Dr. Karsten Jung, JLS Waldshut kj@solafi.de Fachschaftsvertretertag Religionslehrer/innen 2017 Jugendtheologie – Konzept und Methoden Dr. Karsten Jung, JLS Waldshut kj@solafi.de
Kinder- und Jugendtheologie Initialzündung: EKD-Denkschrift „Aufwachsen in schwieriger Zeit“ 1994 „Neues Wahrnehmen, wie Kinder heute leben“ Perspektivwechsel: „Kinder sind selbständige religiöse Entdecker und kleine Theologen“ Didaktische Konzepte im Anschluss an „Philosophieren mit Kindern“ Konzept: Kindertheologie: Maßgeblich von Gerhard Büttner, Friedrich Schweitzer und Anton Bucher entwickelt Begründung eines Forschungszweigs Erweiterung auf Jugendliche ab 2011 durch Petra Freudenberger-Lötz und Thomas Schlag.
Grundsätzliches Idee: Kinder/Jugendliche nicht nur als Empfänger, sondern als Produzenten von Theologie ernstnehmen. Provokation (Bucher et. al.)? Was heißt „Theologie“? Schweitzer: selbstreflexives Denken über religiöses Handeln oder Denken Weiterentwicklung: Schweitzer / Schlag „Hermeneutik der Aneignung“ statt „Hermeneutik der Vermittlung“
Jugendtheologie – Was ist das? Kinder/Jugendliche codieren Erfahrungen nach dem Muster Immanenz-Transzendenz (Beispiel: Haustier tot). Milieuübergreifende Offenheit Jugendlicher für Religion in mehreren Studien belegt, instruktiv Sinus. Veränderung gegenüber Kinderzeit: Subjektivität nimmt zu, daher neue Offenheit für religiöse Fragen, die sich auf Subjektivität / Wahrnehmung des eigenen Selbst beziehen lassen (Kirche der Freiheit 2006). Entscheidend: subjektive Betroffenheit / Relevanz Aber: Jugendtheologie ist mehr: Es muss darum gehen, die Kompetenz zur Reflexion zu stärken!
„Gezweifelt an der Existenz Gottes habe ich eigentlich noch nie „Gezweifelt an der Existenz Gottes habe ich eigentlich noch nie. Selbst wenn meine Großmutter jetzt sterben würde, würde ich nicht an Gott zweifeln. Meine Großmutter hat sich ihren eigenen Gott geschaffen. Und ich mir meinen. Wir sind also beide beschützt und bewacht.“ „Irgendwie habe ich schon einen Glauben. Mein Gott stammt aber nicht aus der Bibel und sagt mir auch nicht, wie ich zu leben habe.“ „Es geschehen immer wieder Dinge im Leben, die sind schwer zu erklären. Eine Freundin von mir ist plötzlich abgestürzt mit Drogen. Wie kann sich ein Mensch so kaputt machen? Es ist mir unerklärlich. In solchen Situationen hilft mir mein Glaube. Die Frage wird nicht beantwortet, aber ich kann sie besser als unbeantwortet akzeptieren.“
Umsetzung – wie „funktioniert“ Religion/ Theologie als Jugendtheologie? Vorüberlegungen: Praxismodell Rauhes Haus /Hamburg Didaktische Umsetzung: Theoriemodell Thomas Schlag / Zürich. Einwände und Probleme Konkrete Umsetzung: Theorie und Beispiele Petra Freudenberger-Lötz / Kassel.
Alltagsreligiosität und Alltagstheologie Quelle: Rauhes Haus / Lechner/Gabriel
Quelle: Schlag, Thomas: Lebensdienliches. , in: ders Quelle: Schlag, Thomas: Lebensdienliches..., in: ders. Theologie als Herausforderung religiöser Bildung, Stuttgart 2017, 144.
