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Aggressives Verhalten.

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Präsentation zum Thema: "Aggressives Verhalten."—  Präsentation transkript:

1 Aggressives Verhalten.
Marielle Kern Literatur: Mummendey, A.; Otten, S.: Aggressives Verhalten. In: Stroebe, W.; Jonas, K.; Hewstone, M. (Hrsg.): Sozialpsychologie. Eine Einführung. 4. Auflage. Heidelberg S

2 Aggressives Verhalten Definition (Baron 1977):
“Aggression ist jegliche Form von Verhalten, mit dem das Ziel verfolgt wird, einem anderen Lebewesen, das motiviert ist, eine derartige Behandlung zu vermeiden, zu schaden oder es zu verletzen.” (S. 355)  Absicht des Handelnden: Hervorrufen negativer Folgen beim Opfer Klassifizierung von aggressivem Verhalten: nach unterschiedlichen Kriterien wie: - körperlich vs. verbal - direkt vs. indirekt (Buss, 1961) nach Motiven des Täters: - Mittel zum Erreichen eines nicht aggressiven Ziels - Verursachen von Schaden = Handlungsziel? - instrumentelle Aggression vs. “Ärgeraggression” (Buss, 1961) - defensive Aggression vs. offensiver Aggression (z.B. Zillmann, 1979) - unprovozierte Aggression vs. provozierte Aggression (z.B. Zillmann, 1979) Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

3 Aggression als Instinkt (McDougall, 1908)
Aggressionstheorien lange Zeit Erklärung aggressiven Verhaltens anhand biologischer Ursachen: Aggression als Instinkt (McDougall, 1908) Aggression als Trieb (Freud, 1991) Aggression als auf Instinkten basierendes Verhalten (Lorenz, 1963) Aggression = allgegenwärtiges Phänomen Analyse von Aggression auch hinsichtlich evolutionärer Funktionen (Dawkins, 1978; Williams, 1966):  Aggression durch natürliche Auslese geformt  als Verhaltensstrategie von adaptiver Bedeutung im Hinblick auf das Ziel der Evolution  Ziel = Fortpflanzungserfolg (Weitergabe der eigenen Gene) Frustrations-Aggressions-Hypothese (“frustration-aggression hypothesis”): Yale-Gruppe (Dollard, Doob, Miller, Mowrer, Sears, 1939) Aggression: = stets ein Resultat von Frustration. = Handlung, die darauf abzielt, ein anderes Lebewesen zu verletzen. Frustration: = Zustand, der entsteht, wenn Zielerreichung verhindert wird  führt immer zu irgendeiner Form von Aggression Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

4 Aggression: - nicht immer auf Urheber einer Frustration gerichtet
- kann unterschiedliche Formen annehmen Beispiel: Urheber der Frustration = Mensch mit größerer Körperkraft und sozialer Macht -> Frustrierter kann seine Aggression gegen “unterlegene” Person richten oder auf indirekte Art und Weise zum Ausdruck bringen  “Zielsubstitution” & “Reaktionssubstitution” = Formen der Verschiebung von Aggression Katharsis-Hypothese (“catharsis”): Definition: „Abfluss oder Abbau aggressiver Energie durch die Äußerung aggressiver Reaktionen oder alternativer Verhaltensformen.“ (S. 357) Kritik an Hypothese: - Flucht & Apathie = andere Möglichkeiten von Reaktionen - ohne Frustration kann auch Aggression auftreten: Beispiel: bezahlter Killer, der Opfer weder kennt noch von ihm frustriert wurde  Betrachtung von Frustration als aggressionsförderlicher Reiz  Frustration schafft Bereitschaft für Aggression Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

