Leitlinien Legasthenie Kurze Anmerkung: Legasthenie ist eine ärztliche Diagnose, die im ICD 10 der WHO aufgeführt ist – und kein primär schulisches Problem.

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 Präsentation transkript:

Leitlinien Legasthenie Kurze Anmerkung: Legasthenie ist eine ärztliche Diagnose, die im ICD 10 der WHO aufgeführt ist – und kein primär schulisches Problem. Dr. med. Dipl.-Psych. Birgit Beh1September 2016 LstLst h i

Leitlinien Legasthenie I - Ausschlusskriterien - Folge von intellektuellen Einschränkungen, - Folge einer allgemeinen Entwicklungsverzögerung, - Folge von unkorrigierten Seh- oder Hörstörungen, - Folge unzureichender Beschulung - Folge von psychischen, neurologischen oder motorischen Störungen September 2016Dr. med. Dipl.-Psych. Birgit Beh 2

Leitlinien Legasthenie II Außerdem soll die Diagnostik neben der Anwendung psychometrischer Leistungstests auch die klinische Untersuchung, also die ganzheitliche Betrachtung des Entwicklungsverlaufs, der Familien- und Schulsituation sowie die Auswirkungen der Leistungsdefizite auf die psychische und soziale Entwicklung, die schulische Integration, die gesellschaftliche Eingliederung und die Familie einbeziehen. Die Diagnostik muss daher interdisziplinär von Fachleuten durchgeführt werden, die Fachkenntnisse im Bereich der Lese- und/oder Rechtschreibstörungen und der psychometrischen/klinischen Diagnostik von Kindern und Jugendlichen besitzen. September 2016Dr. med. Dipl.-Psych. Birgit Beh3

Leitlinien Legasthenie III Voraussetzung: die Leseleistung und/oder Rechtschreibleistung liegt deutlich unter dem Niveau, das aufgrund der Altersnorm oder der Klassennorm oder der Intelligenz zu erwarten ist und die Bewältigung der Alltagsanforderungen beeinträchtigt oder gefährdet ist. Die Diskrepanz sollte anderthalb Standardabweichungen (1,5 SD) betragen und die Leistung in den einzelnen Lernbereichen sollte mindestens unterhalb des Durchschnittsbereichs (mind. 1 SD Abweichung von Mittelwert) liegen. Wenn die Lese- und/oder Rechtschreibschwierigkeiten durch Evidenz aus der klinischen Untersuchung und den Ergebnissen der psychometrischen Verfahren belegt werden, kann ein weniger strenger Grenzwert herangezogen werden (ab 1,0 SD unter dem Durchschnitt der Klassennorm, der Altersnorm oder dem aufgrund der Intelligenz zu erwartenden Leistungsniveau im Lesen und/oder Rechtschreiben). Bei der Diagnostik durch psychometrische Verfahren soll, wenn möglich, auf schulformspezifische Normen und Klassennormen zurückgegriffen werden. September 2016Dr. med. Dipl.-Psych. Birgit Beh 4

Empfohlene Tests I Ein Leseverständnistest für Erst- bis Sechstklässler (ELFE 1-6) Lesegeschwindigkeits- und -verständnistest für die Klassen 6-12 (LGVT-R 5-13) Lesetestbatterie für die Klassenstufen 6-7 (Lesen 6-7) Lesetestbatterie für die Klassenstufen 8-9 (Lesen 8-9) Würzburger Leise Leseprobe – Revision (WLLP-R) Salzburger Lese- und Rechtschreibtest (SLRT II) - Lesetest für die 2., 3. und 4. Klasse September 2016Dr. med. Dipl.-Psych. Birgit Beh5

Empfohlene Tests II Deutscher Rechtschreibtest für das erste und zweite Schuljahr (DERET 1-2+) Deutscher Rechtschreibtest für das dritte und vierte Schuljahr (DERET 3-4+) Hamburger Schreib-Probe 1-10 (HSP 1-10) Salzburger Lese- und Rechtschreibtest (SLRT II) Rechtschreibtest Weingartener Grundwortschatz Rechtschreib-Test für 1. und 2. Klassen (WRT 1+) Weingartener Grundwortschatz Rechtschreib-Test für 2. und 3. Klassen (WRT 2+) Weingartener Grundwortschatz Rechtschreib-Test für 3. und 4. Klassen (WRT 3+) Weingartener Grundwortschatz Rechtschreib-Test für 4. und 5. Klassen der Grund- und Hauptschule (WRT 4+) (Starke Empfehlung, Empfehlungsgrad A, Starker Konsens 100% Zustimmung) Aus Ermangelung an Alternativen sollte für die Altersgruppe der Jugendlichen ab der 11. Klasse der RST-ARR angewendet werden. (Empfehlung, Empfehlungsgrad B, Konsens 76% Zustimmung) September 2016Dr. med. Dipl.-Psych. Birgit Beh6

