Textbewegung auf der Bühne Eine qualitative Untersuchung zur Reflektion von Lernprozessen im Kontext von Rollen- und Textverständnis Ingo Tamm und Pai-ling.

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 Präsentation transkript:

Textbewegung auf der Bühne Eine qualitative Untersuchung zur Reflektion von Lernprozessen im Kontext von Rollen- und Textverständnis Ingo Tamm und Pai-ling Sah Jahrestagung GDVT Chinese Culture University 21. November 2016

Fremdspache und Theaterprojekt

Emotion und Fremdsprache „Fremdsprachen lernen sich am schnellsten und besten, wenn der Schüler emotional beteiligt ist.“ (Spitzer 2007)

Textbewegung Theaterspielen Möglichkeit für ein mit Emotionen verbundenes Lernen intensive, auch körperliche Auseinandersetzung mit Texten Text und Emotionen als „Textbewegung“ in Bewegung umsetzen

Projekt Besuch der alten Dame (Friedrich Dürrenmatt)

Ganzheitliche Theaterpädagogik In Anlehnung an das althergebrachte Erziehungsprinzip des Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) basiert theaterpädagogische Arbeit auf der Benutzung von Kopf, Herz und Hand

Projektteilnehmer Projekt Befragte Schauspieler des Abschlussjahrgangs Besuch der alten Dame Befragte Schauspieler des Abschlussjahrgangs (5. Jahrgang) am Wenzao Junior College Zeitpunkt der Befragung Fragebogen: Januar 2015 Interviews: Januar 2015 Deutschlern- erfahrungen Mehr als 4 Jahre Zahl der Befragten 13 Alter 19-20 Jahre Forschungs- instrumente Stardardisierter Fragebogen, Gruppeninterviews

Arbeit der Mitspielenden Aussprachetraining (Beginn 6 Monate vor Beginn der Aufführung, Unterstützung durch die Lehrer) Proben (Beginn 3 Monate vor der Aufführung, Coaching und Beratungs- funktion der Lehrer) Aufführung eines deutschsprachigen Stückes im Oktober jeden Jahres

Untersuchungsziel Rekonstruktion des Lernprozesses von Darstellern in Form einer Kombination von Sprache und Bewegung Untersuchung des Zusammenhangs zwischen dem Inhalts- und Rollenverständnis und dem Training der sprachlichen und körpersprachlichen Fähigkeiten

Qualitative Forschung Theaterprojekt stellt einen dynamischen Prozess dar, der sich mit qualitativen Methoden am besten beobachten, beschreiben und verstehen lässt. Qualitative empirische Forschung konzentriert sich eher auf subjektive Reflektionen und untersucht Einzelfälle in ihren alltäglichen Kontexten. eignet sich um individuelle Lernprozesse aus Teilnehmerperspektive zu rekonstruieren.

Auswertung des qualitativ orientierten Fragebogens Durchlesen des Fragebogens Ermittlung und Markierung wichtiger Schlüsselwörter Inhaltsorientierte Interpretation der wichtigsten Aussagen (Die Fallbeispiele wurden anonymisiert).

Gruppeninterviews leitfadengestützte Gruppeninterviews Interviews in chinesischer Sprache Transkription der Äußerungen der Teilnehmer vom Chinesischen ins Deutsche übersetzt Markierung wichtiger Schlüsselwörter Textinterpretation

Hypothesen (1) 1. Die Darsteller lernten im Verlauf der Proben, Sprechen und Bewegung situativ einzusetzen und zu kombinieren. 2. DaF-Lerner nehmen wahr, dass durch Bewegung die Spielsituation verstanden wird und sich somit auch die Quantität und Qualität fremdsprachlicher Äußerungen erhöht. 3. Rollen- un Textverständnis und die situative Nutzung von Körperbewegung und Fremdsprache stehen in einem Wechselverhältnis zueinander.

