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1.Schriftliche Textsorten der Wissenschafts- kommunikation Zum Stand der Untersuchungen 1.1 Überblick über die Textsorten (Fortsetzung) 1.2 Die theoretische.

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1 1.Schriftliche Textsorten der Wissenschafts- kommunikation Zum Stand der Untersuchungen 1.1 Überblick über die Textsorten (Fortsetzung) 1.2 Die theoretische Kommunikation (Fortsetzung) 1.3 Didaktische Textsorten

2 1. Schriftliche Textsorten der Wissenschafts- kommunikation Zum Stand der Untersuchungen 1.1 Überblick über die Textsorten 1.2 Die theoretische Kommunikation 1) Die Monographie 2) Der wissenschaftliche Artikel 3) Das Abstract 4) Die Rekapitulation 5) Die Rezension 6) Das Peer Review

3 1) Die Monographie Die Monographie als Textsorte der fachinternen oder theoretischen Kommunikation ist eine in sich geschlossene, akademisch-wissenschaftliche Darstellung eines komplexen Fachgegenstandes, dessen Untersuchung neue Erkenntnisse vermittelt. Merkmale: hoher Fachlichkeitsgrad Exemplarischer Nachweis für die Verwendung von Wissenschaftssprache Popularisierende oder didaktisierende Strategien sind nicht relevant Wissensspeicher und Orientierungswerke für den Erwerb von Spezialwissen Dokumentation des Bearbeitungsstandes einer Fachproblematik in der Theoriebildung und Methodologie

4 Linguistische Merkmale der Monographie (Gläser): 1) hoher bzw. sehr hoher Abstraktionsgrad bzw. Fachlichkeitsgrad, ausgeprägter Fachwortschatz 2) Makrostruktur außerordentlich variabel 3) Spezifische kommunikative Handlungen wie argumentieren, erörtern etc. 4) Metakommunikative Äußerungen (in Fachgebieten differenziert) 5) Pronomen 1. P. Sing. Und Plural nicht in Naturwissenschaft und Technik, aber in gesellschaftswissenschaftlichen Texten vorhanden 6) Der Anteil finiter Verbformen schwankt je nach Fachgebiet, im Englischen zwischen 20,7 und 38,5. 7) Die Auswahl und Verteilung von Stilfiguren weisen fachgebiets- und autorenspezifische Unterschide auf. Relativ stark ausgeprägt ist die Parenthese.

5 2) Der wissenschaftliche Artikel Nach Sager et. al (1980) ist „article“ die allgemeine Bezeichnung für einen Text, der zusammen mit anderen in einem Publikationsorgan veröffentlicht ist. Definition: „Articel is a broad designation for any published text or even text segment which appears together with other texts in a single publication... It also designates broadly the seperate text which form the main body of special subject periodicals in which case they are often qualified as ‚learned articles‘.” (1980)

6 Wichtigste Merkmale der Fachtextsorte „wissenschaftlicher Artikel“ nach Gläser (1990): - Etablierte Fachbegriffe werden vorausgesetzt, neueingeführte definiert. - In naturwissenschaftlichen bzw. experimentellen Arbeiten ist die Textstruktur standardisiert. - Pronomen der 1. Person sind in naturwissenschaftlichen und technischen Artikeln selten. - In der Pädagogischen Psychologie (Busch-Lauer 1991) ist die 1. Person Singular ebenfalls selten vertreten, wohingegen die 1. Person Plural als „inclusive-we“, das den Fachkreis oder gar die Menschheit mit einschließt, relativ häufig benutzt wird.

7 Die Praxis hat jedoch gezeigt, dass es faktisch mehrere Textsortenvarianten gibt: Problemaufsatz bzw. erörternde Fachartikel (Lauer 1986) Fallbericht (Medizin) Übersichtsartikel über den Forschungsstand

8 Wichtig ist, dass es wiederum Varianten gibt: (Gläser 1990) Die Experimentalstudie, in deren Mittelpunkt die Beschreibung eines Experimentes steht. Der Problemaufsatz bzw. der erörternde Fachartikel, der einen bestimmten Aspekt von mehreren Seiten beleuchtet und der einen relativ variablen Textbauplan aufweist. Der Fallbericht, wie er z.B. in medizinischen Publikationen vorkommt. Der Übersichtsartikel, der Forschungsstand und Entwicklungs- tendenzen in einem bestimmten Kommunikationsbereich aufzeigt und bewertet.

