Urothelkarzinom der Harnblase und Möglichkeiten der Harnableitung.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Rationale Zielsetzung
Advertisements

von Christian Acksteiner
Untersuchung der Risikofaktoren Helicobacter-Infektion, Übergewicht, Geschlecht und Alter für die Cholecystolithiasis und das Gallenblasenkarzinom in Deutschland.
„Schach dem Herzinfarkt“
Larynxcarcinom Von Silke Schynkowski
Harnwegsinfektionen.
Neuropathia vestibularis
Phase III Studie in der Primärtherapie bei Pat
an humanen Harnblasenkarzinomzelllinien
klarzelligen Nierenzellkarzinom
Heilen Helfen adjuvante Chemotherapie
- eine seltene Differenzialdiagnose
Konservative Therapie von Gallensteinen
FRÜHERKENNUNG DES LUNGENKREBSES DER BEITRAG DER RADIOLOGIE
Aortenaneurysma L.Eisner.
Neue Aspekte in der Radio-Onkologie
Ergebnisse der totalen Aponeurektomie bei 61 Patienten mit Morbus Dupuytren: eine retrospektive klinische Studie. Astrid Högemann 1; Ulrich Wolfhard 2;
Marc Harth, H. Jost Achenbach
Multiples Myelom Univ. Klinik f. Innere Medizin III
Harnblasenkarzinom (BCA): wann ist ein Blasenerhalt möglich?
Studiendesing The Journal of Urology, Volume 176, Issue 1, July 2006, Pages Untersucht wird die Sensitivität des FISH Assay UroVysion™ zur frühen.
Prof. Dr. med. Annette Hasenburg Dr. med. Maximilian Klar, MPH
Das Mammakarzinom des Mannes
Einführung in die klinische Medizin
Neu München
Moderne Operationsverfahren Dr. med. W. Tieben
Brustkrebs früh erkannt –
Prof. Dr. med. Annette Hasenburg Dr. med. Maximilian Klar, MPH
AKUTES NIEREN VERSAGEN (ANV)
Tropininverlauf und Kreatininclearance Deutsches Herzzentrum München
Harnblasenkarzinom Dr. Sabine Schüller-Exner.
Früherkennung von Lungenkrebs – neue Ansätze
Melanom Stadium I-III Verantwortlich: M. Bischoff, Dr. Meiß, Prof. Zeiser Freigabe : interdisziplinärer Qualitärtszirkel Version 2 gültig bis 06/16.
Gutartige Läsionen der Mamma XIV. Mammasymposium
Maligner Polyp des Kolons/Rektums
Fortbildung Krankenhaus Waldfriede Lena Fey
Georgios Grammatikos, Mittagsfortbildung
Vorsorgeuntersuchungen für Männer:
Therapie des PSA-Rezidivs nach Prostatektomie oder Radiatio
Hodentumoren und Peniskarzinom
Einführung - Benigne Prostatahyperplasie
Repetitorium Urologie
Urolithiasis - Harnsteinerkrankung
Die Praxis. Die Praxis Hier geht es hinein.
Prostatakarzinom.
Urothelkarzinom der Harnblase und Möglichkeiten der Harnableitung.
Leitliniengerechte Brustdiagnostik
Zervixkarzinom Screening Diagnostik Therapie – ein Update
Endometriumhyperplasie: konservative Therapie
Deutsche Klinik für Diagnostik Wiesbaden PD Dr. Helmut Madjar INVASIVE DIAGNOSTIK Zytologie vs. Histologie.
Primär sklerosierende Cholangitis
Einführung - Benigne Prostatahyperplasie
Oxford-Debatte DCIS übertherapiert oder nicht ?
Urologie der Frau 1.
Tumore der Niere.
Urothelkarzinom der Harnblase und Möglichkeiten der Harnableitung.
Knochentumoren Einteilung nach Herkunft Gewebearten.
Postoperative Prognose der Trigeminusneuralgie bezugnehmend auf den intraoperativen Befund Fragoza Padilla V, Borghei-Razavi H, Schick U. Neurochirurgische.
OBERSCHWABENKLINIK Labordiagnostik Diskussion Hintergrund Eine neurochirurgische Ursache des akuten Abdomens Bildgebung Wir berichten über einen knapp.
Das seltene onkozytäre Nebennierenrindenadenom mit Myelolipomanteilen
Senkung der Mortalität durch peri- und postoperative Periduralanästhesie Cand. med. Simon Moormann, Prof. Dr. Dr. G. Brodner, Prof. Dr. Dr. H. Van.
R0-Resektion nach palliativer Chemotherapie bei primär peritoneal metastasiertem duktalen Pankreaskopfkarzinom Tobias May, Hanno Matthaei, Jens Standop,
Statin verringert die Mortalitätsrate bei Schlaganfallpatienten, die eine systemische Thrombolyse erhalten haben Toralf Brüning1,2, Mohamed Al-Khaled2.
Früherkennung von Lungenkrebs – neue Ansätze
Früherkennung von Lungenkrebs – neue Ansätze
Früherkennung von Lungenkrebs – neue Ansätze
AUA 2017, Boston –
Früherkennung von Lungenkrebs – neue Ansätze
 Präsentation transkript:

