KANT: Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht Referat über den achten Satz Guillaume Broillet - Mathilde Leboyer.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Christus und ich Epheser 4.
Advertisements

Religionsbegriffe 1.) Unterscheidung zwischen menschlicher und göttlicher Sphäre: „Sorgfältige Verehrung der Götter“ (Cicero) „Wiederverbindung des Menschen.
Grundkurs praktische Philosophie 17
Grundkurs praktische Philosophie 19. Januar 2006
Bibelarbeit 1.Korinther 9,
Abschied von gestern... läuft automatisch mit Musik
Mäeutik – eine Mission Von der Wertschöpfung zur Wertschätzung
Was ist Natur? 1. Definition
Was ist Erfolg. Text aus : www. gott-in-dir
Raus aus dem Grau.
Studienweg Deutsch Band 3
Erfolg ist leicht von Margitta.
Buddhismus, Hinduismus Christentum, Islam, Judentum
Ev. Religion/ Werte und Normen
Referat „Soziale Wandel“
Hören und Sprechen II Klasse:09. HÜ 1 Frau Steilmann erzählt über ihre Arbeit und Ihren Ausbildungsweg  Welche Aussagen sind richtig, welche.
Von Unternehmen und Unternehmern
Warum wir nicht sündlos sind
8 Biblische Leitsätze, die uns führen
Friedrich Schleiermacher: Ziele der Erziehung
Grundkurs praktische Philosophie 20. Dezember 2004 Politische Freiheit
Emanzipation und Freiheit
Oliver W. Lembcke (HSU-HH) PS-1: Neo-Institutionalismus Ansätze und theoretische Zugänge Vorlesung im Wintertrimester 1/2012 Neo-Institutionalismus Ansätze.
Was ist der Mensch und was sind die Ziele seines Lebens? Dritter Satz.
FRAUEN IN AKTION General Conference Women’s MinistriesHandbuch für Evangelisation.
Geschichte. Warum lernen wir Geschichte? Warum ist Geschichte wichtig? Wozu brauchen wir die Geschichte?
Reflexionsfragen: Haltung gegenüber dem Kind Welche drei wichtigen Aspekte prägen Ihre Haltung zum Kind und woran sind sie zu erkennen? Sprechen Sie in.
Angebot sucht Nachfrage und/oder Nachfrage sucht Angebot (Von welchen Größen ist der Preis abhängig?) Mag. Gottfried Kögler.
Weimarer Klassik ( ). Definition  Weimarer Klassik bezeichnet man als die Zeit in der Goethe, Schiller, Herder und Wieland am „Weimarer.
UNIVOX Umwelt Dezember 2015 gfs-zürich, Markt- & Sozialforschung Dr. Andreas Schaub.
Ryuta Mizuuchi Generalkonsul von Japan 27. Februar, 2016.
Was sind die Naturanlagen und Bestimmungen von Menschen ?
WER? WIE? WAS? WIESO? WESHALB? WARUM? – WER NICHT FRAGT… BLEIBT DUMM! Sozialwissenschaften – Was ist das?
Ein bisschen praktische Philosophie s/diogenes/diogenes1.jpg.
 Wie lebt der Mensch in der Gesellschaft?  Wie ist die Gesellschaft entstanden?  Welche Rolle spielt die Natur?  Was ist das Ziel einer Gesellschaft?
Und wenn ihr euch das Staunen erhalten könntet über die täglichen Wunder eures Lebens, so wäre euer Schmerz nicht weniger erstaunlich als die Freude.
: was kann das heissen? Glauben : was kann das heissen?
1. Lebenslauf 2. Bedeutendste Werke 3. Aufklärung.
Einleiting, erster und zweiter Satz Amman Céline und Grisard Franck.
Immanuel Kant: Siebenter Satz „Das Problem der Errichtung einer vollkommenen bürgerlichen Verfassung ist von dem Problem eines gesetzmässigen äusseren.
Was ist Arbeit? Soziologische Perspektive Franz Bär, Christos Karagiannis, Jakob Liedl.
Klassenstufe 10 -Einführung des Ableitungsbegriffs Julia Klein.
Stadt Brixen Fakultät für Bildungswissenschaften Erziehungsstile: Gibt es den Königsweg der Erziehung? von Prof. Dr. Wassilios E. Fthenakis Homepage
Grundpositionen antiker Ethik
Was ist der Mensch? Nicolas Berney und Laura Waser.
Was meine Vorstellung über eine ideale Familie betrifft, muss sie aus zwei Kindern bestehen. Bestimmt will ich,dass die Leute alle Schwierigkeiten zusammen.
Die Epoche der Vernunft
Выполнила ученица 9 «А» класса лицея № 4 Стяжкина Валерия.
Mediation ist mehr als Win - Win. Ausgangspunkt Mediation – Wann ist sie sinnvoll? Mediation ist ein strukturiertes Verfahren, in dem neutrale Dritte.
Amt für Volksschule Berufsauftrag für Lehrpersonen der Volksschule Ergebnisse der Evaluation.
...und der Umgang miteinander PetersPowerPoint Hannes Wader »Es ist an der Zeit« AutoPlay.
Gesundheitsdefinitionen. "Gesundheit heisst, man muss sich wohl fühlen, sich frei bewegen können, guten Appetit haben, normal in seinen Funktionen sein.
Schweizer Geschichtsbuch 2 Handreichungen für den Unterricht Folie 0© 2011 Cornelsen Verlag, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. 1. Absolutismus und Aufklärung.
Christliche Gehörlosen Gemeinschaft 1. Johannes 5,1-13 Wir brauchen keine unnotige Last tragen! 1. Johannes 5,1-13.
Zuletzt: Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Epheser 6,10.
BILDUNGSROMAN.
Konfliktmanagement Manfred Hertel Dozent für Kommunikation.
Gott und «Götter».
Ich rufe zu Gott und schreie zu ihm Ich rufe zu Gott und schreie zu ihm. Ich rufe zu Gott, damit er mich doch endlich hört! Als ich in großer Not.
„Warum gibt es Jahreszeiten?“ Wochenrückblick vom bis
1.
WERTE Bestimmen unser Leben.
Die heutigen Jugendlichen. Welche Probleme haben sie?
Zwei Priester ziehen sich aus und gehen unter die Dusche.
Einsatzmatrix 2.0.
2. MKT – Die verbale Selbstinstruktion Mo
Neue Geburt..
Den Bösen überwinden 1. Johannes 2,13-14 (LU)
Bedingungslos glücklich
polis aktuell 2/2019: Musik und Menschenrechte
 Präsentation transkript:

