Einführung in die Politikwissenschaft

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 Präsentation transkript:

Einführung in die Politikwissenschaft

Inhalt Dieser Kurs vermittelt die grundlegenden Konzepte der Politikwissenschaft, behandelt die wichtigsten Forschungsansätze und Arbeitstechniken des Fachs und sensibilisiert die TeilnehmerInnen für politikwissenschaftliche Fragestellungen. Im ersten Teil des Kurses erhalten die Studierenden eine kurze Einführung in Wissenschaftstheorie, den Ablauf politikwissenschaftlicher Forschung sowie Forschungsdesign und Methoden der empirischen Sozialforschung. Der zweite Teil des Kurses stellt die Teilbereiche der Politikwissenschaft – Internationale Beziehungen, Innenpolitik, Vergleichende Politik und Politische Philosophie – vor. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den wichtigsten politischen Akteuren und der Beschaffenheit und Wirkung politischer Institutionen. Zur Veranschaulichung der theoretischen Konzepte wird schwergewichtig auf das politische System der Schweiz eingegangen.

Inhalt Aufbau der Vorlesung Studierende bereiten sich durch Lektüre gründlich vor Dozent arbeitet sich mit den Studierenden in den ersten 45 Min. durch die wichtigsten Konzepte und Aussagen des Skriptes (teils Vortrag, teils Fragen-Antworten) In den zweiten 45 Min. erweitert der Dozent die Thematik durch Behandlung empirischer Beispiele; oder Dozent und Studierende diskutieren den zweiten der zu lesenden Texte (gilt nur für einige Sitzungen) Je besser Studierende UND Dozent vorbereitet sind, desto interessanter wird die Vorlesung!

Inhalt Zur Vorlesung werden zwei verschiedene Tutorate angeboten. Im Tutorat 1 (verpflichtend für Teilnehmende des BA Studiengangs Staatswissenschaften) werden die Themen der Vorlesung vertieft. => ETH HG D.3.2. Leitung: Patrick Kuhn, Steffi Walter Im Tutorat 2 (verpflichtend für Teilnehmende des BA Studiengangs Umweltwissenschaften) werden die Themen der Vorlesung in den Kontext der Umweltpolitik gesetzt. Leitung: Prof. Willi Zimmermann => ETH HG D.7.2. Studierende, die keinem der genannten Studiengänge angehören (Pflichtwahlfach, Doktoratsstudium etc.): Zu Beginn des Kurses können Sie einen Reader käuflich erwerben, in dem die zu lesenden Texte enthalten sind.Nachher ist dieser Reader erhältlich bei Claudia Jenny, Seilergraben 49, Büro G.1, 01 632 6466). Kosten: Fr. 20.-- Das erste Tutorat (Kuhn, Walter) mit einer Webunterstützung geführt (Zugang nur für angemeldete Studierende). Eintrag im elektronischen System der ETH ist unabdingbar!

Dozierende Vorlesung: Prof. Thomas Bernauer Tutorat 1: Patrick Kuhn und Steffi Walter Tutorat 2: Prof. Willi Zimmermann, Michel Comte D-GESS, Zentrum für Vergleichende und Internationale Studien (CIS) der ETH und Universität Zürich D-UWIS

Programm 29.10.04 => 1. Was ist Politik? Was ist Politikwissenschaft? 5.11.04 => 2. Wissenschaftstheorie und Funktionen von Theorien 12.11.04=> 3. Empirische Forschung: Datenerhebung und - analyse 19.11.04 => 4. Forschungspraxis und Grundlagen des Systemvergleichs 26.11.04 => 5. Grundformen politischer Systeme 3.12.04 => 6. Bändigung von Staatsmacht 10.12.04 => 7. Politische Kultur, Interessengruppen, Medien 17.12.04 => 8. Wahlen und Parteien 23.12.04 => 9. Parlament und Regierung 14.1.05 => 10. Internationale Beziehungen I 21.1.05 => 11. Internationale Beziehungen II

Programm 28.1.05 => 12. Politische Theorie 4.2.05 => 13. Zusammenfassung, Fragen, Schlusstest 10.2.05 => 14. Klausur- und Evaluationsbesprechung, Nachprüfung

Schlusstest 4 Kreditpunkte bei Bestehen des Schlusstests (Note ≥ 4.0); gilt nur für Studierende D-UWIS und D-GESS Pflichtwahlfach und ETH-Doktoratsstudium. Stoff: Gesamter Inhalt des Kurses (Vorlesung, Tutorat, verteilte Unterlagen). Hilfsmittel: 2 handschriftlich beschriebene A-4 Seiten (keine Kopien). UNBEDINGT beide Termine für den Test freihalten. Es gibt keine 3. Chance! Für Studierende BA Staatswissenschaften (Stg BO) ist der gesamte Stoff dieses Kurses (vgl. oben) Teil der Basisprüfung (Okt. 2005). Kreditpunkte für die Kurse Einführung Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen (je 4 KP) werden nach Bestehen der Basisprüfung rückwirkend zugeteilt. Ohne elektronische Einschreibung im ETH System können keine KP zugeteilt werden! Bitte Ihren Eintrag prüfen!