Hypothesen (2) 4. Das Theaterprojekt eignet sich durch seinen ganzheitlichen Ansatz, fremdsprachliches Handeln mit „Kopf, Hand und Herz“ zu fördern. 5. Die Möglichkeit, innerhalb des Projektprozesses selbst sprachlich zu handeln und Verantwortung zu übernehmen, begünstigt das autonome Lernen von DaF- Lernern. 6. Um die einzelnen Fähigkeiten zu trainieren, wenden die Darsteller unterschiedliche Lernstile und Techniken an, die individuell variieren und sich im Probenverlauf verändert können.

Fragestellung 1. Inwiefern halfen Sprache und Bewegung, die Spielsituation zu verstehen? 2. Welche speziellen Lerntechniken haben die Darsteller genutzt, um die Fremdsprachenkompetenzen und die Körpersprache zu trainieren? 3. Inwiefern half das Text- und Rollenverständnis bei der Verbesserung der einzelnen Sprachkompetenzen und bei der Darstellung einzelner Szenen? 4. Mit welchen Schwierigkeiten wurden die Befragten während der Proben konfrontiert und welche Lösungsstrategien haben sie entwickelt? 5. In welcher Form intervenierten die Lehrer und wie haben die Darsteller die Unterstützung durch die Lehrer und durch Mitspieler wahrgenommen?

Ergebnisse

Vor den Proben: Textarbeit, Rollenarbeit und Aussprachetraining

Tabelle 1Textarbeit Summe 10 3 8 2 Name im Internet gesurft Bücher über das Stück gelesen Chine- sische Über- setzung gelesen deutschen Original- text gelesen mit Lehrern über das Stück diskutiert Mit Anderen Studenten über das Stück diskutiert Sonstiges Zachanassian X Alfred Ill Bürgermeister Butler Lehrerin Frau Ill Priester Polizistin Erster Bürger Dritter Bürger Koby Loby Pressefrau Summe 10 3 8 2

Tabelle 2 Rollenarbeit Summe 9 5 12 3 8 13 Name im Internet gesurft Bücher über die Rolle gelesen Chine- sische Über- setzung gelesen deutschen Original- text gelesen mit Lehrern über das Stück diskutiert Mit anderen Studenten über dasStück diskutiert Sonstiges Zachanassian X Alfred Ill Bürgermeister Butler Lehrerin Frau Ill Priester Polizistin Erster Bürger Dritter Bürger Koby Loby Pressefrau Summe 9 5 12 3 8 13

Polizistin

Auswendiglernen „Aber es gelang mir schnell, den Text auswendig zu lernen. Für unser Alter ist es kein Problem, die Texte schnell auswendig zu lernen. Es ist wichtig, dass man den Text vor der Probe auswendig lernt. Wenn man den Text bereits im Kopf hat, konzentriert man dann nicht mehr nur auf eigenen Text, sondern kann auch auf die Mimik und Gestik der anderen achten.“(Polizistin, Interview v. 4.1.2015,2)

Ausspracheübungen mit Lehrern „Für das Spiel muss man die Texte richtig und deutlich sprechen. Ich habe mit den Lehrern geübt und durch die Übungen konnte ich meine Fehler von früher korrigieren.“ (Lehrerin, Fragebogen v. 4.1.2015,4).

Fazit: Vor den Proben verschiedene Methoden zur Erfassung des Inhalts und der Rolle (Surfen im Internet, das Lesen des Chinesischen Orginaltextes und die Diskussion mit anderen studentischen Teilnehmern und Lehrern). Auswendiglernen der Textes Ausspracheübung

Orientierungslosigkeit und Unsicherheit bei Körpersprache Probenbeginn: Hindernisse bei Text- und Rollenarbeit, Körpersprachtraining und Interaktion Orientierungslosigkeit und Unsicherheit bei Körpersprache „Ich war ziemlich orientierungslos, wie man den Körper schauspielerisch einsetzt.“ (Alfred Ill, Fragebogen v. 4.1.2015, 5ff)

Bürgermeister

Unsicherheit bei Rolle und Textverständnis „Ich war der Bürgermeister. Am Anfang war ich nicht in meiner Rolle drin. Ich habe zwar die Rolle verstanden, denn ich habe das Stück auf Chinesisch gelesen, aber ich war nicht in der Rolle drin.... Ich habe eine andere Person gespielt.... Am Anfang der Ferien habe ich nicht geschafft, mich wie der Bürgermeister zu bewegen und wie er zu sprechen.“ (Bürgermeister, Interview v. 5.1.2016, 2)