KANT: Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht Referat über den achten Satz Guillaume Broillet - Mathilde Leboyer

A. INTUITIVE BEANTWORTUNG (OHNE KANT)

Theoretische Begriffe Kultur: - Etymologie: < Latein: cultura < colere = pflegen, ausbilden, urbar machen - Definition: geschichtliches und künstlerisches Stammgut einer menschlichen Gesellschaft, das ihr Bewusstsein bestimmt und ihr Verhalten innerhalb eines gegebenen Zusammenhanges beeinflusst; betrifft alles, was nicht aus der Natur stammt

Theoretische Begriffe Zivilisation: - Etymologie: < Latein, civis = Bürger - Definition: Künstliche Benennung des Zustandes einer organisierten, einflussreichen und spezifisch definierten menschlichen Gruppe; Konnotation des überlegener (entwickelte Haltung, Gegenteil zur Rohheit, Barbarei)

Theoretische Begriffe Moral: - Etymologie: < Latein, mores = Sitten - Definition: Gesamtheit der ethischen Vorzüge einer menschlichen Gruppe, die allmählich ein vollständiges axiologisches System bilden, und ihrer Weltanschauung zu Grunde liegen; abhängig von der Umwelt; stiftende Rolle für eine Gesellschaft

Ansicht von der geschichtlichen Entwicklung 1. Mathildes Meinung: → progressive Ansicht mit Nuancen (allgemein positive Bewegung begleitet von negativen Nebeneffekten: Spiralentwicklung): Der menschliche Fortschritt bringt seine eigenen Krisen mit sich. Beispiel: Wissenschaftliche Erfindungen in der Atomkraft (Schattenseite: Erscheinung der Atom-Bombe)

Ansicht von der geschichtlichen Entwicklung 2. Guillaumes Meinung: → relativistische – von einer materialistischen Lehre geprägte Ansicht (unstetige/undefinierte Entwicklung): Der Motor der Geschichte ist der reine Zufall. Es lassen sich keine regelmässigen linearen Bewegungen erkennen. Die Handlungen der Menschen sind ja determiniert, doch von keiner Vorsehung oder keinem höheren Geiste, sondern einem ständigen Klassenkampf um die Beherrschung der Produktionsmittel. Beispiele: Revolutionen, Umstürze, Terrorherrschaften, Niederschlagung von Auständen, usw.

Philosophische Debatte Sind Sie mit Mathildes bzw. Guilllaumes Meinung über geschichtliche Entwicklung einverstanden? Welche Vorstellung der kulturellen Ausbildung eines Volkes machen Sie sich? Was halten Sie für „zivilisiert“?

B. KANTISCHE BEANTWORTUNG (NACH DEM TEXT)

Methodologische Einführung Status des achten Satzes: „Folgerung aus dem vorigen“→ von den Prinzipien des siebenten Satzes geprägt -hierarchisierte Anschauung der gesellschaftlichen Eigenschaften: Kultur < Zivilisation < Moral Erklärung: verschiedene Zustände einer Gruppe = chronologische Etappen eines linearen natürlichen Gang in die Aufklärung (teleologische Ansicht)

Theoretische Begriffe Kultur: erste Etappe des Ausganges aus dem Naturzustand; Austritt aus der Unwissenheit durch die Erwerbung wissenschaftlicher Erkenntnisse und die künstlerische Zeugung

