Das summarische Verfahren Prof. Dr. Ingrid Jent-Sørensen.

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 Präsentation transkript:

Das summarische Verfahren Prof. Dr. Ingrid Jent-Sørensen

Inhalt Anwendungsbereich örtliche Zuständigkeit sachliche Zuständigkeit Einzelheiten analoge Anwendbarkeit Verfahrensablauf materielle Rechtskraft Beweis Rechtsmittel „Kataloge" Rechtsschutz in klaren Fällen gerichtliche Verbote freiwillige Gerichtsbarkeit Rechtsdurchsetzung aus vollstreckbaren öffentlichen Urkunden vorsorgliche Massnahmen kantonales Recht 2

3 Anwendungsbereich/1 (ZPO 248) (a) gesetzlich besonders vorgesehene Fälle ZPO „Kataloge“ ZPO 271 Eheschutz ZPO 302 besondere Kinderangelegenheiten ZPO 305 Schutz der eingetragenen Partnerschaft ZPO 119 III unentgeltliche Rechtspflege ZPO 339 II Realvollstreckung (b) Rechtsschutz in klaren Fällen (ZPO 257) (c) gerichtliche Verbote (ZPO ) (d) vorsorgliche Massnahmen (ZPO 261 ff.), inkl. vorsorgliche Beweissicherung (ZPO 158 II) (e) freiwillige Gerichtsbarkeit

4 Anwendungsbereich/2 (GOG/ZH 137 ff.) Anwendbarkeit des einzelgerichtlichen (summarischen) Verfahrens nach kantonalem Recht (vgl. SchlT ZGB 54; GOG 24, 125 a, 142 a) erbrechtliche Geschäfte (GOG 137) obligationenrechtliche Geschäfte (GOG 140) Hinterlegung (GOG 141) Umfang der kantonalen Kompetenz: BGE 139 III 38 PS: In einem Teil der anderen Kantonen sind z.B. für Erbschaftsangelegenheiten Verwaltungsbehörden zuständig, z.B. Kt. SG (sGS 911.1) Amtsnotariat (EGZGB Art. 7)

Anwendungsbereich/3 in selbständigen Verfahren (Beispiele): Rechtsschutz in klaren Fällen (ZPO 257) vorprozessuale vorsorgliche Massnahmen „Katalogfall“: Ernennung/Abberufung Verwaltung bei Stockwerkeigentum (ZPO 249 d Ziff. 4) gerichtliche Verbote (ZPO 258 ff.) provisorische Rechtsöffnung (SchKG 82) Verschollenerklärung (ZPO 249 a Ziff. 3) Massnahmen zum Schutz der ehelichen Gemeinschaft (ZPO 271) im Rahmen von hängigen Prozessen vorsorgliche Massnahmen, z.B. Unterhalt während Scheidungsprozess (ZPO 276 I) unentgeltliche Prozessführung für das eingeleitete Verfahren (ZPO 119 III) 5

6 örtliche Zuständigkeit es gelten ZPO 9 ff., z.B. besonders ZPO 13  vorsorgliche Massnahmen ZPO 19  Freiwillige Gerichtsbarkeit ZPO 21  Todes- oder Verschollenerklärung ZPO 29 IV  FG bezüglich Grundstücken ZPO 30 II  FG bezüglich beweglichen Sachen ZPO 43  Kraftloserklärung von Wertpapieren ZPO 44  Gläubigervers. bei Anleihensobligationen

7 sachliche Zuständigkeit in Summarsachen/1 Einzelgericht am Bezirksgericht, wenn keine andere Instanz zuständig ist (GOG 24c) Einzelgericht am für die Hauptsache örtlich zuständigen Bezirksgericht für uP/uRV vor Klageeinleitung (GOG 128) Einzelgericht am Handelsgericht (vgl. GOG 45) vorsorgliche Massnahmen vor Rechtshängigkeit im Bereich von ZPO 5 & 6 Bauhandwerkerpfandrecht ist vors. Massnahme (BGE 137 III 563) handelsrechtliche Katalogfälle (ZPO 250 lit. c, ZPO 6 IV b, GOG 44 lit. b) Rechtschutz in klaren Fällen (ZPO 257)

