1. Aspekte von Wissenschaftskommunikation (Fortsetzung) 1

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 Präsentation transkript:

1. Aspekte von Wissenschaftskommunikation (Fortsetzung) 1 1. Aspekte von Wissenschaftskommunikation (Fortsetzung) 1.1 Der Handlungsaspekt 1.2 Der Beziehungsaspekt 1.3 Der propositionale Aspekt 2. Zur Untersuchung von Textsorten in der Wissenschafts- kommunikation (Fortsetzung) 3. Schriftliche Textsorten der Wissenschaftskommunikation Zum Stand der Untersuchungen 3.1 Überblick über die Textsorten 3.2 Die theoretische Kommunikation 4. Zusammenfassung: Theoretische Textsorten und DaF

1. Aspekte von Wissenschaftskommunikation 1.1 Der Handlungsaspekt: Deutsche Wissenschaftskommunikation als institutionelles sprachliches Handeln Der gesellschaftliche Zweck der Institution „Wissenschaft und Hochschule“ besteht in: der Weitergabe von wissenschaftlichem Wissen der Hervorbringung von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen (in Auseinandersetzung mit Theorie, Methoden und Analysen)

Ein Beispiel soll das handlungstheoretische Vorgehen in Proseminaren, Grundkursen, Übungen und Laborpraktika verdeutlichen (Wiesmann, 1999): Erklärungen werden von den Dozenten häufig zur Wissensvermittlung genutzt. Die Handlung des ERKLÄRENS verbalisiert dabei innere Zusammenhänge, die dem Verstehen nicht zugänglich sind (Rehbein 1984a). Die als Inhalt der Erklärung geäußerten Wissenselemente sind dabei an der Struktur der zu erklärenden Sache orientiert, nicht wie beim BEGRÜNDEN am Hörerwissen (Redder 1990). Dem Hörer soll der Gesamtzusammenhang eines Wirklichkeitsausschnitts verstehbar gemacht werden.

Für Proseminare untersucht Wiesmann vor allem die Phasen, in denen eine Interaktion unter aktiver sprachlicher Beteiligung der Studierenden erfolgt. Die in Gesprächen typischen Muster sind z.B. Assertieren, Aufgabenstellen/-lösen, Begründen, Einschätzen, Einwenden, Erklären, Erläutern, Exemplifizieren, Frage/Antwort, Lehrerfrage, Illustrieren, Relativieren/Zurücknehmen, Vorschlagen

In Übungen finden sich scheinbar mit einfachen sprach- lichen Mitteln zu bewältigende „prototypische Phasen von rechnerischen Übungen“: (kein Einschätzen, Exemplifizieren, Illustrieren und Relativieren/Zurücknehmen, dagegen aber auch Assertieren, Aufgabe, Begründen, Einwenden, Erklären, Erläutern, Frage/Antwort, Lehrerfrage und Vorschlagen. Hinzu kommt: das Nachfragen, Nachhaken)...

Für die Praktika finden sich weitere Handlungsmuster wie: Ankündigen, Anweisen, Auffordern, Äußern von Erwartungen, Identifizieren, Kommentieren und Äußern von Vermutungen, sowie die schon bekannten Aufgabe, Begründen, Einschätzen, Erklären, Frage/Antwort und Vorschlagen.

Das wissenschaftliche Protokoll dient nach Moll (2001) dazu, die zentralen Wissensbestände, die in der Veranstaltung erarbeitet wurden, in komprimierter Form wiederzugeben. Hinweise für die didaktische Umsetzung im Unterricht Deutsch als Fremdsprache betreffen: Fähigkeit zur Wissensgewichtung (Faktenwissen nicht allein), Aneignung von Wissen über Funktion des Protokolls, über komprimierende Prozesse beim Protokollieren, Verfahren der zusammenfassenden Wiedergabe, der Mitschriftenerstellung, sprachliche Mittel und Handlungsformen Charakteristische sprachliche Handlungen und Handlungsmuster erkennen: Lehrervortrag, Aufgabe-Lösungsmuster, Assertieren, Begründen, Erklären und Reproduktion der Bedeutung

Eine Textsorte, die erst jüngst in den Blickpunkt der Forschung gekommen ist, sind die Sprechstunden- gespräche an Hochschulen. Sie dienen nach Boettcher/Meer (2000): der fachlichen Unterstützung (Literaturhinweise erbitten), bewertungsbezogenen Zwecken (Klärung von Anforderung), kooperationsbezogenen Zwecken (Kontakt- und Imagepflege vor der Prüfung), studienorganisatorischen Zwecken (Auskunft einholen) oder karrierebezogenen Anliegen (Bitte um Gutachten).