9 Zahlreiche Wissenschaftler haben als Makrostruktur von Forschungsartikeln die folgenden Teile erfasst: Introduction - Method - Result - Discussion (IMRAD)

10 Gläser skizziert die Makrostruktur eines naturwissen- schaftlichen Artikels wie folgt: Artikelüberschrift / Verfasser / Akademischer Grad / Angaben zur Arbeitsstelle Abstract / Zusammenfassung Textkörper Introduction: Forschungssituation/Problemstellung – Neuansatz Materials and Methods: Darlegung von Gegenstand und Methode Experimental (Untersuchungsverlauf) Results (Untersuchungsergebnisse) Summary / Conclusions (Zusammenfassung, Schlussfolgerungen) Acknowledgement (Dankabstattung) (fakultativ) Literaturverzeichnis

11 Nach Zerm (1987) sieht die Makrostruktur eines Zeitschriftenartikels wie folgt aus: Artikelüberschrift und Angaben zum Verfasser Autorreferat (Abstract) Einleitung (ohne Zwischenüberschrift)Introduction Hauptteil (mit Zwischenüberschrift) VoraussetzungenMethod Entwicklung und DurchführungMethod ErgebnisResult Zusammenfassung (summary) und Schlussfolgerungen (conclusion) (fakultativ)Discussion Dankabstattung (acknowledgement) (fakultativ) Literaturhinweise (references/bibliography) (fakultativ)

12 Lauer (1986) sieht für den erörternden Fachartikel in der pädagogischen Psychologie eine modifizierte Struktur: Bibliographische Daten: Überschrift, Angaben zum Autor Textkörper ProblemnennungIntroduction Problembearbeitung/-lösungMethod Result Problemlösung/-zusammenfassungResult Discussion

13 Nach Gläser sind folgende Handlungen zu finden: AbstractFestellen, Berichten, Explizieren, Ankündigen Forschungssituation ProblemdarstellungFeststellen, Mitteilen, Beschreiben, Referieren/Zitieren, Argumentieren, Begründen und Mutmaßen Untersuchungsgrundlagen VorgehensweiseMitteilen, Berichten, Beschreiben, Definieren, Explizieren ErgebnisseBerichten, Beschreiben, Explizieren, Kommentieren, Schlussfolgern DiskussionArgumentieren, Erörtern, Beurteilen, Schlussfolgern, Vergleichen, Feststellen, Kommentieren, Verallgemeinern SchlussfolgernVergleichen, Begründen, Schlussfolgern

14 Zerm (1987) hat die kommunikativen Handlungen in metallurgischen Zeitschriftenartikeln nach der Häufigkeit des Auftretens im Satz bzw. Absatz festgestellt: Berichten21 % Beschreiben15,1 % Argumentieren 9,8 % Schlussfolgern8,8 % Feststellen7,3 % Explizieren9,8 % Beurteilen6,3 % Vergleichen5,9 % Zusammenfassen4,4 % Erörtern/Mitteilen3,9 %

15 Der Teiltext Einleitungen wurde bisher am deutlichsten untersucht (vgl. Hutz 1997 sowie Gnutzmann/Lange 1990). Teiltextsegmente sind nach ihnen: Einführung/Identifizierung des allgemeinen Forschungsfeldes, Literaturbericht, Legitimierung der eigenen Arbeit/Forschung und Einführung in die sich anschließende eigentliche Arbeit.

16 Für den Teiltext Diskussion liegen eine Reihe inhaltlich- funktionaler Analysen vor (vgl. Swales 1990 und Oldenburg 1992). In der Zusammenfassung lassen sich u.a. folgende Teiltextsegmente klassifizieren: -Zusammenfassende Darstellung des Forschungsfeldes, Ziele und Methoden - Ziel der Untersuchung - Verfahren, Methoden und/oder Schritte - Zusammenfassung eigene Ergebnisse - Zusammenfassende Darstellung früherer Forschungsergebnisse - Diskussion eigener und fremder Forschungsergebnisse - Offene Fragen, mögliche Lösungsansätze und Forschungsdesiderata - Implikationen, Einschätzungen und Wert der eigenen Forschungsergebnisse.