8 sachliche Zuständigkeit in Summarsachen/2 Bezirksgericht, Arbeitsgericht, Mietgericht, Einzelgericht für Summarisches im Rahmen des eigenen Erkenntnisverfahrens Obergericht als Rechtsmittelinstanz (Berufung & Beschwerde gegen Summarentscheide), z.B. Verweigerung uP/uRV beim BezGer für Summarisches im Rahmen von Rechtsmittelverfahren, z.B. Gewährung der aufschiebenden Wirkung Handelsgericht für Summarisches im Rahmen des Erkenntnisverfahrens (uP, vsM)

9 Einzelheiten des summarischen Verfahrens / 1 kein Schlichtungsverfahren (ZPO 198 a) schriftliches (ausnahmsweise mündliches) Gesuch (ZPO 252 II) Angaben (wer, was, warum), Nennung der Beweismittel (ZPO 219 i.V.m. 221) Datum, Unterschrift, Vollmacht Begründung des Gesuches erforderlich! (ZPO 252 e contrario) fehlende Begründung: Nichteintreten; ZPO 56 und ZPO 132 entfallen (wohl h.A.) Achtung: SummV kann ohne weiteres, v.a. ohne Anhörung des Gesuchgegners, beendet werden, wenn es offensichtlich unzulässig/ unbegründet ist (ZPO 253). Das ist bei Klagen in den anderen Verfahrensarten nicht möglich, hingegen bei Rechtsmitteln (ZPO 312 I; ZPO 322 I)

10 Einzelheiten des summarischen Verfahrens / 2 Verhandlungsmaxime, ausser bei ZPO 255: FG und Verfahren beim Konkurs- und NL-Gericht ZPO 272: eherechtlichen Verfahren ZPO 302 i.V.m. 296: besondere Kinderbelange ZPO 341: Prüfung der Vollstreckbarkeit v.A.w. Widerklage mit gleicher Verfahrensart zulässig (aber: Abtrennungsmöglichkeit gemäss ZPO 125 c) Klagehäufung gemäss ZPO 90 zulässig (aber: ZPO 125 d) z.B. Bezahlung des Kaufpreises als Leistungsklage im Rechtsschutz in klaren Fällen zur Erlangung eines definitiven Rechtsöffnungstitels und Eventualbegehren auf provisorische Rechtsöffnung aufgrund des gleichen Vertrages (Meier, ZPO, 376; kritisch z.B. BK-ZPO N. 25 zu 257 )

Einzelheiten des summarischen Verfahrens / 3 Säumnis: keine „zweite Chance“ wie in ZPO 223, vgl. BGE 138 III 483 E (betrifft Rö-Verfahren); vgl. OGer ZH PS110235: allgemeine Säumnisfolgen von ZPO 147 II (Weiterführung des Verfahrens) Eventualmaxime/Novenrecht: bis zur Entscheidfällung (d.h. auch noch durchgeführter mündlicher Verhandlung) Regel: Beweismittelbeschränkung. Ausnahme z.B. ZGB 42: Bereinigung nur nach beweismässiger Feststellung der Angaben 11

12 (analoge) Anwendbarkeit von Bestimmungen des ordentlichen Verfahrens ZPO 221 (Klage, ohne II lit. b) und 222 ZPO (Klageantwort) bezüglich Inhalt; für Form  ZPO 252 ZPO 227/230 (Klageänderung) ZPO 231 (Beweisabnahme), soweit Beweise zulässig ZPO 235 (Protokoll), ZPO 236 (Entscheid), ZPO (Inhalt, Eröffnung, Begründung, Mitteilung und Veröffentlichung, Vergleich, Klageanerkennung, Klagerückzug, Gegenstandslosigkeit ) Vollstreckungsmassnahme (ZPO 236 III, ZPO 343) Beseitigung des Rechtsvorschlages (SchKG 79) keine unbegründete Entscheide (ZPO 239) aus sachbezogenen Gründen, insbes. bei Konkurseröffnung

13 nicht anwendbare Bestimmungen des oV ZPO 220 (Einleitung); es gilt ZPO 252 ZPO 223 (versäumte Klageantwort; vgl. BGE 138 III 483) ZPO 225 (zweiter Schriftenwechsel) ZPO 226 (Instruktionsverhandlung)  Anordnung einer mündlichen Verhandlung ZPO 228 II (keine Replik und Duplik) a.A. Meier, ZPO, S. 358 immer: "letztes Wort" (BGE 132 I 46 f.; OGer ZH PS110160) ZPO 231 Beweisabnahme bei blossem Urkundenbeweis ZPO 232 (Schlussvorträge) ZPO 233 (Verzicht auf die HV) ZPO 237 (Zwischenentscheid)

