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Das Konzept der sozialen Schicht

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Präsentation zum Thema: "Das Konzept der sozialen Schicht"—  Präsentation transkript:

1 Das Konzept der sozialen Schicht
Die Soziologie besitzt verschiedene Konzepte, um soziale Ungleichheit auf gesamtgesellschaftlicher Ebene zu erklären seit den 50er Jahren dominierte das Schichtenmodell, in das hauptsächlich die berufliche Stellung (mit der Qualifikation, Einkommen, Prestige und Einfluss verbunden sind) einfließt einfaches Modell: Ober-, Mittel-, Unterschicht sind hierarchisch angeordnet Schichten sind keine fest abgrenzbaren Kollektive, sondern durchlässige und ineinander übergehende Gebilde

2 Kritik am Schichtmodell
Betont überwiegend die vertikale Dimension der sozialen Ungleichheit und blendet Unterschiede nach Geschlecht, Alter oder Region aus Erfasst nur unzureichend die Vielfalt von Mentalitäten, Lebensstilen, Interessen und Subkulturen, die innerhalb von Schichten herrschen können Ist stark an der Erwerbswelt der Männer geprägt, deren Erwerbsstatus die Schichtzugehörigkeit bestimmt; Ehepartnerinnen haben nur einen „abgeleiteten Status“, sodass die spezifischen Lebensbedingungen nicht erfasst werden

3 Lebensstile und Milieus
Seit den 80er Jahren werden in den Sozialwissenschaften verstärkt Modelle verwendet, die die subjektiven Merkmale der Menschen betonen und sie in Milieus bzw. Lebensstilen gruppieren Grundgedanke: Lebensstile und Milieus gruppieren Menschen so zu Gruppen, die in sich möglichst homogen, untereinander aber möglichst unterschiedlich sind Begriff des Lebensstils stammt ursprünglich aus Marktforschung; meint in der Soziologie ein „relativ stabiles, regelmässig wiederkehrendes Muster der alltäglichen Lebensführung“ Umfassen meist Aktivitäten aus dem Freizeit- und Konsumbereich, aber auch kulturelle und politische Interessen Lebensstile haben zwar viel mit Individualität zu tun (wie stellen sich Menschen dar?), bezeichnen aber Ähnlichkeiten von Kollektiven, die sich auf ähnliche Weise „identifizieren“ und von anderen abgrenzen (Distinktion)

4 Lebensstile Lebensstile stellen ein ´Ensemble’ von Wertorientierungen, Einstellungen, Deutungen, Geschmackspräferenzen, Handlungen und Interaktionen, die aufeinander bezogen sind dar; es weist in der Regel die vier folgenden Merkmale auf: Lebensstile sind bereichsübergreifend mit einem Schwerpunkt im Freizeit- und Konsumbereich. Neben diesem Bereich beziehen sie sich auf Familienleben, Geschmack und kulturelle Interessen, manchmal auch - meist aber mehr am Rande - auf Arbeit und Politik. Lebensstilanalysen rücken expressiv-ästhetische Orientierungen und Handlungen ins Zentrum - die mehr oder weniger bewusste Selbstdarstellung (Stilisierung) der Individuen in Fragen des Geschmacks und der kulturellen Interessen. Lebensstile haben ganzheitlichen, sinnhaften Charakter. Ihre verschiedenen Elemente ergeben für die Individuen ´ein Ganzes’ und machen ´subjektiven Sinn’. Lebensstile sind identitätsstiftend und distinktiv (abgrenzend, ausgrenzend). Sie schaffen individuelle oder auch kollektive Identitäten, weil sich Menschen oder Gruppen mit einem bestimmten Muster der Lebensführung identifizieren.