17 3) Das Abstract Das Abstract ist vom Standpunkt des Verfassers eine abgeleitete Textsorte (Gläser 1990), da es vom konkret vorliegenden Gesamttext eines wissenschaftlichen Artikels auf dessen wichtigste Punkte abstrahiert. Es kann auch ein Teiltext eines Zeitschriften- artikels sein. Mit dem Terminus Abstract konkurrieren zahlreiche andere wie résume, Kurzreferat oder Rekapitulation als „Reproduktion eines Primärtextes in Form eines Sekundärtextes“ (Kretzenbacher 1990).

18 Wesentliche Funktionen des Abstracts sind (Kuhlen 1991): - Referenzfunktion (ermöglicht dem Leser Aufschluss darüber, ob es sinnvoll ist, den gesamten Texte zu lesen) - substituierende Funktion (kann die Lektüre des Gesamttextes überflüssig machen) - kognitive Funktion (trägt dazu bei, dass sich der Leser ein Urteil über den Textinhalt machen kann, ohne den eigentlichen Text gelesen zu haben)

19 Abstracts lassen sich noch einmal unterscheiden in: 1) Abstracts, die einem Fachzeitschriftenartikel vorangestellt sind, oder 2) Abstracts, die isoliert von ihrem Basistext, z.B. in einem Referateorgan veröffentlicht werden. Der Verfasser eines derartigen Abstracts ist meist nicht identisch mit dem Autoren. Entsprechend kann man unterscheiden in: 1) Autorenabstracts, 2) Verfasserabstracts, sowie 3) Abstracts, die als Zusammenfassung am Ende eines Artikels vorkommen (Kretzenbacher [1990] verwendet in diesem Zusammenhang den Begriff „Rekapitulation“)

20 Gläser (1990) unterscheidet: 1) den Konferenzabstract (auch Autorenabstract) → Das Konferenzabstract ist der vorläufige Entwurf eines noch zu expandierenden Textes, in der Regel des Konferenzvortrags. 2) den Abstract wissenschaftlicher Zeitschriftenaufsätze → Das Abstract in der Zeitschrift ist die Komprimierung eines bereits vorliegenden Textes, in der Regel eines wissenschaftlichen Zeitschriftenaufsatzes, dem das Abstract vorangestellt ist (Autorenabstract). 3) den Abstract in einem Referateorgan als drei Textsortenvarianten → Das Abstract in einem Referateorgan ist eine eigenständige Kurz- fassung eines Zeitschriftenaufsatzes, einer Dissertation oder einer Monographie, die ohne den Bezugstext in einem Referateorgan erscheint (Verfasserabstract). Bei Gläser gehören die Zusammen- fassung am Ende des Artikels, die Rekapitulationen von Kretzenbacher, nicht ausdrücklich dazu.

21 Oldenburg (1996) unterscheidet das Abstract als: Einzeltext (Referaterorgan oder für die Konferenz) und Teiltext (Zeitschriftenartikel).

22 Bei den Sätzen eines Abstracts handelt es sich meist um Hauptsätze, „die thesenartig und mit nur geringer textphorischer Verknüpfung aneinander“ gereiht sind. (Ickler 1993). Das Abstract bemüht sich um Kürze, vermeidet Wiederholungen, Adjektive, Illustrationen, Details, Beispiele und Anmerkungen. → Da Ökonomie oberste Priorität hat, wird alles weggelassen, was dem Leser sonst das Verständnis erleichtert.

23 Nach Graetz (1985) zeichnen sich die Abstracts aus durch: - die größere Häufigkeit von Vergangenheitstempora und Passiva - die größere Seltenheit von Negationen, Abkürzungen, Hypotaxen. Nach Fluck (1988) zeichnen sich die Abstracts aus durch: - große syntaktische Komplexität, - vielgliedrige Nominalphrasen, - häufige Attribuierungen und Texteinschübe sowie - einer hohen Vorkommenshäufigkeit passivischer Konstruktionen, in denen auf die Agenskomponente verzichtet wird.

