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Dr. Helen Knauf Berufs- und Lebenswegplanung junger Frauen in der Oberstufe Chancen eröffnen - Berufs- und Lebenswegplanung junger Frauen in der Oberstufe.

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Präsentation zum Thema: "Dr. Helen Knauf Berufs- und Lebenswegplanung junger Frauen in der Oberstufe Chancen eröffnen - Berufs- und Lebenswegplanung junger Frauen in der Oberstufe."—  Präsentation transkript:

1 Dr. Helen Knauf Berufs- und Lebenswegplanung junger Frauen in der Oberstufe Chancen eröffnen - Berufs- und Lebenswegplanung junger Frauen in der Oberstufe DGB-Bildungswerk NRW Gelsenkirchen, 4. September 2007

2 Übersicht Rahmenbedingungen: Die Perspektive gesellschaftlichen Wandels Angebote: Die Perspektive der Institution Schule Strategien: Die Perspektive der Individuen Chancen: Entwicklungsperspektiven für schulische Berufsorientierung Würde man Oberstufenschülerinnen fragen: „Welche Berufs- und Lebenswegpläne hast du?“ – die meisten würden etwas antworten wie „Oc h, weiß nicht, mal sehen...“. Und bei ihren männlichen Schulkameraden sähe die Antwort ganz ähnlich aus. Können wir deshalb mit unseren Überlegungen zur Berufsorientierung und Lebensplanung in der Oberstufe einpacken? Sicher nicht! Der Übergang von der Schule in den Beruf hat sich in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt. Dies gilt sowohl im Allgemeinen, als auch im Besonderen für die Situation von jungen Frauen, die das Abitur machen. Der folgende Beitrag gibt einen Überblick über die wichtigsten Aspekte der beruflichen Orientierung von jungen Frauen in der Oberstufe. Dazu wird zunächst ein Einblick in relevante gesellschaftliche Rahmenbedingungen gegeben, die die Berufsplanung junger Frauen beeinflussen. Im Anschluss wird die aktuelle Angebotssituation zur Berufsorientierung an den nordrhein-westfälischen Oberstufen vorgestellt. Im nächsten Schritt soll aus der Perspektive der Betroffenen selbst die Wichtigkeit und Nützlichkeit verschiedener Angebote zur Berufsorientierung beschrieben werden. Den Abschluss bildet ein Ausblick auf zukünftige Entwicklungsperspektiven schulischer Berufsorientierung. Ein wichtiges Ergebnis möchte ich an dieser Stelle bereits vorweg nehmen – auch um eventuellen Enttäuschungen vorzubeugen: Auf der Ebene der Orientierungen und der Unterstützungsangebote in der Oberstufe konnten wir keine deutlichen Unterschiede zwischen den jungen Frauen und Männern identifizieren – obwohl wir explizit danach gesucht haben.

3 Strategien nach dem Abitur
Grundlage: Ergebnisse des Projektes „Berufsorientierung und Lebensplanung“ Interviews mit 60 Abiturientinnen und Abiturienten kurz vor dem Abitur sowie nach 1,5 und nach 5 Jahren Befragung von Schulen mit gymnasialer Oberstufe in einem nordrhein-westfälischen Regierungsbezirk 2001und 2007 Ebenfalls im Rahmen des Projektes Berufsorientierung und Lebensplanung haben wir Interviews mit 60 Abiturientinnen und Abiturienten zu ihren Plänen und ihren Strategien bei der Berufsorientierung befragt. Die ersten Interviews haben wir 2001 durchgeführt und uns dann nach 1,5 und nach 5 Jahren noch einmal befragt.

4 Rahmenbedingungen: Die Perspektive gesellschaftlichen Wandels
Auf der Ebene des Beschäftigungssystems haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten wichtige Veränderungen stattgefunden. Diese sollen im Folgenden kurz umrissen und die jeweiligen Auswirkungen auf Fragen der Berufs- und Lebenswegplanung dargestellt werden.

5 Ende der Norm-Biographie
Fraktale (Berufs-)biographie Wachsende Zahl von Teilzeitbeschäftigungen Flexibilisierung von Arbeitsverhältnissen Projektcharakter insbesondere akademischer Berufsanforderungen Parallelisierung beruflicher Laufbahnen Individuum als „Arbeitskraftunternehmer“ Patchworkbiographien Eine wichtige Veränderung ist die Auflösung von normierten Arbeitsverhältnissen. Zunehmend spielen fraktale (Berufs-) Biographien eine Rolle, in denen es immer wieder Brüche, Neuorientierungen und Neuanfänge gibt. Das hängt auch mit der Flexibilisierung von Arbeitsverhältnissen zusammen, bei denen weder unbefristete Beschäftigungsverhältnisse noch feste Arbeitszeiten oder -orte festgelegt werden. Das führt auch – aus Sicht des Arbeitnehmers – zu häufigeren Arbeitsplatzwechseln und zu einem stärkeren Projektcharakter von Arbeit. Insbesondere bei Tätigkeiten, die eine akademische Qualifikationen erfordern, also den Berufen, die für AbiturientInnen in Frage kommen, spielen zeitlich befristete Projekte eine große Rolle. Inwieweit solche Befristungen lediglich zu Beginn von Berufskarrieren eine Rolle spielen „Generation Praktikum“) oder ob es sich um ein durchgängiges Muster zukünftiger Berufsverläufe handelt, muss noch beobachtet werden. Zugleich nehmen Teilzeitbeschäftigungen zu, die oft auch zeitgleich ausgeübt werden (z.B. morgens Assistentin beim Rechtsanwalt, nachmittags selbstständige Internetunternehmerin). Aus der früheren Norm-Biographie sind vielfältige Patchworkbiographien geworden. All diese Entwicklungen führen dazu, dass sich der Einzelne mehr und mehr als „Arbeitskraftunternehmer“ versteht, ein Selbstständiger, der seine eigenen Fähigkeiten möglichst günstig vermarktet und verkauft. Diese Entwicklung ist zweischneidig. Kritisch gesehen bedeutet die Entwicklung zur fraktalen Berufsbiographie sicher mehr Unsicherheit für den Einzelnen sowie die Notwendigkeit, sich kontinuierlich weiter zu entwickeln und immer wieder Energie für einen neuen Anfang aufzubringen. Doch die Entwicklung hat auch positive Seiten, schließlich ermöglicht sie es, im Laufe des Lebens die Gestaltung des Berufslebens den wechselnden inhaltlichen und organisatorischen Bedürfnisse und Interessen anzupassen. Entpuppt sich ein einmal gewähltes Berufsziel als weniger attraktiv oder zukunftsweisend als gedacht, sind Neuorientierungen möglich. Unabhängig davon, wie man diese Entwicklung bewertet, sie findet statt und junge Erwachsene müssen mit dieser Situation umgehen, Jugendliche darauf vorbereitet werden. Für berufsorientierende Angebote bedeutet dies, dass es nicht mehr so sehr das Ziel ist, einen Lebensberuf zu finden, sondern Kompetenzen zu erwerben, die bei der Bewältigung der lebensbegleitenden Berufsorientierung hilfreich sind. Eine solche „Berufsorientierungskompetenz“ ist eine entscheidende Schlüsselkompetenz, die auch für die Schulen eine wachsende Rolle spielt. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

