Moral und Kapital – versagen die Manager?

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
© Anselm Dohle-Beltinger 2010
Advertisements

Einführung in die VWL.
Ethische Entscheidungsfindung – ethische Dilemmata
Düsseldorf, 20. März 2011.
D. ZAMANTILI NAYIR – 8. SEMESTER
Formale Grundlagen des Wissensmanagement 2c
Rotary International District 1830 Versammlung und PETS 2004 Werteverständnis Klaus Richter, Ass.Gov Versammlung und PETS 2004 Neckarwestheim.
Vorstellung des Faches SoBi
Vorlesung Gesamtbanksteuerung Operationelle Risiken
Projektumfeld Gesellschaftliche Strömungen Strukturen/ Gliederung
Subjekt und Moderne Vorlesung
Integrative Unternehmensethik nach Peter Ulrich – Teil 2
Integrative Unternehmensethik I
!! herzlich willkommen !! Unternehmensethik II Sommersemester 2006
Corporate Citizenship – Teil 1
Wirtschaftsethik als Ordnungsethik Karl Homann
Universität Stuttgart Institut für Kernenergetik und Energiesysteme LE 3.2- LM 8 - LO 9 Definitionen zu LM 8.
Max Weber (Fortsetzung)
9. Jan: Klassen und Schichten
Vorlesung: Einführung in die Soziologie – WS 2009/10 Prof. Dr
Vorlesung Geschichte der Volkswirtschaftslehre
IX. Christliche Sozialethik als Strukturenethik
Vorlesung: 1 Betriebssysteme 2008 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Mechatronik FHDW Vorlesung: Betriebssysteme Hochverfügbarkeit (Einführung) 2. Quartal.
Vortrag 11: Reengineering - Refactoring
Kontrollfragen zu Kapitel 1
Akteursanalyse im umweltpolitischen Kontext Dr
Sozialpolitik.
Entstehungsgeschichte des Kapitalismus
Nestor Workshop im Rahmen der GES 2007 Digitale Langzeitarchivierung und Grid: Gemeinsam sind wir stärker? Anforderungen von eScience und Grid-Technologie.
„Ethik und Religionen“ in der Primarschule - Elterninformation
Maßlosigkeit des Kapitals
Rebound-Effekte und Psychologische Handlungsmodelle
Zirkulationsformen W–G–W einfache Warenzirkulation G–W–G
Helmut Passing  Geboren 1951 im Rheinland,
Familienföderation e.V.
«Vorhang auf!» Einstieg in die Kapital-Lektüre mit PolyluxMarx
Was ist Natur? 1. Definition
9. REGIONALE SYSTEME VON INDIKATOREN:
Strukturelle Koppelung und die „Autonomie“ des Sozialen Wolfgang Zierhofer Impulsreferat zur Tagung: Umwelt als System – System als Umwelt? Systemtheorien.
Problemfelder menschlichen Handelns
Versuch einer Definition
Übersicht Ausgangslage
Prof. Dr. Dieter Grasedieck
Unternehmensmodell Modelle sind Abbildungen einer bestimmten Wirklichkeit und stellen komplexe Dinge vereinfacht dar.
HINTERGRUND DES SHAREHOLDER-/STAKEHOLDER-VALUE
Vorlesung: Geschichtskultur und historisches Lernen in historischer und theoretischer Perspektive Dr. Markus Bernhardt SS 2007.
Mátyás Gritsch Corvinus Universität Budapest, Wildom
1. Bedürfnisse Bedürfnisse sind Ausdruck eines subjektiv empfundenen Mangels, verbunden mit dem Wunsch, diesen Mangel zu beseitigen. Bedürfnisbefriedigung.
Das Umwelt- u. Energiethema verbindet ...
TÜV SÜD Akademie.
Soziale Verantwortung als Unternehmenskonzept
Prof. Dr. Andreas Suchanek Zu Wert und Unwert von Verhaltensregeln
Hauptziel Motive Werte Finanzierung & Gewinn Kunden & Preise
Grundkurs praktische Philosophie 21. November 2005 Angewandte Ethik Text: James Rachels, The End of Life. Euthanasia and Morality, Oxford University Press.
Von Unternehmen und Unternehmern
Wirtschafts- und Unternehmensethik
Werte – Normen - Erziehungsziele
Medizinische Ethik und Unternehmensethik
Heike Bergmeyer-Szuba
Ethnizität, Rassismus, Vorurteil, Diskriminierung
Bengin 1 © 2004 bengin.com Welten und Mensch bengin Wo wir mit unseren Lösungen ansetzen welten_und_mensch010 bengin Expanding classic mindset New 2015.
Die programmatische Entwicklung der SPÖ seit 1978.
Theorien der Organisationsentwicklung
Kann Politik ehrlich sein? D‘ Sunne schiint für alli Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
Regionalökonomie Hochschule Neubrandenburg WS 2015/2016 Dr. Rainer Land Thünen-Institut Bollewick Folien, Unterlagen, Materialien auf
Verwaltungslehre Ist Bürokratie eine unvermeidliche Begleiterscheinung des Kapitalismus?
Folie 1 Kulturelle Vielfalt: eine ethische Reflexion Peter Schaber (Universität Zürich)
- Uni Potsdam - WS09/10 - Leitbilder und Werte der Informationsgesellschaft – Linda Tschepe - 1 Ethik in der Informationsgesellschaft Linda.
Das EASTON-Schema Prof. Dr. Alexander Thumfart Politische Theorie
 Präsentation transkript:

Moral und Kapital – versagen die Manager? Dr. Alexander Klier Vortrag an der Kritischen Akademie Inzell am 24.11.2007

Der Begriff Moral Moral (v. lat.: moralis die Sitten betreffend; lat.:mos Sitte, Plural mores) = Normen, Werte und Grundsätze menschlichen Zusammenlebens Moral als personale Kategorie (Moral und Verantwortlichkeit des Handelns) Moral keine ökonomische Kategorie / geht nicht im Eigennutz auf

Moral und Ethos Ethos (griech. ἔθος Gewohnheit, Sitte, Brauch; ἤθος Charakter, Sinnesart) = gelebtes Wert und Normengefüge einer Person oder Gruppe Moralphilosophie = Ethik als Moralkritik Unternehmens- / Wirtschaftsethik = Wertvorstellungen, denen Unternehmen genügen sollen "Bindestrich Ethik" Legalität und Moralität (Legitimität)

Der Begriff Kapital Kapital (lat. caput der Kopf, bspw. Köpfe einer Viehherde zählen) = Einer der drei Produktionsfaktoren (Volkswirtschaft) Humankapital, Geldkapital, Sachkapital Marx: G - W ... P ... W' - G' (sich selbst verwertender Wert) Marktwirtschaft  Kapitalismus Kapital zunächst sachliche Kategorie keine Moralzuschreibung möglich

Über das Versagen Versagen = Nichterfüllung von Anforderungen (Technik) menschliches Versagen = Fehler beim Handeln Moralisches Versagen = Nichterfüllung der moralischen Anforderungen Zwei Komponenten: Moralische Anforderungen Erreichbarkeit durch menschliches Handeln

Der Begriff Manager Manager (engl. manage von it. maneggiare „an der Hand führen“, dies von lat. manus „Hand“) = angestellte Führungskraft in einer Institution Manager  Unternehmer Personalmanager, Projektmanager, mittleres Management etc. Manager vs. Eigentümer oder Kapitalist (Inhabergeführt, GbR oder Kapitalgesellschaft)

Moral und Kapital So gestellt ein "Scheinproblem", da nicht direkt aufeinander beziehbare Kategorien

Versagen die Manager? Managergehalt von 13,2 Mio. € jährlich bei Josef Ackermann Der goldene Handschlag von Herrn Grasso (140 Mio. US-$ - New Yorker Börse) Schmiergeldskandal bei Siemens (= 1,2 – 1,4 Mrd. € ökonomischer Schaden) Die Unternehmenspleite von Enron Offenlegungspflicht in den USA – steigende Managergehälter (Benz & Stutzer 2001)

