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Baden/Wettingen Main 2003 Ernst Peter Fischer

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Präsentation zum Thema: "Baden/Wettingen Main 2003 Ernst Peter Fischer"—  Präsentation transkript:

1 Baden/Wettingen Main 2003 Ernst Peter Fischer
Wieviel und welche Naturwissenschaft braucht der gebildete Mensch? „Wieviel Erde braucht der Mensch?“ von Leo Tolstoi

2 die Atomtheorie der Materie und die Evolutionstheorie der Biologie.“
Bildung konkret John R. Searle, 1997 „Für einen gebildeten Menschen unserer Zeit ist es unabdingbar, daß er über zwei Theorien unterrichtet ist: die Atomtheorie der Materie und die Evolutionstheorie der Biologie.“

3 Bildung Die Definition der Gebildeten:
Die Teilhabe am Kulturganzen und der Versuch des Menschen zu einer Selbstgestaltung von innen heraus, der im Medium von Sprache und Geschichte unternommen wird. Bildung ist die Form, die Kultur in einem Individuum einnimmt.

4 Konversationslexikon 1903:
Bildung Konversationslexikon 1903: „Gebildet ist, wer nicht mit der Hand arbeitet, sich richtig anzuziehen und zu benehmen weiß, und bei allen Dingen, von denen in Gesellschaft die Rede ist, mitreden kann.“

5 Die doppelte Bildung Der gebildete Mensch will mitreden und mitmachen, weil „Bildung“ sowohl das Gestalten (Bilden) als auch das Gestaltete (Gebildete) meint und damit den offenen und kreativen Prozeß anspricht, der für die Wissenschaft „als etwas noch nicht Gefundenes und nie ganz Aufzufindendes“ charakteristisch ist (Wilhelm v. Humboldt).

6 Wieviel Wissenschaft braucht der gebildete Mensch?
Ein gebildeter Mensch braucht soviel Wissenschaft, daß er in der Lage ist, sich an der Diskussion ihrer Inhalte zu beteiligen und das Gespräch darüber zu genießen, um dabei zum einen zu verstehen, daß Wissenschaft in ihm steckt und zu ihm gehört, und um dabei die Anteilnahme (Dialogbereitschaft) zu entwickeln, die nötig ist, damit alle zusammen die Verantwortung übernehmen können, die Wissenschaft heute benötigt.

7 Eine Frage der Verantwortung
Nicht: „Die Wissenschaft ist für ihre Folgen verantwortlich“ (C. F. von Weizsäcker). Sondern: „Wir alle zusammen sind für die Folgen der Wissenschaft verantwortlich.“ Geschichte passiert nicht Die Menschen machen ihre Geschichte, und sie machen sie mit Hilfe der Wissenschaft.

8 Eine Frage der Verantwortung
Nicht nur: „Was alle angeht, müssen alle entscheiden“ (F. Dürrenmatt). Sondern vor allem: „Was alle angeht, müssen alle verstehen, um darüber entscheiden zu können.“ Allerdings muß Wissenschaft verstanden und nicht nur erklärt werden.

9 Jacques Barzun (1961) „Man kann sagen, daß die westliche Gesellschaft gegenwärtig die Wissenschaft beherbergt wie einen fremden Gott. Unser Leben wird von seinen Werken verändert, aber die Bevölkerung des Westens ist von einem Verständnis dieser seltsamen Macht wohl ebensoweit entfernt, wie ein Bauer in einem abgelegenen mittelalterlichen Dorf es von einem Verständnis der Theologie des Thomas von Aquin gewesen ist.“

10 Jacques Barzun (1961) „Und was schlimmer ist: Die Lücke ist heute sichtlich größer, als sie vor hundert Jahren war.“ „Die Schwierigkeit besteht darin, daß die Wissenschaft - selbst für die Wissenschaftler - aufgehört hat, eine prinzipielle Einheit und ein Gegenstand der Kontemplation zu sein.“