6 Veränderung des Übergangs
Übergang in der Beruf verlängert sich: „Hindernislauf mit vielen Hürden“ Jugend als eigenständige Lebensphase, nicht als bloßer Übergang (Transition/Statuspassage) Ausprobieren, Suchbewegungen, mehr Experimentierspielräume Zugleich: Wachsende Unsicherheit, Zukunftsängste, Wunsch, das richtige, das beste zu tun Nicht nur die Arbeitswelt, auch der Übergang zwischen Bildungs- und Beschäftigungssystem hat sich verändert. Von einem weitgehend bruchlosen Übergang kann keine Rede (mehr) sein, vielmehr handelt es sich um einen „Hindernislauf mit vielen Hürden“ (Meyer 2004:206). Diese Hürden sind größtenteils externer Natur, weil der Zugang zum Erwerbssystem und in eine unbefristete oder wenigstens Existenz sichernde Beschäftigung immer schwieriger wird und immer mehr Qualifikationen erfordert. Zugleich ist die Jugend selbst aber zu einer Lebensphase geworden, zu einem eigenständigen Lebensabschnitt und nicht mehr eine bloßer Übergang (Transition) von der Kindheit ins Erwachsenenalter. Die Jugend als eigenständige Lebensphase gibt auch Spielraum für verschiedene Suchbewegungen, das Ausprobieren und Experimentieren. Die Toleranz gegenüber Sackgassen, Ausbildungs- und Studienabbrüchen ist größer geworden, Kurskorrekturen gelten zunehmend nicht als Makel sondern selbstverständliche Bestandteile einer Orientierungsphase. Für die Jugendlichen eröffnet diese Entwicklung mehr Spielräume – die gewachsene Freiheit schafft aber auch mehr Unsicherheit und schürt Zukunftsängste („Werde ich jemals ankommen?“). Der Wunsch, vielleicht auch der Druck, das „Richtige“ oder das „Beste“ zu tun wächst. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

7 Vielfalt beruflicher Optionen
Traditionelles Modell: Abitur Studium Beruf Aktuelle Situation: Studium Abitur Ausbildung Beruf Moratorium Zusätzlich zur gestiegenen Toleranz gegenüber den Suchbewegungen des Jugendalters sind auch die beruflichen Optionen selbst gewachsen. Während noch in den 1970er Jahren relativ klar war, dass ein Abiturient nach dem Schulabschluss studieren würde, um dann in den sicheren Hafen eines angesehenen akademischen Berufs zu segeln, bekommt das Studium heute als Ausbildungsalternative starke Konkurrenz. Während noch in den 1970er Jahren 90% der Studienberechtigten studierten, liegt die Studierquote heute bei 70% (Heine/Scheller/Willich 2005:12). 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

8 Vielfalt beruflicher Optionen
Schwierigkeiten bei der Wahl des Ausbildungsweges: Selbst wenn sich die AbiturientInnen für ein Studium entscheiden, steht ihnen heute eine weit größere Anzahl von Studiengängen und Hochschuleinrichtungen zur Verfügung als je zuvor. Hinzu kommen vielfältige Kombinationsmöglichkeiten zwischen Bachelor- und Masterstudiengängen, internationale Studienmöglichkeiten und unterschiedliche Grade der Einbeziehung von Praxisanteilen (z.B. Berufsakademie). Eine Befragung des HIS ergab entsprechend, dass Studienberechtigte die „nur schwer überschaubare Zahl der Möglichkeiten“ als die zentrale Schwierigkeit bei der Wahl des Ausbildungsweges benennen (Heine/Willich 2006:21). 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

9 Veränderung der Arbeitswelt
Beschäftigte in den Wirtschaftssektoren 2004 in Millionen Zusätzlich zu diesen allgemeinen Entwicklungen sind Veränderungen zu beobachten, die insbesondere für junge Frauen von Bedeutung sind. Diese Veränderungen werfen zunächst ein sehr positives Bild auf die Entwicklungsperspektiven der weiblichen Abiturienten: Eine sich bereits seit Langem abzeichnende Veränderung ist die Verschiebung der Bedeutung der Wirtschaftssektoren: Während noch in den 1950er und 1960er Jahren der Anteil der Beschäftigten in der Industrie den weitaus größten Anteil stellte, sind heute nahezu zwei Drittel der Beschäftigten im Dienstleistungs- und Wissensbereich tätig. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

10 Veränderung der Arbeitswelt
Beschäftigte in den Wirtschaftssektoren 2004 nach Geschlecht (in Prozent) Für unsere Fragestellung ist diese Entwicklung aus zwei Gründen interessant: Erstens sind Dienstleistungs- und Wissensberufe auch in Zukunft besonders bedeutsam und stellen deshalb einen wichtigen Orientierungspunkt für die Berufsorientierung junger Männer und Frauen dar. Zweitens ist dieser Wirtschaftssektor insbesondere von Frauen geprägt: Während in Landwirtschaft und Industrie der Anteil weiblicher Beschäftigter nur bei 33% bzw. 24% liegt, sind 55% der Beschäftigten im Dienstleistungsbereich Frauen. Die Aussichten auf Beschäftigung sehen also in den von Frauen häufig gewählten Berufen auch in Zukunft sehr gut aus. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