Urothelkarzinom der Harnblase und Möglichkeiten der Harnableitung

Epidemiologie I 2. häufigster urologischer Tumor „life time risk“ Männer: 3,7% Frauen: 1,2% Mortalität 4000/Jahr in Deutschland Steigende Inzidenz 0,9%/Jahr 5-40

Epidemiologie II ca. 70 % bei Erstdiagnose „oberflächlicher Tumor“ ca. 30 % bei Erstdiagnose Infiltration in Muskulatur ca. 15 % bei Erstdiagnose Metastasiert 5-40

Durchschnittliches Alter bei Erstdiagnose: 65 J. Erkrankungsalter untypisch typisch Durchschnittliches Alter bei Erstdiagnose: 65 J. 5-40

Ätiologie I 25 % werden durch Umweltfaktoren ausgelöst Zigarettenkonsum (2-10fach erhöhtes Risiko, dosisabhängig) ehemalige Raucher reduzieren das Risiko um 30- 60% in den ersten 2-4 Jahrenr Bei Männer etwa die Hälfte der Blasentumoren auf Rauchen zurückzuführen 6-40

Ätiologie II 25 % werden durch Umweltfaktoren ausgelöst aromatische Amine und Nitrosamine (Berufsexposition, Latenzzeit 15-40J.) Phenacetin/ NSAR-Abusus Bestrahlung, Cyclophosphamid (MESNA) Ernährung? -> neinEr 6-40

Ätiologie III Flüssigkeitseinnahme (> 2,5 Liter/d) wirkt protektiv Kaffee und Alkohol keine Risikofaktoren Bei Raucher erhöhte Flüssigkeitsaufnahme besonders protektiv 6-40

schmerzlose Makrohämaturie (80%) Symptomatik häufigstes Erstsymptom: schmerzlose Makrohämaturie (80%) asymptomatisch (10-15%) 7-40

Diagnostik Urinstatus Spülzytologie Sonographie (volle Blase) Zystoskopie Ausscheidungsurogramm retrograde Uretero-Pyelografie ggf. CT Thorax/Abdomen, ggf. Knochenszintigramm 8-40

Urinzytologie normale Urothelien Hochdifferenzierte Tumorzellen G1 Entdifferenzierte Tumorzellen G3 10-40

Diagnostik Sonographie 16-40

Urethrozystoskopie

Urethrozystoskopie

Ausscheidungsurogramm und CT 17-40

Einteilung der primären Blasentumoren Epitheliale Tumore (90-95% aller Blasentumoren) Urothel-Ca (90-95%) Plattenepithel-Ca (< 5%) Adeno-Ca (< 2%) Undifferenziertes Karzinom (<3%) Mesenchymale Tumore benigne: Fibrom, Myom, Leiomyom, Hämangiom usw. maligne: Leiomyosarkom, Fibrosarkom, Rhabdomyosarkom usw. 14-40

TNM-Klassifikation Merke: Die Lamina propria ist T3a T2 T3b T1 Ta T4b T4a Tis Merke: Die Lamina propria ist die „Schallmauer“ des Harnblasenkarzinoms. 18-40

2 Gruppen oberflächliche Tumore muskelinvasive Tumore pTa – pT1 ca. 70 % niedriges Progressionsrisiko hohes Rezidivrisiko > pT2 ca. 30 % hohes Progressionsrisiko

Therapie oberflächlicher Tumore (pTa - pT1)  TUR-B evtl. Nachresektion nach ca. 6 Wochen evtl. Rezidivprophylaxe intravesikal - Mitomycin - BCG BESONDERHEIT: Cis und pT1 G3 nicht infiltrierend, aber hoher Malignitätsgrad frühe Progression, hohe Rezidivrate  Zystektomie 19-40