14 anwendbare allgemeine ZPO-Bestimmungen, z.B. örtliche Zuständigkeit (ZPO 9 ff.) Ausstand (ZPO 47 ff.) Verfahrensgrundsätze (ZPO 52 ff.) Prozessvoraussetzungen (ZPO 59 f.  66 f., 68 II a, b) Rechtshängigkeit (ZPO 62-64) Folgen des Klagerückzuges (ZPO 65, soweit mit summ. Verfahren vereinbar) Streitgenossenschaft (ZPO 70 ff.), Klagenhäufung (ZPO 90) Intervention (ZPO 73 ff.) Streitverkündung ohne Streitverkündungsklage (ZPO 78 ff., 83 III)

anwendbare allgemeine ZPO-Bestimmungen, z.B Prozesskosten und unentgeltliche Prozessführung für SchK-Summarverfahren gilt die Gebührenverordnung SchKG (BGE 139 III 195), sonst für summV reduzierte Gebühren (GerGebV 8; AnwGebV 9) Prozessleitung (ZPO 124 ff.) keine Gerichtsferien (ZPO 145 II), aber: bei SchK-Summarsachen: Betreibungsferien & Rechtsstillstand (ZPO 145 IV; BGE 138 III 483 E. 3.1) 15

16 Verfahrensablauf summarisches Verfahren (Aus: Isaak Meier, Schweizerisches Zivilprozessrecht, Zürich 2010, S. 357) Einleitung des Verfahrens mit Stellung eines begründeten Gesuchs Schriftliche Stellungnahme der Gegenpartei ev. weitere Schriftenwechsel Verhandlung mit mündlicher Stellungnahme der Gegenpartei ev. weitere Vorträge Schriftliche Stellungnahme der Gegenpartei Verhandlung Ev. Beweisabnahme mit Stellungnahme der Parteien Entscheidung

materielle Rechtskraft Allgemein: End-, Vor-, Teil-, Zwischenentscheide (ZPO 236 f.), prozessleitende Entscheide (vgl. ZPO 319) Sachentscheide → ja; Nichteintretensentscheide (betreffend der beurteilten Zulässigkeitsfrage; BGE 134 III 467 E. 3.2) → ja; Prozessleitendes → Grundsatz mit Ausnahmen: Abänderbarkeit Entscheide im summV im Besonderen Wird endgültig über ein Recht/Rechtsverhältnis entschieden → Rechtskraft ja (BGE 138 III 174 E. 6.3 ff. = Pra 2012 Nr. 112) Es ergeht ein "provisorischer" Entscheid, z.B. vorsorgliche Massnahmen, provisorische Rechtsöffnung etc. vsM: Rechtskraft → beschränkt (ZPO 268); abgewiesene Begehren → fraglich, ob nicht ein verbessertes Gesuch möglich Rechtsöffnung bez. neuer Betreibung → nein. Zur nochmaligen def. Rö in der gl. Betreibung BGer 5A_696/2012 E Rechtskraft v.G.w. verneint → freiwillige Gerichtsbarkeit (ZPO 256 II) 17

Beweis in Summarverfahren (ZPO 254) Wird endgültig über ein Recht/Rechtsverhältnis entschieden → voller Beweis mit alle Beweismitteln (BGE 138 III 166 E. 3.9 = Pra 112 Nr. 102) Wird "provisorisch" entschieden → Einschränkung von Beweismitteln und Beweismass möglich vsM: Glaubhaftmachen (ZPO 261) Rechtsöffnung: Glaubhaftmachung der Einwendungen (SchKG 82 II) Beweismittel, die Verfahren nicht wesentlich verzögern → schriftliche Auskünfte (ZPO 168 I e), Parteibefragung, Beweisaussage (ZPO 191 ff.). Umstritten: direkte Zeugeneinvernahmen, telefonische Auskünfte 18