11 Mehr gemischtgeschlechtliche Berufe
Studienanfänger/-innen an deutschen Hochschulen Die überkommene Aufteilung in Männer- und Frauenberufe sowie die Konzentration von Mädchen auf einige wenige Berufe hat nach wie vor ihre Gültigkeit. Auch heute noch wählen viele junge Frauen die fürsorglichen – und schlechter Bezahlten – Ausbildungsberufe, während Jungen sich für technische – und besser bezahlte – Berufswege entscheiden. Doch gleichzeitig nimmt die Zahl der gemischten Berufe zu: Wirtschafts- und Sozialwissenschaften oder Humanmedizin werden heute gleichermaßen von jungen Männern und Frauen gewählt. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

12 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Bildung ist weiblich Schulformbesuch nach Geschlecht: Ein weiteres Indiz für die günstigen Aussichten für Frauen sind die in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegenen Bildungserfolge von Frauen. Im Schulsystem selbst ist zu beobachten, dass Schülerinnen deutlich besser abschneiden als Schüler. Dies wird beispielsweise an der Verteilung der Lernenden auf verschiedenen Schulformen deutlich. Während an Gymnasien inzwischen deutlich mehr Mädchen unterrichtet werden, ist der Jungenanteil an Hauptschulen deutlich höher als der der Mädchen. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

13 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen
Bildung ist weiblich Studienanfängerinnen und -anfänger nach Geschlecht: Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich bei den StudienanfängerInnen. Die Hälfte der Studienanfänger sind heute Frauen (Statistisches Bundesamt 2005). Diese Entwicklungen sind Ausdruck einer grundsätzlichen Veränderung der Frauenrolle, zu der die wirtschaftliche Selbstständigkeit und Berufstätigkeit gleichermaßen gehört wie bei Männern. Die allgemeinen Entwicklungen zeigen, dass die Perspektiven für junge Frauen, insbesondere mit einem hohen Schulabschluss, noch nie so günstig waren wie heute. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

14 Veränderte Rahmenbedingungen für die Berufsfindung junger Frauen
Angleichung zwischen Jungen Frauen und Männern Lebensziele Patchwork- biographien Beschäftigungssystem Dienstleistungs- und Wissensberufe Vielfalt der Möglichkeiten Übergang Langwieriger und hürdenreicher Bildungssystem Frauen sehr erfolgreich 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

15 Angebote: Die Perspektive der Institution Schule
Nach dem Blick auf allgemeine Veränderungen in Gesellschaft und Beschäftigungssystem werden nun einige Informationen zur schulischen Berufsorientierung präsentiert. Ich beziehe mich dabei größtenteils auf Daten, die im Rahmen des Projektes „Berufsorientierung und Lebensplanung“ unter der Leitung von Prof. Dr. Mechtild Oechsle an der Universität Bielefeld erhoben wurden.

16 Schwerpunkte des Angebots
Um die Struktur der Angebote zu erfassen, haben wir an nordrhein-westfälischen Schulen erhoben, welche Angebote im Bereich der Berufsorientierung eigentlich durchgeführt werden. Erstmalig haben wir diese Befragung 2001 als Vollerhebung um Regierungsbezirk Detmold durchgeführt. Ganz aktuell kann ich Ihnen heute die Daten unserer zweiten Befragungswelle vorstellen, die im April dieses Jahres durchgeführt wurde. Mit beiden Befragungen konnten wir eine hohe Aussagekraft erzielen, da die Rücklaufquoten jeweils über 70% lagen. Der Regierungsbezirk Detmold zeichnet sich weder durch eine besondere öffentliche Förderstruktur in Sachen Berufsorientierung aus, noch gibt es hier ausgesprochen viele große Unternehmen, die den Schulen als Kooperationspartner dienen könnten. Es handelt sich vielmehr um einen eher durchschnittlichen Bezirk. Deutlich am häufigsten werden Besuche von Hochschulen und allgemeine Inforationsveranstaltungen durchgeführt. Die Beratung durch Lehrpersonen aber auch durch BerufsberaterInnen der Bundesagentur für Arbeit nimmt ebenfalls einen hohen Rangplatz ein. Das Praktikum ist inzwischen auch in der Oberstufe an einem Großteil der Schulen zu einem festen Bestandteil der Berufsorientierung geworden. Ein eigenes Berufsorientierungscurriculum hingegen hat nur jede vierte Schule entwickelt. Im Vergleich zu der Befragung vor sechs Jahren haben die Kooperationen mit der Bundesagentur für Arbeit deutlich abgenommen, wohingegen verschiedene Trainingsmaßnahmen (insbesondere das Bewerbungstraining) deutlich zugenommen haben. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

17 Geschlechtsspezifische Angebote
Im Bereich der geschlechtsspezifischen Angebote sind deutliche Zuwächse zu verzeichnen: So haben sich die geschlechtsspezifischen Maßnahmen insgesamt verdoppelt. Ein noch größerer Zuwachs ist bei den Angeboten nur für Jungen zu beobachten. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

18 Geschlechtsspezifische Angebote
Schwerpunkt: Girl‘s Day - Mädchenzukunftstag - ein Tag in technischen oder naturwissenschaftlichen Berufen Geschlechtsspezifische Angebote der Hochschulen, z.B. Peanuts Kaum geschlechtsspezifische Angebote in der Oberstufe!!! Bei aller Freude über das augenscheinlich wachsende Bewusstsein für genderspezifische Fragen, bleibt beim Blick ins Detail nicht mehr ganz so viel von den zahlreichen Angeboten übrig: Die deutliche Mehrheit der Angebote umfasst den „Girl’s Day – Mädchenzukunftstag“ bzw. dessen Äquivalent für Jungen „Neue Wege für Jungs“. Bei dieser Veranstaltung handelt es sich um ein eintägiges Kontaktpraktikum in einem für das jeweilige Geschlecht untypischen Beruf. Da der Tag in der Regel im 7. oder 8. Schuljahr stattfindet, kann er nicht als geschlechtsspezifisches Angebot in der Oberstufe gerechnet werden. Für die Oberstufe gibt es nur vereinzelt genderbezogene Angebote, etwa Hochschulbesuche für Mädchen, bei denen sie in naturwissenschaftlichen oder technischen Studiengängen hineinschauen können (z.B. „Peanuts“ an der Universität Bielefeld). Diese Angebote bilden jedoch die Ausnahme. Es muss also festgehalten werden, dass Unterstützungsmaßnahmen für die Berufswahl speziell von Mädchen in der Oberstufe eher die Ausnahme als die Regel bilden. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

