„Schule ist doof“ - Hochbegabung und Lernbehinderung im Schulalltag

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Diagnose – Förderung Förderdiagnose - Förderdiagnostik
Advertisements

Ein Deutschlehrwerk für junge Lerner
Rechtliche Grundlagen für den Umgang mit Hochbegabung
Mathematische Hochbegabung im Grundschulalter
Gliederung 1. Allgemeine Informationen 2. Prinzipien und Testaufbau
Förderschwerpunkt Lernen
Hochbegabung Martina Ahammer Kerstin Dobschak Erwin Rybin
Informationen für Eltern der Klasse 4 15./16. März 2010
Erwerb von sozialer Kompetenz
ETEP Entwicklungstherapie / Entwicklungspädagogik =
Einführung.
Sinnerfassendes Rechnen in der Grundschule
Begabtenförderung als kommunale Aufgabe
Self-efficacy (Selbstwirksamkeit)
Wohin soll die Reise gehen? Zum aktuellen Stand und den Entwicklungen des Schulbesuchs von Schülern und Schülerinnen mit ASS.
Besondere Begabungen in der Grundschule
Fördermöglichkeiten Schule fördert aus ihrem Selbstverständnis heraus grundsätzlich jedes Kind durch Unterricht und Erziehung. Multiplikatorenteam München.
Besondere Begabung in der Grundschule
Erkennen von besonderen Begabungen
Besondere Begabungen in der Grundschule
Besondere Begabungen an bayerischen Grundschulen finden und fördern
Untersuchungen zum Informationsverhalten Jugendlicher
Potentialanalyse am AG Köln
Modul: Diagnostizieren, Fördern Beurteilen 2
Begabungsförderung in der Nicolaischule und im KOV Verden
Begabtenförderung an der IGS Wallrabenstein
Lesen durch Schreiben – Erste Schritte
Franz-Josef-Mone Schule Bad Schönborn
Lehrplan für die Allgemeine Sonderschule
Probleme lösen „hilf mir!“: ich helfe dir beim Suchen deiner Lösung!
BEGABUNGSFÖRDERUNG. 1. Außerschulische Förderangebote Schüler an die Uni (SI und SII)Wettbewerbe Akademische Ferienprogramme (z.B. Sommerakademien)
Diagnostik der beruflichen Eignung Waldkraiburg, 2011
Flexible Schuleingangsphase
Legasthenie Wenn die Buchstaben durcheinander purzeln
Wahl der Schulform Gymnasium oder Realgymnasium
Grundschule Klint Fördern und Fordern.
Schuleingangsphase der GS“ Im Rosental“ Merseburg
Ein herzliches Willkommen zum Vortrag „Dyskalkulie bzw. Rechenschwäche
Das Bildungssystem in Deutschland
Kreativität statt Material? Eine kratzbürstige Einführung in die Tagungsthematik.
Die geballte Ladung? Wie Intelligenz gemessen wird
Förderung von Begabungen außerhalb des Unterrichts Am Beispiel der Kinder- und Jugendakademie Kassel.
Begabte sind Chancen für uns alle
Erich Kästner Förderschule
Folgen von Unterforderung
JOHANNESSCHULE MÖLLENHAGEN STAATLICH ANERKANNT
So kann Akzeleration gelingen Begabungsförderung in Haus Overbach www.gymnasium-overbach.de.
leicht gesagt - schwer getan
Lernbehinderung 1.Ursachen, 2.Definition: Rafael
Olga Graumann Begabung als pädagogische Herausforderung – Forschungsergebnisse aus Westeuropa Konferenz der International Academy for the Humanization.
Übungsreihen für Geistigbehinderte
Zwei Seiten einer Medaille
Die THS…  ist eine Grund- und Werkrealschule  hat etwas mehr als 540 Schüler   umfasst 26 Klassen  hat eine Hauptstelle mit 12 GS-Klassen und 5 WRS- Klassen.
Mediation mit geistig beeinträchtigten Menschen
Allgemeine Bildungsziele versus Funktionen der Schule
Entscheidungshilfen bei schulischer Akzeleration
Die Präsentation des Lehrers der 21- allgemeinbildenden Schule des Bezirks Peschkö in Gebiet Buchara von Alijor Jahjojev.
Studieneinstiegstest – Motivation, Hintergrund und Aufbau
Dasilva, Jana Ina Özbalkan, Aylin Niebiossa, Nicole Hadzic, Amina
Der Schulanfang ist keine „Stunde Null“!
Talentwerkstatt Niederbayern Mentorenfortbildung ( )
Theodor Fontane – Deutscher Schriftsteller
Leitbild des Deutschunterrichts
Vorbereitungen vor Schuljahrsbeginn
Auf den Blickwinkel kommt es an © Edith Brugger: Berufsbild Inklusive Lehrperson.
Schulinterne Beratungsfachkräfte Vorstellung Schulpsychologie
Hochbegabung und hohe Sensitivität
WAIS-IV Seminar: Intelligenz- und Leistungsdiagnostik Sebastian Kurzherz, Katherina Steiner.
 Präsentation transkript:

„Schule ist doof“ - Hochbegabung und Lernbehinderung im Schulalltag Dipl.-Psych. Christine Müller Dipl.-Psych. Ariane Däumer

Ablauf Begrüßung, kurze Einführung Theoretischer Hintergrund Gruppenarbeit zu Fallbeispielen Diagnostischer Prozess: Vorstellung der Methode Erläuterung anhand der Fallbeispiele Interventionsmöglichkeiten

Theoretischer Hintergrund Was ist eigentlich Intelligenz? keine allgemein gültige Definition Offenes Konstrukt, das nicht direkt beobachtbar ist und ständig weiter erforscht wird lange Geschichte der Intelligenzforschung und -diagnostik, viele verschiedene theoretische Modelle

Theoretischer Hintergrund Allgemeine Intelligenz: Schnelle Auffassungsgabe Gute Lernfähigkeit Logisches Denken Räumliches Vorstellungsvermögen Hohe Gedächtnisleistungen „Fähigkeit, auf verschiedenen Gebieten neuartige Anforderungen zu bewältigen bzw. sich in neuen Situationen zurechtzufinden“

Theoretischer Hintergrund Ermittlung eines Intelligenzquotienten: Die Leistung des Einzelnen wird auf den Mittelwert einer bestimmten Altersgruppe bezogen Normalverteilung: Mittelwert = 100, Standardabweichung = 15

Theoretischer Hintergrund Durchschnittsbereich:

Theoretischer Hintergrund Hochbegabung

Theoretischer Hintergrund Hochbegabung Definiert als IQ ≥ 130, ca. 2% der Bevölkerung Häufig Sonderbegabungen (Sprachen, Mathematik, Musik usw.) Nicht notwendigerweise gute Leistungen !! (underachievement)

Theoretischer Hintergrund Begabungsmodell von Heller (1994) Stressbewältigung Motivation Lernstrategien Selbstbewusstsein Persönlichkeits- merkmale Begabungsfaktoren Leistung Allgemeine Intelligenz Spezifische Begabung Kreativität Umweltmerkmale -Familienklima Klassenklima Kritische Lebensereignisse

Theoretischer Hintergrund „Lernbehinderung“ Langandauerndes, schwerwiegendes und umfassendes Schulleistungsversagen intellektuelle Minderbegabung Definiert als unterdurchschnittliche Intelligenz, IQ < 85 Intelligenzminderung = geistige Behinderung, IQ < 70

Theoretischer Hintergrund „Lernbehinderung“

Theoretischer Hintergrund Lern- und Leistungsstörungen: Teilleistungsstörungen: Lese-Rechtschreibstörung Isolierte Rechtschreibstörung Rechenstörung (Dyskalkulie) Voraussetzung: Leistungen liegen mindestens 2 Standardabweichungen unterhalb des Niveaus, das aufgrund des Alters und der allgemeinen Intelligenz zu erwarten wäre

Gruppenarbeit Erarbeiten Sie anhand der Fallbeispiele: Wodurch fällt das Kind auf? Was steckt Ihrer Meinung nach dahinter? Wie würden Sie vorgehen? Vorstellung der Gruppenarbeiten

Diagnostischer Prozess Erstgespräch Ggf. Einholen von weiteren Informationen Verhaltensbeobachtung über Fragebögen Intelligenztestung Ggf. zusätzliche Aufmerksamkeits-/ Konzentrationstestung