Unsicherheit beim Hörverstehen „Jedesmal wenn ich mit dem Text anderer Schauspieler nicht vertraut war, musste ich automatisch genau zuhören.“ (Lehrerin, Fragebogen v. 5.1.2015)

Probenbeginn Unsicherheiten beim Verständnis des Inhalts, der Rolle und bei Spielsituationen führt zu Problemén bei der szenischen Umsetzung der gesprochenen Sprache bei der Erkennung von Schlüsselwörtern und Informationsträgern in den Texten bei der Aussprache bei der Koordination von Sprache und Bewegung bei der Interaktion bei Mimik und Gestik

Problemlösestrategien als Lernprozess Beobachtung „Während der Proben beobachtete ich die anderen und machte mir auch Gedanken, wie ich spielen sollte. Nach den Proben übte ich mit den anderen zusammen und wir überlegten uns, wie wir spielen sollten.“ (Bürgermeister, Fragebogen v. 4.1.2015, 8).

Problemlösestrategien als Lernprozess Individuelles Training von Körpersprache und darstellerischer Kompetenz und Unterstützung durch Mitspieler und Regisseure

Erfahrungen bei der Unterstützung durch andere Mitspieler und Regisseure „In der Anfangsphase waren die Regisseurinnen für die Proben zuständig. Sie sagten uns zwar, dass wir mehr zeigen mussten, aber sie haben uns keine konkreten Beispiele gegeben. Es führte dazu, dass die Proben immer die gleichen Sachen wiederholten und langweiliger geworden sind.“ (Erster Bürger, Interview v. 4.1.2015, 1)

Problemlösestrategien als Lernprozess I Individuelles Bemühen durch intensives Aufsagen der Texte und Übungen vor dem Spiegel, ihre sprachlichen und darstellerischen Kompetenzen zu erweitern. Interaktion mit den Mitspielern und Regisseuren nur als begrenzt hilfreich erlebt.

Individuelles Üben 9 von 12 Befragten geben an, außerhalb der Proben „gemeinsam mit anderen Studenten“ als auch „allein“ für die Proben trainiert zu haben Methoden: „Vor dem Spiegel gestanden und geübt“ (Ill, Fragebogen v. 4.1.2015,8) „nachzuvollziehen, wie die Rollenfigur auf die bestimmte Situation reagieren würde.“ (Lehrerin, Fragebogen v. 4.1.2015,8) „ein paar Bewegungen und Gesten für die Rolle ausgedacht und versucht diese zu üben“(Bürgermeister, Interview v. 5.1.2015)

Lehrer als Impulsgeber für Sprache und Darstellung Lehrer gaben Anregungen, Hilfen und Hinweise und liefern damit den Lernenden die Grundlage, einen individuellen Weg zur Lösung der Aufgabe zu finden.

Lernprozess durch Intervention der Lehrer Ideen für Körperbewegung „Als die Lehrer an den Proben teilgenommen haben, hat sich die Situation geändert. Sie haben Ideen eingebracht, wie wir durch unsere Bewegungen die Szene interessant spielen oder die Szene durch Bewegungen Spannung einbauen können. Wenn die Partner uns Spannung geliefert haben, wollten wir auch darauf antworten.“ (Bürgermeister Interview v. 4.1.2015,1)

Lernprozess durch Intervention der Lehrer Rollenverständnis und Spielsituation „Als die Lehrer kamen, haben sie uns darauf aufmerksam gemacht, dass sie (die Bürger) unterschiedliche Charaktere hätten. Die Lehrer haben uns Bewegungen beigebracht....Es hat besser gewirkt.“ (Erster Bürger, Interview v. 4.1.2015).