11 Welche Naturwissenschaft versteht der gebildete Mensch?
Wissenschaft als Fenster zeigen Rainer Maria Rilke „Fenster sein, nicht Spiegel“ Wissenschaft als Kunst denken Johann Wolfgang von Goethe „Wenn wir von ihr eine Art von Ganzheit erwarten, müssen wir die Wissenschaft notwendig als Kunst denken.“

12 Albert Einstein, Mein Weltbild
„Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Es ist das Grundgefühl, das an der Wiege wahrer Kunst und Wissenschaft steht.“

13 „Wissenschaftsgestaltung“
Der Wissenschaft eine Form geben, die für Menschen wahrnehmbar wird und Natur und Forschung erlebbar macht. Die Wissenschaft braucht eine ästhetische Komponente („aisthesis“), um für die Öffentlichkeit verständlich zu werden. Es wird zuviel erklärt und zuwenig verstanden.

14 „Wissenschaftsgestaltung“
„Abschreiben auf höherer Ebene“ (Thomas Mann) Wissenschaftliche Erkenntnisse so darzustellen, daß ihr Zusammenhang (Kontext) mit dem Lebensganzen erkennbar und der humane Bezug ersichtlich wird, an dem Menschen vor allem interessiert sind.

15 Adolf Portmann, 1949 Biologisches zur ästhetischen Erziehung
„Die Einsicht in die Notwendigkeit einer Stärkung der ästhetischen Position ist nicht gerade weit verbreitet - allzu viele machen noch immer die bloße Entwicklung des logischen Seite des Denkens zur wichtigsten Aufgabe unserer Menschenerziehung. Wer so denkt, vergißt, daß das wirklich produktive Denken selbst in den exaktesten Forschungsgebieten der intuitiven, spontanen Schöpferarbeit und damit der ästhetischen Funktion überall bedarf; daß das Träumen und Wachträumen, wie jedes Erleben der Sinne, unschätzbare Möglichkeiten öffnet.“

16 Egon Friedell, Kulturgeschichte der Neuzeit
„Mit einer ganzen Milchstraße, die der Rationalismus in Atome aufgelöst hat, können wir nichts anfangen; aber mit einem pausbäckigen Engel und einem bockfüßigen Teufel, an den wir von Herzen glauben, können wir sehr viel anfangen.“

17 Raymond Chandler („Great Thought“)
„Es gibt zwei Arten von Wahrheit: Die Wahrheit, die den Weg weist, und die Wahrheit, die das Herz wärmt. Die erste Wahrheit ist die Wissenschaft, und die zweite ist die Kunst. Keine ist unabhängig von der anderen oder wichtiger als die andere. Ohne Kunst wäre die Wissenschaft so nutzlos wie eine feine Pinzette in der Hand eines Klempners. Ohne Wissenschaft wäre die Kunst ein wüstes Durcheinander aus Folklore und emotionaler Scharlatanerie (emotional quackery).“

18 Raymond Chandlers Großer Gedanke
„Die Wahrheit der Kunst verhindert, daß die Wissenschaft unmenschlich wird, und die Wahrheit der Wissenschaft verhindert, daß die Kunst sich lächerlich macht“. („ohnmenschlich“)

19 Dietrich Schwanitz „Bildung“ „Alles was man wissen muß“   Seite 482: „Die naturwissenschaftlichen Kenntnisse werden zwar in der Schule gelehrt; sie tragen auch einiges zum Verständnis der Natur, aber wenig zum Verständnis der Kultur bei. ... [Doch] so bedauerlich es manchem erscheinen mag: Naturwissenschaftliche Kenntnisse müssen zwar nicht versteckt werden, aber zur Bildung gehören sie nicht.“  

20 Die eine und die andere Bildung

21 Der Literat „Alles ist irgendwie relativ“
(als alberne postmoderne Variante des Satzes „Alles ist relativ“)

22 Der Wissenschaftler „Früher hat man geglaubt, wenn alle Dinge aus der Welt verschwinden, so bleiben noch Raum und Zeit übrig; nach der Relativitätstheorie verschwinden aber Zeit und Raum mit den Dingen.“

