Situation Die psychoanalytisch-sozialpädagogische

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Situation Die psychoanalytisch-sozialpädagogische Modul 63: Psychoanalytische Pädagogik und Fallverstehen Die psychoanalytisch-sozialpädagogische Situation

Das Setting Definitionsversuche: Modul 63: Psychoanalytische Pädagogik und Fallverstehen Das Setting Definitionsversuche: Ursprünglich: „Schauplatz“, „Anordnung“, „Fassung“ Eine gegebene Menge von Elementen wird für einen spezifischen Zweck absichtsvoll gruppiert und/oder umgruppiert - Raum-zeitliche Vereinbarung

Das Setting „Klassisches“ psychoanalytisches Setting: Modul 63: Psychoanalytische Pädagogik und Fallverstehen Das Setting „Klassisches“ psychoanalytisches Setting: Räumlich: Für Psychoanylse: Couch-Sessel-Anordnung; Für Therapie: beide sich gegenüber sitzend. Zeitlich: Frequenz für Psychoanalyse: 3-4 Sitzungen wöchentlich zu je 45-55 Minuten Frequenz für psa Therapie: 1-2 Sitzungen wöchentlich zu je 45-55 Minuten Inhaltlich: Für Psychoanaylse: Freies Assoziieren durch PatientIn; freischwebende Aufmerksamkeit und „deuten“ durch AnalytikerIn Für psa Therapie: Freies Assoziieren; ev. focussieren durch PatientIn; freischwebende Aufmerksamkeit, „deuten“ und ev.beraten durch Analytikerin 3 3

Modul 63: Psychoanalytische Pädagogik und Fallverstehen Das Setting Setting im sozialpädagogischen Handlungskontext aus psa-Sicht: Einigung zwischen SozialpädagogIn und KlientIn i.S.v. Arbeitsbedingung(en) mit räumlich und zeitlicher Absprache Vorausgesetztes, das über den Augenblick hinaus bestand haben soll; kann nicht nach belieben einseitig geändert werden Bildet als „gemeinsames Drittes“ selbst Teil/Gegenstand der Arbeit  Verständnis, dass jede Art von Vereinbarung (ggf. auch keine) relevant und bedeutungsvoll ist: selbst schon Ausdruck der ubw Vorstellungen über die gemeinsame Situation  Verständnis, dass „Kampf um Setting“ relevant ist für innere Strukturbildung (Ich-Stärkung, Über-Ich Bildung) 4 4

Modul 63: Psychoanalytische Pädagogik und Fallverstehen Das Setting Der „Rahmen“ im sozialpädagogischen Handlungskontext aus psa-Sicht: Setting als bewusster Umgang mit dem „Rahmen“ der sozialpädagogischen Situation: „Was ist hier eigentlich los?“ - welche Regeln gelten hier? (Im Alltag ist uns der Rahmen - welche Handlungen sind angemessen? einer Situation nicht bewusst) - wie interpretieren wir unser Verhalten? - wie verstehen wir unser Sprechen? - wie werden wir hier füreinander wirksam? Rahmen als ständig wirksamer Hintergrund: Gibt auch Auskunft darüber, wie das Geschehen im Vordergrund zu verstehen/einzuordnen ist. Ist wie ein gesunder Körper: er „schweigt“ (Green) Rahmen als Raum für Phantasien: Rahmen gibt vor, welche Phantasien in einer bestimmten Situation bewusst oder nicht bewusst werden dürfen. Dadurch ev. auch Zugang zu ubw Beziehungsphantasien der KlientIn(nen), zu ubw Absichten und Zielen 5 5

Modul 63: Psychoanalytische Pädagogik und Fallverstehen Das Setting Der „Rahmen“ im sozialpädagogischen Handlungskontext aus psa-Sicht: Zum Rahmen gehören insbesondere: rechtliche, finanzielle und institutionelle Rahmenbedingungen - Realitäten der räumlichen Bedingungen und Ausstattung - Realität der Lebenswelten / Eigenlogiken der Kinder und Jugendlichen - Realität der Lebenswelten der Familiensysteme - Realität der Lebenswelt der MitarbeiterInnen - Realität des Zusammenlebens im Alltag (Müller/Schwabe, S. 33) 6 6

Modul 63: Psychoanalytische Pädagogik und Fallverstehen Das Setting Setting als „Strukturierte Offenheit“ in der Sozialpädagogik: 2 Elemente: Situative Offenheit: der günstige Moment, die Gelegenheit Strukturelle Einbettung: das Geplante, Feste, Erwartbare Leitprinzip und Ziel ist die Optimalstrukturierung institutionell: stabile und gesicherte/sichernde und zugleich flexible Rahmenbedingungen personell: nicht Beziehungsabbruch, Vergeltung oder Rückzug, dagegen Konstanz, Zuverlässigkeit und Zugewandtheit, aber auch Mut zur Improvisation 7 7

Modul 63: Psychoanalytische Pädagogik und Fallverstehen Das Arbeitsbündnis Unterscheidung von Übertragungsbeziehung und Alltagsbeziehung Entwicklung eines Arbeitsbündnisses setzt eine minimale Fähigkeit zur Differenzierung von Alltags- und Übertragungsbeziehung voraus („Fiktionalisierung der Beziehung“) Dazu Unterscheidung von zwei Haltungen:  Haltung des Erlebens und des Gestaltens von Beziehungen Haltung des Reflektierens über sich und die Beziehung zu andern . 8 8

