4. 11.2006
Speiseröhre – Magen – Darm – Wissenschaftliche Leitung: Der vermeidbare Krebs Speiseröhre – Magen – Darm – Leber Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. med. W. Fischbach Aschaffenburg
Gastrointestinale Karzinome in Europa (Quelle: Globocan 2000) Keighley, Aliment Pharmacol Ther 2003
Krebsneuerkrankungen in D 2000 (Robert-Koch-Institut) Männer % Prostata 20,3 Darm 16,3 Lunge 15,9 Harnblase 8,9 Magen 5,6 Nieren 4,4 Frauen % Brust 24,4 Darm 17,6 Lunge 5,4 Gebärmutterkörper 5,1 Magen 5,1 Eierstöcke 5,0 Speiseröhrenkrebs: höchste Steigerungsraten in der westlichen Welt Leberzellkrebs: weltweit einer der häufigsten Tumore, starker Anstieg in D
Erfassung von Risikopersonen Vorsorge der asymptomatischen Bevölkerung Der vermeidbare Krebs: Speiseröhre Perspektiven Ernährung, Lebensweise Primäre Vorbeugung Chemoprävention Erfassung von Risikopersonen Vorsorge der asymptomatischen Bevölkerung Kurative Behandlungskonzepte = Heilung: nur in Frühstadien möglich
des Speiseröhrenkrebses Der vermeidbare Krebs: Speiseröhre 2 Formen (Gewebetypen) des Speiseröhrenkrebses Plattenepithelkarzinom Adenokarzinom
Adenokarzinome des Ösophagus und der Kardia in den USA El-Serag et al., Gut 2002 Adeno-Ca der Kardia Adeno-Ca des Ösophagus
Epidemiologie des Ösophaguskarzinoms in D Bareiß et al., DMW 2002 Männer Frauen Inzidenz/100.000/Jahr Saarland Adeno-Ca Neue Länder + 8,9% / J. + 7% / J.
Epidemiologie des Ösophaguskarzinoms in D Bareiß et al., DMW 2002 Plattenepithelkarzinom Saarland Inzidenz/100.000/Jahr Männer m:f = 4:1 Frauen
Ernährung und Lebensweise Der vermeidbare Krebs: Speiseröhre Einfluss von Ernährung und Lebensweise Plattenepithelkarzinom Klare Assoziation mit Rauchen u. Alkohol Vorbeugung: Nikotinkarenz; moderater Alkoholkonsum
Ernährung und Lebensweise Der vermeidbare Krebs: Speiseröhre Einfluss von Ernährung und Lebensweise Adenokarzinom Klarer Hinweis aus den Steigerungsraten in der westlichen Welt Erklärung und Ansatz: die Refluxkrankheit
Nicht-erosive Refluxkrankheit Erosive Refluxkrankheit Spektrum der Refluxkrankheit NERD Nicht-erosive Refluxkrankheit ERD Erosive Refluxkrankheit Barrettösophagus Extraösophageale Refluxerkrankung
GERD GERD / NERD 10 % Barrett-Ösophagus Barrett 10 % Barrett-Karzinom Ca GERD 10 % Barrett-Ösophagus 10 % Barrett-Karzinom
Häufigkeit peptischer Ulzera und der Refluxkrankheit (USA)
GERD - Risikofaktoren Hiatushernie Übergewicht Genetik (Familienanamnese!) Ethnische Einflüsse
Adipositas und Refluxkrankheit: Hampel H et al., Ann Intern Med 2005 Eine Metaanalyse Hampel H et al., Ann Intern Med 2005 OR 1,0 Übergewicht (BMI 25-30) Reflux- symptome 1,43 (1,15-1,77) Adipositas (BMI > 30) 1,94 (1,47-2,57)
Adipositas und Refluxkrankheit: Hampel H et al., Ann Intern Med 2005 Eine Metaanalyse Hampel H et al., Ann Intern Med 2005 Übergewicht (BMI 25-30) 1,52 (1,15-2,01) Adeno-Ca Ösophagus Adipositas (BMI > 30) 2,78 (1,85-4,16) OR 1,0
Übergewicht bedingt sowohl ein erhöhtes Risiko für Der vermeidbare Krebs: Speiseröhre Übergewicht bedingt sowohl ein erhöhtes Risiko für die Refluxkrankheit wie auch für das Adenokarzinom