5 Lebensstile In ihrer Anfangsphase in den 80er Jahren war die deutsche Lebensstilforschung stark von der ´subjektivistisch-voluntaristischen Entkoppelungstheorie’ geprägt: Danach ´entkoppeln’ sich Lebensstile zunehmend von den objektiven Lebensbedingungen der Menschen. Aus der Perspektive des Individuum stellt sich dieser Vorgang wie folgt dar: Individualisierungstendenzen machen den Einzelnen immer freier, sich für den einen oder anderen Lebensstil zu entscheiden. Viele Studien der 90er Jahre zeigen jedoch (...), dass äußere Lebensbedingungen der ´freien Wahl’ eines Lebensstils deutliche Grenzen setzen; Unterschiede im Lebensstil hängen stark mit Unterschieden in den objektiven Lebensumständen zusammen. Es ist nicht überraschend, dass dabei das Alter eine wichtige Rolle spielt, dass junge Menschen ihr Leben anders organisieren und ´stilisieren’ als alte. Aber auch Statusunterschiede - insbesondere das Bildungsniveau, auch die Berufsposition und das verfügbare Einkommen - sowie das Geschlecht beeinflussen die alltägliche Lebensführung. Nicht zuletzt weichen die Lebensstile von Ostdeutschen und Westdeutschen teilweise voneinander ab."

6 Lebensstile Ost - West

7 Lebensstile Vergleich Ost - West
In Ostdeutschland nach wie vor mehr norm-, konventions- und traditionsgebundenere Lebensstile als in Westdeutschland Erwartungen an Autoritäten und staatliche Stellen sind ebenfalls in Ostdeutschland höher In Ostdeutschland stärkere familien- und Arbeitsorientierung, weniger freizeit- und öffentlichkeitsorientiert Kulturelle Interessen in Ostdeutschland häufiger auf Spannung- und Erlebnisvermittlung bezogen sowie auf volkstümliche Unterhaltung.

8 Lebensstile Vergleich Ost - West
In Westdeutschland häufiger an bürgerlich-etablierten Kulturformen interessiert Kreativität, Hedonismus und außerhäusliche Freizeitgestaltung in Westdeutschland von größerer Bedeutung

9 Lebensstile Einige Lebensstilkonzepte haben einen sozialkritischen Akzent. Sie orientieren sich am Werk des französischen Klassikers Pierre Bourdieu‘s „Die feinen Unterschiede“ und weisen darauf hin, dass Identitätsstiftung mit Distinktion einher geht - mit Abgrenzung gegenüber anderen, die Ausgrenzung und Abwertung bedeuten kann. Band/Müller bringen ihr Konzept der Lebensstile auf folgende komprimierte Definition: "´Lebensstile´ bezeichnen ästhetisch-expressive, relativ ganzheitliche Muster der alltäglichen Lebensführung von Personen und Gruppen, die in einem bestimmten Habitus und einem strukturierten Set von Konsumpräferenzen, Verhaltensweisen und Geschmacksurteilen zum Ausdruck kommen."

10 Milieus Milieu-Modelle fassen Menschen v.a. nach Lebensauffassung und Lebensweise zusammen Betonen stärker Mentalität, Wertorientierungen und Einstellungen zu Arbeit, Freizeit, Familie und Partnerschaft und der Vergemeinschaftung Die Gemeinsamkeit in Milieus muss den Mitgliedern nicht bewußt sein, sie äußert sich aber durch ähnliche Vorlieben und Distinktionen von anderen Personen/Gruppierungen („Spiesser“, „Yuppies“, ..) bestimmte soziodemographische Variablen hängen eng mit Lebensstilen bzw. Milieuzugehörigkeit zusammen: Alter, Elternschaft, Bildungsniveau, Geschlecht, Einkommen traditionelle Schichtkriterien beeinflussen weiterhin Lebenschancen und Orientierungen Fazit: Schichtstruktur löst sich nicht auf, wird aber dynamischer, pluraler und „offener“ (im Sinne von „weniger vorbestimmt“)