19 Bedeutung des Fachunterrichts
Interesse für ein Thema oder Fachgebiet wird meist im Unterricht selber geweckt „Das kam auch durch die Schule dann, durch den Bio-LK. Da merkte ich, dass ich mich auch freiwillig hingesetzt hab und das gelesen hab. Und dass es auch in der Schule ganz gut lief.“ Wichtig: Mehr Impulse zur beruflichen Verwertung fachlicher Themen durch Fachlehrkräfte Die Befragung der Abiturientinnen und Abiturienten macht auch die Bedeutung des Fachunterrichts für die berufliche Orientierung deutlich. Gerade Jugendliche, die schon recht klare Vorstellungen von ihren beruflichen Plänen haben, führen dies auf bestimmte Fächer zurück, in denen ihr Interesse für einzelne Themen und Tätigkeitsfelder geweckt wurde. So berichtet einer unserer Untersuchungsteilnehmer über sein Interesse an einem Biologie-Studium: „Das kam auch durch die Schule dann, durch den Bio-LK. Da merkte ich, dass ich mich auch freiwillig hingesetzt hab und das gelesen hab. Und dass es auch in der Schule ganz gut lief.“ Deutlich wird, dass der Fachunterricht ein offenbar stark unterschätzter Faktor bei der schulischen Berufsorientierung ist. Für die Schülerinnen und Schüler, die sich vor allem an ihren Interessen und Fähigkeiten orientieren, ist es von entscheidender Bedeutung, bereits frühzeitig mit Themen und Wissensgebieten in Berührung zu kommen, die sie begeistern und – und das ist besonders wichtig – in denen sie Erfolgserlebnisse haben. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

20 Fachliches Selbstkonzept unterstützen
Mädchen „interessieren“ sich oft nicht für Mathematik, Technik, Naturwissenschaften Ursache: Entwicklung eines negativen Selbstkonzeptes während der Schullaufbahn Zunehmendes Bewusstsein für eigene geschlechtsstereotype Zuschreibungen bei Lehrkräften wichtig Nur durch dieses positive Feedback von außen kann ein positives Selbstkonzept in Bezug auf ein Fach oder Thema entstehen. Und gerade dies ist für die Förderung von Mädchen in den Naturwissenschaften und Mathematik bis heute zu kurz gekommen. Wie Studien aus Deutschland, der Schweiz und Österreich zeigen, nimmt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten in diesen Fächern mit zunehmendem Alter ab: „Die Mädchen und Knaben betrachten Mathematik mit steigendem Schuljahr zunehmend als männliche Domäne, das heißt, sie denken, dass die Knaben in der Mathematik natürlich begabter und leistungsfähiger seien als Mädchen“ (Keller 1998:116). In diesen Studien wurde auch deutlich, dass das negative Selbstkonzept oft Spiegelbild der Erwartungshaltung von Lehrkräften ist, die die Erfolge von Mädchen in Mathematik beispielsweise eher auf ihren Fleiß als auf ihre Begabung zurückführten (vgl. Rustemeyer 1999). 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

21 Probleme aus Lehrersicht
Mangelndes Interesse der Schülerinnen und Schüler Informationsveranstaltungen überwiegen gegenüber individuellen Beratungsangeboten Großer Zeitaufwand - Für LehrerInnen und SchülerInnen - insbesondere durch Zentralabitur Widerstände im Kollegium Befragt nach den von ihnen beobachteten Schwierigkeiten nennen die Lehrkräfte an den von uns befragten Schulen insbesondere das mangelnde Interesse der SchülerInnen. Ihnen scheint die Relevanz des Themas oft nicht bewusst zu sein, so dass sie nur schwer zur Teilnahme an berufsorientierenden Angeboten zu motivieren sind – insbesondere dann, wen sie nicht in der Unterrichtszeit liegen. Auch der Schwerpunkt des Angebots auf eher informationsorientierten Massenveranstaltungen wird von den Lehrpersonen kritisch gesehen Der Grund für diese Schwerpunktsetzung hängt mit dem Hauptproblempunkt zusammen: Angebote zur Berufsorientierung kosten viel Zeit - Zeit, die die Schule nicht hat. Die Schulzeitverkürzung zum Abitur und das Zentralabitur verschärfen die Problematik. Der Zeitaufwand führt schließlich auch zu Widerständen im Kollegium, so dass die berufsorientierenden Angebote oft gegen den Willen oder zumindest ohne Unterstützung durch alle Kollegiumsmitglieder durchgeführt werden müssen. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

22 Bewertung der genutzten Angebote
Schülerinnen und Schüler messen – trotz dieser Schwierigkeiten – der Schule eine hohe Bedeutung bei ihren beruflichen Entscheidungen zu. So werden die schulischen Angebote zusammen mit Eltern und Freunden als besonders hilfreich eingestuft. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

23 Funktion der Schule bei Berufswahl
„Wenn die Schule gar nicht darauf hingewiesen hätte, was kommen könnte (...) vielleicht hätte man ja nie drüber nachgedacht und dann irgendwann kurz vor Schluss hätte man überlegt, ja, was mache ich denn. Also insofern war das schon hilfreich.“ Das mag auch daran liegen, dass Schülerinnen und Schüler die Rolle der Schule weniger in der Bereitstellung besonders erhellender Angebote sehen, sondern vielmehr darin, sie immer wieder daran zu erinnern, dass sie sich nach dem Abitur für einen bestimmten Ausbildungsweg entscheiden müssen. Die Schule erscheint damit vor allem als Mahner oder Lotse im Prozess der Berufsorientierung – oder als „Knoten im Taschentuch“. Inwieweit Schule sich mit dieser Rollenzuschreibung zufrieden gibt und geben kann oder ob sie darüber hinaus auch inhaltliche Impulse geben kann, ist eine andere Frage. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