GERD Therapie ? 10 % Barrett-Ösophagus 10 % Karzinom Vermeidung des Speiseröhrenkrebses durch Behandlung der GERD ? GERD 10 % Barrett-Ösophagus 10 % Karzinom Therapie ? Es gibt keinen Beleg dafür, dass durch eine konsequente Therapie der GERD dem Ösophagus-Ca vorgebeugt wird
GERD ? Therapie Barrett-Ösophagus Strategie: Dysplasie Karzinom Screening Überwachung Therapie ? Dysplasie
Problem des Screenings und der endoskopische Überwachung Der vermeidbare Krebs: Speiseröhre Problem des Screenings und der endoskopische Überwachung Der Nutzen eines endoskopischen Screenings ist für Einzelpersonen durchaus belegt, aber: Die relative Seltenheit eines Barrett-Ösophagus rechtfertigt nicht ein allgemeines Screening (Rex et al. Gastroenterology 2003) Nur in etwa 5% der Patienten mit Ö-Karzinom ist ein Barrett vorbekannt, d.h. die Mehrheit kann gar nicht überwacht werden (Metaanalyse von Dulai et al., Gastroenterology 2002 )
Was ist realistisch ? Der vermeidbare Krebs: Speiseröhre Primäre Vorbeugung Ernährung, Lebensweise Chemoprävention kein Nikotin, wenig Alkohol Normalisierung des Körpergewichtes Chemoprävention theoretisch möglich (ASS, NSAR), aber wegen Nebenwirkungen nicht empfehlenswert (Nutzen-Risiko)
Erfassung von Risikopersonen Der vermeidbare Krebs: Speiseröhre Was ist realistisch ? Erfassung von Risikopersonen Identifikation schwierig, hilfreich: Familienanamnese, Refluxsymptomatik Endoskopische Überwachung von Patienten mit Barrett ?: Wie umstritten Endoskopische Therapie von Krebsvor- läuferveränderungen (Dysplasie)
Was ist realistisch ? Der vermeidbare Krebs: Speiseröhre Vorsorge der asymptomatischen Bevölkerung Bislang keine allgemein praktikable und sinnvolle Massnahme verfügbar
Erfassung von Risikopersonen Vorsorge der asymptomatischen Bevölkerung Der vermeidbare Krebs: Magen Perspektiven Ernährung, Lebensweise Primäre Vorbeugung Chemoprävention Erfassung von Risikopersonen Vorsorge der asymptomatischen Bevölkerung Kurative Behandlungskonzepte = Heilung: nur in Frühstadien möglich
Einfluss von Ernährung und Lebensstil Magenkarzinom Einfluss von Ernährung und Lebensstil Hoher Salzkonsum, Pökeln, Räuchern, Nitrat im Trinkwasser sind Risikofaktoren Rauchen erhöht das Magenkarzinomrisiko Schutzfaktoren: frisches Gemüse und Obst Fall-Kontroll-Studien Serafini, Gastroenterology 2002; Nomura, Cancer Cases Control 2003
Chemoprävention des Magenkarzinoms ? Calcium Folsäure Gallensäuren Antioxydantien Aspirin / NSAR
Metaanalyse von 8 Fall-Kontroll-Studien 1,0 2,0 3,0 0,0 Akre (2001) Farrow (1998) Schreinemachers (1994) Coogan (2000) Langman (2000) Zaridze (1999) Gillies ( 1968) Suleiman ( 2000) 0,78 Metaanalyse von 8 Fall-Kontroll-Studien Wang, J Natl Cancer Inst 2003 Risikoreduktion: ASS = NSAR; dosisabhängig; nur Nicht-Kardia-Ca
Kommentar Antioxidantien zur Prävention gi Karzinome ? Bjelakovic G et al., Lancet 2004 Antioxidantien Plazebo 0,96 Inzidenz gi Karzinome Metaanalyse von 14 Studien mit 170.525 Personen Supplementation von Beta-Karotin, Vitamin A,C,E, Selen Kommentar Die weit verbreitete Ansicht, Antioxidantien würden vor Krebs schützen, ist wissenschaftlich nicht haltbar !
Chemoprävention des Magenkarzinoms ? Calcium Folsäure Gallensäuren Antioxydantien Aspirin / NSAR Gegenwärtig wegen fehlender Wirkung und/oder Nebenwirkungen/Risiken nicht empfehlenswert !