Lediglich Grütz (1995) befaßt sich mit sprachlichen Handlungen in Vorlesungen und stellt die für Vorlesungen relevanten hochgradig partnergesteuerten sprachlichen Handlungen (partnerorientiert) vor. Dies sind vor allem metakommunikative Äußerungen/metasprachliche Handlungen, die den Hörer durch den Text führen.

1.2 Der Beziehungsaspekt: Wissenschaftskommunikation und eristische sprachliche Handlungen In wissenschaftlichen Texten und Gesprächen wird Bezug genommen auf Ansätze, Theorien und Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung, durch sprachliche Verfahren wie Zitieren, Verweisen (auf Texte) oder referierendes Zusammenfassen (von Texten). Wissenschaftliche Darstellungen werden entsprechend auch instrumentalisiert zur Gestaltung sozialer und affektiver Beziehungen in Forscher- gemeinschaften wie auch zur Durchsetzung gruppen- und Individuen- spezifischer Absichten (Adamzik 1998).

Die nach Ehlich benannte „eristische“ Form des wissenschaftlichen Kommunizierens in sogenannten expositorischen (also) wissenschaftlichen Texten betrifft „Sprechhandlungen, in deren Zweckzentrum keineswegs die einfache Wiedergabe von Welt in wahren Sätzen steht, sondern der - manchmal geradezu leidenschaftliche - Streit um das, was einen Wahrheits- anspruch füglich erheben darf und was nicht.“ (Ehlich 2001) Nach Ehlich: eristische Handlungen

„Wissenschaftlicher Artikel“ (Beispiel) „[1) Der gewählte Ansatz zeichnet sich vor seinen Konkurrenten dadurch aus, daß er im Lichte der üblichen Standardkenngrößen wie etwa Bestimmtheitsmaß, t-Werten, DW-Wert usw. insgesamt am vernünftigsten erscheint. [2] Dabei wird im allgemeinen von einem vorgegebenen Datensatz ausgegangen, aus dem man bestenfalls vor der Analyse offensichtliche ‚Ausreißer‘ entfernt hat. [3] Eine sorgfältigere Untersuchung der Qualität der einzelnen Daten und ihrer Bedeutung insbesondere für den gewählten Ansatz unterbleibt. [4] Fragen wie etwa die, in- wieweit die erstellten Prognosen weniger vertrauenswürdig sind als sie sein könnten, weil die Qualität einzelner Daten problematisch ist, bleiben unbehandelt. [5] Dabei hat die Bedeutung derartiger Fragen für die ökonometrische Praxis in den letzten Jahren erheblich zugenommen.“ (Brachinger 1990, S. 189)

1.3 Die thematische Struktur: Makrostrukturen in Texten und Diskursen Im Zentrum der meisten fachtextbezogenen Untersuchungen stehen Makrostrukturen als konventionalisierter Textbauplan, als Abfolge von hierarchisch geordneten Textsegmenten, welche die Entfaltung des Kernthemas bilden, als kommunikativ-funktionale Handlungsabfolge, die durch die Kommunikationsintention des Autors, die jeweiligen Kommunikationsbedingungen und den Kommunikations-gegenstand bestimmte Funktionsabfolge

Unterscheidung der Teiltexte in: Temporaverwendung oder Passivanteil oder interpersonale Sprachmittel wie Autoren-we/wir, Selbstzitate, Autoren-Passiv, Bescheidenheitsformeln oder Leserhinweise, Wichtigkeitsadjektive, der Verwendung der 1. Person Singular oder Plural usw. (Busch-Lauer 1991, 157f.)

Bei den Analysen häufig verwendete statistische Verfahren beschränken sich auf Faktoren wie Satz- und Wortlänge, Häufigkeit von Tempora, Modi oder Wortarten, die aber in keinerlei didaktische Anweisungen umgesetzt werden können (Adamzik 1998).

