Prof.Dr.Traugott Jähnichen „Gute Arbeit in der Kirche!“ Ein gutes Setting für gute Leute ?

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 Präsentation transkript:

Prof.Dr.Traugott Jähnichen „Gute Arbeit in der Kirche!“ Ein gutes Setting für gute Leute ?

Prof.Dr. Traugott Jähnichen Gliederung Einleitung I. Was ist gute Arbeit? - Theologisch-anthropologische und gesellschaftliche Perspektiven II. Bedingungen guter Arbeit: - Empirische Studien und Gestaltungsaufgaben Ausblick

Prof.Dr. Traugott Jähnichen Einleitung Gegenwart und Zukunft der „Arbeitsgesellschaft“: - Geht der Arbeitsgesellschaft/der Kirche die Arbeit aus? Ca Beschäftigte in der ev. Kirche ( ) und in der Diakonie ( ), historisch sehr hohe Zahlen, Tendenz in der Diakonie steigend, in der Kirche abnehmend. -Tendenzen der „Entgrenzung“ der Arbeit – ein klassisches Thema in der Kirche

Prof.Dr. Traugott Jähnichen I. Gute Arbeit 1. Theologisch-anthropologische Deutungen der Arbeit -Arbeit ist das Mandat Gottes an die zu seinem Ebenbild geschaffenen Menschen zur Gestaltung der Welt. -Alle Tätigkeiten, die in diesem Sinn im Dienst des Mitmenschen stehen, sind Ausdruck des göttlichen Mandats. In modernen Gesellschaften ist es vorrangig, aber nicht allein die Form der Erwerbsarbeit, in der sich dieses Mandat Gottes konkretisiert.

Prof.Dr. Traugott Jähnichen I. Gute Arbeit - Arbeit ist in theologischer Perspektive wesentlich eine Gemeinschaftsleistung. Die Sicherung des Lebens ist nur als gemeinsames Werk, durch Kooperation und Arbeitsteilung, zu bewerkstelligen. In diesem Sinn ist der Mensch als arbeitender Mensch immer ein mitarbeitender Mensch. -Die Erwerbsarbeit strukturiert für die Mehrzahl der arbeitsfähigen Erwachsenen die Lebensführung. Erfahrungen oder Verweigerungen von Humanität in der Arbeit sind zentral für die Lebensqualität.

Prof.Dr. Traugott Jähnichen I. Gute Arbeit Leitbilder guter Arbeit lt. Denkschrift der EKD zum Wandel der Arbeitswelt 2015: - Selbstbestimmung - Solidarität - Soziale Sicherheit - Arbeit als Beruf

Prof.Dr. Traugott Jähnichen I. Gute Arbeit 2. Gesellschaftliche Funktionen von Arbeit: - Materielle Teilhabe - Gesellschaftliche Integration und Teilhabe - Soziale Anerkennung - Arbeit als Quelle von Sinn

Prof.Dr. Traugott Jähnichen I. Gute Arbeit Index „guter Arbeit“ des DGB: - Qualifizierungs-, Entwicklungs-, Kreativ- und Aufstiegsmöglichkeiten - Chancen der Mitgestaltung, der Einflussnahme - Führungsqualität (u.a. Informationsfluss, Transparenz) - Betriebskultur und Kollegialität - Sinngehalt der Arbeit - Gestaltung der emotionalen/körperlichen Anforderungen (Arbeitsintensität, -verdichtung u.a.) - Arbeitsplatzsicherheit, berufliche Zukunftsaussichten - Einkommen und Arbeitszeitgestaltung

Prof.Dr. Traugott Jähnichen II. Bedingungen guter Arbeit Bewertungen der Arbeitsbedingungen aus Sicht der Beschäftigten lt. Umfrage des DGB: Als gute (Zustimmung mehr als 80%) und als recht gute (Zustimmung über 75%) Bedingungen der Arbeit werden: a. der Sinngehalt, b. die Kollegialität und c. die Gestaltung der emotionalen Anforderungen bewertet. Als schlechte (weniger al 50%) Dimensionen werden a. die (fehlende) Arbeitsplatzsicherheit (49%), b. die (mangelnden) Aufstiegsmöglichkeiten (45%) und c. das Einkommen (41%) genannt.