Magenkrebsentstehung normale Magenschleimhaut chronisch-aktive Gastritis atrophische Gastritis intestinale Metaplasie Dysplasie Karzinom Hp
Helicobacter pylori Helicobacter pylori 2005 Robin Warren Barry Marshall Helicobacter pylori 2005
pathogenetisch bedeutsamer Faktor ist ein Gruppe I Karzinogen Helicobacter pylori ist ein pathogenetisch bedeutsamer Faktor für das Magenkarzinom WHO 1994 Helicobacter pylori ist ein Gruppe I Karzinogen
Prophylaktische Hp Eradikation Hp ist ein kanzerogener Faktor Auch wenn die Entstehung des Magenkarzinoms ein multifaktorieller Prozess ist, so führt die Hp Eradikation doch zur Elimination eines relevanter Risikofaktors
Prophylaktische Hp Eradikation CONTRA Hp Infektion ist sehr häufig, Magenkarzinome sind selten 1/10000 Infizierten entwickelt ein Karzinom Ungünstige Kosten-Nutzen-Relation Prophylaktische Eradikation nur in Risikopopulationen (Parsonnet, Lancet 1996)
Patienten mit Ulkus duodeni/ventrikuli, gastraler Hyperplasie, NUD Hp und Magenkarzinom Uemura et al., N Engl J Med 2001 Patienten mit Ulkus duodeni/ventrikuli, gastraler Hyperplasie, NUD n = 1526 Endoskopisch-bioptische Überwachung über 7,8 J. (1-10,6) Hp + n=1246 Hp - n=280 Ca in 2,9% Ca in 0% Hp - Hp + p < 0,001
Nein ! Hp Eradikation zur Prävention des Magenkarzinoms in einer Risikoregion Wong BCY et al., JAMA 2004 Primäres Studienziel: Gibt es eine unterschiedliche Inzidenz des Magenkarzinoms bei Eradikation und Plazebo während 7,5 Jahre Beobactung ? Magenkarzinom Eradikation n = 7 Plazebo n = 11 p 0,33 Nein !
Ja ! Hp Eradikation zur Prävention des Magenkarzinoms in einer Risikoregion Wong BCY et al., JAMA 2004 Sekundäres Studienziel: Gibt es einen Unterschied zwischen Individuen mit / ohne präkanzeröse Läsionen in der Eradikations- und Kontrollgruppe ? Magenkarzinom Eradikation n = 0 Plazebo n = 6 p 0,02 keine präkanzeröse Läsion Ja !
? Magenkrebsentstehung Hp normale Magenschleimhaut chronisch-aktive Gastritis atrophische Gastritis intestinale Metaplasie Dysplasie Karzinom Hp ? point of no return ?
Familiäre Belastung und Hp Magenkarzinom Familiäre Belastung und Hp Brenner et al., Gastroenterology 2000 German Health and Nutrition Survey 1351 Männer und Frauen von 30-74 Jahren positive FA unbelastet Prävalenz Hp 69% 44% Hp: unabhängiger Risikofaktor (rel. Risiko 2,7) Fam. Häufung des Magen-Ca: Folge einer Hp Konzentration ?
Familiäre Belastung und Hp Magenkarzinom Familiäre Belastung und Hp Brenner et al., Cancer 2000 Hintergrund:Fam. Häufung Folge einer Konzentrierung der Hp-Infektion oder beide unabhängige Risikofaktoren Saarland: n=68 mit Magen-Ca und n=239 mit kr Ca Hp cagA positive Personen mit fam. Belastung: 8-fach höheres Risiko für Magen-Karzinom, 16-fach für Nicht-Kardia-Karzinom Unabhängige Risikofaktoren
Genetische Disposition und Hp Magenkarzinom Genetische Disposition und Hp Hypothese Hp Gastritis Genetische Disposition Karzinomrisiko Risikogastritis
Prophylaktische Hp Eradikation ? Junger Patient Positive Familienanamnese Risikogastritis Nach partieller Magenresektion/EMR eines (Früh-)Karzinoms Dringender Patientenwunsch Individuelle Entscheidung
Helicobacter pylori: Wann kann und wann muss eradiziert werden ? Prophylaxe Magenkarzinom muss soll kann nein Magenkarzinom: Risikopatient muss soll kann nein MALT-Lymphom, Stadium I muss soll kann nein Lymphom: Stadium II, hm muss soll kann nein
Was ist realistisch ? Der vermeidbare Krebs: Magen Primäre Vorbeugung Ernährung, Lebensweise Chemoprävention Gesunde Ernährung (Obst, Gemüse) hat einen gewissen schützenden Effekt Chemoprävention theoretisch möglich (ASS, NSAR), aber wegen Nebenwirkungen nicht empfehlenswert (Nutzen-Risiko)
Erfassung von Risikopersonen Der vermeidbare Krebs: Magen Was ist realistisch ? Erfassung von Risikopersonen Familienanamnese ! Helicobacter pylori Infektion ! Risikogastritis ! H. pylori Eradikation !