5 Theorie aggressiver Hinweisreize („cue-arousal theory“):
(Berkowitz 1964, 1969, 1974) Hinweisreize: = neue Komponente im Zusammenspiel von Frustration und Aggression = aggressionsförderliche Umweltbedingungen, z.B. beliebige Gegenstände oder Personen Frustration hier: nicht Auslöser von Aggression, sondern von Ärger (= emotionale Erregung)  Bereitschaft zu aggressivem Verhalten  kommen Hinweisreize dazu  Aggression Definition: ”Frustration führt nur zu Aggression bei Vorhandensein von Hinweisreizen, die durch klassisches Konditionieren mit Aggression verbunden wurden (z.B. Waffen) und die andeuten, dass aggressives Verhalten für die jeweilige Situation angemessen ist.” (S. 357) Quellen einer Aggression: 1. Ärgererregung im Täter 2. Hinweisreize in der Situation Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

6 Beispiel: Experiment Waffeneffekt: (Berkowitz, LePage 1967)
Anwesenheit einer Waffe führt in einer Situation zur Zunahme von Aggression, wenn Vpn vorher frustriert wurden. aggressive Hinweisreize bei negativ erregten Vpn vergrößern die Wahrscheinlichkeit aggressiver Reaktionen (Carlson, Marcus-Newhall, Miller 1990, Metaanalyse von 56 Untersuchungen) aggressive Hinweisreize = Priming-Stimuli für aggressionsbezogene Gedanken und Vorstellungen Erregungs-Übertragungs-Theorie (“excitation-transfer-theory”): (Zillmann 1971, 1988) Definition: „Erregungsquellen, die nicht in direktem Zusammenhang mit Aggression stehen, können zu aggressionsspezifischer Erregung beitragen und dadurch aggressive Reaktionen intensivieren.“ (S. 359) Resterregung (Residualerregung) aus früheren Situationen kann zur Erregung aus einer neuen Situation hinzukommen. Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

7 aggressiv zu handeln) (z.B. Zillmann, Katcher, Milavky, 1972)
Bedingungen für Erregungsübertragung und erhöhte Aggressionsbereitschaft: 1. Aggression = dominante Reaktionstendenz in neuer Situation (Person infolge von Priming bereit aggressiv zu handeln) (z.B. Zillmann, Katcher, Milavky, 1972) 2. Erregung = so interpretiert, dass sie mit anschließender Aggression konsistent ist Beispiel: - Ansteigen des Blutdrucks und Atemfrequenz aufgrund Beleidigung  Interpretation der Erregung als Ärger  erhöhte Bereitschaft für aggressives Verhalten. - spontane Aufforderung Vortrag zu halten  Interpretation des gleichen physiologischen Zustands als Lampenfieber oder Angst  Erregung lässt sich auf eine nichtaggressive Stimulation zurückführen  richtige Interpretation der Erregung  keine Auswirkung auf Ausmaß oder Wahrscheinlichkeit aggressiven Verhaltens (z.B. Tannenbaum, Zillmann 1975).  Erwartung von Aggressionssteigerung bei Unklarheit über Ursachen der fraglichen Erregung (z.B. Zillmann, Johnson, Day 1974). Berkowitz kritisierte Erregungs-Übertragung-Theorie und stellte neue auf  kognitiv-neoassoziationistischer Ansatz Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

8 werden als nicht notwendig angesehen.“ (S. 360)
Kognitiv-neoassoziationistischer Ansatz (”cognitive neoassociationism”): Definition: „Eine von L. Berkowitz entwickelte Theorie, die eine direkte Verbindung annimmt zwischen aversiven Ereignissen oder negativem Affekt und der Erregung von Flucht- oder Kampfverhalten. Kognitive Mediatoren für das Auftreten von (emotionaler) Aggression werden als nicht notwendig angesehen.“ (S. 360) - Es gibt keine unspezifische oder neutrale Erregung. - aversive Ereignisse führen direkt zu negativer Wirkung  direktes Auslösen von Aggression oder Fluchtverhalten - Ärger und Aggression = keine sequentiellen, sondern parallele Prozesse - Aggression/Flucht = impulsive Reaktion auf aversive Stimulation Abb.1 Schema zum kognitiv-neoassoziationistischen Ansatz von Berkowitz (1992) Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

