Diagnostik & Therapie des Schwindels

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 Präsentation transkript:

Diagnostik & Therapie des Schwindels Dominik Straumann Neurologische Klinik & Poliklinik Universitätsspital Zürich

Auswahl Auswahl Spezifische vestibuläre Symptome bestimmen die Auswahl von spezifischen vestibulären Tests.

“obligatorische” klinische Tests ABER… ... gewisse klinische vestibuläre Tests sollten bei jedem Patienten durchgeführt werden, weil nicht selten die Anamnese in die Irre leiten kann. “obligatorische” klinische Tests

Häufigste Diagnosen* benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel unklarer Schwindel multisensorischer Schwindel einseit. vestibuläre Unterfunktion bds. vestibuläre Unterfunktion > 65 Jahre alt < 65 Jahre alt zentrale Vestibulopathie vestibuläre Migräne Innere Medizin psycho-physiologischer Schwindel okulärer Schwindel 0.0 5.0 10.0 15.0 20.0 25.0 30.0 35.0 40.0 45.0 50.0 *Interdisziplinäres Zentrum für Schwindel & Gleichgewichtsstörungen, USZ (2004-2005) %

Vestibuläre Tests klinische Tests apparative Tests “obligatorische” Tests ausgewählte Tests (je nach Anamnese) apparative Tests “Batterie”-Tests ausgewählte Tests (je nach Klinik)

“Obligatorische” klinische Tests Normalgang? Romberg-Test Spontannystagmus? Kopfimpulstest Lagerungsmanöver

Spontannystagmus Kopfimpulstest Lagerungsmanöver vestibuläres Labyrinth visuelles System Propriozeption (Druck, Gelenke) Orientierungs- sinn motorisches System Körperbalance Navigation Blickstabilisierung Romberg-Test Gang Gang Spontannystagmus Kopfimpulstest Lagerungsmanöver

Romberg*-Test visuelles System Propriozeption Labyrinth Cerebellum *Moritz Heinrich Romberg 1795-1873

Romberg & Blindgang Video

Walk-rotate-walk Video

horizontaler Bogengang Vestibulo- okulärer Reflex Kopfdrehung horizontaler Bogengang Augenmuskel Ncl. VI Ncl. VIII Ncl. III

Vestibulo-Okulärer Reflex (VOR)

Normaler Kopfimpulstest* *Halmagyi G.M., Curthoys I.S (1988) Archives of Neurology

Normaler Kopfimpulstest Video

Linksseitiges vestibuläres Defizit Korrektursakkade

Pathologischer Kopfimpulstest Video

Testen Sie Ihre klinische Fähigkeit bei der Beurteilung des Kopfimpulstests! http://web.unispital.ch/neurologie/hit

Horizontaler Spontannystagmus 1 0.5 horizontale Augen- position [°] -0.5 -1 1 2 3 4 5 Zeit [s]

Horizontaler Spontannystagmus Video

Downbeat-Nystagmus Video

Spontannystagmus horizontal vertikal peripher > zentral immer zentral

Lagerungsmanöver Hallpike-Manöver auf beide Seiten 90-Grad-Barbecue-Manöver auf beide Seiten Hallpike-Manöver auf beide Seiten wiederholen

Lagerungsmanöver Video

Posteriore Canalolithiasis Video

Horizontale Canalolithiasis Video

Atypische horizontale Canalolithiasis Video

Canalolithiasis

Cupulolithiasis

Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel: Häufigkeit 50% idiopathisch 17% posttraumatisch 15% nach vestibulärer Neuritis Baloh et al. 1987

Commotio / Contusio labyrinthi direkte Loslösung Trauma Zell-Degeneration

hinterer Bogengang lateraler Bogengang Lagerungs-manöver Hallpike Barbecue Epley modifiziert Befreiungs-manöver GUFONI

Epley-Manöver David Solomon

Epley-Manöver Video

http://www.charite.de/ch/neuro/vertigo.html

Gufoni Manöver Video

Behandlung der lateralen Bogengangsvariante 2 minutes Gufoni-Mastrosimone 1999

Gufoni-Manöver immer zur Seite mit dem geringeren horizontalen Lagerungsnystagmus gesunde Seite in der geotropen Variante betroffene Seite in der apogeotropen Variante in der folgenden Nacht auf dem gesunden Ohr liegen

Bemerkungen zu den Canalolith-Repositionsmanövern (1) „Mobilisation“ der Canalolithen mit Klopfen oder Vibration Unmittelbar nach der Reposition verspüren viele Patienten einen Zug in Richtung des betroffenen Labyrinths (Canalolithen auf dem Utriculus?). Therapie-Kontrolle: nochmaliges Hallpike-Manöver ev. mit weiterem Epley-Manöver Leichte Gleichgewichtsstörungen während der ersten drei Tage sind üblich.

Bemerkungen zu den Canalolith-Repositionsmanövern (2) Der Patient soll danach während drei Tagen Erschütterungen (Joggen, Sprünge) und Kopftieflage (Zahnärzte!) vermeiden. Nach drei Tagen telefonische Rückmeldung nach vorgängigem selbstständigem Hallpike-Manöver Ev. Wiederholung des Manövers bei Persistenz des Lagerungsschwindels Therapieerfolge nach Epley-Manöver: 90%; nach Gufoni: ca. 90%

ausgewählte klinische Tests 1/2 Kopfschüttelnystagmus vermutete vestibuläre Asymmetrie ohne sichtbaren Spontannystagmus Vibrationsnystagmus Variante des Kopfschüttelnystagmus (ohne HWS-Belastung) Valsalva-induzierter Nystagmus vermutete Perilymph-Fistel oder knöcherne Dehiszenz des vorderen Bogengangs Nystagmus bei Tragus-Druck vermutete Perilymph-Fistel Nystagmus bei Hyperventilation vermutete Affektion des vestibulären Nerven

Kopfschüttelnystagmus Video

intensiver Kopfschüttelnystagmus Video

Vibrationsnystagmus Video

ausgewählte klinische Tests 2/2 Visus während Kopfoszillation vermutete bilaterale vestibuläre Unterfunktion Unterberger / Fukuda stepping test keine sichere Abweichung beim Blindgang okulomotorische Tests vermutete Hirnstamm- oder Kleinhirnläsion binokuläre Augenposition (Strabismus, skew, ocular tilt reaction?) Sakkaden Folgebewegungen Konvergenz

Okulomotorische Tests Video

Apparative Tests „Batterie“-Test ausgewählte Tests MRI Kalorik ausser bei klarem BPPV Kalorik Screening für vestibuläre Asymmetrie Audiogramm Screening für kochleäre Beteiligung vestibulär evozierte myogene Potentiale (VEMPs) Screening für knöcherne Dehiszenz des vorderen Bogengangs (tiefe Schwelle) ausgewählte Tests Kopfimpulstest mit Magnetspule Quantifizierung der Bogengangsfunktionen Drehstuhl Messung einer wichtigen zentralen vestibulären Funktion (sog. velocity storage) Fundusphotographie vermutete Hirnstammläsion subjektive visuelle Vertikale vermutete utrikuläre oder Hirnstamm-Läsion high-resolution CT der Bogengänge vermutete knöcherne Dehiszenz des vorderen Bogengangs

Kopfimpulstest mit Magnetokulographie Video