Rollenbearbeitung Wiedergabe des Theatertextes mit wenig Emotion und Bewegung, daher kaum Rollenunterscheidung möglich Grund: Wenig Beschäftigung mit dem Inhalt des Stückes oder mit den Rollen Folge: Mitwirken der betreuenden Lehrer

Mitwirken der Lehrer Funktion der Lehrer nach Intervention (nach Schewe, Fremdsprache inszenieren, 1993) Gespräch über die Handlungsabsicht der Rollen den Status der Rollen (in ihrer Beziehung zu den anderen Rollen), die Haltung zu einem Sachverhalt oder Vorgang bzw. einer Person gegenüber zu sprechen

Der Status der Rollen

Rollenerarbeitung und Spielsituation 1 Beispiel: Besuch der alten Dame (- Bahnhofsszene Kaum Koordination von Sprache und Bewegung (Schritte am Bahnsteig) Anordnung der Schauspieler auf der Bühne statt flexibel gleichbleibend Keine Message rübergebracht, dass „Ill“ am Fortreisen gehindert werden sollte

Lernprozess Spielsituation 1 „Mit der Zeit spielten wir langsam besser, wie z. B. mit der Szene im Bahnhof, als Ill zu fliehen versuchte. Die Szene war eigentlich echt spannend, aber als wir selbst geprobt haben, war die Szene langweilig. .....In dieser Szene sind die Dorfbewohner von einer Seite auf die andere Seite der Bühne gewechselt. Früher war unser Auftritt sehr langweilig. Alle sind ganz normal gegangen. Seitdem die Lehrer an den Proben teilgenommen haben, hat die Szene einen Rhythmus und wirkt spannender.“ (Bürgermeister, Interview v. 5.1.2015, 2).

Rollenerarbeitung und Spielsituation 2 Beispiel: Besuch der alten Dame (Aufforderung zum Selbstmord) falsche Vorstellung von der herausragenden Rolle von Requisiten in der Spielsituation (Requisit „Pistole“ eigentlicher Botschaftsträger der Szene) Entwicklung klarer Vorstellungen zur Requisitenrolle erst nach Intervention der Lehrer („Pistole“ als „dritter Mitspieler“ in der Szene)

Beispiel Lernprozess Spielsituation 2 „Die Szene mit der Pistole gebe ich als Beispiel. Ich hatte nie gewusst, was für eine Rolle die Pistole in der Szene spielte. Ich fand sie umständlich. Ich wusste nicht, was ich damit machen sollte. Als die Lehrer kamen, haben sie mir erklärt, welche Bedeutung die Pistole hatte, welches Ziel sich der Bürgermeister in dieser Szene gesetzt hat, warum der Bürgermeister die bestimmten Sätze gesagt hat. ....Als die Lehrer mir dies erklärt hatten, habe ich sie erst verstanden.“ (Bürgermeister, Interview v. 5.1.2016, 1

Rollenerarbeitung und Spielsituation 3 Beispiel: Ankunft von Claire Zachanassian in Güllen Vorstellung der Lehrerin an Zachanassian Keine Reaktion von Zachanassian (Kein Gruß von Zachanassian bedeutet, dass sie die Lehrerin gering schätzt. Dies wird zwar nicht explizit ausgesprochen, muss aber durch Mimik und Haltung dargestellt werden.)

Lernprozess Spielsituation Die drei Beispiele zeigen, nur wenn die Studenten das Stück und ihre Rollen mit dem Kopf verstehen können, dann sind sie in der Lage, in die Rolle einzusteigen und können aus dem Gefühl heraus stehen, sich bewegen und sprechen. Wenn es den Studenten gelingt, sich in die Rolle einzuarbeiten, läuft die Aufführung von selbst.

Lernprozess durch Intervention der Lehrer Darsteller lernen während der Probensituation eigene Fehler zu erkennen, darüber zu reflektieren und eigenständig zu korrigieren. Rolle und Spielsituation besser verstehen dass das Verstehen der Spielsituation, ihrer Bewegungen und ihrer Sprache in einer Wechselwirkung stehen. „mit Kopf, Herz und Hand“ ganzheitlich zu spielen

Interaktive Textbewegung Lernprozess Kombination von Rollen- und Textverständnis, Sprache und Bewegung als interaktive Textbewegung Interaktive Textbewegung „Unser Spiel wurde später sehr verändert. Da wir uns jedoch sehr auf das Spiel konzentriert haben, hat die Szene gewirkt. .....Wenn die Mitspieler gewissenhaft gespielt haben, war ich auch leichter in der Rolle drin. Die Wirkung war wechselseitig. Wenn ich richtig spielte, spielten meine Gegenspieler auch besser.“ (Polizistin, Interview v. 4.1.2015, 3)