24 Strategien: Die Perspektive der Individuen

25 Strategien nach dem Abitur
Unterschiedliche strategische Grundausrichtungen Balance Arbeitsmarkt Eigene Interessen Bei unseren Interviews konnten wir verschiedene Orientierungsstrategien identifizieren, die für die jungen Erwachsenen eine Rolle spielen. Ein Teil der Jugendlichen orientiert sich bei seinen beruflichen Entscheidungen stark an den Erfordernissen des Arbeitsmarktes, während eine andere Gruppe vor allem die eigenen Interessen und Fähigkeiten als Entscheidungsgrundlage nutzt. Eine dritte Gruppe von Abiturientinnen und Abiturienten versucht, sowohl die Situation am Arbeitsmarkt als auch die eigenen, subjektiven Aspekte einzubeziehen. Ich möchte diese drei grundlegenden Ausrichtungen, auf die sich die Befragten relativ gleichmäßig verteilen, im Folgenden kurz vorstellen: 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

26 Orientierung am Arbeitsmarkt
„Ich richte das echt nicht danach, wozu ich Lust habe“ „Ich strebe dahin, irgendeine Ausbildung zu machen, die mir so fast garantiert, dass ich einen gesicherten Arbeitsplatz habe. Wie gesagt, Beamtenstatus ist schon nicht schlecht (...) Man muss halt überleben können. Und wenn es geht einen gesicherten Arbeitsplatz haben.“ „Ich habe alles ein bisschen offen gelassen und dann abgewartet, in welche Richtung ich gehen möchte. Und als ich dann diese Zusage hatte, habe ich auch mehr in diese Richtung gedacht, um Enttäuschungen zu vermeiden.“ Für die am Arbeitsmarkt orientierten sind die Chancenstrukturen des Arbeitsmarktes von entscheidender Bedeutung. Sie versuchen, einen Beruf zu wählen, der ihnen möglichst viele Türen öffnet und mit dem sie verhältnismäßig sicher einen Job bekommen. Dazu einige Zitate aus den Interviews: „Ich richte das echt nicht danach, wozu ich Lust habe“ „Ich strebe dahin, irgendeine Ausbildung zu machen, die mir so fast garantiert, dass ich einen gesicherten Arbeitsplatz habe. Wie gesagt, Beamtenstatus ist schon nicht schlecht (...) Man muss halt überleben können. Und wenn es geht einen gesicherten Arbeitsplatz haben.“ „Ich habe alles ein bisschen offen gelassen und dann abgewartet, in welche Richtung ich gehen möchte. Und als ich dann diese Zusage hatte, habe ich auch mehr in diese Richtung gedacht, um Enttäuschungen zu vermeiden.“ Insbesondere das letzte Zitat macht deutlich, dass die eigenen Interessen von den Angehörigen dieser Gruppe den sich bietenden Möglichkeiten untergeordnet werden. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

27 Orientierung an eigenen Interessen
„Dass mir das wirklich Spaß macht - das ist das oberste Gebot (...) ich würde auf jeden Fall den Gefallensfaktor vor den Verdienstfaktor stellen.“ „habe ich mir später überlegt, dass ich auch lieber gern etwas designmäßiges machen würde und Lifestyleberuf mehr oder weniger, dann hatte ich mir überlegt Modedesign zu studieren, weil ich sehr gerne nähe und selbst entwerfe, aber das fand ich ein bisschen zu weltfremd und abgehoben (...) dann bin ich irgendwann, habe ich mir überlegt, Design verbunden mit bisschen, ja, bodenständigerem, das wäre, halt, so was wie Mediendesign“ Wer sich an den eigenen Interessen und Fähigkeiten orientiert, fängt meist mit einer Selbstexploration an: was kann ich eigentlich? Was macht mir Spaß? Welche Themen interessieren mich? Die folgenden Zitate verdeutlichen die mit dieser Haltung verbundene Grundeinstellung: „Dass mir das wirklich Spaß macht - das ist das oberste Gebot (...) ich würde auf jeden Fall den Gefallensfaktor vor den Verdienstfaktor stellen.“ „habe ich mir später überlegt, dass ich auch lieber gern etwas designmäßiges machen würde und Lifestyleberuf mehr oder weniger, dann hatte ich mir überlegt Modedesign zu studieren, weil ich sehr gerne nähe und selbst entwerfe, aber das fand ich ein bisschen zu weltfremd und abgehoben (...) dann bin ich irgendwann, habe ich mir überlegt, Design verbunden mit bisschen, ja, bodenständigerem, das wäre, halt, so was wie Mediendesign“ Das zweite Zitat macht deutlich, dass die an den subjektiven Interessen Orientierten keinesfalls immer bereits wissen, was sie möchten. Nur ein kleiner Teil hat schon früh ein manifestes Talent oder bei sich entdeckt, dass er oder sie nun beruflich verfolgt. Vielmehr geht es den Angehörigen dieser Gruppe bei der Berufsorientierung vor allem darum, die eigenen Interessen und Fähigkeiten erst zu erkennen. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

28 Orientierung an einer Balance
„Einerseits muss es ein Beruf sein, der Spaß macht, oder einen glücklich macht, aber andererseits muss es ein Berufs sein (...). Um Geld zu verdienen, deswegen macht man einen Beruf, das muss unbedingt für mich zusammen sein.“ „ich möchte was machen, was mir Spaß macht, und ob ich da jetzt, … klar, wenn ich da jetzt gut und viel Geld verdiene, ist es natürlich noch toller! Aber ich möchte nicht irgendwie sagen, och, ich mache Medizin, weil da verdiene ich viel Geld, aber das macht mir überhaupt keinen Spaß. Und deshalb ist so eine Balance schon wichtig.“ Die an einer Balance zwischen Arbeitsmarkterfordernissen und eigenen Interessen und Fähigkeiten orientierten wünschen sich einen Ausgleich zwischen externen und internen Faktoren. Sie möchten ein Berufsfeld, dass ihre eigenen Interessen aufnimmt aber zugleich auch arbeitsmarkttauglich ist: „Einerseits muss es ein Beruf sein, der Spaß macht, oder einen glücklich macht, aber andererseits muss es ein Berufs sein (...). Um Geld zu verdienen, deswegen macht man einen Beruf, das muss unbedingt für mich zusammen sein.“ „ich möchte was machen, was mir Spaß macht, und ob ich da jetzt, … klar, wenn ich da jetzt gut und viel Geld verdiene, ist es natürlich noch toller! Aber ich möchte nicht irgendwie sagen, och, ich mache Medizin, weil da verdiene ich viel Geld, aber das macht mir überhaupt keinen Spaß. Und deshalb ist so eine Balance schon wichtig.“ Ziel dieser Gruppe ist es, beide Aspekte miteinander in Einklang zu bringen. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