Was ist realistisch ? Der vermeidbare Krebs: Magen Vorsorge der asymptomatischen Bevölkerung Effektive Vorsorgeuntersuchung steht bislang nicht zur Verfügung
Was ist realistisch ? Der vermeidbare Krebs: Magen Kurative Behandlungskonzepte = Heilung: nur in Frühstadien möglich Richtig ! Neues diagnostisches und therapeutisches Potenzial !
Früherkennung von (Prä)neoplasien Neue Dimensionen durch Videoendoskopie + Chromoendoskopie Hochauflösende Videoendoskopie Konfokale Laserendoskopie Fluoreszenzendoskopie, Optische Kohärenztomographie, Infrarotspektrometrie, Magnifikations- endoskopie
Chromoendoskopie mit Indigokarmin Magenfrühkarzinom
EMR bei Magenfrühkarzinom Typ IIa+IIc
71.000 Neuerkrankungen / Jahr Lebenszeitrisiko 5-6 % Kolorektales Karzinom in Deutschland 2006 Der vermeidbare Krebs: Darm 71.000 Neuerkrankungen / Jahr 29.500 Todesfälle / Jahr Lebenszeitrisiko 5-6 % Robert-Koch-Institut 2006 Robert-Koch-Institut
Erfassung von Risikopersonen Vorsorge der asymptomatischen Bevölkerung Der vermeidbare Krebs: Darm Perspektiven Ernährung, Lebensweise Primäre Vorbeugung Chemoprävention Erfassung von Risikopersonen Vorsorge der asymptomatischen Bevölkerung Kurative Behandlungskonzepte = Heilung: nur in Frühstadien möglich
Nahrungsballaststoffe und Karzinomrisiko Adenomrisiko - 25% - 27% Bingham SA et al., Lancet 2003 Peters U et al., Lancet 2003 Prospektiv Ernährungsfragebogen bei n=519978; Ca = 1065 im Verlauf Ernährungsfragebogen bei n=33971 ohne und n = 3591 mit Polypen in Sigma/Rektum
S3 Leitlinienkonferenz 2004 Kolorektales Karzinom Lebensgewohnheiten und Ernährung Anzustreben sind regelmässige körperliche Aktivität und Normalisierung des Körpergewichts Ballaststoffaufnahme und Verzehr von Gemüse und Obst sollten erhöht werden Ernährung sollte reich an Folsäure und Kalzium sein Keine Substitution von Mikronährstoffen
DARMKREBS Chemoprävention: Calcium Folsäure Östrogene Gallensäuren Antioxydantien Aspirin / NSAR Statine
Chemoprävention des kr Ca durch ASS Nurses health study n = 89446 Giovannucci et al., N Engl J Med 1995 - 44 % * * > 2 ASS/Tag
Aspirin zur Prävention kolorektaler Adenome Sandler et al. NEJM 2003;348:883-90 635 Pat. mit CRC, randomisiert doppelblind, vorzeitig abgebrochen, als 517 Pat. im Median nach 12,8 Mo mind 1x re-koloskopiert waren 0,5 1 1,5 2 2,5 3 0,1 0,2 0,3 0,4 Anteil mit mind. 1 Polyp ASS Placebo Jahre - 35%
Was ist realistisch ? Der vermeidbare Krebs: Darm Primäre Vorbeugung Ernährung, Lebensweise Chemoprävention Gesunde Ernährung (Ballaststoffe) und und Lebensweise (Bewegung) hat einen gewissen schützenden Effekt Chemoprävention theoretisch möglich (ASS, NSAR), aber wegen Nebenwirkungen nicht empfehlenswert (Nutzen-Risiko)
Erfassung von Risikopersonen Der vermeidbare Krebs: Darm Perspektiven Primäre Vorbeugung Ernährung, Lebensweise Chemoprävention Erfassung von Risikopersonen Vorsorge der asymptomatischen Bevölkerung Kurative Behandlungskonzepte = Heilung: nur in Frühstadien möglich
Ca. 25% aller Patienten mit kr Karzinom gehören einer Risikogruppe an CED (1%) Sporadisch (75%) HNPCC (5%) Positive Familienanamnese (18%) FAP (1%)
Lebenszeitrisiko für ein kr Karzinom Mutations Detektionsrate (%) der KRK kr Ca Risiko (%) Mutations Detektionsrate (%) FAP 1 100 70-80 HNPCC 5-10 80 50-70 Peutz-Jeghers-Syndrom 0,1 40 > 90 Normalbevölkerung 75 6 ?
