- und geschlechtersensible Präventionsarbeit
Umsetzung des Modellvorhabens Die Elternwerkstätten wurden in 2 Familienzentren und 3 Kindertageseinrichtungen durchgeführt: Vorgespräch mit der Leitung und/oder den Fachkräften Vorstellung des Angebots für die Eltern 4 – 5 Gruppentreffen für die Mütter 2 – 4 Präventionstermine für die Kinder Abschlusstermin mit den Müttern, anonyme Interviews
Standards der Elternwerkstätten Interkulturelle Elternarbeit als differenzsensible Arbeit Austausch auf Augenhöhe – Leitung der Gruppen durch Tandems Mehrsprachigkeit als Signal der Wertschätzung und Einladung zum Gespräch Geschlechterbezogene Angebote Selbstreflexion der Fachkräfte, Auswertung der Termine
Ergebnisse der Elternwerkstätten Die meisten Frauen tauschten sich erstmals zum Thema Schutz vor sexueller Gewalt aus. Viele trugen ihre Erkenntnisse in ihre Familien. Schwierig war es für die meisten Frauen, eine Sprache, passende Wörter für die Benennung intimer Körperteile zu finden. Abbildungen nackter Menschen, vor allem von Geschlechtsteilen lehnten etliche Mütter ab.
3. Entwicklung der Präventionsmaterialien Bilder, die Alltagssituationen von Kindern unterschiedlicher Herkunft wiedergeben Einfache Bilder, die sich auf das Wesentliche konzentrieren und für sich sprechen Kurze Texte in vier Sprachen als Anregung zum Gespräch von Eltern oder Fachkräften mit Kindern
Erkennen und Wahrnehmen von Gefühlen Verschiedene Handlungsoptionen Botschaft: Vertrau deinen Gefühlen! Deine Gefühle helfen dir zu erkennen, was schön oder blöd für dich ist. Am Gesichtsausdruck und an der Körperhaltung kannst du sehen, wie es anderen Kindern gerade geht.
Den eigenen Körper kennen – Körperteile benennen können Botschaft: Dein Körper gehört dir! Es ist wichtig, gut mit dem eigenen Körper umzugehen, ihn zu kennen, zu pflegen und die wichtigen Körperteile benennen zu können.
Sensibilisieren für Grenzverletzungen – Selbstbehauptung und Hilfe holen Botschaft: Du darfst NEIN Sagen! Wenn jemand dich gegen deinen Willen anfasst, küsst oder dir weh tut, darfst du dich dagegen wehren. Du hast das Recht selbst über deinen Körper zu bestimmen. Dieses Recht haben auch die anderen Mädchen und Jungen. Es ist also wichtig, auch deren Grenzen zu achten.
Illustration: Dorothee Wolters, Köln Bestellung der Präventionsmaterialien: Gabriele.Ulrich@kvjs.de KVJS-Fortbildung am 27.04.2017