23 Die Undurchsichtigkeit
„Das Gedicht in einer veränderten Wirklichkeit“ Karl Schwedhelm 1964 „Für uns, die wir nicht Naturwissenschaftler sind, werden die Veränderungen der klassischen Physik weitgehend undurchschaubar bleiben Der Künstler ist von diesem esoterischen Bereich nebelhaft schwieriger Funktionen und Differentialgleichungen genauso wie wir anderen ausgeschlossen.“

24 Einsteins und unser Fenster
Es ging Einstein nicht um die Mathematik, sondern um den Kosmos. Seine Formel war sein Fenster zur Welt (in Form den mathematischen Symbolen); wir können dasselbe sehen wie Einstein, wenn wir ein anderes Fenster finden (mit anderen Symbolen). Dieses Fenster kann die Kunst liefern.

25 Einstein & Picasso „Alles ist Geometrie“
Verbinden von Raum und Zeit und verwandeln von Zeit in Raum „Alles ist Geometrie“

26

27 Nicolaus Copernikus 1473-1543 Die Kopernikanischen Wenden &
die Kopernikanische Konsequenz 1. Die Sonne ruht, und die Erde dreht sich um sie. 2.Die Sterne stehen, und die Erde dreht sich um sich selbst.

28 Die Kopernikanische Konsequenz
Den „Sonnenuntergang“ erlebt der Poet; die „Erdrotation“ erklärt der Physiker

29 Max Frisch „Homo faber“ (1957)
„Ich bin Techniker und gewohnt, die Dinge zu sehen, wie sie sind. Ich sehe den Mond über der Wüste von Tamaulipas - klarer als je, mag sein, aber eine errechenbare Masse, die um unseren Planeten kreist, eine Sache der Gravitation, interessant, aber wieso ein Erlebnis?“

30 Wissenschaft und Kunst
Wissenschaft ohne ästhetische Komponente (die Kunst) ist inhuman, weil sie ohne Bezug zu den Menschen bleibt. Humanität entsteht im Wechselspiel von Wissenschaft und Kunst, wobei Alexander von Humboldt vom hörbaren Dreiklang aus Wissenschaft, Kunst und Humanität gesprochen hat.

31 Vorschläge für die Schule
Keine Formeln, sondern das Staunen lernen Am Tag: „Sehgänge“ – der blaue Himmel und seine weißen Wolken, Spiegelbilder (im Wasser), Geräusche (Resonanz, Doppler-Effekt), ... In der Nacht – der schwarze Himmel und seine funkelnden Sterne, die Mondphasen, der „Mann im Mond“, die Sternbilder (keine Angst vor der Astrologie), ... Probleme mit dem gesunden Menschenverstand ansprechen – die Wissenschaft widerspricht ihm!

32 Vorschläge für die Schule
Geschichtsunterricht mit Wissenschaft Ein Beispiel: Im frühen 17. Jahrhundert gab es nicht nur den 30jährigen Krieg, sondern vor allem die Geburt der modernen Wissenschaft in Europa. Der dabei eingeleitete europäische Sonderweg hat unseren Wohlstand gebracht. Er war erst die ethische Antwort und ist heute das ethische Problem. Brechts Galilei: „Ich halte dafür, daß das einzige Ziel der Wissenschaft darin besteht, die Mühlseligkeit der menschlichen Existenz zu erleichtern.“

33 Paolo Rossi, „Die Geburt der modernen Wissenschaft in Europa“ , 1997
„Es gibt in Europa keinen bestimmten Ort, an dem jene komplexe historische Realität entstand, die wir heute als moderne Wissenschaft bezeichnen. Europa selbst ist dieser Ort. Rufen wir uns ruhig eine allgemein bekannte Tatsache in Erinnerung: Kopernikus war Pole, Bacon, Harvey und Newton waren Engländer, Descartes, Fermat und Pascal Franzosen, Tycho Brahe Däne, Paracelsus, Kepler und Leibniz Deutsche, Huygens Holländer, Galilei, Torricelli und Malpighi Italiener.“


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