29 Orientierungen und Geschlecht
Angleichung der Pläne und Strategien, keine signifikanten Unterschiede - die verschiedenen Strategien finden sich bei beiden Geschlechtern Lediglich Untertyp „Nehmen was kommt“ ist ausschließlich weiblich besetzt“ Familienphase wird kaum offen antizipiert - wobei sie offenbar für die Berufsentscheidungen dennoch Bedeutung hat Erst bei der dritten Befragung 5 Jahre nach dem Abitur wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf konkretisiert - aber auch von den jungen Männern Die vorgestellten drei Orientierungen – Arbeitsmarkt, Individuum, Balance – sind leicht nachvollziehbar und begegnen einem, wenn man den Blick dafür schärft, immer wieder, wenn es um berufliche Entscheidungen geht. Der wesentliche Impuls, der in dieser Typologie steckt, liegt jedoch in ihren folgen für die schulischen Angebote zur Berufsorientierung: Je nach dem Orientierungspunkt, der für eine Schülerin im Vordergrund steht, kann sie auch mit einem Angebot mehr anfangen, als mit einem anderen. Wer etwa stark am Arbeitsmarkt orientiert ist, wird mit Seminaren mit dem Ziel der Selbsterkenntnis wenig anfangen können. Es kommt also darauf an, für jeden Schüler und jede Schülerin ein adäquates Angebot zu finden. Die hier genannten Orientierungen stehen zunächst nicht in Zusammenhang mit der Auswahl bestimmter Berufe, sie liegen quer zu den inhaltlichen Entscheidungen. Für den Beruf des Polizisten kann man sich entscheiden, weil die Aufnahme zur Ausbildung einen späteren Arbeitsplatz nahezu sicher einschließt und weil er mit einer Verbeamtung verbunden ist – das wäre die Orientierung am Arbeitsmarkt. Man kann diesen Beruf aber auch wählen, weil man von der Wichtigkeit der Polizeiaufgaben überzeugt ist, weil man gerne für Recht und Ordnung sorgt usw. – das wäre die Orientierung an den subjektiven Interessen. Interessant ist ein Blick auf den Zusammenhang beruflicher Orientierungen mit dem Geschlecht der Befragten: Männer und Frauen verteilen sich in unserer Studie relativ gleichmäßig auf die drei Gruppen. Hier kann von einer Angleichung der Pläne und Strategien gesprochen werden. Auf dieser Ebene machen sich also keine geschlechtsspezifischen Unterschiede bemerkbar. Auf anderer Ebene gibt es diese Unterschiede aber sehr wohl: Durch den Längsschnittcharakter unserer Untersuchung konnten wir die jungen Erwachsenen auch zu späteren Zeitpunkten befragen und so ihre weitere Entwicklung verfolgen. Dabei wird deutlich, dass die geschlechtsspezifischen Berufsentscheidungen dominieren: Die befragten Frauen wurden beispielsweise Bauzeichnerin oder studierten Grundschullehramt während die Männer Polizeibeamte wurden oder Verkehrsingenieurwesen studierten. Auffällig hoch ist bei den befragten Abiturientinnen und Abiturienten jedoch die Zahl der gemischtgeschlechtlichen Berufe und Studiengänge, also der Berufswege, die zu gleichen Teilen von Männern und Frauen beschritten werden. Hierzu gehören die gesamten kaufmännischen Berufe (z.B. Bankkaufmann/-frau und BWL-Studiengänge), ein großer Teil der kreativen Berufe (z.B. Grafikdesign) und auch die Medizinstudiengänge (vgl. BMBF 2005: 160/161). Gerade für Abiturientinnen und Abiturienten spielen diese gemischtgeschlechtlichen Berufe eine zunehmend große Rolle, so dass kurz nach dem Abitur geschlechtsspezifische Unterschiede weniger stark deutlich werden. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

30 Welche Unterstützung wünschen sich Abiturientinnen und Abiturienten
Bewertung der genutzten Unterstützungsangebote: Positive Bilanz Wir haben die Abiturientinnen und Abiturenten im Rahmen unserer Studie auch danach gefragt, welche Unterstützungsangebote sie bei ihrer Berufsorientierung in Anspruch genommen haben und wie sie deren Nützlichkeit bewerten. Eine besonders positive Bewertung erfährt hier das Internet, welches insbesondere als Informationsmedium genutzt wird. Hier können die jungen Erwachsenen relativ schnell die gewünschten Informationen über verschiedene Bildungseinrichtungen und Bildungsgänge bekommen. Eine weitere wichtige Rolle spielen die so genannten informellen Netzwerke: Eltern, Freunde, Geschwister. Diese Unterstützungsmöglichkeit haben nahezu alle von uns Befragten genutzt und sind mit den dort erzielten Ergebnissen auch größtenteils zufrieden. Bei den schulischen Angeboten wird insbesondere die individuelle Beratung durch Lehrerinnen und Lehrern positiv bewertet. Eine von der Schule initiierte oder besuchte Informationsbörse, das Praktikum und mit der Schule besuchte Seminare werden ebenfalls genannt, befinden sich aber in ihrer Beliebtheit eher im Mittelfeld. Das heißt, das ungefähr die Hälfte der Befragten aus diesen Veranstaltungen einen Nutzen ziehen kann, während die andere Hälfte diese Veranstaltungen eher als Pflichtübung mitmacht. Dieser Befund verdeutlicht, wie individuell die Berufsorientierung und die damit verbundenen Unterstützungsbedürfnisse sind. Offenbar gibt es kaum ein Angebot, dass zu jedem Schüler und zu jeder Schülerin passt. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass der Fortschritt im Prozess der Berufsorientierung auch sehr unterschiedlich ist: Zu Beginn des 13. Schuljahrs sind einige Schüler noch ganz am Anfang ihrer Orientierung und benötigen vor allem Impulse und breit gestreute Informationen, während andere bereits verschiedene Ausbildungseinrichtungen miteinander vergleichen oder Bewerbungen schreiben. Für die Schule ist es bei dieser Heterogenität kaum möglich, ein Angebot zu schaffen, dass für alle gleichermaßen sinnvoll ist. Dies gilt insbesondere für die Oberstufe, weil sich die daran anschließenden Ausbildungswege – wie oben dargestellt – besonders stark unterscheiden. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