Hamburg-Wechsler- Intelligenztest für Kinder IV (HAWIK – IV) 6 – 16 Jahre 4 Bereiche: Sprachverständnis Wahrnehmungsgebundenes logisches Denken Arbeitsgedächtnis Verarbeitungsgeschwindigkeit

HAWIK – IV Sprachverständnis: - Gemeinsamkeiten finden z. B. Katze – Maus, Berg - See - Wortschatztest z. B. Was ist ein Fahrrad? Was bedeutet Konkurrenz? - Allgemeines Verständnis z. B. Warum putzen wir uns die Zähne? Welche Vorteile haben öffentliche Büchereien?

HAWIK – IV Wahrnehmungsgebundenes logisches Denken: - Mosaiktest - Bildkonzepte - Matrizentest

HAWIK – IV Arbeitsgedächtnis: - Zahlen nachsprechen - Buchstaben-Zahlen-Folgen

HAWIK – IV Verarbeitungsgeschwindigkeit: - Zahlen-Symbol-Test - Symbolsuche

Ergebnisprofil Fallbeispiel I

Diagnose Fallbeispiel I Lernbehinderung, weil: IQ = 76 Weitere Hinweise: Versteht Aufgabe erst nach mehrmaligem Erklären In Kunst gute Aufmerksamkeit Konzentration beim Malen und Puzzeln Kein Interesse an neuen Sachen Sprachliche Entwicklungsverzögerung Spielt lieber mit jüngeren Kindern

Ergebnisprofil Fallbeispiel II

Diagnose Fallbeispiel II Hochbegabung, weil IQ = 137 Weitere Hinweise: Rasche Auffassungsgabe, bekommt im Unterricht trotzdem alles mit Flüchtigkeitsfehler resultieren aus Selbstüberschätzung (weil ja alles so leicht scheint) und mangelnder Frustrationstoleranz Sprachliche Entwicklung akzeleriert Orientierung an älteren Kindern

Fazit AD(H)S-ähnliche Symptome, aber bei völlig anderem Hintergrund Bei einem Verdacht auf AD(H)S ist eine differenzierte Leistungsdiagnostik wichtig, um eine eventuelle Unter- oder Überforderung auszuschließen!

Interventionen Welche Empfehlungen würden Sie anhand der nun vorliegenden Ergebnisse geben?

Interventionen Allgemein: Nicht nur die intellektuelle Entwicklung im Auge haben, sondern auf eine ausgeglichene Entwicklung achten: Soziale Entwicklung Emotionale Entwicklung Motorische Entwicklung Kreativität (künsterisch-musikalisch)

Interventionen Bei Lernbehinderung: - Umschulung in Förderschule (Einschulung in eine Diagnoseförderklasse) Schutz vor Überforderung - Teilbereiche weiter stärken (Förderunterricht) Selbstwertstärkende Aktivitäten Akzeptanz

Interventionen Bei Teilleistungsstörung: Antrag auf sonderpädagogisches Fördergutachten stellen „Vergünstigungen“ z.B. Zensurenbefreiung, Nachteilsausgleich LRS-Klasse - Privater Förderunterricht

Interventionen Bei Hochbegabung: schulisch Akzeleration (beschleunigtes Lernen): vorzeitige Einschulung Überspringen von Klassen Flexible Eingangsstufen, Teil – Unterricht in höheren Klassen

Interventionen Bei Hochbegabung: schulisch Enrichtment (vertieftes Lernen): Individualisierung Arbeitsgemeinschaften Wahl zusätzlicher Kurse Schülerwettbewerbe, Austauschprogramme, Kooperation von Schulen mit Universitätem

Interventionen Bei Hochbegabung: schulisch Mischformen aus Akzeleration und Enrichment: spezielle Klassen und Schulen Intensivkurse Altersgemischte Klassen Spezialschulen mit Hochbegabten-Klassen

Interventionen Bei Hochbegabung: Was ist pädagogisch hilfreich? Akzeptanz Wenig Wiederholung Klare Zielsetzung Kreativität fördern Anleitung zu selbstständiger Arbeitsweise

Vielen Dank Ihre Mitarbeit!!