Empfohlene Literatur Einführung in die Politikwissenschaft: Grundriss eines Faches und studiumbegleitende Orientierung, Werner J. Patzelt, Wissenschaftsverlag Richard Rothe, 4. Auflage 2001 Empirische Methoden der Sozialforschung, Rainer Schnell, Paul Hill, Elke Esser, Oldenburg, 1995 CIS Bibliothek, Seilergraben 49, 1. Untergeschoss

Politik und Politikwissenschaft Definition von Politik Policy, Politics, Polity Politik vs Politikwissenschaft Systematisierung des Untersuchungsgegenstandes (Schemata): Vier Dimensionen der Politik (Mink Schema) Schichtenbau politischer Wirklichkeit Kontextfaktoren (Agil Schema)

Politik: Definition Politik ist jenes menschliche Handeln, das auf die Herstellung und Durchsetzung allgemeinverbindlicher Regelungen und Entscheidungen (d.h. von ‚allgemeiner Verbindlichkeit’) in und zwischen Gruppen von Menschen abzielt. (Patzelt, 2001: 23) Kernelemente der Definition von Politik: Menschliches Handeln; allgemeine Verbindlichkeit, Regeln als angestrebtes Produkt der Politik, Allgegenwärtigkeit der Politik

Untersuchungsbereiche der Politikwissenschaft

Politik vs Politikwissenschaft Politik als Untersuchungsobjekt der PW Konkurrenz zum Alltagsdenken: In jeder Gesellschaft gibt es ein „Allgemeinwissen“ darüber, wie Politik funktioniert. Der Politikwissenschaftler sollte seinen Forschungsgegenstand auch von außerhalb dieses Allgemeinwissens betrachten. Decken sich seine Untersuchungsergebnisse dann mit dem Allgemeinwissen, werden sie häufig als trivial angesehen. Sind sie anders, werden sie oft als sonderbar oder falsch empfunden. Auswege aus diesem Problem? Physik und Politik: Grenzen der Erarbeitung von Gesetzmässigkeiten Theorie-geleitete und empirisch-analytische Untersuchung politischer Wirklichkeit => 2.-4. Sitzung

Systematisierung des Untersuchungsgegenstandes 1. Festlegung des zu untersuchenden Gegenstandbereichs 2. Wahl des passendsten Schemas 3. Das Schema wirft verschiedene Fragen auf, anhand von denen man sein Vorwissen systematisiert, Vermutungen formuliert und Wissens- und Verständnislücken feststellt. 4. Diese Fragen werden um Überlegungen zu Ursachen, Folgen und Stabilität des Untersuchungsgegenstandes ergänzt. 5. Die so gewonnenen Einsichten werden zusammengefasst und zu einem komplexen Argument ausgearbeitet. Beispiele für topische Schemata sind das MINK-Schema, das Schichtenmodell und das AGIL-Schema.

MINK Schema

MINK Schema

Schichtenbau politischer Wirklichkeit

AGIL Schema

Politikwissenschaft Teilfächer der Politikwissenschaft Analyse Politischer Systeme (Innenpolitik, Vergleichende Politikwissenschaft) Internationale Beziehungen Politische Theorie Entstehung der Politikwissenschaft Aufgabenfelder der Politikwissenschaft

Wissenschaftstheorie, Funktionen von Theorien

Ziele Letzte Sitzung: Inhalt des Kurses Organisation/Logistik Erster Einstieg in die Thematik: Herangehensweise an einen Forschungsgegenstand mittels heuristischer Schemata Heute: Einstieg in die sozialwissenschaftliche Denkweise anhand Diskussion wissenschaftstheoretischer Grundlagen und Funktion und Beschaffenheit von Theorien der Politikwissenschaft

Wissenschaftstheorie Funktionen von Theorien Was ist Wissenschaft: „Wissenschaft ist jenes menschliche Handeln, das auf die Herstellung solcher Aussagen abzielt, die jenen Aussagen an empirischem und logischem Wahrheitsgehalt überlegen sind, welche schon mittels der Fähigkeit des ‚gesunden Menschenverstandes’ (‚common-sense-Kompetenzen’) formuliert werden können.“