Zusammenfassung Religiosität Jugendlicher als Existenzglaube (Primärkommunikation), Transzendenzglaube (Sekundärkommunikation 1. Stufe) und Konfessionsglaube (2. Stufe – von außen herangetragen, „gebildet“). Didaktische Umsetzung: Theologie DER Jugendlichen (Primärkommunikation), MIT Jugendlichen (Sekundärkommunikation 1. Stufe) und FÜR Jugendliche (Sekundärkommunukation 2. Stufe).
Probleme / Diskussionen Subjektivität zu groß / normativ-objektive Komponente zu gering? wahr-falsch Empirismus in der Forschung Auseinanderklaffen von Wunsch und Wirklichkeit: S an beruflichen Schulen oftmals weder willens, noch in der Lage, religiöse Gefühle zum Ausdruck zu bringen / theologisch zu systematisieren Weitgehendes Fehlen von praktischem Material Ist das wirklich ganz neu?
Theologische Gespräche mit Jugendlichen (P. Freudenberger-Lötz) „Jugendliche entwickeln in Abhängigkeit von Vorerfahrungen und aktuellen Impulsen eine eigenständige Theologie gleichberechtigter Dialog Schüler / Lehrer / Tradition Zielperspektive: Beitrag zu Klarheit und Sicherheit, kein „Larifari“ Glaubensfragen: Wissensfragen (Plausibilität / Richtigkeit), theologisches Gespräch, fragend-entwickelnder Unterricht Aufgaben der Lehrperson: a) geeignete Rahmenbedingungen schaffen b) eigene Rolle anpassen: Beobachter (VON) / Gesprächspartner (MIT) / begleitender Experte (FÜR) Ansatzpunkte: große Fragen, z.B. Gottesfrage, Theodizee, Glaube (Subjektivität), Bibel (Hermeneutik), Ewiges Leben, Jesus usw.
Praxisbeispiel „Selbst glauben“ Karcher / Freudenberger-Lötz / Zimmermann: Selbst glauben. 50 religionspäd. Methoden, erscheint 23.3.2017. Aufgabe: Überfliegen Sie die Materialen, bemerken Sie Auffälliges / Bemerkenswertes.
Kaffeepause... Kurze Pause (15 Minuten) Danach 30 Minuten Zeit für Diskussion Download dieser Präsentation auf www.solafi.de Rückfragen an: kj@solafi.de
Diskussionsrunde – Impuls / Reminder Jugendtheologie als Theologie von, mit und für Jugendliche Bezugspunkte: Alltagsreligion, Alltagstheologie und professionelle Ausdeutung Mögliche Kritikpunkte: Subjektivität / Theorie-Praxis-Differenz / Schwierige Umsetzbarkeit Ausblick: Am Nachmittag Arbeitsgruppen „Theologie MIT Jugendlichen“ und „Theologie FÜR Jugendliche“
Theologie FÜR Jugendliche: Auferstehung Aufgabe: Erarbeiten Sie ein Video, in dem Sie für Jugendliche erklären, worum es bei der Auferstehung geht und was daran wichtig ist. Beachten Sie die Dimensionen der Alltagstheologie / Existenzreligion. Hilfsmittel: Handy, Ev. Jugendkatechismus „YouBe“, kath. Jugendkatechismus „YouCat“, Emmaus Jugend (Auferstehung). „Denkbar. Materialien zum Theologisieren“. Sie bekommen nach etwa 45 Minuten noch einen zusätzlichen Input.
Theologie MIT Jugendlichen Aufgabe: Erarbeiten Sie ausgehend vom Popsong „Irgendwas, das bleibt“ von Silbermond eine Doppelstunde für das Berufliche Gymnasium. Eines der Stundenziele sollte sein: „Die SuS bekommen die Möglichkeit, über ihre Ängste bezüglich der weltweit zunehmenden Krisen zu sprechen und erfahren, wie man damit umgehen kann.“ Beachten Sie die Dimensionen der Alltagstheologie und der Existenzreligion. Hilfsmittel: Song unter http://tinyurl.com/irgendwas-bleibt Sie bekommen nach etwa 45 Minuten noch einen zusätzlichen Input.