S3 Leitlinienkonferenz 2004 Kolorektales Karzinom FAP Kinder von FAP-Patienten: genetische Testung im Alter von 10 J. Positiv oder Verdacht: jährl. Rektosigmoidoskopie ab 10. Lj. Adenome: prophylaktische Prokto- kolektomie nach Pubertät
S3 Leitlinienkonferenz 2004 Kolorektales Karzinom HNPCC Ab dem 25. Lj. jährliche Koloskopie (mind. 5 J. vor dem niedrigsten Erkrankungsalter in der Familie) Ab dem 25. Lj. jährliche gyn. US (incl. vaginaler US) Ab dem 25. Lj. Jährliche ÖGD (bei Magen-Ca in der Familie)
Familiäres Risiko Für Verwandte 1. Grades von Pat. mit kr Ca: 2-3- faches Risiko Indexpatient < 45J. o. > 1 Verwandter 1.Grades: 3-4- faches Risiko Für Verwandte 1. Grades von Pat. mit Adenom: Risiko für kr Ca erhöht
„Positive“ Familienanamnese Bevölkerung mit und ohne familiäres Risiko Bei positiver Familien- anamnese steigt das Risiko um das 2-4 fache Positive FA Negative FA Fuchs et al., N Engl J Med 1994
Erfassung von Risikopersonen Der vermeidbare Krebs: Darm Was ist realistisch ? Erfassung von Risikopersonen Risikopersonen können durch die Erhebung der Familienanamnese identifiziert werden ! Risikopersonen sind rechtzeitig einer Vorsorgekoloskopie zuzuführen !
Erfassung von Risikopersonen Vorsorge der asymptomatischen Bevölkerung Der vermeidbare Krebs: Darm Perspektiven Primäre Vorbeugung Ernährung, Lebensweise Chemoprävention Erfassung von Risikopersonen Vorsorge der asymptomatischen Bevölkerung Kurative Behandlungskonzepte = Heilung: nur in Frühstadien möglich
Neues Vorsorgeprogramm seit 01.10.2002 Okkultes Blut im Stuhl (FOBT): Jährlich ab 50 Jahre Alle 2 Jahre ab 55 Jahre Alternative: Koloskopie alle 10 Jahre ab 55
FOBT Screening - Metaanalyse randomisierter kontrollierter Studien Rel. Risiko (95%KI) 1 Mandel (1993) Minnesota 46551 Hardcastle (1996) Nottingham 152850 Kronborg (1996) Funen 61933 Kewenter (1994) Gothenburg 68308 Total 329642 0,77 Senkung der Mortalität 20-30%, Inzidenz bis zu 20%
S3 Leitlinie der DGVS 2004 Kolorektales Karzinom Screening asymptomatische Bevölkerung Ab 50. Lebensjahr Standardverfahren ist die Koloskopie. Bei Ablehnung: Sigmoidoskopie alle 5 Jahre und jährlich FOBT Falls keine Endoskopie, jährlich FOBT Andere Verfahren können derzeit nicht empfohlen werden
Ergebnisse der Vorsorge-Koloskopie 2005 Internet-basierte Dokumentation Sieg A, Theilmeier A, Dtsch Med Wochenschr 2006 Prospektiv alle Vorsorgekoloskopien von 10/2003 – 7/2005 (ausschliesslich komplette Koloskopien) n = 109.989 57% Frauen, 43% Männer; 64,4 (55-99) Jahre 280 Praxen (spezielle Qualifikation, Zulassung durch KV)
Ergebnisse der Vorsorge-Koloskopie 2005 Internet-basierte Dokumentation Sieg A, Theilmeier A, Dtsch Med Wochenschr 2006 % Hyperplastische Polypen 9,0 Tubuläre Adenome 16,2 Tubulovillöse Adenome 3,8 Fortgeschrittene Adenome 6,1 Hochgradige Dysplasie 0,7 Karzinome 0,7
Tumorstadien Ergebnisse der Vorsorge-Koloskopie 2005 Internet-basierte Dokumentation Sieg A, Theilmeier A, Dtsch Med Wochenschr 2006 Tumorstadien