Was ist Wissenschaft? Herstellung von empirisch und logisch (theoretisch) wahren Aussagen, die dem common sense überlegen sind. Regeln der wiss. Arbeit grenzen subjektive Einflüsse auf den Arbeitsprozess ein. Was ist unwissenschaftlich? Logisch wahre Aussagen müssen nicht empirisch wahr sein. Sechs Arten politikwiss. interessanter Aussagen: Beschreibungen Aussagen über Zusammenhänge Erklärungen des Werdens, Bestehens, Wandels und Vergehens Prognosen Werturteile Handlungsanweisungen

Spielregeln der Wissenschaft Kontrollmechanismen Fünf Regeln für das wissenschaftliche Arbeiten

Begriffe, Variablen etc. Begriffe und Konzepte Intensionale und extensionale Begriffe: Bsp. „Armut“ Operationalisierung Variablen und Indikatoren: dichotome, diskrete, stetige Variablen, latente, manifeste Variablen, Index, Validität und Reliabilität von Indikatoren

Beispiel Ablehnungsquote bei Einbürgerungen auf Gemeindeebene: Misst dieser Indikator „Xenophobie“ (Fremdenfeindlichkeit)? 2 Gruppen: Pro und Contra, 5 Min. Denkpause, 5 Min. Debatte

Aussagen als Produkte und Werkstoff der Wissenschaft Empirische (positive) und normative Aussagen Hypothese, abhänge, unabhängige Variable VARIABLEN MüSSEN VARIIEREN!!! Deterministische, probabilistische, stochastische Hypothesen HYPOTHESEN MüSSEN FALSIFIZIERBAR SEIN!!! (0-Hypothese formulieren, keine Verifikation möglich) Paradox: Untersuchungsdesign so anlegen, dass eine Hypothese mit grösster Wahrscheinlichkeit scheitert. Hypothesen müssen falsifizierbar UND empirisch/theoretisch interessant sein. Kausale vs. korrelative oder deskriptive Hypothesen Positive Aussagen führen nicht automatisch zu normativen Aussagen Normative Forschung kann durchaus wissenschaftlich sein

Normative Aussagen Ein Wissenschaftler des CIS (ETH Zürich) behauptet: Schutz der Menschenrechte und Bekämpfung des Terrorismus schliessen sich gegenseitig aus. Andere Wissenschaftler vom CIS protestieren energisch gegen diese Aussage. Weshalb?

Beispiel Formulieren Sie drei kausale Hypothesen, welche die Ablehnungsquote bei Einbürgerungen auf Gemeindeebene erklären. 5 Min. Denkpause, 5 Min. Diskussion.

Theorien Theorie = ? Induktive vs. deduktive Theoriebildung Empirische vs. normative Theorien; Theorien unterschiedlicher Reichweite Theorie vs. Paradigma Weshalb brauchen wir Theorien? Theorienpluralismus in der PW Gesetze?

Merkmalsräume, Typologien Ziel: Bessere Operationalisierung von Variablen, Kategorisierungen/Typologien bilden um Untersuchungsgegenstände zu ordnen Objekte lassen sich in Merkmalsräumen abbilden Typologien bestehen aus (allen) Kombinationen der Merkmale eines Merkmalsraumes Extrem-, Durchschnitts-, Struktur-, Verlaufstypen; Ideal- vs Realtypen

Soziale Schicht

Modelle Modell = Eine (meist stark vereinfachte) Erfassung eines Wirklichkeitsausschnitts durch eher abstrakte Begriffe Pfeildiagramme (abh., unabh. Variablen, Richtung der Beziehungen, Stärke der Bez.)

Modelle Beispiel: Schweizer Verteidigungsausgaben: DSt = DSt-1 +  Formale Modelle Statistische Modelle (z.B. Regressionsgleichungen) Beispiel: Schweizer Verteidigungsausgaben: DSt = DSt-1 +  Mathematische Gleichungen Simulationsmodelle Modelle dienen der Vereinfachung komplexer realer Zusammenhänge in verallgemeinerbarer Form

Erklärungen Tatsachen- (deskriptives), Zusammenhangs- (korrelatives), Erklärungs-(kausales) Wissen Aufbau von Erklärungen

Erklärungen Wie testet man Erklärungen? „Erklären durch Erzählen“ in der Geschichtswissenschaft Unterschiede zwischen sozial- und geisteswiss. Forschung

Prognosen Ohne gute Erklärungen keine guten Prognosen Weshalb sind Prognosen in den Sozialwissenschaften schwierig/ungenau? Methoden Analogieschlüsse Extrapolation Sachverständige Bayes Ansatz

