Steuerprogression – Abbau der kalten Progression?

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Umfairteilen! Geld ist genug da! Juli 2013
Advertisements

Das Finanzpolitik Quiz
Vermögen- und Erbschaftsteuern – Profiteure zur Kasse! Stand: Oktober 2009 ver.di Bundesvorstand Bereich Wirtschaftspolitik
Technischer Fortschritt
Dipl. Volksw., Dipl. Jurist Felix Probst, Universität Passau,
Die Lohnsteuer.
Ver.di Bundesvorstand Bereich Wirtschaftspolitik, Konzept Steuergerechtigkeit, September 2008 Konzept Steuergerechtigkeit Gerechte Steuern für mehr Zukunftsvorsorge.
Industrieland Deutschland
© Planungsgruppe Indikatoren rot-grüner Politik Beispiele für die Entlastung von Verheirateten ohne Kinder (Steuerklasse III/0) durch die Steuerreform.
Eine einfache Rechnung mit beeindruckendem Ergebnis.
Mag. Dipl.-Ing. Erwin Gabardi
Eine einfache Rechnung Mit beeindruckendem Ergebnis.
weiterklicken Eine einfache Rechnung Mit beeindruckendem Ergebnis.
Herausforderungen der Fiskalpolitik
1 Klimaschutz für alle leistbar machen. Umstieg von alten Heizungen auf neue Heizanlagen staatlich fördern. Dr. Christoph Matznetter Staatssekretär für.
Sanierungsfall ALV Bei letzter Reform zu optimistische Annahmen zu durchschnittlicher Arbeitslosenquote. Defizit der ALV ist in Krisenzeiten grösser,
I. Verteilung – Das Problem
Euro-Mindestkurs Beitrag 1 Beitrag 2 Beitrag 3 Beitrag 4
Fallbeispiel Einkommenssteuer in Rumänien
© economiesuisse Umverteilung Die Schweiz hat ein sehr solidarisches Steuersystem. Unternehmen und Personen mit hohen Einkommen finanzieren über die Hälfte.
3. Wie entsteht Einkommen?
Entwicklung der Steuereinnahmen
Steuerpolitik in Österreich. Was gibt es alles für Abgaben?  Steuern: Finanzmittel für öffentliche Leistungen  Gebühren: Entgelt für ummittelbare Dienste.
Quelle: Die größten Ausgabeposten im Budget  Das wachsende Staatsdefizit wird die Zinszahlungen zu einem der größten Ausgabenposten im Budget.
Lastenverteilung der Energiewende Interdisziplinäre Tagung „Soziale Ungleichheiten – Herausforderungen für die Umweltpolitik“ Frankfurt am Main,
Blick über den Tellerrand – die Situation in Deutschland Frank Schäffler 67. Gewerbliche Winterkonferenz des Schweizer Gewerbeverbandes, Klosters.
Maturaprojekt 2011 Klima Simone Willert Sabrina Steuersystem Österreich Steuern auf Einkommen Steuern auf Konsum Steuern auf Vermögen Fair Steuern Klima.
23. November 2015 „Uni der Generationen“
Sozicamp Soest. Brutto-Netto-Kurven und Relative Armut Zwei Beispiele, wie man mit Hilfe von Statistik-Modellen klar verständliche, sinnvolle und überprüfbare.
Staatsverschuldung Vorlesung Bauwirtschaft
Mobilität und Arbeitsmarkt
Das BMF und die Steuerpolitik in Österreich
Arbeitslosigkeit PhDr. M. Polčicová, PhD..
Das Scheitern historischer Währungsräume
BürgerInnen des Landes Bremen verfügen über ein überdurchschnittlich hohes Einkommen. Sowohl beim Arbeitnehmerentgelt wie auch bei den Bruttolöhnen und.
Neufassung der GEW-Konzepte zur Bildungsfinanzierung
Staatliche Umverteilung in Österreich
Migration und Integration
Wohnungsstand und Wohnungsnot
SE Wirtschaftskunde – Aktuelle Themen der Wirtschaftspolitik
Alois Schlager, CNH Österreich GmbH
Konjunktur, Konjunkturzyklus, Konjunkturpolitik
Öffentliches Defizit und öffentliche Schuld Vorlesung Ökonomie
SE Aktuelle Themen der Wirtschaftspolitik SS2017 Michael Grasl
Steuerwettbewerb zwischen Effizienz und Gerechtigkeit
Die Idee vom genügsamen leben
… höhere Löhne und Gehälter
BetriebsrätInnen-Konferenz
Makroökonomische Fluktuationen
Die klassische Konzeption
Einführung in die Wirtschaft 2
Konsum: Wachstumsmotor
Der einfache Wirtschaftskreislauf
Einführung in die Volkswirtschaftslehre (Mikro- und Makroökonomie)
Migration und Integration
Jugendarbeitslosigkeit: Generation ohne Perspektive?
Verschuldungsbedarf und Sparüberschuss
EISZEITALTER BEZUG ÖSTERREICH
Sozialversicherung Faktencheck
Österreichische Gemeindenfinanzen bis 2014
Zur sogenannten Ökosteuer
Herzlich Willkommen zur Dienststellenversammlung
Die klassische Konzeption
Höhenflug bei Steuereinnahmen des Staates In Milliarden Euro, Summe von Bund, Ländern und Gemeinden Der finanzielle Gestaltungs- spielraum der Politik.
Beitragsentwicklung der GKV im Vergleich zur SIKV
Die betriebliche Direktversicherung
Entlastung Österreich
 Präsentation transkript:

Steuerprogression – Abbau der kalten Progression? SE Aktuelle Themen der Wirtschaftspolitik SS 2017 Florian Gurtner

Inhaltsverzeichnis Allgemeine Definitionen: Was ist ein progressives Steuersystem? Vergleich mit anderen Steuersystemen Tarifstufen im österreichischen Steuersystem Problem der „kalten Progression“: Entstehung und Auswirkungen Progression im wirtschaftspolitischen Diskurs Betroffene Ziele und Felder der Wirtschaftspolitik Aktuelle Debatte in Österreich

Allgemeine Definitionen Progressives Steuersystem Steuersatz von der Höhe der Bemessungsgrundlage (z.B. des Einkommens) abhängig Mit steigendem Einkommen steigt der Steuersatz. Je nach Höhe des Einkommens gibt es also unterschiedliche Tarifstufen.

Allgemeine Definitionen Steuerregression: gekennzeichnet durch einen mit steigender Bemessungsgrundlage sinkenden Durchschnittsteuersatz (regressiver Steuertarif). Beispiel: „Kopfsteuer“ Steuerproportionalität: gekennzeichnet durch einen konstanten durchschnittlichen Steuersatz für jede Höhe der Steuerbemessungsgrundlage (proportionaler Steuertarif). Beispiel: Einheitssteuer („Flat Tax“)

Tarifstufen im österreichischen Steuersystem (Quelle: https://www.bmf.gv.at/steuern/selbststaendige-unternehmer/einkommensteuer/est-steuertarif.html )

Tarifstufen im österreichischen Steuersystem „Als Kernstück der Steuerreform 2015/2016 wurden die Tarifstufen ab 2016 neu geregelt und die Steuersätze gesenkt. Durch die Absenkung des Eingangssteuersatzes von 36,5% auf 25% sollen alle Steuerzahler entlastet werden, unabhängig davon, in welcher Progressionsstufe sie sich befinden. Anstatt der bisher geltenden drei Tarifstufen (36,5%, 43,21% und 50%) gibt es künftig sechs Tarifstufen. Für Einkommensanteile über 1 Million Euro pro Jahr kommt zeitlich befristet für die Jahre 2016 bis 2020 ein höherer Steuersatz von 55% zur Anwendung.“ (Quelle: https://www.bmf.gv.at/steuern/selbststaendige-unternehmer/einkommensteuer/est-steuertarif.html ) 