24 Der Teiltext Abstract zeichnet sich - was seine Makrostruktur betrifft - dadurch aus, dass er in Bezug auf die inhaltliche Struktur der übergeordneten Makrostruktur der Fachzeitschriftenartikel deckt (Einleitung, Methode, Ergebnisse, Diskussion) (Gläser 1995; Swales 1990). Zahlreiche Zeitschriftenredaktionen geben klare Vorgaben, wie ein Abstract zu schreiben ist. Wesentlich für den Abstract ist dabei: Kürze, Prägnanz, Vollständigkeit, Objektivierbarkeit und Verständlichkeit (Gläser 1990, 1995; Fluck 1988).

25 Die objektive, wertungsfreie Wiedergabe des Hauptinhalts einer geplanten oder bereits ausformulierten wissenschaft- lichen Arbeit hat zur Folge, dass Abstracts - keine metakommunikativen Äußerungen enthalten, da sie streng sachlich auf den Basistext und nicht auf den Rezipienten orientiert sind - keine Möglichkeit für einen impliziten Dialog zwischen Textautor und Adressat und daher auch kaum die Verwendung der Pronomen der 1. und 2. Person (außer dem kollektivem „wir“) vorweisen - keine emotional-expressiven Stilelemente, keine individualistische Prägung beinhalten

26 Nach Gläser sind die linguistischen Merkmale des Abstracts: 1) Das Abstract ist ein Oberbegriff für drei Fachtextsortenvarianten: das Konferenzabstract als Vorlage eines noch zu expandierenden Textes eines wissenschaftlichen Vortrags (Prätext), das Abstract einer Originalarbeit (Dissertation, wiss. Artikel etc.) sowie das Abstract in einem Referateorgan als abgeleitete Texte. 2) Der Wortschatz des Abstracts entspricht dem Basistext. 3) Kennzeichnend für die Makrostruktur aller Textsortenvarianten ist eine Informationsverdichtung des geplanten bzw. bereits vorliegenden Textes. Der Umfang des Textes schwankt zwischen einem und der Absätzen, 5 und 9,7 Sätzen bzw. 133 bis 220 Wörtern und liegt damit deutlich unter den von Zeitschriftenorganen festgelegten Wortzahl.

27 4) Metakommunikative Äußerungen mit Bezug auf den Textautor sind nicht üblich. Dominierend ist die sprachliche Handlung des Zusammenfassens. 5) Das Personalpronomen 1. Plural begegnet nur im Zusammenhang mit einer Verfassergruppe. 6) Der Passivanteil finiter Verbformen ist jeweils abhängig vom Fachgebiet. 7) Stilfiguren beschränken sich auf Parenthesen.

28 4) Rekapitulationen (Kretzenbacher) Kretzenbacher (1990) versucht in seiner Arbeit texttypologisch die Rekapitulation als eigene Textsorte zu definieren, die als „Reproduktion eines Primärtextes in Form eines Sekundärtextes“ aufzufassen ist.

29 Kretzenbacher (1990) führt die in der deutschen Sprache gängigen Bezeichnungen von Rekapitulationen auf: Abrisscomprehensive treatment of the essentials of a subject AbstraktZusammenfassung wissenschaftlicher Abhandlung Annotationmöglichst kurze Inhaltsangabe eines Dokuments, Titelerweiterung/Inhaltshinweis AuszugInhaltsangabe durch Aneinanderreihung von Dokumenten Besprechungwertende Stellungnahme eines neuerschienenen Dokuments ExzerptKurzfassung einer Arbeit Gekürztes Dokumentgekürzte Version einer Arbeit Inhaltsangabejede verkürzte Darstellung des Inhalts eines Dokuments InhaltshinweisAnnotation KonspektSprachdidaktik DDR für Konspekt; Abgrenzung Exzerpt, da vorher festgelegter Gesichtspunkt, unter dem exzerpiert wird, oder Auszug aus mehreren Texten

30 KurzfassungNicht wertende Inhaltsangabe eines Dokuments ReferatKurzreferat (oft Gleichsetzung mit Rekapitulation) Resümeemeist im Sinne von Zusammenfassung Oder Verbalisierung der Makrostruktur eines Primärtextes (Van Dijk) RezensionBesprechung; kritisches Referat Thematische Überschriftrepräsentieren Makropositionen des Textes TitelerweiterungAnnotation Überblickteilweise synonym mit Abriss Vorspannim Sinne von Annotation bzw. Titelerweiterung verwendet Zusammen- fassung Überbegriff zu Abstract, Inhaltsangabe eines Dokuments Primärtext nachgestellt oder vorangestellt