11 Die SINUS-Milieus erstmals 1981 formuliert, seitdem mehrmals aktualisiert Milieus werden durch Kombination von sozialer Schicht und grundlegender Werteorientierung gebildet; zugrundeliegende These: Wertewandel vom Materialismus (Sicherheit, Anerkennung) zum Postmaterialismus (Selbstverwirklichung, Erlebnisse) Gesellschaftliche Leitmilieus Etabliertes Milieu: erfolgsorientierte Konsumelite, ausgeprägte Exklusivitätsansprüche intellektuelles Milieu/linksintellektuell-alternatives Milieu: aufgeklärte, postmateriell orientierte Gruppe, konsumkritisch postmodernes Milieu/aufstiegsorientiertes Pioniermilieu: individualistische „Life-Style-Avantgarde“, im Osten Selbstverständnis als „Gewinner der Einheit“

12 Die SINUS-Milieus Traditioneller Mainstream Moderner Mainstream
Trad. bürgerliches Milieu: Sicherheits- und stabilitätsorientiert, „Kleinbürger“ Trad. Arbeitermilieu/trad. Arbeiter- und Bauernmilieu: auch sicherheits- und stabilitätsorientiert, Arbeiterkultur, im Osten auch „Enttäuschte“ Moderner Mainstream Adaptives Milieu: gut ausgebildeter, mobiler und pragmatischer „Mainstream“ Statusorientiertes Milieu / status- & karriereorientiertes Milieu: beruflich und sozial aufstrebende untere Mitte, im Osten stark an westlichen Einstellungen orientiert Modernes bürgerliches Milieu: strebt nach harmonischen und gesicherten Verhältnissen

13 Die SINUS-Milieus Moderne Unterschicht Ost-Spezifische Milieus
Konsum-materialistisches Milieu: stark materialistisch geprägte Unterschicht, die Anschluss an Konsum-Standards der Mittelschicht sucht Hedonistisches Milieu: unangepasste, an Vergnügen orientierte Unterschicht Ost-Spezifische Milieus Bürgerlich-humanistisches Milieu: Konservatives Bildungsbürgertum mit „protestantischer Ethik“ DDR-verwurzeltes Milieu: ehemalige Führungskader in Partei, Verwaltung, Wirtschaft & Kultur

14 Unterschiedliche Konzepte für das Gefüge sozialer Ungleichheit
Definition Stand Gruppierung, deren Zugehörigkeit in der Regel durch „Geburt“ zustande kommt, deren Existenzbedingungen und Lebensweisen darüber hinaus weitgehend geregelt sind und in ihren Abgrenzungen von anderen Ständen genau festgelegt sind Klasse Gruppierung, die aufgrund ihrer Stellung innerhalb des Wirtschaftsprozesses anderen Gruppierungen über- oder unterlegen sind (bspw. wegen ihres Besitzes oder Nichtbesitzes an Produktionsmitteln oder wegen ihrer Machtposition auf dem Arbeitsmarkt) Schicht Gruppierung von Menschen mit ähnlich hohem Status innerhalb einer oder mehrerer berufsnaher Ungleichheitsdimensionen Lebenslage Gruppierung, die ungleiche Lebensbedingungen aufweisen, die durch das Zusammenwirken von Vor- und Nachteilen in unterschiedlichen Dimensionen sozialer Ungleichheit zustandekommen Milieu Gruppe Gleichgesinnter, die gemeinsame Werthaltungen und Mentalitäten aufweisen und auch die Art gemeinsam haben, ihre Beziehungen zu Mitmenschen einzurichten und ihre Umwelt in ähnlicher Weise zu sehen und zu gestalten Lebensstil Der regelmässig wiederkehrender Gesamtzusammenhang der Verhaltensweisen, Interaktionen, Meinungen, Wissensbestände und bewertenden Einstellungen eines Menschen