Rechtsmittel gegen Entscheide des summarischen Verfahrens Berufung (ZPO 308 ff.) für Streitiges und FG, bei Streitwert über 10'000 und nicht vermögensrechtlich erstinstanzliche End- und Zwischenentscheide Entscheide über vorsorgliche Massnahmen (vgl. dazu Seiler, Berufung, Rz 298) Beschwerde (ZPO 319 ff.) Nicht berufungsfähiges Erstinstanzliches Entscheide des Vollstreckungsgerichts, gerichtliche Summarsachen nach SchKG (ZPO 309) Berufungs- und Beschwerde(antwort)frist: je 10 Tage (ZPO 314, 321 II, 322 II) Beschwerde in Zivilsachen (BGG 72 ff.); subsid. VGB (BGG 113); beschränkte Beschwerdegründe bei vsM (BGG 98): 30 Tage 19

20 „Kataloge“ des summarischen Verfahrens Geschäfte aus ZGB (ZPO 249) und OR (ZPO 250) Weitere Kataloge in ZPO 251, 271, 302, 305 Katalog von ZPO 251 Kataloge ZPO 249 f. sind knapper als in aZPO/ZH Kataloge enthalten verschiedener Kategorien, insbes. freiwillige Gerichtsbarkeit, z.B. Verschollenerklärung vorsorgliche Massnahmen, z.B. Verfügungsbeschränkung allgemein dringliche Angelegenheiten, z.B. Werterhaltungsmassnahmen bei Miteigentum

gerichtliche SchK-Summarverfahren (ZPO 251; Liste unvollständig; mehr z.B.bei Amonn/Walther, Rz 52 und 58 zu § 4) Rechtsöffnung (SchKG 80 ff.) Begehren um Aufhebung oder Einstellung der Betreibung (SchKG 85) Bewilligung des Rechtsvorschlages mangels neuen Vermögens (SchKG 265a I) und Gläubigerwechsel (SchKG 77) Konkurseröffnung (SchKG 166 ff. 188 f., 190 ff.) Widerruf des Konkurses (SchKG 195) Anordnung des summarischen Konkursverfahrens (SchKG 231) Einstellung des Konkurses mangels Aktiven (SchKG 230) Schlusserkenntnis im Konkurs (SchKG 268) Arrestbewilligung (SchKG 272), Arresteinsprache (SchKG 278) definitive Stundung, Ernennung des Sachwalters im Nachlassverfahren (SchKG 294 f.) 21

22 Rechtsschutz in klaren Fällen/1 Gesuchsteller muss sich überlegen, was für ihn vorteilhaft ist: gewöhnlicher Zivilprozess oder Rechtsschutz in klaren Fällen oder z.B. prov. Rö-Verfahren Voraussetzungen (ZPO 257) unbestrittener oder sofort voll beweisbarer Sachverhalt BGE 138 III 620: h.A. Einwendungen müssen vom Gesuchsgegner nur behauptet und nicht auch glaubhaft gemacht werden (vgl. Meier, ZPR, 375) ohne zeitliche Verzögerung ohne besonderen Aufwand klare Rechtslage: Rechtsfolgen müsse durch Lehre und Rsp. ohne weiteres feststehen; es muss eine eindeutige Antwort geben. Kein Ermessen (z.B. Treu und Glauben, wichtige Gründe)

23 Rechtsschutz in klaren Fällen/2 Begehren des Gesuchstellers erforderlich unzulässig bei Offizialgrundsatz (ZPO 257 II) Auch Leistungsklagen betreffend Geldforderungen Auch Gestaltungs- und Feststellungsurteile Abweisung (mit Rechtskraftwirkung) ist nur im "Regelprozess" möglich (BGE 140 III 319 E , 5.3) bei Nichteintreten keine Fristansetzung zur Klage, aber "Rückbezug" der Rechtshängigkeit, falls Klage innert Monatsfrist eingereicht wird (ZPO 63 II) Materielle Rechtskraft der einzelgerichtlichen Entscheide Bei Gutheissung bezüglich des eingeklagten Anspruches Bei Nichteintreten bezüglich eines nochmaligen Gesuches gemäss ZPO 257

24 Gerichtliche Verbote (ZPO 258 ff.)/1 Gesuchsteller: Grundeigentümer, anderer dinglich Berechtigter Nachweis des dinglichen Rechts, glaubhaft gemachte Störung Massnahme richtet sich gegen "jedermann", nicht gegen eine bestimmte Person Ist nur eine bestimmte Person "im Visier", ist Rechtslage im kontradiktorischen Verfahren zu klären (ZR 2010 Nr. 46 E. 4.2; ZR 2013 Nr. 5) genügend bestimmtes Verbot Parkverbot, Zutrittsverbot, Verbot von Fussballspiel etc. Androhung von Busse bis Fr. 2'000 (keine andere Androhung, z.B. Abschleppen, möglich) öffentliche Publikation (Amtsblatt, ev. Tagespresse) und Signalisation des Verbotes, („Grundstücktafel“)