9 Instrumentelles Konditionieren:
Definition: “Form der Konditionierung, bei der durch die Verknüpfung einer Reaktion mit einer belohnenden Konsequenz versucht wird, dass das erwünschte Verhalten künftig immer in diesem Zusammenhang auftritt.” (Quelle: Schrader, S.: Kleines Lexikon Psychologie. München S 89.)  aggressives Verhalten  Ausführen  Erfolg  positive Verstärkung aggressiven Verhaltens  auf vergleichbare Situationen anwendbar  Erwerb verschiedener Formen aggressiven Verhaltens über instrumentelles Konditionieren Verstärker: z.B. attraktive Gegenstände, Geld, Süßigkeiten, soziale Anerkennung, erhöhter sozialer Status, Vermeiden von Schmerz, soziale Unterstützung durch Gruppe, soziale Normen Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

10 Lernen am Modell (“modeling”): (Bandura 1979)
Definition: „Die Tendenz von Individuen, sich neue (und komplexere) Verhaltensweisen anzueignen, indem sie dieses Verhalten und dessen Konsequenzen im realen Leben oder an symbolischen Vorbildern beobachten.“ (S. 362) Beispiel: Experiment (Bandura, Ross, Ross 1961, 1963): Kinder beobachten Erwachsenen und dessen Umgang mit Spielzeug  Kinder imitieren Verhalten des Modells, wenn beobachtet, das Modell dafür belohnt wurde. Hierbei egal, ob Modell = real anwesend, im Videofilm oder Comicfigur - Lernen am Modell auch bei Erwachsenen bestätigt - Modelle für aggressives Verhalten bei Kindern bezüglich sozialen Interaktionen im Alltag: Familie und Gruppe der Gleichaltrigen Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

11 Beobachtung von Gewalt in den Medien
- Medien vermitteln Verhaltensnormen und Werte - Beobachten von Aggression  Zunahme aggressiver Reaktionen (in Laboruntersuchungen, z.B. Andinson 1977) - Gewalt in den Medien = verstärkende Wirkung auf aggressives Verhalten beim Rezipienten (Wood, Wong, Chachere, Metaanalyse basierend auf Feldstudie) - kurzfristige Auswirkung der Gewalt im Fernsehen auf Verhalten der Zuschauer - langfristige Auswirkung  signifikante positive Korrelationen zwischen Menge der im TV beobachteten Gewalt und Ausprägung der Tendenz zu aggressivem Verhalten Beispiel: Studie (Eron, Walder, Lefkowitz, 1971): Vergleichsweise hohe Aggressivität der 18-jährigen mit relativ häufigem Sehen von Gewaltfilmen im Alter von 8 Jahren. Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

12 Bedingungen zur Steigerung aggressiver Tendenzen des Zuschauers:
Effektivität: Aggression als Mittel zur Erreichung der eigenen Ziele dargestellt / bleibt unbestraft Normativität: Körperliche Gewalt ohne ihre negativen Folgen für das Opfer dargestellt, eher gerechtfertigt, wenn “gute Jungs” wie z.B. Polizeibeamte = Täter Realistischer Bezug: Täter ähnelt in Darstellung Zuschauer, der sich vorstellen kann, Rolle zu spielen  Aggression realistisch dargestellt Empfänglichkeit: Zuschauer sieht Aggression in emotionaler Erregung (Freude, Ärger, Frust)  keine distanziertere oder kritischere Einstellung zu Gesehenem - Darstellung von Aggression in Medien  Auswirkung auf Aggression des Zuschauers im eigenen Leben und Einstellung gegenüber Aggression - Desensibilisierung der emotionalen Reaktionsbereitschaft gegenüber brutalen Behandlung - Enthemmung für eigene aggressive Handlungen Beispiel: männliche Vpn konsumierten eine Woche aggressive pornografische Filme  empfanden sie angenehm, weniger gewalttätig und weniger erniedrigend für Frauen (z.B. Harris 1994) - individuelle Vorliebe für aggressive Filme  auch zu beachten bei Korrelation zwischen Gewaltdarstellung in Medien und aggressivem Verhalten von Zuschauern Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