31 Welche Unterstützung wünschen sich Abiturientinnen und Abiturienten
Individuelle Beratung und Feedback besonders gewünscht Eines lässt sich allerdings aus unserer Befragung ganz deutlich ablesen: Besonders stark wünschen sich die jungen Erwachsenen Rückmeldung von Menschen, die sie gut kennen und die Hinweise geben können, welche Berufe gut zu den individuellen Fähigkeiten und Interessen passen. Das gilt gleichermaßen für junge Männer wie Frauen. Im Gegensatz dazu werden kaum reine Informationen über verschiedene Berufe gewünscht, die können sich die Abiturientinnen und Abiturienten auch im Internet besorgen. Solche einfachen Informationen bekommen nur dann einen höheren Wert, wenn sie mit persönlichen Eindrücken – etwa durch Berichte von Berufsinhabern oder ehemaligen Schülerinnen und Schüler der eigenen Schule – aufgeladen werden. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

32 Welche Unterstützung wünschen sich Abiturientinnen und Abiturienten
Informationsvielfalt verunsichert „Das ist die bescheuerteste Situation, man steht hier so und alle Türen sind so offen noch, und man kann sich nicht entscheiden, was soll man denn machen! Bei so einem Angebot, da wird man erschlagen, und alles könnte falsch sein.“ Ein weiteres deutliches Desiderat der Schulabsolventinnen und –Absolventen liegt in der Schaffung von Übersichtlichkeit und der Erarbeitung von Auswahlkriterien. Die große Informationsvielfalt macht den Befragten besonders zu schaffen: „Das ist die bescheuerteste Situation, man steht hier so und alle Türen sind so offen noch, und man kann sich nicht entscheiden, was soll man denn machen! Bei so einem Angebot, da wird man erschlagen, und alles könnte falsch sein.“ Auch hier liegt ein wichtiger Ansatzpunkt von Schulen, die dabei unterstützen können, im Informationsdschungel die individuell richtige Entscheidung zu treffen. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

33 Strategien und Geschlecht
Orientierungen (Arbeitsmarkt, Subjekt, Balance) zeigen wenig geschlechtsspezifischen Unterschiede Unterstützungsbedürfnisse sind bei jungen Männern und Frauen gleich Probleme im Übergang weisen keine Unterschiede auf Wie kommt es, das Frauen und Männer sich dennoch für unterschiedliche Berufe entscheiden? Auch in der Frage der Unterstützungswünsche konnten wir keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen identifizieren. Die Eltern spielen für beide Geschlechter eine große Rolle, das Internet wird ebenfalls gleichmäßig als wichtige Informationsquelle eingestuft. Auch die Überforderung mit der Vielfalt der Möglichkeiten und der Wunsch nach individuellem Feedback ist durchgängig zu finden. Was bedeutet dies also für die geschlechtsspezifischen Aspekte der Berufswahl? Unsere Befunde haben gezeigt, dass die Orientierungen von jungen Frauen und Männern ähnlich sind und dass Unterstützungsbedürfnisse und Probleme keine geschlechtsspezifischen Unterschiede zeigen. Wie kommt es dann, dass Frauen und Männer dennoch in unterschiedlichen, größtenteils eher geschlechtstypischen, Berufen ankommen? 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

34 Chancen: Entwicklungsperspektiven für schulische Berufsorientierung
Die vorangegangenen Ausführungen lassen verschiedene Schlüsse zu, die ich hier noch einmal zusammenfassen möchte: キ Unterschiedliche Orientierungen bei der Berufsorientierung beeinflussen die Auswahl des konkreten Berufes nicht, sondern lassen sowohl geschlechtstypische als auch geschlechtsuntypische Berufswahlen zu キ Männer und Frauen stehen bei der Berufsorientierung vor denselben Schwierigkeiten. Sie leiden insbesondere unter der Vielfalt und Unübersichtlichkeit der Möglichkeiten. キ Männer und Frauen nutzen dieselben Unterstützungsangebote und bewerten deren Nützlichkeit auch ähnlich. Insbesondere individuelle Beratungsangebote sind wichtig. キ Ein Moratorium wird für Abiturientinnen und Abiturienten immer wichtiger. Auch weibliche Studienberechtigte nutzen freiwillig eine bestimmte Zeit, um Abstand zu gewinnen und Impulse für ihre Orientierung zu bekommen. キ Allein auf die Vermittlung von Informationen orientierte Angebote sind für Oberstufenschülerinnen und -schüler wenig hilfreich, denn das Internet bietet die meisten Informationen aktuell und mundgerecht キ In der Oberstufe gibt es kaum geschlechtsspezifische Angebote und insgesamt reduzieren sich die geschlechtsspezifischen Angebote bei genauem Hinsehen fast ausschließlich auf den „Girl’s Day“.

