Situiertes Lernen 10. Februar 2016. Ruedi Stüssi 2 Kognitionspsychologie John R. Anderson (1947- )

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Situiertes Lernen 10. Februar 2016

Ruedi Stüssi 2 Kognitionspsychologie John R. Anderson (1947- )

10. Februar 2016Ruedi Stüssi 3 „Träges Wissen“ Träges Wissen ist ein Begriff aus der Kognitions- und der Lernpsychologie. Er bezeichnet theoretisch vorhandenes Wissen, das in der Praxis jedoch nicht angewendet werden kann. Träges Wissen ist zwar abstrakt verstanden worden, kann jedoch nicht auf neue Situationen übertragen und nicht konstruktiv (z. B. zu einer Problemlösung) eingesetzt werden. Es besteht eine Kluft zwischen Wissen und Handeln. Ein bekanntes Beispiel ist die mangelnde Fähigkeit, Vokabular einer Fremdsprache, das für die Abfrage im Unterricht erlernt wurde, in der konkreten Kommunikationssituation abzurufen. Kognitions-LernpsychologieWissen Rogoff, Lave, Greeno, Mandl … ab 1996

10. Februar 2016Ruedi Stüssi 4 Maiers Schnurproblem

10. Februar 2016Ruedi Stüssi 5 Funktionale Fixiertheit

10. Februar 2016Ruedi Stüssi 6 Konstruktivismus

10. Februar 2016Ruedi Stüssi 7 Vereinbarkeit von Instruktion und Konstruktion Konstruktion und Instruktion lassen sich nicht nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip realisieren. Lernen erfordert immer Motivation, Interesse und Eigenaktivität seitens der Lernenden. Der Unterricht hat die Aufgabe, die Konstruktionsleistungen der Lernenden anzuregen und zu ermöglichen. Lernen erfordert aber auch Orientierung, Anleitung und Hilfe. Ziel muss es sein, eine Balance zwischen expliziter Instruktion durch die Lehrperson und konstruktiver Aktivität der Lernenden zu finden nach Linn, 1990 gestohlen von dad, Januar 2009

10. Februar 2016Ruedi Stüssi 8 Prozessmerkmale des Lernens Lernen als aktiver Prozess Lernen ist nur über die aktive Beteiligung des Lernenden möglich. Dazu gehört, dass der Lernende zum Lernen motiviert ist und dass er an dem, was er tut und wie er es tut, Interesse hat oder entwickelt. Lernen als selbstgesteuerter Prozess Bei jedem Lernen übernimmt der Lernende Steuerungs und Kontrollprozesse. Wenn auch das Ausmaß eigener Steuerung und Kontrolle je nach Lernsituation variiert, so ist doch kein Lernen ohne jegliche Selbststeuerung denkbar. Lernen als konstruktiver Prozess Lernen ist in jedem Fall konstruktiv: Ohne den individuellen Erfahrungs- und Wissenshintergrund und eigene Interpretationen finden im Prinzip keine kognitiven Prozesse statt. Lernen als situativer Prozess Lernen erfolgt stets in spezifischen Kontexten, so daß jeder Lernprozess auch als situativ gelten kann. Lernen als sozialer Prozess Lernen schließt immer auch soziale Komponenten ein: Zum einen sind der Lernende und all seine Aktivitäten stets soziokulturellen Einflüssen ausgesetzt, zum anderen ist jedes Lernen ein interaktives Geschehen.

10. Februar 2016Ruedi Stüssi 9 Anchored Instruction

10. Februar 2016Ruedi Stüssi 10 Cognitive Flexibility - Theorie Der Cognitive Flexibility-Ansatz geht davon aus, dass Inhalte umso besser in die Anwendungssituation transferiert werden können, je mehr multiple Perspektiven und Kontexte instruktional integriert werden. Das so erworbene Wissen wird dadurch nicht auf eine bestimmte Situation beschränkt, sondern weist einen hohen Grad an Flexibilität auf. Gabi Reinmann & Heinz Mandl (2004) Psychologie des Wissensmanagements. Berlin: Hogrefe

10. Februar 2016Ruedi Stüssi 11 Cognitive Apprenticeship-Ansatz Modeling Beim kognitiven Modellieren macht der Lehrende (oder der Experte) sein Vorgehen zunächst einmal vor und verbalisiert dabei, was er genau denkt. Auf diese Weise werden internal ablaufende kognitive Prozesse für den Lernenden beobachtbar. Coaching Nach der Modellierung befasst sich der Lernende selbst mit einem Problem und wird dabei vom Lehrenden betreut und bei Bedarf gezielt unterstützt. Scaffolding Kann der Lernende Aufgaben nicht allein bewältigen, hilft ihm der Lehrende durch Tipps und Hinweise. Fading Im Verlauf des Lernprozesses gewinnt der Lernende Selbstvertrauen und Kontrolle und kann mehr und mehr selbständig arbeiten; der Lehrende trägt dem Rechnung, indem er seine Hilfestellungen allmählich ausblendet.

10. Februar 2016Ruedi Stüssi 12 Cognitive Apprenticeship-Ansatz Artikulation Immer wieder wird der Lernende im Verlauf des Lernens aufgefordert, Denkprozesse und Problemlösestrategien zu artikulieren. Reflektion Eine weitere Aufforderung besteht darin, die ablaufenden Prozesse beim Lernen mit anderen zu diskutieren und zu reflektieren. Reflexion bedeutet, dass der Lernende eigene Strategien z. B. damit vergleicht, wie andere Lernende oder auch der Experte vorgehen. Durch Artikulieren und Reflektieren erwirbt der Lernende generelle, abstrakte Konzepte, deren Verständnis aber dennoch auf ihrer Anwendung beruht. Exploration Das Ausblenden der Unterstützung durch den Lehrenden endet schließlich darin, dass der Lernende zu aktivem Explorieren und damit zu selbständigen Problemlösungen angeregt wird.

10. Februar 2016Ruedi Stüssi 13 Situiertes Lernen (Anforderungen an die Lernumgebung)  Komplexe Ausgangsprobleme Als Ausgangspunkt des Lernprozesses soll ein interessantes und motivierendes Problem dienen. Das Wissen wird in einem Anwendungskontext erworben.  Authentizität und Situiertheit Die Lernumgebung soll den Lernenden ermöglichen, mit realistischen Problemen und authentischen Situationen umzugehen.  Multiple Perspektiven Dem Lernenden sollen multiple Kontexte angeboten werden, um sicherzustellen, dass das Wissen nicht auf einen Kontext fixiert bleibt, sondern auf andere Problemstellungen übertragen werden kann.

10. Februar 2016Ruedi Stüssi 14 Situiertes Lernen (Anforderungen an die Lernumgebung)  Artikulation und Reflexion Problemlösungsprozesse sollen artikuliert und reflektiert werden, wodurch eine Abstrahierung des Wissens gefördert wird.  Lernen im sozialen Austausch Kooperatives Lernen und Problemlösen in Lerngruppen, sowie gemeinsames Lernen von Lernenden mit Experten soll gefördert werden.

10. Februar 2016Ruedi Stüssi 15 Auftrag Überlegt, wie weit die Anforderungen an situiertes Lernen durch bekannte Lehr- und Lernformen bereits erfüllt werden können. Welche Formen könnten das sein? Wie könnte oder sollte man diese allenfalls modifizieren? Entwerft eine schriftliche Unterrichtsskizze, welche in die Nähe der Ansprüche kommt, welche von Reinmann-Rothmeier & Mandl gestellt werden?