31 In seinem empirischen Vergleich zwischen Primärtext- sorten und von diesen abgeleiteten Rekapitulationen kommt Kretzenbacher (1990) zu folgenden Ergebnissen: - relativ konstante prozentuale Häufigkeit von Nomina in den Rekapitulationen - häufige Verbalsubstantive in Nominal- und Präpositionalgruppen, die Nebensatzstrukturen ersetzen - häufige Verstärkung des Anteils der Komposita - Starke Reduktion der finiten Verben

32 Die Attribuierung innerhalb der Rekapitulation ist besonders effektiv mit lexikalischen Kondensationsstrategien verknüpft. Der Satz hat einen sehr stark nominalen Charakter; einem einzigen desemantisierten Hilfsverb „sein“ stehen oft mehrere Nomina gegenüber. Insgesamt werden auch verstärkt Parataxen, Parenthesen, abgesonderte Wortgruppen und Attibuierungen verwendet.

33 Hinsichtlich der Gesprächsrollen besteht eine deutliche Dominanz: - der Referentenrolle: 94,4 Prozent der finiten Verbformen stehen in der 3. Person - der Bevorzugung des Autoren-wir vor dem Autoren-ich Sowie: - das völlige Fehlen der 2. Person (mit Ausnahme eines konventionellen Imperativs), - der äußerst seltene nichtverbale Sender- und Empfängerbezug durch Substantive (Autor/Verfasser) oder Personalpronomina der 1. Und 2. Person und Possessiva.

34 GAW-R ist die Rekapitulation des Aufsatzes „Die ersten deutschen Reaktionen auf A. Collins „Discourse of Free Thinking“ von 1713 von Günter Gawlick.

35 Sprachliche Ökonomie und Verständlichkeit → Oben genannte textkondensierende Merkmale führen zu Verständlichkeitsproblemen. „Tatsächlich scheint es in der Anwendung von Kondensationsstrategien eine Grenze zu geben, von der an eine stärkere sprachliche Ökonomie durch eine weitere Verdichtung fachspezifischer Informationen den Text nicht mehr effektiver, sondern ineffektiver macht, weil sie in keinem Verhältnis mehr zur Verständlichkeit des Textes steht.“ (Kretzenbacher 1990)

36 5) Rezension Die abgeleitete Textsorte „Rezension“ ist nach Gläser (1990) der Oberbegriff für drei Textsortenvarianten: „wissenschaftliche oder technische Rezension; Sammelrezension mehrerer Neuerscheinungen und Rezensionsartikel“.

37 a) Die wissenschaftliche Rezension oder technische Rezension ist die eines Einzelwerkes in einer Fachzeitschrift. b) Die Sammelrezension betrifft mehrere Neuerscheinungen des gleichen Fachgebiets in einer Fachzeitschrift. c) Der Rezensionsartikel ist ein Artikel, der unter einem übergreifenden Aspekt in der Regel mehrere thematisch verwandte Neuerscheinungen vertiefend behandelt und zumeist zum Gegenstand polemischer Auseinandersetzungen macht.

38 1) Hintze (1989) stellt als invariante Kennzeichen der Makrostruktur die Inhaltszusammenfassung des besprochenen Buchs sowie eine differenzierte Beurteilung seiner Vorzüge und Nachteile fest. 2) Ziel und Zweck der Buchbesprechung sind nach Jokubeit (1979) immer Information über das Buch und dessen Bewertung, Erörterung von möglichen Problemen und Anregungen des potentiellen Lesers zu Kauf und Lektüre oder die Warnung davor.

39 Die Makrostruktur der Rezension umfassen nach Krüger: - Einleitung (fakultativ), - Darstellung und Beurteilung des Inhalts (obligatorisch); - Beurteilung der sprachlichen Realisierung/Lesbarkeit des Bezugstextes (fakultativ); - Beurteilung der äußeren Form (fakultativ, selten); - Fazit bzw. Gesamturteil (nicht obligatorisch, aber häufig); - Beurteilung der Leistung des Übersetzers (fakultativ; selten); - Literaturverzeichnis (fakultativ).