Theoretische Begriffe Zivilisation: zweite Etappe des Ausganges aus dem Naturzustand; Zähmungsprozess, der den Mensch zum Gesellschaftsleben fähig macht, indem er durch die Einführung künstlicher Sitten in eine bestimmte Gruppe die natürliche menschliche Ungeselligkeit abschwächt

Theoretische Begriffe Moral: letzte Etappe des Ausganges aus dem Naturzustand; inneres Bedürfnis nach Übereinstimmung zwischen persönlichen Handlungen und Erhaltung des gemeinen Gutes, das von einem tiefen Glauben jedes an die Richtigkeit der Idee der weltbürgerlichen Verfassung verursacht wird

Theoretische Begriffe ZITAT: „Wir sind im hohen Grad durch Kunst und Wissenschaft cultivirt. Wir sind civilisirt bis zum Überlästigen zu allerlei gesellschaftlicher Artigkeit und Anständigkeit. Aber uns für schon moralisirt zu halten, daran fehlt noch sehr viel.“ (7. Satz, S. 19)

Ansicht von der geschichtlichen Entwicklung → teleologische progressive Ansicht: Form von Chiliasmus (originell religiöser christlicher Begriff [Dogma des zweiten Auftretens Christi nach dem Weltgericht]) Glauben an die Ankunft eines vollkommenen Zustandes der Menschheit durch die konjugierte Handlung eines verborgenen Plans der Natur und der menschlichen Vernunft ZITAT: „Was kann die Geschichte der Menschengattung im Großen als die Vollziehung eines verborgenen Plan der Natur ansehen, um eine innerlich-und zu diesem Zwecke auch äußerlich-vollkommene Staatsverfassung zu Stande zu bringen, als den einzigen Zustand, in welchem sie alle ihre Anlagen in der Menschheit völlig entwickeln kann.“ (S.19) Wichtigkeit der Rolle der Freiheit

Ansicht von der geschichtlichen Entwicklung kein direkt begreiflicher Sinn der Geschichte ZITAT: „Ich sage: etwas Weniges; denn dieser Kreislauf schient so lange Zeit zu erfordern, bis er sich schließt, dass man aus dem kleinen Theil, den die Menschheit in dieser Absicht zurückgelegt hat, nur eben so unsicher die Gestalt ihrer Bahn und das Verhältniß der Theile zum Ganzen bestimmen kann, als aus allen bisherigen Himmelsbeobachtung den Lauf, den unsere Sonne sammt dem ganzen Heere ihrer Trabanten im großen Fixsternsystem nimmt; obgleich doch aus dem allgemeinen Grunde der systematischen Verfassung des Weltbaues und aus dem Wenigen, was man beobachtet hat, zuverlässig genug, um auf die Wirklichkeit eines solches Kreislaufes zu schließen.“ (S. 20, Metapher des unvollständigen Kreises) nur progressive und zukünftige Vollziehung ZITAT: „und dieses giebt Hoffnung, dass nach manchen Revolutionen der Umbildung endlich das, was die Natur zur höchsten Absicht hat, ein allgemeiner weltbürgerlicher Zustand, als der Schooß, worin alle ursprüngliche Anlagen der Menschengattung entwickelt werden, dereinst einmal zu Stande kommen werde.“ (S )

Ansicht von der geschichtlichen Entwicklung Bemerkungen - Anwesenheit einer sehr tiefgreifenden religiösen Betonung - Streben nach einem Ideal; Allmächtigkeit eines höheren Geistes (d.h. Gott) → Geschichtsreligion - Verwendung der Metapher eines unvollständigen Kreislaufs (Symbol der relativen Unstetigkeit der Geschichte und der Unmöglichkeit der genauen Übereinstimmung mit dem Ideal: tangentiales Verhalten)

Ansicht von der geschichtlichen Entwicklung Illustration: Kriegstheorie → Kriege tragen langfristig zu dem gemeinsamen Ziel der Natur bei, obwohl die Menschen sich dessen nicht bewusst sind. Tatsächlich zwingen sie die Staaten dazu, sich in einen Verteidigungsvertrag zu vereinigen (Voraussetzungen des Völkerbundes); übrigens kosten sie viel Geld, was zu ihrem allmählichen Verschwinden führen wird. Positive Rolle der Gewerbe: führt zu einer Verallgemeinerung der Austauschbeziehungen zwischen Staaten und Völkern, was einen dauerhaften Konflikt verhindert; billigt auch die Erhöhung der Lebensbedingungen der Menschen (Aufklärungsmittel) → Ruf nach einer LIBERALEN LÖSUNG (Recht des Menschen auf eine Selbstdurchführung seines Handels und die Besicherung seines Privatbesitzes)

Synthese und Debatte Synthese: Kant verteidigt eine progressive und liberale Vision der Gesellschaft, und ordnet der Geschichte einem moralischen Endzweck zu. → Was denken Sie über die Wirksamkeit des kantischen liberalen wirtschaftlichen Modelles auf Seite der Erhaltung der sozialen Kohärenz?