Datenerhebung und Datenanalyse

„Ueberbleibsel“ von letzter Sitzung: Allgemeines 0-Hypothese => Falsifikation Bsp für empirisch uninteressante, banale aber logisch (und vmtl. auch empirisch) wahre Hypothese: Je seltener eine Person sich über politische Dinge informiert oder darüber diskutiert, desto weniger beteiligt er/sie sich an Wahlen oder Abstimmungen. Extrem-, Durchschnitts-, Struktur-, Verlaufstypen; Ideal- vs Realtypen Wie testet man Erklärungen? Kausalität vs Korrelation; Theorie und process tracing als verbindendes Element „Erklären durch Erzählen“ in der Geschichtswissenschaft; Unterschiede zwischen sozial- und geisteswiss. Forschung => später, heute

„Ueberbleibsel“ von letzter Sitzung: Prognosen Ohne gute Erklärungen keine guten Prognosen Weshalb sind Prognosen in den Sozialwissenschaften schwierig/ungenau? Methoden Analogieschlüsse Extrapolation Sachverständige Bayes Ansatz (Delphi-Verfahren) Simulationen => Formulierung von Szenarien oft sinnvoller

Heute: Ziele Letzte Sitzung: Einstieg in die sozialwissenschaftliche Denkweise anhand Diskussion wissenschaftstheoretischer Grundlagen und Funktion und Beschaffenheit von Theorien der Politikwissenschaft Heute: Wie werden Daten (Informationen) in der Politikwissenschaft erhoben, wie werden diese Daten ausgewertet? => Erarbeitung der Forschungsfrage (Denkschemata) => Formulierung von Hypothesen (deduktiv oder induktiv) => Operationalisierung => Datenerhebung => Datenauswertung => Bewertung der Hypothesen => Anpassung der Theorie => ...

Einstieg Kritik an der Erstanalyse der GfS, Abstimmungen Mai 2004: NZZ, 21.5.2004, S.18. Avanti-Initiative GfS Erstanalyse zwei Tage nach Bekanntgabe der offiziellen Abstimmungsergebnisse Frage: Folgten die Parteianhänger den Parolen ihrer Parteien? GfS Erstanalyse anhand Schätzungen, die das regionale, aggregierte Stimmverhalten (Abstimmungsresultate) mit den jeweiligen regionalen Parteienstärken in Verbindung bringt. Z.B. Aussage, je stärker die SVP in einer Region, desto stärker die Zustimmung zur Avanti Initiative. Folgerung: SVP Anhänger haben die Parole der SVP befolgt. VOX Nachanalyse zeigt, dass diese Schätzungen für die SVP um 11%, für die FDP um 13% daneben lagen - in beiden Fällen höhere Zustimmung zur Initiative als von GfS in Erstanalyse geschätzt. Weshalb dieser Fehler?

Datenerhebung - allgemein Forschungsleitende Theorie, Beobachtungstheorie => Es gibt keine theoriefreien Daten Reliabilität und Validität bei der Datenerhebung Individual- und Aggregatdaten (Analyseebene) Ökologischer Fehlschluss: man schliesst von Kollektivmerkmalen auf Eigenschaften von Merkmalen, die zu diesen Kollektiven gehören Individualistischer Fehlschluss: von Daten über Individuen wird auf Merkmale von Kollektiven oder ökologischen Einheiten geschlossen

Was ist ein ökologischer Fehlschluss? Ein ökologischer Fehlschluss liegt vor, wenn von den Eigenschaften von Kollektiveinheiten (Kollektivhypothese) auf entsprechende Eigenschaften von Individualeinheiten unmittelbar, d.h. ohne Überprüfung von Kontexthypothesen, geschlossen wird. Beispiel: A. Diekmann 1995, S. 117

Beispiel (ökolog. Fehlschluss) Befund: Anteil der CDU wächst mit Anteil katholischer Wähler Mögliche Kollektivthese: Katholiken wählen mehrheitlich CDU

Beispiel (ökolog. Fehlschluss) Der vorher genannte Befund könnte das Ergebnis folgender Verteilung sein

Beispiel (ökolog. Fehlschluss) „In beiden Stimmbezirken wird die CDU von keinem katholischen Wahlberechtigten gewählt. In Bezirk 1 wählen 25 % der Nichtkatholiken die CDU, in Stimmbezirk 2 sogar 66% der nicht-katholischen Wähler. Das individuelle Abstimmungsverhalten erzeugt auf der Aggregatebene ein Ergebnis, das die o.g. Kollektivthese zu stützen scheint. Tatsächlich widerspricht das Wahlverhalten auf der Basis von Individualdaten dieser These. Der Fehlschluss kommt zustande, weil die Wählerstruktur der Stimmbezirke bzw. das Verhalten der Nichtkatholiken unberücksichtigt bleibt. Dieser Fehlschluss lässt sich nur vermeiden, wenn der Einfluss des Kontextes auf individuelles Verhalten näher untersucht wird. „