2. Zur Untersuchung von Textsorten in der Wissenschaftskommunikation Zusammenfassung aller für eine Analyse von Textsorten der Wissenschaftskommunikation wesentlichen Aspekte: Lexikalisch-semantische Ausprägungen der Wissenschaftssprache Syntaktisch-stilistische Ausprägungen der Wissenschaftssprache Handlungsaspekt der Wissenschaftskommunikation Beziehungsaspekt der Wissenschaftskommunikation Propositionaler Aspekt der Wissenschaftskommunikation

3. Schriftliche Textsorten der Wissenschafts- kommunikation Zum Stand der Untersuchungen 3.1 Überblick über die Textsorten Unterscheidung zwischen fachinterner und fachexterner Kommunikation (Gläser): Fachinterne Kommunikation umfasst Texte, mit einem hohen Spezialisierungs- und Fachlichkeitsgrad, die auf Seiten der Kommunikationspartner die entsprechende Fachkompetenz voraussetzt und fachliche Informationen vermittelt. Fachexterne Kommunikation umfasst Fachtexte mit einem abnehmenden Fachlichkeitsgrad, der maßgeblich durch Strategien der Didaktisierung, Popularisierung und Werbung beeinflusst wird.

1) Fachtextsorten der fachinternen Kommunikation Monographie Wissenschaftliche Zeitschriftenartikel Der fachbezogene Essay Der Lexikonartikel Die wissenschaftliche Rezension Die Buchankündigung Das Abstract Konferenzabstract Abstracts wissenschaftlicher Zeitschriftenartikel Abstracts in einem Referateorgan Lebensläufe von Wissenschaftlern Wissenschaftlernachruf Leserbrief in einer Fachzeitschrift

2) Fachtextsorten der fachexternen Kommunikation Lehrbuchtext Schullehrbuch Hochschullehrbuch Lehrbrief der Open University

3) Fachtextsorten der Popularisierung Populärwissenschaftliche Zeitschriftenartikel Populärwissenschaftliche Buchbesprechung Sachbuch Aufklärungstext Ratgebertext Schulprospekt 4) Fachtextsorten der Konsumtion Produktbegleitende Texte Der technische Werbetext

Funktionale Unterteilung der Wissenschaftskommunikation und ihrer Textsorten nach theoriebezogenen, didaktischen und organisierenden Textsorten und Gesprächstypen (Heinemann): a) Theoriebezogene Textsorten und Gesprächstypen umfassen Texte und Gespräche, die eine theoriegeleitete Auseinandersetzung mit der Umwelt darstellen. schriftliche Textsorten: z.B. die Monographie und die komprimierte Form des Abstracts, der wissenschaftliche Artikel in Enyzklopädien, Wörterbüchern, Lexika, wissenschaftliche Artikel und Rezensionen. mündliche Textsorte: z.B. der Vortrag, das Laborgespräch, die Fachdiskussion, sowie Gutachten, insbesondere das Peer Review (Fachgutachten) in den Naturwissenschaften.

b) Didaktische Textsorten und Gesprächstypen dar. stellen eine Spezifizierung der Wissenstradierung und -generierung dar. Texte und Gespräche dienen der Vermittlung wissenschaftlicher Lehrinhalte: z.B. in Form von Vorlesungen, Seminaren und Übungen oder in Form eines Vorlesungsskripts. Hierzu zählen des weiteren Textsorten der Wissensaufnahme und Verarbeitung: z.B. die Mitschrift oder das Protokoll. Besondere Form umfassen die studentischen Texte: insbesondere die Semester- und Studienabschlußarbeiten. Weitere didaktische Textsorten und Gesprächstypen ergeben sich aus der Notwendigkeit, Fähigkeiten und Fertigkeiten abzuprüfen: z.B. in Klausuren oder Prüfungsgesprächen. Eine Sonderform ist das Sprechstundengespräch.

3.2 Die theoretische Kommunikation 1) Die Monographie Die Monographie als Textsorte der fachinternen oder theoretischen Kommunikation ist eine in sich geschlossene, akademisch-wissenschaftliche Darstellung eines komplexen Fachgegenstandes, dessen Untersuchung neue Erkenntnisse vermittelt. Merkmale: hoher Fachlichkeitsgrad Exemplarischer Nachweis für die Verwendung von Wissenschaftssprache Popularisierende oder didaktisierende Strategien sind nicht relevant Wissensspeicher und Orientierungswerke für den Erwerb von Spezialwissen Dokumentation des Bearbeitungsstandes einer Fachproblematik in der Theoriebildung und Methodologie

Die Verfasser von Monographien sind: Einzelautoren Die Adressaten sind: Wissenschaftler, hochqualifizierte Praktiker, Studierende oder andere in einem Ausbildungsprozess befindliche Menschen, die Forschungsaufgaben u.ä. durchdringen müssen.