13 Aggression in der Familie
- Gewalt in Familien = schweres soziales Problem Gewalt in der Familie (“family aggression”): „Nach der “APA Task Force on Violence and the Family” (APA, 1996) handelt es sich hier um ein Muster gewaltsamen und erniedrigenden Verhaltens; es umfasst eine breite Vielfalt körperlichen, sexuellen und psychischen Missbrauchs, die von einer Person in einer intimen Beziehung gegenüber einer anderen ausgeübt wird, um auf unfaire Weise Macht über sie zu erlangen oder den Missbrauch von Macht, Kontrolle oder Autorität aufrechtzuerhalten.“ (S. 367) - Gewalt in Familien in allen Schichten/ Klassen - keine geschlechtsspezifischen Unterschiede - Unterschied hinsichtlich der Schwere der Verletzung: Männer fügen ihren Partnerinnen schwerere Verletzungen zu als umgedreht - aggressives Verhalten = Modell für Kinder Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

14 Warum Familie = gewalttätiges soziales Milieu?
Faktoren (Gelles & Straus, 1979): - häufige Interaktion der Familienmitglieder - gemeinsame Teilnahme an breiter Vielfalt von Aktivitäten  hohes Maß an persönlicher Verpflichtung und Relevanz  subjektiv wahrgenommenes Recht bzw. subjektiv wahrgenommene Verpflichtung, Verhalten, Meinungen und Wertvorstellungen anderer beeinflussen zu dürfen - Gelegenheit für negative gegenseitige Abhängigkeit - Be-/Ausnutzen, Wissen der Stärken und Schwächen, Verletzlichkeiten der Familienmitglieder in Konfliktsituationen Theorie der Aggression in intimen Beziehungen (Geltes, 1997): beruht auf Austausch- und Interdependenztheorie (Blau, 1964) Aggression in intimen Beziehungen: - davon geleitet, Belohnung anzustreben und Kosten zu vermeiden - Einsatz von Gewalt, wenn Handelnder erwartet, dass Kosten für Verhalten = geringer als Belohnung Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

15 Kosten der Aggression nehmen für Handelnden ab mit:
Abwesenheit wirksamer äußerer sozialer Kontrolle ungleicher Verteilung der Macht zwischen Männern und Frauen Aggressivität als Status fördernden, positiv bewerteten Bestandteil des Bildes vom ”richtigen Mann”. Aggression in der Schule und am Arbeitsplatz Viktimisierung, auch Drangsalieren oder Mobbing (“victimization, bullying, mobbing”): „In sozialen Kontexten wie bspw. in der Schule oder an der Arbeitsstelle werden manchmal bestimmte Personen ausgewählt, um sie häufig zu attackieren oder schlecht zu behandeln. Besondere Merkmale dieses Phänomens sind die wiederholte oder andauernde Zufügung absichtlicher Verletzungen mittels direkter bzw. indirekter aggressiver Maßnahmen, meist durch mehr als einen körperlich starken und/ oder statushöheren Täter gegen ein körperlich schwaches und/ oder statusniedrigeres Opfer, das oft von den Normen der Gruppe abweicht.“ (S. 368) Definition Viktimisierung von Olweus (1994): “Eine Person wird drangsaliert ..., wenn er oder sie wiederholt und über eine gewisse Zeit hinweg zum Gegenstand negativer Handlungen durch eine oder mehrere andere Personen wird.” Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

16 Reaktion des Opfers (Schöpfer 1997, Zapf 1999):
- Ungleichgewicht hinsichtlich Stärke, Status und Macht = spezifisch für Drangsalierung/ Mobbing Reaktion des Opfers (Schöpfer 1997, Zapf 1999): psychosomatische Symptome Verringerung des Leistungsniveaus Verlust des Selbstwertgefühls zum Täter: Kinder/ Jugendliche = Schläger  auch als Erwachsene erhöhtes Risiko für Delinquenz, Neigung im Berufsleben zu drangsalieren und zu mobben. Unterscheidung Opfer-Täter bei Schulkindern: Opfer: ängstlich, in Verteidigungshaltung, geringes Selbstvertrauen, sind körperlich schwach, sehen anders aus als Mehrheit Täter: körperlich stark, aggressiv, dominant, impulsiv, ausgeprägtes Selbstwertgefühl  unterschiedliche Erziehungsstile der Eltern = Erklärung dieser Persönlichkeitsunterschiede Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