Individualistischer Fehlschluss Christian Welzel: „... Beziehung zwischen Arbeitslosigkeit und NSDAP-Wahl ... Massenarbeitslosigkeit kann ein generelles Klima der Angst erzeugt haben, das den Zulauf zur NSDAP gleichermaßen unter allen Statusgruppen - ob nun erwerbslos oder nicht - in die Höhe getrieben hat. Entsprechend sieht man im Regionenvergleich einen positiven Zusammenhang zwischen der Arbeitslosenquote und dem Stimmenanteil der NSDAP, obwohl innerhalb der Regionen möglicherweise kein Unterschied zwischen Erwerbstätigen und Erwerbslosen in Bezug auf die Zustimmung zur NSDAP bestanden hat. Aus dem Fehlen eines solchen Individualzusammenhangs nun aber zu folgern, dass Arbeitslosigkeit als Ursache für den Aufstieg der NSDAP ausscheide, wäre ein fataler “individualistischer Fehlschluss“ (Alker 1963). In diesem Sinne war Arbeitslosigkeit für den Aufstieg der NSDAP nicht als individuelles Schicksal, sondern als gesellschaftliches Phänomen relevant. Nicht vom je eigenen Erwerbsstatus, sondern von der Massenarbeitslosigkeit als sozialem Kontextmerkmal gingen die entscheidenden Verhaltensimpulse aus.“

Forschungsfrage => Daten => Methoden Forschungsfrage => Methode der Datenerhebung Dokumenten- und Inhaltsanalyse Analyseleitfaden, inhaltsanalytisches Kategorienschema => Kodierung Bsp: Intensität der öffentlichen Debatte zur Luftverschmutzung, Frauenbild bei Männern Umfrage/Befragung Bsp. Vox-Analyse Bsp. Schweizer Haushaltpanel Beobachtung Bsp. Verhalten von Behörden bei Geiselnahmen Bsp. Rechtsextremismus unter Fussball-Hooligans

Daten => Methoden Experimente und Quasi-Experimente Laborexperimente, Feldexperimente. Bsple: Zahlungsbereitschaft bei GVO Nahrungsmitteln; Wettbörse als Instrument der Wahlprognose; Interventionsstudie zu Xenophobie in Schulen (NFP 40+) Quasi-Experimente => qualitative Fallstudien. Bsp: umweltpolitisch relevantes Innovationsverhalten von Firmen Gedankenexperiment. Bsp: Kontrafaktisches Gedankenexperiment bei Evaluation der Schweizer Gewässerschutzpolitik

Datenanalyse => spezifische Kurse, hier nur kurzer Ueberblick Hermeneutische vs empirisch-analytische Methoden der Datenanalyse Qualitative Methoden Einzelfallstudien, vergleichende Fallstudien Bsp. Bernauer 2003: Biotech-Politik der EU und der USA: Variablen, Hypothesen, welche Werte müssen unabh. Variablen aufweisen, wenn die abh. Variable bestimmte Werte aufweist? Dokumentenanalyse, Interviews, Bewertung der Hypothesen (process tracing) => Mitchell/Bernauer Text nächste Woche

Statistik Deskriptive Statistik (z.B. Mittelwert, Standardabweichung, Min., Max.) Inferenzstatistik (z.B. 4-Felder Tabelle, Regression) Methodenwahl ist abhängig von Beschaffenheit der Daten (Stichprobe, Messniveau etc.) Zufallsstichproben und Quotenstichproben Beispiel: Vox Analyse der Abstimmung vom 8. Februar 2004, Verwahrungsinitiative Regressionsanalyse Beispiel: Determinanten der Schweizer Verteidigungsausgaben

VOX-Analyse der eidgenössischen Abstimmungen vom 8 VOX-Analyse der eidgenössischen Abstimmungen vom 8. Februar 2004 Hans Hirter, Wolf Linder Volksinitiative "Lebenslange Verwahrung für nicht therapierbare, extrem gefährliche Sexual- und Gewaltstraftäter" Ja: 1'198'751, 56.2% Nein: 934'576, 43.8% Stimmbeteiligung: 45.0%      

Methode der VOX Analyse Die vorliegende Untersuchung beruht auf einer von der VOX-Partnerschaft realisierten Nachbefragung der Volksabstimmung vom 8.2.2004. Das Forschungsinstitut gfs.bern führte die Befragung innerhalb von zwei Wochen nach der Volksabstimmung vom 8. Februar 2004 durch, wobei mehr als 90% der Interviews in der ersten Woche nach der Abstimmung stattfanden. Die Analyse der Daten wurde durch das Institut für Politikwissenschaft an der Universität Bern (IPW) vorgenommen. Die Befragung wurde von 42 BefragerInnen von zu Hause aus telefonisch ausgeführt, wobei das Forschungsinstitut gfs.bern als Kontrollinstanz die Möglichkeit hatte, die Interviews extern zu beaufsichtigen. Für die BefragerInnen und die Befragten war diese Überwachung nicht erkennbar, sie hatten davon aber Kenntnis. Die Stichprobenziehung erfolgte in einem dreistufigen Zufallsverfahren. Der Stichprobenumfang beträgt 1000 stimmberechtigte Personen. (Hirter, Linder)