Nicht empfohlene Tests Kein Verfahren zur Messung der Vorläuferfähigkeiten des Schriftspracherwerbs erfüllt die in den Leitlinien benannten Kriterien für diagnostische Verfahren. September 2016Dr. med. Dipl.-Psych. Birgit Beh7

Behandlung Die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Lese- und/oder Rechtschreib- störung soll an den Symptomen der Lese- und/oder Rechtschreibstörung ansetzen. Interventionsmaßnahmen, die zur Verbesserung der Lese- und Rechtschreibleistungen von Kindern und Jugendlichen mit Lese- und/oder Rechtschreibstörung eingesetzt werden, sollen Übungen zur Graphem-Phonem und Phonem-Graphem-Korrespondenz, zum Segmentieren einzelner Wörter in ihre Phoneme, Morpheme, Silben oder Onset und Silbenreim sowie zum Verbinden von Phonemen zu einem Wort enthalten, sofern die Kinder/Jugendlichen in diesem Bereich Schwierigkeiten haben. Rechtschreibtrainings, die zur Verbesserung der Lese- und/oder Rechtschreibleistung von Kindern und Jugendlichen mit Lese- und/oder Rechtschreibstörung eingesetzt werden, sollen Instruktionen zum Aufbau orthographischen Regelwissens enthalten (z.B. GUT1). September 2016Dr. med. Dipl.-Psych. Birgit Beh8

Nicht empfohlene Behandlungverfahren I Lesetrainings, die ausschließlich eine Lesepraxis nach der Ganzwortmethode instruieren, sollten nicht als Interventionsmaßnahme bei Kindern und Jugendlichen mit Lese- und/oder Rechtschreibstörung eingesetzt werden. Therapiemaßnahmen, die ausschließlich Textverständnisstrategien behandeln, sollten nicht als alleinige Interventionsmaßnahme bei Kindern und Jugendlichen mit Lese- und/oder Rechtschreibstörung eingesetzt werden. Phonologietrainings sollten nicht als alleinige Interventionsmaßnahme bei Kindern und Jugendlichen mit Lese- und/oder Rechtschreibstörung eingesetzt werden. Interventionen zur auditiven Wahrnehmung und Verarbeitung sollten nicht als Maßnahme zur Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Lese- und/oder Rechtschreibstörung eingesetzt werden. September 2016Dr. med. Dipl.-Psych. Birgit Beh9

Nicht empfohlene Behandlungverfahren II Die folgenden Maßnahmen zeigen bei Kindern und Jugendlichen mit Lese- und/oder Rechtschreibstörung keine Wirksamkeit: Alternativmedizinische Methoden (Homöopathie, Akupressur, Osteopathie und Kinesiologie) Nahrungsergänzungsmittel motorische Übungen zur Beseitigung eines persistierenden asymmetrisch tonischen Nackenreflexes (ATNR) bei Kinder und Jugendlichen mit Lese- und/oder Rechtschreibstörung und persistierendem ATNR visuelle Biofeedbacks monokulare Okklusion Prismenbrillen September 2016Dr. med. Dipl.-Psych. Birgit Beh10

Vorgehen in der Praxis Ausführliche Anamnese unter Berücksichtigung eventueller anderer Ursachen Testdiagnostik mit IQ-Test, EEG und LRS-Testung, bei Hinweisen auf emotionale Sekundärsymptome emotionale Diagnostik, bei Hinweisen auf Komorbiditäten Abklärung organisch/psychiatrisch. Einleitung von Therapien September 2016Dr. med. Dipl.-Psych. Birgit Beh11

Kriterien der Praxis zur Anerkennung einer Legasthenie T-Wert-Differenz von mindestens 12 T-Wert-Punkten zwischen Intelligenzleistung und Lese-/Rechtschreibleistung Prozentrang höchstens 10 bei Lese- und/oder Rechtschreibleistung Bei Begabungen außerhalb der Norm wird die Marburger Tabelle als Zusatzkriterium hinzugezogen. September 2016Dr. med. Dipl.-Psych. Birgit Beh12

Fachärztliche Bescheinigung unserer Praxis I September 2016Dr. med. Dipl.-Psych. Birgit Beh13

Fachärztliche Bescheinigung unserer Praxis II September 2016Dr. med. Dipl.-Psych. Birgit Beh14

Fachärztliche Bescheinigung unserer Praxis III September 2016Dr. med. Dipl.-Psych. Birgit Beh15

Fachärztliche Bescheinigung unserer Praxis IV September 2016Dr. med. Dipl.-Psych. Birgit Beh16

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit September 2016Dr. med. Dipl.-Psych. Birgit Beh17