17 - bei Erwachsenen: körperliche Übergriffe nur gering
Geschlechtsspezifische und Altersunterschiede wichtig für Art der Drangsalierung: - Mädchen: indirekte Übergriffe, weniger direkte körperliche Attacken als Jungs - Je älter Jungs werden, nimmt körperliche Aggression ab, Geschlechtsunterschied geht zurück - bei Erwachsenen: körperliche Übergriffe nur gering Wann tritt Drangsalierung auf? Hypothese vom sozialen Außenseiter (Schäfer 1997): - mangelnde Vereinbarkeit zwischen allgemeinerem sozialen Klima in Gleichaltrigengruppe und Einstellungen/ Verhaltensweisen des Individuums - Verhaltensstile stoßen je nach Gruppennormen auf Zurückweisung oder Akzeptanz (Wright, Giammarino, Parad 1986) Theorie der Referenzkognition (Folger, Baron 1996): - Täter nimmt subjektiv wahrgenommene Ungerechtigkeit wahr  beginnt u.U. Drangsalierung geeigneter Opfer Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

18 Aggression: von der Aktion zur Interaktion
- Bewertung aggressiven Verhaltens durch Individuen  soziale Konsequenz  negative Sanktion scheint angebracht Beispiel: Untersuchung der Einstellungen amerikanischer Männer gegenüber verschiedenen Gewaltformen  gleiche Verhaltensweisen negativ oder positiv bewertet (z.B. Polizisten schlagen bei Demonstration Studenten nieder), abhängig von vorausgehender Handlung (z.B. Sit-In): legitim oder illegitim (Blumental et al., 1972) Hauptkriterien für die Etikettierung einer Handlung als aggressiv (z.B. Ferguson & Rule, 1983): - Schädigungsabsicht - Tatsächliche Schädigung - Normverletzung - von Bedeutung: spezifischer sozialer normativer Kontext, in dem Handlung stattfindet:  bestimmtes Verhalten kann normverletzend sein oder auch nicht  bestimmte Absicht der Handlung einer Person unterstellen (Grundlage Attributionstheorie)  bedeutende Rolle bei Bewertung einer bestimmten Handlung: Perspektive die für Handelnden, Betroffenen und äußere Beobachter (Schlüsselfiguren) in einer aggressiven Interaktion jeweils spezifisch ist Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

19 Macht durch Zwang (“coercive power”):
perspektivenspezifische Divergenz (z.B. Mummendey, Linneweber, Löscher, 1984a, b):  Beurteilung der eigenen Tat als positiver, als Betroffene oder Beobachter es einschätzt  Divergenz = unabhängig ob Handelnde Interaktion beabsichtigte oder ob er auf Verhalten des Gegners reagierte  Divergenz beruht nicht auf perspektivenspezifischen Unterschieden in Wahrnehmung der Interaktionssequenz  sondern auf Unterschieden bei Bewertung der eigenen Handlung im Vergleich zu der eines anderen (Mummendey und Otten, 1989) Macht durch Zwang (“coercive power”): „Die Anwendung von Drohungen und Bestrafung zum Erreichen sozialer Macht.“ (S. 371) Sozial-interaktionistische Theorie der Ausübung von Zwang (“social interactionist theory of coercive action”) (Tedeschi und Felson, 1994): „Eine Theorie zur Beschreibung und Erklärung von Aggression, die zwischen bewertenden und Verhaltenskomponenten unterscheidet. In Begriffen des Verhaltens wird Aggression als eine Form von ´Macht durch Zwang´ definiert. Ob eine Handlung als aggressiv wahrgenommen wird, hängt von den bewertenden Urteilen der jeweiligen Gegner oder Beobachter ab.“ (S. 372) Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