Resultate der VOX Analyse zur Verwahrungsinitiative Das Abstimmungsverhalten wurde stark von den politischen und ideologischen Einstellungen der Stimmenden bestimmt. Den grössten Einfluss hatte die Selbsteinstufung auf einer Links/Rechts-Skala. Die äussere Linke lehnte die Initiative mit 68% Nein-Stimmen ab, die äussere Rechte nahm sie mit 87% Ja-Stimmen an; den Ausschlag für die Annahme der Verwahrungsinitiative gab jedoch die politische Mitte, welche mit einem Ja-Anteil von 60% zustimmte. Etwas weniger deutlich sind die Unterschiede bezüglich der Parteisympathie. In gutem Einklang mit ihrer Anhängerschaft befand sich lediglich die SVP mit ihrer Ja-Parole. Bei Abstimmungen haben normalerweise die zur Entscheidfindung beigezogenen Medien keinen Einfluss auf den Entscheid. Dies war bei der Verwahrungsinitiative anders. Wer Diskussionen am Fernsehen verfolgt hat, stimmte der Initiative überdurchschnittlich oft zu. Da sich dieser positive Zusammenhang auf die Deutschschweiz beschränkt, kann geschlossen werden, dass es den von Gewaltverbrechen persönlich betroffenen Deutschschweizer InitiantInnen gelungen ist, im Fernsehen ihr Anliegen besonders überzeugend zu vertreten.

Resultate der VOX Analyse zur Verwahrungsinitiative Von den sozioökonomischen Merkmalen wirkte sich vor allem der Bildungsstand aus: Je höher die formale Ausbildung, desto eher wurde die Initiative abgelehnt. Das wichtigste Motiv für die Zustimmung zur Initiative war die Erwartung, dass mit der lebenslangen Wegschliessung von verurteilten Tätern die Gesellschaft besser vor gefährlichen Gewaltverbrechern geschützt werden kann. Für die Hälfte der Ja-Stimmenden waren aber auch das Element der "gerechten Strafe", die Vergeltung und die Abschreckung von potentiellen Tätern wichtig. 90% der Ja-Stimmenden bekannten sich denn auch zur Aussage, dass ein sexual motivierter Kindermörder auf jeden Fall bis zu seinem Lebensende hinter Schloss und Riegel bleiben soll. Der Hauptgrund, gegen die Initiative zu stimmen, bestand darin, dass dieser eine periodische Überprüfung der Notwendigkeit der Fortsetzung einer Verwahrung ausschliesst.

Statistik Skalierung (Messniveau) => statistische Verfahren Nominal, ordinal, intervall, ratio (kardinal) Statistische Verfahren Beispiel: Gesellschaftliche Nachfrage nach militärischer Verteidigung

Beispiel: Schweizer Verteidigungsausgaben Abhängige Variable: „Nachfrage“ nach militärischer Landesverteidigung; Indikator = Militärausgaben/BIP; welche Alternativen gäbe es zu diesem Indikator? Unabhängige Variablen Pfadabhängigkeit (Verteidigungsausgaben t-1) Verteidigungsausgaben anderer Staaten (Trittbrettfahren, Bedrohung) Innerstaatliche Wirtschaftsfaktoren (Wachstum, Arbeitslosigkeit, Staatsdefizit) Methode: Zeitreihenanalyse (Regression)

Beschreibende Statistik Variable | Obs Mean Std. Dev. Min Max -------------+-------------------------------------------------------- swidsg | 29 1.50e+07 2468736 1.11e+07 1.93e+07 dsusag | 29 4.578966 1.047815 2.97 6.13 gdpnom | 29 287.4206 94.16003 148.1901 428.345 rgrow | 29 1.151724 2.178732 -6.7 4.4 unempl | 29 1.824138 1.649817 .2 5.2

Pfadabhängigkeit

Pfadabhängigkeit

Trittbrettfahren, externe Bedrohung

Einfluss wirtschaftlicher Faktoren

Forschungspraxis Grundlagen des Systemvergleichs

Nachtrag zur letzten Sitzung

Nachtrag zur letzten Sitzung

Ziele Letzte Sitzung: Wie werden Daten (Informationen) in der Politikwissenschaft erhoben, wie werden diese Daten ausgewertet? => spezialisierte Kurse Heute: Forschungsprozess insgesamt verstehen (Integration der Erkenntnisse aus den ersten drei Sitzungen) Einstieg in die wichtigsten Teilbereiche der Politikwissenschaft: 1. Analyse politischer Systeme, Logik des Systemvergleichs => Verbindung mit Methodenfrage, Schwerpunkt auf qualitativen Fallstudien (letztes Mal waren es statistische Analysen)