35 Zugang zu frauentuntypischen Berufen für Frauen weiterhin schwierig
Sozialisationsinstanzen Eltern, Schule Arbeitsmarkt- bedingungen Berufsfindung Individuelle Interessen, Fähigkeiten, Wünsche und Pläne Nicht nur die geschlechtsspezifische Sozialisation in Elternhaus und Schule, auch das Berufsausbildungssystem selbst leiten in Richtung geschlechtstypischer Berufsentscheidungen: Die Struktur spaltet männliche und weibliche Lebenswelt in zwei Bereich - den männlichen um Erwerbskarriere kreisenden Lebenslauf und den weiblichen, auf Familie zentrierten (vgl. Haubrich/Preiß 1996: 79) „Erschwert wird dieser ohnehin komplizierte Berufsfindungsprozess auch dadurch, dass die strukturellen Rahmenbedingungen, nämlich die tatsächlich verfügbaren Arbeitsmarktchancen, das spezifische Ausbildungsplatzangebot und existierende geschlechtsspezifische Begrenzungen, von den jungen Frauen weder bewusst reflektiert werden, noch darauf bezogene adäquate Handlungsstrategien (Gegenstrategien) entwickelt werden können, da sie meist auf sehr subtile Weise in den Berufswahl- bzw. Berufsfindungsprozess einfließen.“ (Haubrich/Preiß 1996:93) Keine oder keine ausschließliche Frage der Motivation und des guten Willens der jungen Frauen, es geht nicht um subjektive Entscheidungen, sondern um strukturelle Fragen, die nicht mit individuellen Strategien gelöst werden können (vgl. Haubrich/Preiß 1996:93) Wichtig: Sensibilisierung des Umfelds (Eltern, Schule, Beratungsinstanzen) und Stärkung des Selbstbewusstseins der jungen Frauen Vermischung „struktureller, ökonomischer, sozialer und individueller Bedingungen“ im Berufswahlprozess, Frauen sind auch aktiv handelnden, die „durch ihr eigenes Verhalten die bestehenden Verhältnisse mitreproduzieren.“ (Kühnlein/Paul-Kohlhoff 1996:115) 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

36 Flexibilität unterstützt geschlechtsstereotype Berufsfindung
„Ich habe alles ein bisschen offen gelassen und dann abgewartet, in welche Richtung ich gehen möchte. Und als ich dann diese Zusage hatte, habe ich auch mehr in diese Richtung gedacht, um Enttäuschungen zu vermeiden.“ Junge Frauen passen sich „schneller und umfassender an die Realitäten des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes“ an als junge Männer (Cornelißen 2002: 41). Durch diese Flexibilität gelangen die jungen Frauen jedoch oft in geschlechtstypische Berufswege: „Gerade dadurch entgehen sie aber nicht den Kanalisierungen geschlechtsspezifischer Arbeitsmarktsegmentation. Vielmehr setzen sich diese über Prozesse der Anpassung und Umorientierung, für die betroffenen meist unmerklich, durch.“ (Haubrich/Preiß 1996:77). 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

37 Berufswahlkompetenz für tragfähige Entscheidungen
Netzwerke, aufbauen, pflegen und nutzen Methodenkompetenz Zugang zu relevanten Informationen bekommen Alternativen bewerten und auswählen Ziele festlegen und Folgen von Entscheidungen antizipieren Was ist Berufswahlkompetenz? Die eigene Arbeitskraft präsentieren und „verkaufen“ können Selbstkompetenz Interessen erkennen und entwickeln Stärken und Schwächen kennen Prioritäten bei verschiedenen Lebensbereiche setzen können 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

38 Perspektiven genderbewusster Berufsorientierung in der Oberstufe
Individualität von Berufsorientierungsprozessen berücksichtigen Berufsorientierungskompetenz fördern Fachunterricht und Interessenfindung fokussieren Mathematisch-naturwissenschaftliches Selbstkonzept von Mädchen stärken Geschlechtsstereotype bei Lehrkräften bewusst machen und bearbeiten Berufsorientierung als „Roter faden“ - Non scholae sed vitae discimus! Was kann die Schule also vor diesem Hintergrund tun, um a) sowohl Schülerinnen als auch Schülern den Übergang grundsätzlich zu erleichtern und b) um Schülerinnen auch für technische und naturwissenschaftliche Berufsfelder zu öffnen? Als Impulse zur Beantwortung dieser Frage hier einige Thesen: キ Schulische Berufsorientierung sollte die Individualität von Berufswegentscheidungen berücksichtigen: o Individuelle Beratung ist wichtiger als allgemeine Informationsveranstaltungen o Angebote sollten nur für die Schülerinnen und Schüler geöffnet werden, die daraus einen Nutzen ziehen können キ Schulische Berufsorientierung sollte als Leitmotiv eine „Berufsorientierungskompetenz“ fördern, die Strategien vermittelt, sich im Lebensverlauf immer wieder neu zu orientieren und dabei sowohl eigene Interessen und Fähigkeiten zu explorieren als auch Chancenstrukturen des Arbeitsmarktes auszuloten und adäquate Aus- und Weiterbildungsangebote zu identifizieren. キ Genderbewusste Schulische Berufsorientierung fängt im Fachunterricht an: Hauptargumente für die Berufsentscheidungen nach dem Abitur sind Interesse oder Kenntnis verschiedener Berufsbereiche. Gerade Mädchen finden technische und naturwissenschaftliche Fragen oft „uninteressant“ – und entschieden sich deshalb für andere Berufe. キ Genderbewusste schulische Berufsorientierung fängt bei den Lehrpersonen an: Wie positiv das technische und/oder mathematische Selbstkonzept von Mädchen ist, hängt stark von ihren Lern- und Leistungserfahrungen ab. Dazu sind Lehrpersonen nötig, die gerade in Mathematik und Naturwissenschaften Mädchen für ihr Können loben und sie zu weiteren Leistungen ermutigen. Das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Attribuierungen muss hier noch deutlich weiter entwickelt werden. キ Schulische Berufsorientierung kann nicht auf ein paar Zusatzveranstaltungen reduziert werden (die dann auch noch als lästig und zeitraubend empfunden werden), sondern muss sich wie ein roter Faden durch die gesamte Schulzeit ziehen. Dabei muss bei Lehrerinnen und Lehrern das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Fragen wachsen. Gleiches gilt für die Notwendigkeit, einen stärkeren Bezug zwischen schulischem lernen und Arbeitswelt zu stärken. 1. Rahmenbedingungen 2. Angebote 3. Strategien 4. Chancen

39 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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