Gerichtliche Verbote/2 "Abwehrmöglichkeiten" (unbegründete) Einsprache, mit der das Verbot für den Einsprecher (aber nur für ihn) dahinfällt ausnahmsweise: Rechtsmittel, wenn kontradiktorisches Verfahren erforderlich wäre (ZR 2013 Nr. 5) Geltendmachung des besseren Rechts im konkreten Bussenverfahren nach Verzeigung (h.A.: unabhängig davon, ob der Betreffende Einsprache erhoben hat) Feststellungs-/Unterlassungsklage ohne besonderes geltend gemachtes Rechtsschutzinteresse erleichterte Abänderbarkeit der Anordnung (ZPO 256 II) 25

26 Freiwillige Gerichtsbarkeit (Verfahren auf einseitige Vorbringen) Ausgangspunkt: Geltung der Untersuchungsmaxime (ZPO 255 b) Grund: Ausgleich für fehlende, nicht anzuhörende oder zu zahlreiche Gegenpartei bzw. Erlass völlig schematischer Anordnungen vgl. BGE 136 III 178 E. 5.2 : "Der freiwilligen Gerichtsbarkeit … werden diejenigen Zivilverfahren zugeordnet, die nicht unter den Begriff der Zivilrechtsstreitigkeit fallen … Als Zivilrechtsstreitigkeit gilt ein kontradiktorisches Verfahren zwischen mindestens zwei Parteien, das auf die endgültige, dauernde Regelung zivilrechtlicher Verhältnisse im Sinne einer res iudicata abzielt". Das hier befürwortete Zuordnungskriterium (str.): fehlende Gegenpartei!

Geschäfte der freiwilligen Gerichtsbarkeit (Zuordnung umstritten; vgl. KuKo ZPO-Jent, N. 35 zu Art. 248) Verschollenerklärung (ZPO 249 a Z. 2) Entgegennahme mündl. Testament (ZPO 249 c Z. 1) Sicherstellung Beerbung Verschollener (ZPO 249 c Z. 2) Eintragung ding. Rechte bei a.o. Ersitzung (ZPO 249 d Z. 2) Kraftloserklärung von Schuldbriefen (ZPO 249 d Z. 10) Hinterlegung nach OR 168 I (ZPO 250 a Z. 6) Bezeichnung Sachverständige Person zur Prüfung des Werkes (ZPO 250 b Z. 4) Bestimmung, Abberufung, Ersetzung v. Liquidatoren (Art. 250 c Z. 3) Vertretung der Gesellschaft (ZPO 250 c Z. 10) Hinterlegung von Forderungsbeträgen bei Liquidation (ZPO 250 c Z. 12) Kraftloserklärung von Wertpapieren (ZPO 250 d Z. 10) gerichtliches Verbot (ZPO 258) unentgeltliche Rechtspflege (BGE 139 III 334 E. 4.2) 27

28 Vorsorgliche Massnahmen (ZPO 261 ff.) Erlass vor oder während des Hauptsacheverfahrens Glaubhaftmachen (ZPO 261) des Anspruches und der Verletzungsgefahr aus Verletzung ein nicht leicht wieder gutzumachender Nachteil droht (weniger schwerwiegender) Nachteil des Gesuchsgegners Prosequierung erforderlich, weil sonst das Provisorium "ewig" währen könnte (ZPO 263) Erlass von Vollstreckungsanordnungen (ZPO 267) Wegfall mit Rechtskraft der Hauptsache

Entscheide zu Fall 1 (Ausweisung) ZR 110/2011 Nr. 54 = PF ( BGer 4A_184/2015 E. 3.2 BGer in 4A_68/2014 E. 5 Kassationsgericht AA E. 4.4 (zur vergleichbaren Situation nach ZPO/ZH) Kassationsgericht AA E. 4.4 (zur vergleichbaren Situation nach ZPO/ZH) ( BGE 138 III 123 E

Entscheide zum Fall 2 (gerichtliches Verbot) ZR 109/2010 Nr. 46 (noch zur vergleichbaren ZPO/ZH) ZR 112/2013 Nr. 5 = LF ( BGer 6S.77/