Forschungsprozess

Inhalt Heute Ablauf von Forschung Theoretische Forschung Empirische Forschung Normative Forschung Quantitative „vs.“ Qualitative Forschung Systemvergleich Das politische System Logik von Vergleichsuntersuchungen => Text von Mitchell/Bernauer

Ablauf von Forschung Theoretische Forschung Klare Formulierung der Fragestellung Inhalts- und Sekundäranalyse der vorhandenen Literatur Kritik der bestehenden Literatur Entwicklung eines eigenen theoretischen Ansatzes Veröffentlichung der Ergebnisse => Bernauer, Seijas, Engels, Kammerer: Grüne Innovation in der Industrie, Einflüss regulatorischer Rahmenbedingungen

Ablauf von Forschung Empirische Forschung Konzeptspe-zifikation / Operationa-lisierung Formulier-ung der Forschungs-frage Theorie-bildung Auswahl der Unter-suchungs-einheiten Datenerhebung und -erfassung Daten-analyse Publi-kation Bestimm-ung der Untersuch-ungsform

Empirische Forschung Formulierung der Forschungsfrage Festlegung des Gegenstands der Forschung und präzise Formulierung der Forschungsfrage Fragestellung: Warum war die Handelspolitik der USA in den 20er und 70er Jahren des 20. Jhd. unterschiedlich, obwohl in beiden Zeitperioden wichtige Einflussfaktoren (Wirtschaftslage, internationale wirtschaftliche Machtstellung der USA) ähnlich waren?

Empirische Forschung Theoriebildung und Ableitung von Hypothesen Sichtung der Literatur zum gewählten Thema und Entwicklung der eigenen Theorie. Ableiten von Hypothesen aus der Theorie. Theorie: Eine stärkere internationale Integration erhöht die (Opportunitäts-)Kosten von Protektionismus. Firmen lobbyieren für die für sie optimale Handelspolitik. In den 70ern waren viele Industrien mehr in die Weltwirtschaft integriert als in den 20ern. Hypothese: Firmen mit stärkerer internationaler Ausrichtung sind weniger an Protektionismus interessiert als Firmen, die auf den Heimatmarkt ausgerichtet sind.

Empirische Forschung Bestimmung der Untersuchungsform Entscheidung darüber, mit welchen Methoden (Experiment, Befragung, Inhaltsanalyse etc.) man seine Fragestellung bearbeiten wird. Untersuchungsform Untersuchung auf der Ebene von Industrien und Firmen. Fallstudien zu ausgewählten Industrien/Firmen

Empirische Forschung Konzeptspezifikation und Operationalisierung Präzisierung der in der Theorie verwendeten Begriffe und Konzepte. Zuordnung von Indikatoren zu den verschiedenen Variablen der Theorie Internationale Integration einer Firma/Industrie = Exportabhängigkeit, Multinationalität, globaler Intra-Firmen Handel Präferierte Handelspolitik = Lobbyingaktivitäten dieser Industrien/Firmen im US Kongress, der US Zollkommission und ähnlichen Foren

Empirische Forschung Auswahl der Untersuchungseinheiten Sorgfältige Auswahl der zu untersuchenden Fälle (Ziehung einer Stichprobe, Auswahl einiger weniger Fälle etc.). Vermeidung eines selection bias. Auswahl von solchen Industrien, die den größten Zuwachs an Importkonkurrenz in den zwei vorausgegangenen Dekaden erlebt hatten und die generell schon große Konkurrenz durch Importe hatten. In der Regel sind dies Industrien, die auch mit anderen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben (Arbeitslosigkeit etc.). Grund: Diese Industrien sollten am wenigsten wahrscheinlich die Hypothese stützen (hard case)

Empirische Forschung Datenerhebung und -erfassung Datenerhebung durch Interviews, Beobach-tungen, Befragungen etc. oder Sammlung von bereits erhobenen Daten Erfassung und Aufbereitung der gesammelten Daten Fallstudien der 12 ausgewählten Fälle. Suche nach Quellen in Archiven etc. Qualitative Untersuchung, Inhaltsanalyse von Protokollen etc.