20 3 Hauptzielen von Zwang: 1. andere kontrollieren
 Ausführung einer Macht-durch-Zwang-Maßnahme = Ergebnis Entscheidungsprozess: Handelnde zuerst andere Maßnahmen für Zielerreichung  Verfehlung  Drohung und Bestrafung 3 Hauptzielen von Zwang: 1. andere kontrollieren 2. Gerechtigkeit wieder herstellen 3. eigene Identität behaupten oder schützen Zwangsausübung abhängig von: - Erwartung der Zielerreichung eines Individuums - Wert des Ziels - Nutzen-/ Kosteneinschätzung der Verhaltensalternativen Abb. 2 Die Komponenten von Macht-durch-Zwang-Handlungen (nach Tedeschi & Felson, 1994) Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

21 Attribution und Aggression
rationale Entscheidung = grundlegendes Prinzip (rationaler Anteil unterschiedlich stark ausgeprägt; Anteil gering, wenn Situation = eher emotional oder schnelle Entscheidungen nötig) Attribution und Aggression Aufgabe dersozialpsychologischen Forschung: Unter welchen Bedingungen reagieren Menschen auf aversive Ereignisse so, als handele es sich um eine Aggression? (Rule & Ferguson, 1984) 2 Aspekte dieser Kausalattributionen: 1. wer oder was wird als verantwortlich für aversives Ereignis wahrgenommen 2. “Soll-Ist-Diskrepanz” im Hinblick auf Verhalten Soll-Ist-Diskrepanz gewinnt an Bedeutung, wenn Akteur kausale Verantwortlichkeit für die aversiven Konsequenzen trägt  Frage: aversive Konsequenzen beabsichtigt oder vorhersehbar (zumindest für Handelnden)? Beleg durch Untersuchungen: Opfer/ Beobachter umso ärgerlicher (z.B. Averill, 1982) und umso rachsüchtiger (Ohbuchi & Kambara 1985), je aversiver die Konsequenzen und je größer die wahrgenommene Soll-Ist-Diskrepanz Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

22 Reziprozitätsnorm (Gouldner 1960):  ”wie du mir, so ich dir”
= eine von der Gemeinschaft geteilte Vorschrift  in vielen verschiedenen Gesellschaften gültig  jemand fühlt sich als Opfer einer Aggression  sieht sich im Sinne der Reziprozitätsnorm zu Vergeltungsanschlag berechtigt Beispiel: - Initiator einer feindlichen Handlung = als aggressiv, offensiv und unfair handelnd wahrgenommen - Person, die aufgrund Provokation eine andere körperlich angreift = als defensiv und fair handelnd angesehen (Brown & Tedeschi, 1976) Verarbeitung sozialer Informationen:  beeinflusst entscheidend die Koordination des Verhaltens der Gegner in einer aggressiven Interaktionssequenz  Dodge (1986): Beschäftigung mit fehlender Fähigkeit, soziale Hinweisreize wahrzunehmen/ zu interpretieren, die von anderen Personen in Interaktionsepisode ausgesandt werden  integratives Modell entwickelt: Herausarbeitung spezifischer Verarbeitungs- komponenten beim Prozess der perspektivenspezifischen Wahrnehmung und Verhaltensauswahl in aggressiven Konflikten (Crick & Dodge, 1994) Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

23 5. Entscheidung für eine dieser Reaktionen
6 Phasen (s. Abb. 3): 1. Enkodierung der Hinweisreize (Wahrnehmung, Aufmerksamkeit; z.B. beobachtet Thomas, wie Michael ihm sein Spielzeug stiehlt) 2. Interpretation dieser Hinweisreize (z.B. “Michael hat vor, mich zu provozieren”) 3. Abklärung der Ziele bei der eigenen Reaktion (z.B. Ärger vermeiden, Spielzeug wieder holen) 4. Zugang zu typischen Reaktionen (z.B. Michael hauen, Beklagen bei Mutter) 5. Entscheidung für eine dieser Reaktionen 6. Ausführung des Verhaltens (z.B. Thomas schlägt Michael)  Phasen z.B. durch Normen, Regeln, soziale Schemata beeinflusst  Normen, Regeln, Schemata durch tatsächliche Erfahrungen während kognitiver Prozesse beeinflusst Modell = Erklärung für Interaktionssequenz in Situation und für allmähliche Entwicklung bleibender individueller Unterschiede im Hinblick auf Erwartungen an das Verhalten anderer als auch für eher habituellen Reaktionstendenzen Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