Tarifstufen im österreichischen Steuersystem (Quelle: https://ooe.arbeiterkammer.at/interessenvertretung/verteilungsgerechtigkeit/steuern/FAQs_zur_Steuerreform.html )

Problem der „kalten Progression“ Definition: Damit ist jene Erhöhung der Steuerbelastung gemeint, die zustande kommt, weil die Löhne zwar jährlich steigen, die für die Lohnsteuer maßgeblichen Einkommensgrenzen aber gleich bleiben. Damit rücken von Jahr zu Jahr immer mehr Arbeitnehmer in höhere Steuerklassen vor, ohne davon zu profitieren. Das Gehaltsplus geht ans Finanzamt. Quellen: Bareis (2013): Abbau der kalten Progression, sowie: http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/1596579/Kalte-Progression-frisst-Lohnerhoehungen-auf

Problem der kalten Progression Quelle: Bareis (2013), S. 617

Auswirkungen der kalten Progression in Österreich (Beispiel nach Rechnung der OECD aus dem Jahr 2014): Annahme einer Brutto-Gehaltserhöhung von 2,4 Prozent Abgezogen werden nun Inflation (2 Prozent) und Steuern (0,4 Prozent) Ergebnis: Vom Gehalts-Plus bleibt nichts übrig 2013: Mehreinnahmen des österreichischen Staates durch die kalte Progression von ca. 2,24 Mrd. € Quelle: http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/1596579/Kalte-Progression-frisst-Lohnerhoehungen-auf

Progression im wirtschaftspolitischen Diskurs Welche Ziele und Felder der Wirtschaftspolitik sind betroffen? Felder: Wachstums- und Standortpolitik Arbeitsmarktpolitik Verteilungs- und Sozialpolitik Öffentliche Finanzen Ziele: Wirtschaftswachstum Vollbeschäftigung Gerechte Einkommens- und Vermögensverteilung

Progression im wirtschaftspolitischen Diskurs Inwiefern geraten die Ziele und Politikfelder miteinander in Konflikt? (Beispiele) Kalte Progression verhindert, dass Geld in Konsum fließt Wirtschaftswachstum, Vollbeschäftigung Kalte Progression bringt dem Staat Einnahmen Durch Abschaffung würden diese Einnahmen fehlen Öffentliche Finanzen

Gegenwärtige Regierungsdebatte Sollen alle Steuerstufen jährlich an die Inflation angepasst werden? Automatisches Anpassen oder jährlich neu entscheiden? Sollen nur die unteren Einkommensschichten von dieser Entlastung profitieren? Dient die kalte Progression als „Umverteilungsinstrument“?

Gegenwärtige Regierungsdebatte Kompromiss zwischen SPÖ und ÖVP Automatische Anpassung der Steuerstufen ab einer Inflation von 5 Prozent Gilt allerdings nur für die beiden untersten Steuerstufen (bis 11.000 bzw. 18.000 Euro/Jahr) Über weitere Entlastungsmaßnahmen (z.B. für Besserverdiener) entscheidet ein laufend erstellter „Progressionsbericht“ Quelle: http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/5162272/Die-kalte-Progression-wird-auch-diese-Regierung-ueberleben

Quellenangaben Bareis, P. (2013): Abbau der kalten Progression. In: WiSt - Wirtschaftswissenschaftliches Studium, S. 615 – 623 Hofer, R., Kronberger R. (2012): Österreichische Wirtschaftspolitik – Eine anwendungsorientierte Einführung, Wien: Facultas. Bundesministerium für Finanzen: https://www.bmf.gv.at/steuern/selbststaendige- unternehmer/einkommensteuer/est-steuertarif.html AK OÖ: https://ooe.arbeiterkammer.at/interessenvertretung/verteilungsgerechtigkeit/steuern/FA Qs_zur_Steuerreform.html http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/1596579/Kalte-Progression-frisst- Lohnerhoehungen-auf http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/5162272/Die-kalte-Progression-wird- auch-diese-Regierung-ueberleben