Das Arbeitsbündnis Fähigkeit zum exzentrischen Standpunkt Modul 63: Psychoanalytische Pädagogik und Fallverstehen Das Arbeitsbündnis Fähigkeit zum exzentrischen Standpunkt Je nach Krankheit/psych. Störung unterschiedlich ausgeprägt: Am wenigsten beim psychotisch kranken Menschen  können nicht selbst über ihre Phantasien nachdenken / ihrer Gewahr werden Begrenzt bei sog. „Borderline-Patienten“  können nur schwer zwischen sich selbst und den Vorstellungen über sich selbst unterscheiden Am besten möglich bei neurotischen Störungen Oft geht es darum, die Fähigkeit zur Exzentrizität erst einmal herzustellen. Dies kann das erste und zunächst wichtigste Ziel sein 9 9

Das Arbeitsbündnis Voraussetzung für ein Arbeitsbündnis Modul 63: Psychoanalytische Pädagogik und Fallverstehen Das Arbeitsbündnis Voraussetzung für ein Arbeitsbündnis Einigkeit darüber, dass es sinnvoll ist, das Problem auch als subjektives Problem zu betrachten (Ursachen in Gründe verwandeln)  bedingt, dass SP sich nicht einseitig mit Opfer oder Täter identifiziert, keine Werturteil fällt und sich jeglicher „Vergeltung“ enthält  braucht hinreichende Abstinenz und hinreichende Unbefangenheit Aktuelles Beziehungsgeschehen in Betrachtung einbeziehen  bedingt Fähigkeit, sich begrenzt verstricken zu lassen  bedingt Fähigkeit, unvermeidlich auftretende Beziehungskonflikte durch- zustehen und durchzuarbeiten 10 10

Das Arbeitsbündnis Merkmale des Arbeitsbündnisses Modul 63: Psychoanalytische Pädagogik und Fallverstehen Das Arbeitsbündnis Merkmale des Arbeitsbündnisses Ist Ausdruck davon, dass SozialpädagogIn und KlientIn auch dann an gemein- samer Arbeit festhalten wollen, selbst wenn sie ihnen schwierig oder gar aus- sichtslos erscheint. Oft nicht erkennbar an buchstabengetreuer Einhaltung der Regeln, sondern daran, dass Regeln und Regelmässigkeit als konstanter Teil der gemeinsamen Aufgabe gesehen und akzeptiert werden. Das Arbeitsbündnis kann auch immer wieder revidiert und neu ausgehandelt werden. Das Arbeitsbündnis ist Teil des Rahmens der Situation; es bildet dessen konstan- ten Teil, der nicht leicht verändert werden kann. 11 11

Das Arbeitsbündnis Merkmale des Arbeitsbündnisses Modul 63: Psychoanalytische Pädagogik und Fallverstehen Das Arbeitsbündnis Merkmale des Arbeitsbündnisses Ein Arbeitsbündnis ist um so stabiler und tragbarer als es frei ausgehandelt werden konnte. Auch innerhalb verordneter Massnahmen lassen sich minimale Freiheitsgrade entdecken, die ein gemeinsames Arbeitsbündnis ermöglichen und sich weiterentwickeln lassen. Auf reiner Zwangsbasis bildet sich allerdings kein Arbeitsbündnis. In sozialpädagogischen Situationen ist es i.d.R. unvermeidlich, aber auch wünschenswert, dass innere Konflikte (des Klienten) als Beziehungskonflikte mit dem Sozialpädagogen sichtbar werden und dadurch bearbeitet werden können. Externalisierung innerer (Beziehungs-)Konflikte dienen sowohl der Abwehr (i.S.v. «agieren») wie auch der Integration (innerer Dialog wird in sozialen Dialog zwischen Sozialpädagogen und Klienten verwandelt. 12 12

Das Arbeitsbündnis Zugänge zu (inneren) Konflikten der Klienten Modul 63: Psychoanalytische Pädagogik und Fallverstehen Das Arbeitsbündnis Zugänge zu (inneren) Konflikten der Klienten SP kann den Anlass betrachten, der den Klienten zu ihm/ihr führt SP kann in der Lebensgeschichte die Wirkung belastender sozialer Erfahrungen herauszufinden versuchen; dabei sind v.a. auffällige Stereotypien zu beachten Kann die sich entfaltende Beziehung selbst zum Gegenstand machen und in ihr innere Konflikte des Klienten zu ergründen versuchen (v.a. anhand von Wiederholungen; Stereotypien). 13 13

Beigezogene Literatur Modul 63: Psychoanalytische Pädagogik und Fallverstehen Körner, J., Ludwig-Körner, Ch. (1997). Psychoanalytische Sozialpädagogik. Eine Einführung in vier Fallgeschichten. Freiburg i.B.: Lambertus. Körner, J. (2001). Die Fiktionalität des psychoanalytischen und des sozialpädagogischen Dialogs. In: V. Schmid (Hrsg.). Verwahrlosung – Devianz – antisoziale Tendenz. Stränge zwischen Sozial- und Sonderpädagogik. Freiburg: Lambertus. S. 49-59. Müller, B., Schwabe, M. (2009). Pädagogik mit schwierigen Jugendlichen. Ethnografische Erkundungen zur Einführung in die Hilfen zur Erziehung. Weinheim: Juventa Trescher, H.G. (1993). Handlungstheoretische Aspekte der Psychoanalytischen Pädagogik. In: M. Muck, H.G. Trescher. Grundlagen der Psychoanalytischen Pädagogik. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag. S. 167-205 Beigezogene Literatur 14 14