24 Abb. 3 Informationsverarbeitungsmodell der sozialen Anpassung von Kindern (nach Crick & Dodge, 1994, S. 76) Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

25 Tendenz zur feindseligen Attribution (“hostile-attribution bias”):
„Ein entscheidendes Kriterium, um eine Handlung als aggressiv wahrzunehmen, besteht darin, dass man auf feindselige Absichten des Handelnden schließt. Nach der Reziprozitätsnorm revanchiert sich das Opfer selbst mit aggressiven Handlungen. Im Gegensatz zu nicht aggressiven Personen neigen stark aggressive Menschen dazu, aggressiver zu reagieren, wenn die Informationen über die Absicht des Handelnden nicht eindeutig sind. Diese Reaktion geht mit der Tendenz einher, dem Frustrator feindselige Motive zu unterstellen, wenn keine klaren Informationen über die Absicht des Handelnden vorliegen.“ (S. 376) Kollektive Gewalt Menschen in Gruppen = aggressiver als einzeln (Jaffe & Yinon, 1983; Mullen, 1986) Beispiel: gewalttätige Tumulte bei Fußballspielen - frühe Massenpsychologie: Individuen in Gruppen handeln irrationaler, impulsiver, normverletzender, als wenn sie individuell handeln - moderne Version: Deindividuation (“deindividuation”): (Diener, 1980; Zimbardo, 1969) „Ein Zustand einer Person, in dem die rationale Kontrolle und normative Orientierung geschwächt sind und dadurch die Bereitschaft der Person erhöht wird, auf extreme Weise und im Widerspruch zu Normen zu reagieren.“ (S. 376) Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

26 - Verschiedene Faktoren tragen zu Deindividuation bei:
z.B. Anonymität, Verantwortungsdiffusion und Verkürzung der Zeitperspektive Emergent-norm-Theorie (Turner und Killian, 1972): im Gegensatz zu Deindividuation Extreme Verhaltensweisen werden „in Gruppen- und Massensituationen nicht deshalb wahrscheinlicher, weil die Individuen ihre Hemmungen verlieren oder sich nicht mehr um normative Standards kümmern, sondern vielmehr, weil neue Normen entstehen.“ (S. 377) “Social Identity Model of Deindividuation” (SIDE): (Reicher, Spears, Postmes, 1995) - Individuen halten sich an Normen innerhalb der Gruppe. - Normen selbst ändern sich, an denen Verhalten des Einzelnen orientiert ist. Norm-enhancement-Hypothese: (z.B. Rabbie, 1982) Gruppen nur dann aggressiver als einzelne Individuen, wenn Verhalten im Hinblick auf saliente Situationsnormen = legitimiert Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007

27 Kollektive Aggression (“collective aggression”):
„Aggression, die gleichzeitig von einer großen Anzahl von Personen, Gruppen oder Massen entweder spontan, wie bei Aufständen, oder geplant, wie in Kriegen, ausgeübt wird.“ (S. 377) extremste Form = “ethnische Säuberung”/ Völkermord Machthierarchie: Täter = dominierende Gruppe Opfer = dominierte Gruppe  Aggression hier nicht negativ sanktioniert, Ideologien rechtfertigt sie  extremster Fall von Völkermord = Holocaust  entscheidende Rolle: Normen werden entweder unterstützt oder abgelehnt, wie z.B. Gewalt  Täter beginnen mit harmlosen Verhaltensweisen, machen psychische Veränderung durch Marielle Kern · Seminar: Hilfeverhalten und Aggression · WS 2006/2007


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