Darstellung und Inhaltsverständnis „Als ich einmal meinen Text „Beten Sie für Güllen!“ ausgesprochen habe, kamen mir die Tränen. Die Tränen haben mir geholfen, Ills Zustand und innerliche Bewegungen zu verstehen.“ (Ill, Fragebogen v. 4.1.2015,3) Die Szene auf der Bürgerversammlung, als Ill spricht: “Beten Sie für Güllen“ und als er ermordet auf dem Boden lag haben mich sehr gerührt. In diesen Augenblick habe ich verstanden, wie böse die Menschen sein können.“( Alfred Ill, Fragebogen v. 4.1.2015,2)

Darstellung und Inhaltsverständnis Ill erkennt durch seine eigene Darstellung der Gerichtsszene mit dem Ausruf „Beten Sie für Güllen“, dass nicht Ill und seine Beziehung zu der Milliardärin Zachanassian die entscheidende Bedeutung für die inhaltliche Aussage des Stückes haben, sondern dass es Friedrich Dürrenmatt in diesem Stück um die Korumpierbarkeit von anscheinend „normalen“ und „ehrenwerten“ Bürgern der Kleinstadt Güllen geht, die zu Mittätern und Mitwissern eines Mordes werden und der „Banalität des Bösen“ ihr Gesicht geben.

Zachanassian

Lernprozess: Zusammenspiel Zusammenspiel von Kulissen, Beleuchtung, Musik und dem richtigen Umgang der Darstellerin mit der Spielsituation „An dem Tag der Aufführung ist es gelungen, dass Kulissen, Beleutung und Musik, gemeinsam ihre Wirkung entfalten konnten. Sie gaben dem Stück noch einen musikalischen Effekt. Es verhalf mir, noch tiefer in das Spiel einzusteigen.“ (Zachanassian, Fragebogen v. 4.1.2015, 5)

Lernprozess: Kombination Kombination von Text, Sprache, Bewegung und Interaktion. „Unser Spiel wurde später sehr verändert. Da wir uns jedoch sehr auf das Spiel konzentriert haben, hat die Szene gewirkt. Zu dem Thema „Interaktion“ bin ich auch der Meinung wie der Bürgermeister. Wenn die Mitspieler gewissenhaft gespielt haben, war ich auch leichter in der Rolle drin. Die Wirkung war wechselseitig. Wenn ich richtig spielte, spielten meine Gegenspieler auch besser.“ (Polizistin, Interview v. 4.1.2015, 3)

Interaktion Darsteller – Zuschauer im Kontext von Text- und Rollenverständnis „Und die letzte Szene, als Ill tot war und die Bürger das Geld in der Hand hielten und ins Publikum gegangen waren. Es ist das Schöne am Theater, dass das Spiel mit den Zuschauern interagiert. Manche Zuschauer hielten mich als verrückt und manche hatten Angst vor mir. Ich habe die Botschaft des Stückes erfolgreich auf die Zuschauer übertragen.“ (Polizistin, Interview v. 4.1.2015, 3)

Lernprozess Zusammenfassung Durch die Hilfe und Korrektur der Lehrer, aber auch durch Unterstützung von anderen Teilnehmern vermochten mehrere Befragte während der Probensituation die Spielsituation zu begreifen und diese in Zusammenhang mit dem Kontext des Stückes zu setzen.

Lernprozess Zusammenfassung Die „Textbewegung“, also die Komibation von Sprache und Bewegung, half den Darstellern, den Inhalt des Stückes, die Spielsituation und ihre Rollen besser zu verstehen. Dadurch konnten die Darsteller ihre Bewegungen an die Spielsituation anpassen und auf ihre Spielpartner reagieren. „Textbewegung“ erleichtert ganzheitliches und interaktives Lernen.

Schlussszene

Seite 57 ist eine Schreibfehler Seite 57 ist eine Schreibfehler. In der Seite 58 habe ich ein Einführungszeichen hinzugefügt.