40 Gläser führt als Makrostruktur an: - Bibliographische Daten: Autoren, Titel der Veröffentlichung, Verlag, Erscheinungsort und –jahr, Seitenzahl, Format, Einbandgestaltung, Anzahl der Abbildungen, Preis - Textkörper - Anlass der Veröffentlichung (z.B. Forschungsprojekt, Drucklegung einer Dissertation, Konferenzmaterialien, Festschrift usw.) - Gegenstand und Ziel der Veröffentlichung - Angaben zum Autor und zu den Adressaten des Buches - Kommentar zur Forschungslage - Darstellung des Inhalts - Diskussion des Forschungsansatzes und der Methoden - Wertung des Inhalts - Anwendungsmöglichkeiten - Kaufempfehlung (fakultativ) - Angaben zur Person des Rezensenten

41 Die Rezension stellt eine komplexe sprachliche Handlung innerhalb eines wissenschaftlichen Dialogs dar, die eine spezifische kommunikative Zielsetzung hat, woraus die sprachlichen Handlungsmuster des Zustimmens und Ablehnens (als sprachliche Handlungen des Akzeptierens, die auf Repräsentative folgen) auch vorrangig sind (Krüger). Bastian/Filleau (2000) betrachten als obligatorische Funktionen das Beschreiben, Informieren, andererseits das Bewerten, wobei laut Rippel (1998) dem Bewerten eine dominierende Rolle beigemessen werden sollte. Für Jokubeit (1980) gehören das Aktivieren und Erörtern auch noch dazu.

42 Gläser führt als relevante Handlungen an: Berichten, Beschreiben, Referieren, Zitieren, Zusammenfassen und Feststellen, Erörtern, Argumentieren und Beurteilen Gläser (1990) weist darauf hin, dass: - metakommunikative Äußerungen nur selten vorkommen; - der Passivgehalt niedriger ist als in den wissenschaftlichen Artikeln; - Metaphern häufiger vorkommen; - die Verwendung des Pronomens der 1. Person Singular stark ausgeprägt ist; - der Anteil finiter Verben im Passiv schwankt in Abhängigkeit vom Fachgebiet; - Rezensenten zur Unterstützung ihrer individuellen Aussage eine Vielzahl von Stilfiguren verwenden.

43 6) Das Peer Review Eine weitere bewertende Textsorte ist das Peer Review: das Publikationsgutachten von FachkollegInnen.

44 Wissenschaftliche Forschungsprojekte: Die Texte sind Projektvorbereitende Projektbegleitende und Projektauswertende Texte (Kretzenbacher/Thurmaier 1995)

45 Zwischen Peer Review und Rezension herrscht traditionell eine gewisse Aufgabenteilung: - Rezensionen spielen vor allem in Disziplinen eine Rolle, wo die wichtigen Forschungsergebnisse in Büchern veröffentlicht werden (Geisteswissenschaften). - In den Naturwissenschaften werden dagegen Forschungs- ergebnisse in Zeitschriften veröffentlicht, die Peer Reviews. Dies ist ein schneller Kommunikationsweg, der hilft, den Prioritätsanspruch zu waren.

46 Konstitutiv für die Textsorte Peer Reviews sind die Merkmale: - Nicht-Öffentlichkeit (Vertraulichkeit, Anonymität), - Metatextualität, - Bewertung und Empfehlung sowie - Mehrfachadressiertheit. Die Gutachter wechseln in der Textsorte zwischen mehreren Bewerterrollen: - Türhüter der Wissenschaft (was ist gut) - Leser der Zeitschrift (was passt) - Ko- oder Hilfsredakteur (was könnte man ändern) - Fachkollegen (was ist wissenschaftlich interessant)

47 Die Bewertung lässt sich wiederum einteilen in (Kretzenbacher/Thurmaier 1995): - Bewertung des Autors „Das vorliegende Manuskript kommt aus einem sehr angesehenen Laboratorium.“ - Bewertung inhaltlicher Qualitäten wie Relevanz und Stringenz „Eine präparativ sehr interessante Arbeit.“ „(…) strukturell solide abgesichert“ - Bewertung textsortenspezifischer Qualitäten (auch Stil) „(…) mangelt an der geforderten Aktualität“ „(…) sicherlich von Interesse, wenngleich der Aufhänger (X) schon als abwegig bezeichnet werden kann.“


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