Entsprechend dem hohen Spezialisierungsgrad verwendet die Monographie den Fachwortschatz der jeweiligen Einzeldisziplin, in erster Linie Termini und Nomenklaturzeichen, aber auch Halbtermini und Neologismen. Der terminologische Grundbestand wird vorausgesetzt, neue Begriffe jedoch definiert. Der verbale Text kann durch graphisch-figürliche Mittel wesentlich entlastet werden und damit an Lesbarkeit gewinnen, z.B. mit einer formalisierten Darstellung eines Fachproblems oder einer Visualisierung durch Graphiken, Tabellen, Kurven, Diagramme, mikroskopische Vergrößerungen, etc.

Die Makrostruktur einer Monographie ist außerordentlich variabel. Die Einteilung ergibt sich aus der logischen Struktur des Untersuchungs- gegenstandes, aber auch aus der subjektiven Akzentsetzung des Autors. Invariante Inhaltselemente der Monographie (Gläser): Bibliographische Angaben (Titel, Autor, Verlag, Erscheinungsjahr; fakultativ: Auflagenhöhe und Preis [im Impressum] und eine Widmung) Inhaltsverzeichnis Vorwort des Autors (fakultativ: Vorwort des Herausgebers) Verzeichnis der Abkürzungen (fakultativ) Textkörper (Kapitel 1 bis n) Anmerkungsapparat (sofern keine Fußnoten vorhanden) Literaturverzeichnis Terminus-Glossar (fakultativ) Autoren- und Sachregister

Makrostruktur eines Einzelkapitels (Fiedler): Überschrift Textkörper - Hinführung zum Thema - Darstellung der wissenschaftlichen Erkenntnisse - Zusammenfassung des Hauptinhalts - Schlussfolgerungen - Überleitung zum Folgekapitel (fakultativ)

Entsprechend der Intention des Textautors in der Monographie dominieren kommunikative Handlungen, die dem sachbetonten Informieren und dem forschend- analytischen Klären zugeordnet sind: z.B. erörtern, argumentieren, beschreiben, feststellen, referieren, definieren, explizieren, vergleichen, beurteilen, klassifizieren, schlussfolgern, verallgemeinern.

Gläser (1990) stellt darüber hinaus das Vorkommen metakommunikativer Äußerungen fest, die nach ihr in der Regel in Initial- und Finalsätzen oder klischeehaften Wendungen, Teilsätzen und vollständigen Sätzen auftreten: Funktionen: - Verweisen (auf Literatur, Abbildungen oder andere Teilkapitel) - Explikationen - nachträgliche Präzisierungen einer Aussage - persönlicher Kommentar des Autors - Floskeln (Phraseologismen), z.B. „es ist deutlich geworden“, „wie wir schon gezeigt haben“, oder „wie wir im Kap. Erläutern werden“.

Fiedler (1986) betont die metakommunikativen Äußerungen, die die Makrostruktur des Textes verdeutlichen, etwa Gliederungssignale wie: - erstens, zweitens u.a.

Linguistische Merkmale der Monographie (Gläser): 1) hoher bzw. sehr hoher Abstraktionsgrad bzw. Fachlichkeitsgrad, ausgeprägter Fachwortschatz 2) Makrostruktur außerordentlich variabel 3) Spezifische kommunikative Handlungen wie argumentieren, erörtern etc. 4) Metakommunikative Äußerungen (in Fachgebieten differenziert) 5) Pronomen 1. P. Sing. Und Plural nicht in Naturwissenschaft und Technik, aber in gesellschaftswissenschaftlichen Texten vorhanden 6) Der Anteil finiter Verbformen schwankt je nach Fachgebiet, im Englischen zwischen 20,7 und 38,5. 7) Die Auswahl und Verteilung von Stilfiguren weisen fachgebiets- und autorenspezifische Unterschide auf. Relativ stark ausgeprägt ist die Parenthese.