Stadienabhängiges Überleben Darmkrebs Stadienabhängiges Überleben Stadium I 1 Stadium II 0,8 Stadium III 0,6 0,4 0,2 Stadium IV 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Ergebnisse der Vorsorge-Koloskopie 2005 Internet-basierte Dokumentation Sieg A, Theilmeier A, Dtsch Med Wochenschr 2006 Komplikationen % der Koloskopien % der Polypektomien Kardiopulmonal 0,10 Blutung 0,17 0,79 Op wegen Blutung 0,005 0,02 Perforation 0,02 0,10 Mortalität 0 0
Vorsorgekoloskopie in D 2006 Zusammenfassung Max. 12% der Anspruchsberechtigten haben bislang (2003-3005) die Vorsorgekoloskopie in Anspruch genommen In ca. 20% finden sich relevante Befunde (Adenome, Karzinome) Eine Senkung der Mortalität zeichnet sich ab, eine Senkung der Inzidenz ist möglich Die Vorsorgekoloskopie ist sehr sicher
Vorsorge der asymptomatischen Bevölkerung Der vermeidbare Krebs: Darm Was ist realistisch ? Vorsorge der asymptomatischen Bevölkerung Darmkrebs ist weitgehend vermeidbar ! Voraussetzung: Inanspruchnahme der Vorsorgemassnahmen! Akzeptanz steigern durch permanente Auf- klärung, Verlieren der Angst vor der US und erleichterte Darmvorbereitung
Der vermeidbare Krebs: Leber Leberkrebs Gesunde Leber HBV/HCV Eisen Alkohol Insulinre-sistenz !! Eisen Alkohol Kupfer HBV/HCV Autoimmun Insulinresistenz Leberverfettung oder -schaden Leberzirrhose variabel variabel Leberentzündung und Vernarbung
Epidemiologie des Leberzellkrebses Hepatozelluläres Karzinom (HCC) Das HCC repräsentiert 6 % aller menschlichen Tumoren 500.000 Fälle jedes Jahr weltweit 2 - 4-mal häufiger bei Männern als bei Frauen Tumorrangliste: Platz 5 (M) bzw. Platz 9 (F) Inzidenz = Mortalität (= schlechte Prognose) Inzidenz in Europa und den USA zunehmend Mortalitätsrate in D seit 1972 verdreifacht El Serag, N Engl J Med 1999 und J Clin Gastro 2002; Greten T, Dtsch Ärztebl 2006
Was ist wirklich relevant für die Krebsentstehung ? Virale Zirrhose Alkohol. Hepat. Virale Entzünd. Alkohol. Zirrhose modifiziert nach Kuiper et al., Hepatology 2001
Prävention: Vorsorgeberatung Gesundheitsverhalten: Hepatitis-B-Impfung (von der STIKO empfohlen) Alkoholkarenz (bzw. Genuß in Maßen keine „sichere“ Menge) Nikotinkarenz Normalgewicht anstreben oder halten (BMI < 25 (30)) „Safer Sex“, Vermeidung von Promiskuität Vorsicht bei paramedizinischen Eingriffen (Tatoos, Piercing, sog. „Blutwäschen“ bei z.B. Ozonbehandlungen) Screening auf Lebererkrankungen: Regelmäßige Kontrolle der Transaminasen, Bilirubin, y-GT und AP Konsequente Abklärung von (reproduzierbaren) Erhöhungen Frühe Therapie auch symptomloser Lebererkrankungen
Hepatitis B + C: Patientenberatung Ziele der Beratung Krankheitsprogreß vermindern Ansteckungsverhütung Strategie Hepatitis-A-Impfung Alkoholkarenz Nikotinkarenz, Normalgewicht anstreben oder halten „Safer Sex“, isolierte Nutzung blutkontaminierter Gegenstände wie Zahnbürsten, Rasiermesser etc. Familien-, Sexualpartner screenen und ggf. impfen Nach CCO Hepatitis
Hepatitis B + C: Strategien Greten et al. Dtsch Ärztebl 2006
Speiseröhre – Magen – Darm – Der vermeidbare Krebs Speiseröhre – Magen – Darm – Leber Viele Ansatzpunkte Echte Chancen Hohes Vorbeugungspotenzial Viele Tumore wären vermeidbar !