15 Westdeutsche SINUS-Milieus 2000

16 Westdeutsche SINUS-Milieus 2000
Die Abbildung des Milieugefüges in Westdeutschland zeigt durch die Anordnung entlang der senkrechten Achse, dass die Zugehörigkeit zu einem bestimmten sozialen Milieu keineswegs unabhängig von der Schichtzugehörigkeit ist. Es gibt vielmehr typische Unterschicht-, Mittelschicht und Oberschicht-Milieus. Welche Werthaltungen und Lebenseinstellungen ein Mensch aufweist, ist also durchaus mitbestimmt von seiner Einkommenshöhe, seinem Bildungsgrad und seiner Berufsstellung. Aber diese schichtungsrelevanten Lebensbedingungen geben keineswegs zureichend über die Milieuzugehörigkeit Auskunft. Innerhalb der einzelnen Schichten finden sich in aller Regel mehrere Milieus ´nebeneinander’. Zum Teil erstrecken sich soziale Milieus auch ´senkrecht’ über Schichtgrenzen hinweg. Die sozialen Milieus unterscheiden sich ferner nach dem Grade ihrer Traditionsverhaftung, nach dem Grade des Wertewandels von ´alten’ hin zu ´neuen’ Werten. Dies macht die Abbildung durch die Anordnung der einzelnen Milieus entlang der waagrechten Achse deutlich.

17 Westdeutsche SINUS-Milieus 2000
Die Angehörigen z.B. des ´Traditionellen Arbeitermilieus’ weisen Mentalitäten auf, die dem Bewahren, dem Festhalten am Bewährten, den Pflichten der Menschen und ihrem Eingebunden-Sein in Regeln und moralische Normen großes Gewicht beimessen. Dem entgegen gesetzten Pol nahe stehen Milieus, in denen die Menschen dem jeweils Neuen nachstreben und sich als einzelne relativ losgelöst von Bindungen und Zugehörigkeiten empfinden. Im Rahmen dieser ´modernen’ Milieus finden sich zwar Gemeinsamkeiten des individuellen Bewusstseins und Verhaltens, aber kaum ein Bewusstsein der Gemeinsamkeit mit anderen Milieuzugehörigen und schon gar nicht Gefühle des Zusammengehörens und Zusammenstehens. Die Zugehörigkeit zu einem sozialen Milieu muss nicht lebenslang andauern. Durch Umbrüche im privaten oder beruflichen Leben, durch den Wechsel von Sozialkontakten sowie durch damit in Verbindung stehende Einstellungsänderungen können sich die Werthaltungen der Menschen von einem Milieu zum andern bewegen. Gleichwohl kann die Milieuzugehörigkeit nicht umstandslos durch bewusste Entscheidungen ´gewählt’ oder gewechselt werden. Tiefsitzende Einstellungen und Sozialisationserfahrungen sowie die Verwobenheit in Sozialkontakte lassen im Allgemeinen nur langsame Änderungen von Milieustrukturen und -zugehörigkeiten zu."

18 Ostdeutsche SINUS-Milieus 1997

19 Ostdeutsche SINUS-Milieus 2000

20 Wandel in Ostdeutschland
Das Milieugefüge Ostdeutschlands war zum Zeitpunkt der Vereinigung in fast allen Teilen verschieden von den westdeutschen Milieus. Seither sind Annäherungsprozesse unübersehbar. Aber auch Ende der 90er Jahre unterschieden sich die ostdeutschen Milieus noch deutlich von denen der alten Bundesländer. Traditionellere und gemeinschaftsbewusste Mentalitäten waren in den neuen Bundesländern wesentlich verbreiteter, insbesondere in den Bevölkerungsteilen mit den typischen Mentalitäten von Arbeiter- und Bauern-Unterschichten auf der einen und in den oberschichttypischen Milieus auf der anderen Seite Die typischen Mittelschichtmilieus, zumal individualistisch konkurrenzorientierte und jene mit den ´neuen’ Werthaltungen, bleiben in den neuen Bundesländern (noch) in der Minderheit. Die westdeutschen Milieus konzentrieren sich dagegen in mittleren Soziallagen, weil moderne Dienstleistungsberufe und individualisiertere Lebensweisen immer größeren Raum einnehmen.


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