TUR Blase

Therapie muskelinvasiver Tumore (> pT2) kurativ: Radikale Zystektomie Mann: Blase, Prostata, Samenblasen Frau: Blase, Harnröhre, Uterus, Vaginalwand 20-40

Zystektomie-Präparat (mit papillärem Urothel-Ca) 21-40

Therapie fortgeschrittener Tumore palliativ: TUR-B metastasiert: Systemische Chemotherapie mit Gemcitabine und Cisplatin

Nachsorge 30-80% der Patienten erleiden ein Rezidiv Im Rezidivfall > 60% in einem kurativen Stadium somit engmaschige urinzytologische, sonographische und zystoskopische Kontrollen im 1. und 2. Jahr alle 3 Monate im 3. bis 5. Jahr alle 6 Monate ab 5. Jahr jährlich 22-40

oberflächlicher Blasentumore Prognose oberflächlicher Blasentumore pTa-pT1 80% 5-Jahresüberleben Tis 60% 5-Jahresüberleben Aber: pTis: bei 75% Tumorprogress pT1: in 40 % nach TUR-B Tumorpersistenz 23-40

Prognose muskelinvasiver Blasentumore pT2-T2b 40-60 % 5-Jahresüberleben pT3 20-31 % 5-Jahresüberleben pT4 18 % 5-Jahresüberleben N1-3 M1 0 % 5-Jahresüberleben 24-40

Zystektomie und dann ...Harnableitung 25-40

Harnableitung – ein Überblick Ileum Conduit Colon Conduit Harnleiterhautfistel inkontinent kontinent Neoblase Pouch 26-40

Ureterokutaneostomie - inkontinent - wenig invasiv palliative Situation 31-40

Häufigste Form der definitiven Harnableitung Ileumconduit - inkontinent - Häufigste Form der definitiven Harnableitung Alternative:Colon-Conduit 28-40

Harnleiter-Darm-Implantation Sigma-Rektum-Pouch

Ileumneoblase - kontinent - 32-40

Katheterisierbarer Pouch - Kontinent - 34-40

Cave: Schmerzlose Makrohämaturie Zusammenfassung Cave: Schmerzlose Makrohämaturie Transurethrale Resektion zur Diagnosesicherung und Therapie Engemaschige Nachsorge aufgrund von hohen Rezidivraten Bei invasivem Blasen-Ca individuelle Harnableitung planen: Kontinent oder Inkontinent

Fall Notfallmäßige Vorstellung 40-jähriger Mann Makrohämaturie und Unterbauchschmerzen, Allgemeinzustandsverschlechterung Vorerkrankung: Spina bifida mit kompletter Inkontinenz und hypertrophierter Blase, eine einliegende DJ-Schiene wurde vor 2 Wochen, ein DJ-Katheter vor einer Woche entfernt. Bislang keine vollständige urologische Abklärung erfolgt.

Basisdiagnostik Schmerzanamnese: Stärker werdende suprapubische Schmerzen Körperliche Untersuchung: Palpabler tumoröser Prozess im Unterbauch Urindiagnostik: Deutliche Makrohämaturie, Urin-Streifentest nicht möglich Sonographie: Niere bds.: Ektasie II-III°, Blase: inhomogene Masse, Blase nicht klar abgrenzbar Labor: Hb: 6,9g/dl, Kreatinin: 12mg/dl, K: 7,1mmol/l, Na: 112mmol/l

Zystoskopie-Befund Ausgeprägte Auflagerungen der deutlich trabekulierten Blasenschleimhaut, teils fibrinartig, teils hämorrhagisch belegt. Kleidet ganze Blase aus, Ostien nicht auffindbar. Es folgt: Die Blasenspülung Mehrere Biopsien Zystogramm PC-Anlage bds.

Zystogramm: „Christbaumblase“

Verlauf Die weitere Abklärung ergab ein pulmonal metastasiertes entdiffenrenziertes spindelzelliges Urothel-Ca. Aufgrund der zunehmenden abdominellen Beschwerden fiel die Entscheidung zur radikalen OP.

Intraoperativ

Der Tumor

Postoperativ Leider kam es innerhalb von ca. 2 Wochen zu einem deutlichen Tumorprogress, sodass der Patient seiner schweren Erkrankung erlag.