Max Weber – Die protestantische Ethik „[...] wenn wir trotzdem für diejenige Gesinnung, welche berufsmäßig systematisch und rational legitimen Gewinn [...] erstrebt, hier provisorisch den Ausdruck ‚Geist des (modernen) Kapitalismus‘ gebrauchen, so geschieht dies aus dem historischen Grunde, weil jene Gesinnung in der modernen kapitalistischen Unternehmung ihre adäquateste Form, die kapitalistische Unternehmung andererseits in ihr die adäquateste geistige Triebkraft gefunden hat“. „Ihre volle ökonomische Wirkung entfalteten [...] jene mächtigen religiösen Bewegungen, deren Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung ja in erster Linie in ihren asketischen Erziehungswirkungen lag, regelmässig erst, nachdem [...] der Krampf des Suchens nach dem Gottesreich sich allmählich in nüchterne Berufstugend aufzulösen begann, die religiöse Wurzel langsam abstarb und utilitaristischer Diesseitigkeit Platz machte [...]“.

Karl Marx – Das Kapital (Band 1) "Die Personen existieren hier nur füreinander als Repräsentanten von Ware und daher als Warenbesitzer. Wir werden überhaupt im Fortgang der Entwicklung finden, daß die ökonomischen Charaktermasken der Personen nur die Personifikationen der ökonomischen Verhältnisse sind, als deren Träger sie sich gegenübertreten." "Als bewußter Träger dieser Bewegung wird der Geldbesitzer Kapitalist. Seine Person, oder vielmehr seine Tasche, ist der Ausgangspunkt und der Rückkehrpunkt des Geldes. Der objektive Inhalt jener Zirkulation - die Verwertung des Werts - ist sein subjektiver Zweck, und nur soweit wachsende Aneignung des abstrakten Reichtums das allein treibende Motiv seiner Operationen, funktioniert er als Kapitalist oder personifiziertes, mit Willen und Bewußtsein begabtes Kapital."

Menschen und Institutionen Moral und Kapital – versagen die Manager? So gestellt ein "Scheinproblem" Zweiter Versuch: Die zwei Seiten einer Medaille

Die Moralität ökonomischer Institutionen "The Business of Business is Business" Ethische Richtigkeitsvermutung von Markt, Wettbewerb und des Gewinnprinzips Unternehmen als kulturelle Institutionen der gesellschaftlichen Versorgung mit Gütern Probleme: Externe Effekte und Marktversagen Ökologische Frage (öffentliche Güter) "Soziale Blindheit" des Marktes Die Notwendigkeit der Rahmenbedingungen

Helfen Tugenden weiter? Eigenes moralisches Bewusstsein und ethisches Handeln Verhältnis persönliches Verhalten und betriebliche Strukturen Verhaltenskodizes und Transparenz (Öffentlichkeit) Die Rolle des "unparteiischen Dritten" Definition des Zieles Überhöhung des Gewinnstrebens vs. Lebensdienlichkeit der Wirtschaft Unternehmen als politische Institutionen Aber auch: Die Rolle der Konsumenten

Alles eine Frage der Ehre? Moral und Kapital – versagen die Manager? So gestellt ein "Scheinproblem" Zweiter Versuch: Die zwei Seiten einer Medaille Menschen und Institutionen Tugenden und die Möglichkeiten ihres Vollzugs

Vom Qualitätsmanagement ....

...zur politischen Unternehmung Stakeholder Value vs. Shareholder Value Stakeholder Value = Unternehmen als quasi öffentliche Institutionen, die u.a. auch soziale und politische Verantwortung tragen Relativierung der Rolle der Anteilseigner Ziel: Nachhaltiges, sinnvolles Überleben  des Unternehmens

Unternehmen als quasi-öffentliche Institutionen Moral und Kapital – versagen die Manager? So gestellt ein "Scheinproblem" Zweiter Versuch: Die zwei Seiten einer Medaille Menschen und Institutionen Tugenden und die Möglichkeiten ihres Vollzugs Der Stakeholder Ansatz als politisches Modell

Literatur Benz, M. & Stutzer, A. (2001): Was erklärt die steigenden Managerlöhne? Working Paper Nr. 81 des Instituts für Empirische Wirtschaftsforschung der Universität Zürich Ulrich, P. (32001): Integrative Wirtschaftsethik Ulrich, P. & Streiff, St. (2003): Der unternehmensethisch kompetente Aufsichts- und Verwaltungsrat IGM & FES (2001): Weltweit gegen Sozialdumping – Für Verhaltenskodizes