Prof.Dr. Traugott Jähnichen II. Bedingungen guter Arbeit

Prof.Dr. Traugott Jähnichen II. Bedingungen guter Arbeit Die Problematik des expandierenden Niedrig- lohnsektors: Im Jahr 2011 lag der Anteil von Niedriglöhnen in Deutschland bei knapp 22 % (Westdeutschland 21,6 %, neue Länder 22,5 %) und ist seit 1998 um rund 50 % – d.h. von rund 14% auf mehr als 21% – angestiegen. Im Jahr 2000 hatten nur 3,8 % der Arbeitnehmer einen Nebenjob, im Jahr 2010 bereits 7 %. Erosion der Mittelschichten: 1991:60% : 54%

Prof.Dr. Traugott Jähnichen II. Bedingungen guter Arbeit „In einem reichen Land wie Deutschland sollte es Ziel sein, den Niedriglohnsektor so klein wie möglich zu halten.“ (EKD-Denkschrift „Gerechte Teilhabe“, 2006, S. 13) Anfrage: Bereiche von Niedriglohntätigkeiten in Kirche und Diakonie

Prof.Dr. Traugott Jähnichen II. Bedingungen guter Arbeit Führungsverhalten: Knapp 17% aller Beschäftigten in D haben „innerlich gekündigt“ (Gallup-Umfrage 2014, dies bedeutet Mittelplatz in der EU). Von ihnen arbeiten viele nach „Schema F“, ein kleinerer Teil arbeitet aktiv gegen die Anliegen des Arbeitsgebers (insges. ca. 5%). Auffällig ist ein hoher Anteil von älteren Beschäftigten. Gründe: Wenig Anerkennung von Vorgesetzten, wenig feed-back, unklare Erwartungen, mangelnde Ausstattung. Deutung Gallup: Führungsversagen (oft werden fachlich, weniger sozial und kommunikativ starke Persönlich- keiten in die Führungsverantwortung berufen)

Prof.Dr. Traugott Jähnichen II. Bedingungen guter Arbeit

Prof.Dr. Traugott Jähnichen II. Bedingungen guter Arbeit

Prof.Dr. Traugott Jähnichen II. Bedingungen guter Arbeit

Prof.Dr. Traugott Jähnichen II. Bedingungen guter Arbeit

Prof.Dr. Traugott Jähnichen II. Bedingungen guter Arbeit

Prof.Dr. Traugott Jähnichen II. Bedingungen guter Arbeit Besondere Situation bei Kirche und Diakonie: + Hohe intrinsische Motivation, + Hohe Zustimmung zu den Leitbildern u.a. + Sinnhaftigkeit des Hilfehandelns (Diakonie) und des Handeln mit/für Menschen + Relativ hohe Arbeitszufriedenheit/kaum Wechsel d. Arbeitsgebers/Beschäftigungsfeldes + Möglichkeiten einer ausgeglichenen work-life-balance + Gute Kollegialität

Prof.Dr. Traugott Jähnichen II. Bedingungen guter Arbeit Besondere Situation bei Kirche und Diakonie: - Kritische Anfragen an das Leitungsverhalten (wenig transparent) - Kaum reflektierter Umgang mit „Macht“ - Wg. Zeitdruck zu wenig Möglichkeit persönlicher/seelsorgerlicher Arbeit - Kritische Anfrage wg. Umgang mit „outgesourcten Mitarbeitenden“

Prof.Dr. Traugott Jähnichen Ausblick Hohe Erwartungen an die Arbeitgeber „Kirche“ und „Diakonie“: Positives Image und hohe Motivation einerseits, hohe „moralische Fallhöhe“ andererseits! Gestaltung von Bedingungen guter Arbeit als permanente Aufgabe. Verbesserungen - des Führungsverhaltens, - der Qualifizierungs- und Aufstiegschancen.