Empirische Forschung Datenanalyse Datenanalyse z.B. durch statistische Methoden Rückkoppelung zwischen Theorie und Resultaten (Hypothesenüberprüfung) Ordnung der gesammelten Daten in die Kategorien „erwartete Präferenz“, „tatsächliche Präferenz“, „Policy Outcome“. Überprüfung der Übereinstimmung der theoretischen Erwartungen mit den tatsächlichen Präferenzen und der tatsächlich implementierten Handelspolitik Bestätigung der Hypothese: Um so internationaler die Ausrichtung einer Industrie, um so weniger waren diese an protektionistischer Politik interessiert.

Empirische Forschung Publikation Veröffentlichung der Forschungsergebnisse Wichtig für wissenschaftlichen Fortschritt und fundierte Kritik an den Ergebnissen Veröffentlichung in einer renommierten politikwissenschaftlichen Zeitschrift: Milner, Helen (1988). Trading Places: Industries for Free Trade. World Politics 40(3), 350-76

Ablauf von Forschung Normative Forschung Überprüfung normativer Theorien Ausarbeitung neuer Theorien / Wertmaßstäben Erarbeitung von Werturteilen Erarbeitung von Handlungsanweisungen

Quantitative „vs.“ Qualitative Forschung Sowohl quantitative als auch qualitative Methoden sind für sozialwissenschaftliche Forschung geeignet Qualitativ Quantitativ Vorteile Detailliertes Nachvollziehen von Prozessen und kausalen Wirkungsketten Untersuchung von generellen Wirkungszusammenhängen (as if...) Generalisierbare Ergebnisse Nachteile Eingeschränkte Generalisierbarkeit Validität von Indikatoren oft stark begrenzt Kausalprozesse nur schwer nachvollziehbar

Systemvergleich: Das politische System Zentrales politisches Entscheidungssystem Forderungen Unterstützung Wahlen Output Verwaltung Input Medien Gesellschaft Normen Ressourcen-verteilung

Systemvergleich: Vergleichsstudien (Vorgehen) Ausarbeitung einer Forschungsfrage Theoriebildung und Ableitung von Hypothesen Ableitung von Vergleichkategorien Suche nach geeigneten Vergleichsfällen Operationalisierung und Datenerhebung Überprüfung der Hypothese Beantwortung der Forschungsfrage

Systemvergleich: Logik des Systemvergleichs Most similar case design Auswahl von Fällen mit möglichst übereinstimmenden Rahmenbedingungen und Varianz auf der unabhängigen Variable. Most different case design Auswahl von Fällen mit möglichst unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Varianz auf der unabhängigen Variable Beispiel: Politische Determinanten von Umweltqualität in reichen und armen Ländern

Diskussion von Mitchell/Bernauer 2004 QER = ? International regime Necessary versus sufficient conditions Rigorous comparison versus parallel analysis Research as iterative process, not linear path => Cartoon zum Forschungsprozess Intervenierende Variablen, IV, DV Bsp: Wirtschaftswachstum, Wahlen, Staatsausgaben Rätsel/Puzzle: Wie aufbauen? Hard case Causal inference = ?

Diskussion von Mitchell/Bernauer 2004 Case versus observation (Beobachtung) Mindestens gleich viele Beobachtungen wie Variablen, vorzugsweise mehr: A and B, not-A and not-B, B observed after A occurred Observation => level of analysis, unit of analysis Weniger Hypothesen ist besser Fallselektion dient der Kontrolle von Randbedingungen (Kontrollvariablen, rival explanations), Theorie-orientierte Prozessanalyse dient auch diesem Zweck Fallselektion mit Blick auf die unabh. Variable Zuerst Theorie, dann Fallselektion - nicht umgekehrt Messinstrumente: von Befragung von Bauern in Sahara-Oasen (Siegfried) bis zu Aktienkursen von Suharto nahen/fernen Firmen in Indonesien => Kreativität ist zentral

Diskussion von Mitchell/Bernauer 2004 Je nach Art der Variable macht Längs- oder Querschnittsanalyse mehr Sinn Bsp.: Einfluss von Demokratie auf Wirtschaftswachstum versus Einfluss von Inflation oder Wetter auf Wirtschaftswachstum Bsp.: Handelsliberalisierung und Konvergenz von Umweltpolitik Datenanalyse in qualitativen Studien Bsp.: Tabelle mit Werten (nominal, verbal, numerisch) für IV und CV, erwartete und beobachtete Werte für DV; verbale, prozess- und Kausalitäts-orientierte Beschreibung und Analyse der Wirkungsketten; Analyse von aus der Theorie ableitbaren empirischen Implikationen in der kausalen Wirkungskette; explizite Analyse rivalisierender Erklärungen der Werte auf DV.

Diskussion von Mitchell/Bernauer 2004 Beispiel: Cemerin findet durch qualitative Fallstudien heraus, dass „outliers“ in der statistischen Analyse mit der Theorie trotzdem übereinstimmen. Wie steigert man die externe Validität von qualitativen Fallstudien?