Moderne Methoden der optimalen Planung und Entscheidung unter Risiko

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
IT-Projektmanagement
Advertisements

Markus Zimmermann T-Systems Solutions for Research GmbH
Eine Grundlage zum Unternehmenserfolg? Master-Thesis
T. Krebs, Eidg. FA Organisator
Risiko-Management im Projekt
Deutsches Forschungsnetz. Zentren für Kommunikation und Informationstechnik in Lehre und Forschung Herbsttagung Technische Universität Ilmenau 12. September.
Partner aus dem Land Brandenburg
Controlling, Analyse und Verbesserung (Teil 2)
Vorlesung Gesamtbanksteuerung Operationelle Risiken
Projektumfeld Gesellschaftliche Strömungen Strukturen/ Gliederung
Entscheidungsfähigkeit
Schwachstellenanalyse in Netzen
Strategisches Controlling
Risiken und Chancen Risiko Beurteilung: Dazu gehört die Identifikationen von Risiken, ihre Analyse und das Ordnen nach Prioritäten. Risiko Kontrolle: Dazu.
Prozessmodelle als Teil des Management-Prozesses
Es gibt viele Arten von Risiken
GRUNDBEGRIFFE UND GRUNDPERSPEKTIVEN INTERNATIONALER BEZIEHUNGEN
1 Empowerment der EP KIT im Mainstreaming-Prozess Gabriele Marchl 1 Ziele setzen & Strategie entwickeln 2 Prozess planen & gestalten 3 Zielpublikum ermitteln.
Software Risk Evaluation Method (SRE)
2050 Perspektiven der EU Energiepolitik
Einführung von Groupware
Workshop: Qualifizierung für Groupware 7. September 1999 Dortmund Herzlich willkommen zum.
www.gdi-sachsen.de1 Unterstützung der Entwicklung einer Geodateninfrastruktur im Freistaat Sachsen Inhaltliche Ziele des GDI-Sachsen e.V. Beschlossen.
VL Trainingswissenschaft 2
Neues BMBF-Fachprogramm
Risikoszenarien – eine Auseinandersetzung
Simulation komplexer technischer Anlagen
Software Engineering SS 2009
ProExcellence - Module
Versicherung / Restrisiko
Joint Programming Zwischenstand 19. November 2013 BMWF Martin SCHMID BMWF, EU-Forschungspolitik.
Kompaktlabor 2004 von Matthias Weiland
Thats IT!. Titelmasterformat durch Klicken bearbeiten Über uns Mit uns bekommen Sie: Beratung – Doing - Betreuung langjährige Erfahrung umfassende Beratung.
ZEvA Expert ein neuer Beratungsansatz für Hochschulen
Planungsinstrumente II
EBAV® (Experience Based Asset Valuation)
Bundesministerium für Landesverteidigung Federal Ministry of Defence Ministère Fédéral de la Défense Military Policy Division/EU06
- 1 Förderprogramm eTEN Call Mai bis 10. September 2003.
1 Hugo Straumann, CT-SSM 17. Juni 2002 Security Risk Radar Hugo Straumann Methode Pilot Positionierung.
2.2 Die Gefährdung des Sozial-Kapitals – Der Terrorismus
SOZIALWISSENSCHAFT FÜR DIE STADTENTWICKLUNG IN DER WISSENSGESELLSCHAFT Josef Hochgerner Zentrum für Soziale Innovation Beitrag zum Fachsymposium stadt:forschung:politik,
GK/LK Sozialwissenschaften
Abschluss und Ausblick Herbert Tichy Geschäftsleiter der KBOB
Anmerkungen zur Finanzierung von staatlichen Alterssicherungssystemen
Zagorski, Vertiefungsseminar: Europäische Sicherheit Der Wandel der sicherheitspolitischen Landschaft.
Bau- und Raumplanung Aktueller Gesetzesrahmen (1)
IT Kosten Reduzierung und effizientere Dienstleistungen Wir optimieren Strukturen und Prozesse und reduzieren dabei Ihre IT Kosten Ihr OPTICONSULT International.
Von umfassender zu nachhaltiger Sicherheit?
Sicherheit und Havariebekämpfung im Ostseeraum
EUROPEAN SECURITY CONFERENCE INNSBRUCK, Vorausschauend agieren – richtig reagieren Zivile Sicherheit und Krisenkommunikation Dr. Siegfried Walch.
Lehrplan Technik GOSt.
Advocacy Coalitions Carina Greil und Alena Lauchs.
Ganzheitliche Unternehmensführung als Basis nachhaltiger Wertsteigerung © all rights reserved.
Wertschwankungsreserve als Risikomanagement-Element Dr. Christian Fitze IZS, BVG-Apéro im Käfigturm Bern, 1. Mai 2006.
REGIERUNGSPRÄSIDIUM KARLSRUHE
Der ‚gläserne Mensch‘ und der vorsorgliche Staat Zum Verhältnis von Privatheit und Sicherheit in der Informationsgesellschaft Dipl. Pol. Ralf Bendrath.
IPERKA 6 Schritt- Methode
SE: Sicherheitspolitik nach dem Ost-West-Konflikt
Tutorium Inhalte heute  Organisatorisches  Einführung in postmoderne Ansätze in den Internationalen Beziehungen.
Müller Christoph1 Projektmanagement und MS Project Pädagogisches Institut.
Direktion C – Legislativtätigkeit Referat "Politikbewertung" EWSA-Bewertung der EU-Politik – Einführung (Entwurf)
Einführung Public Health Vbg1 19. September 2008 Einführung - Ziele und Inhalte Horst Noack Arbeitsgruppe Public Health Institut für Sozialmedizin und.
Wallonische landwirtschaftliche Forschungszentrale Wallonische landwirtschaftliche Forschungszentrale Aufgabenstellungen Durchführung.
Risikomanagement in Projekten
1 Eckpfeiler deutscher Sicherheitspolitik - Folgerungen für heutiges Handeln.
GK/LK Sozialwissenschaften Informationen Klasse 9 1. Februar 2016.
1 Die Niederlande: Organisation der PPP- Initiative Internationales Symposium “PPP - ein Modell für Nordrhein-Westfalen” Düsseldorf, 26. Oktober 2001 Jean-Paul.
5-1 Informations- und Kommunikationssystemarchitektur Sicherheitsarchitektur IT-Sicherheit, Informationssicherheit ISO-Standards
1 Seminar - Koordination des Managements der tschechischen und österreichischen Einsatzkräfte bei der Lösung der außerordentlichen Ereignisse - Methodik,
Prediktive Maintenance Daten, Erfahrungen, Analysen, Prognosen
 Präsentation transkript:

Moderne Methoden der optimalen Planung und Entscheidung unter Risiko II. Europäischer Sicherheits-Congress Innsbruck 29. September - 1. Oktober 2006 ________________________________________________ Moderne Methoden der optimalen Planung und Entscheidung unter Risiko Der Beitrag der Forschung zum Sicherheitsmanagement kritischer Infrastrukturen Gebhard Geiger Stiftung Wissenschaft und Politik Berlin Technische Universität München Fakultät für Wirtschaftswissenschaften

Sicherheitspolitisches Aufgabenfeld ● Zivile und militärische Sicherheit (ESVP) ● Schutz kritischer Infrastrukturen*) Störfallsicherheit („safety“) technisches und menschliches Versagen, Naturkatastrophen Bedrohungssicherheit („security“) Terrorismus, militärische Konflikte, internationale Kriminalität ● Sicherheitsmanagement (EU-FP7) Schadensvorsorge (Maßnahme-) Planung (Einsatz-) Entscheidung im Krisen-/Konfliktfall Schadensfall- (Katastrophen-) management i. e. S. Schadensausgleich und Wiederherstellung ___________________________________________________ *) elementare öffentliche Dienstleistungen der Versorgung, Kommunikation und Information, des Verkehrs, der medizinischen und technischen Notfallhilfe, Regierung und Verwaltung, …

Wissenschaftlich-methodische Aufgaben des Sicherheitsmanagements (Auswahl) ● Quantitative Methoden als Planungsgrundlagen Wirksamkeit und Kosteneffizienz des Sicherheitsmanagements Festlegung und internationale Harmonisierung quantitativer Sicherheitsstandards Kriterien der Risikobereitschaft (Risikoakzeptanz, Restrisiken) ● Vergleichende Sicherheitsforschung zu Managementzwecken Finanzieller, technischer und organisatorischer Aufwand für Schutzmaßnahmen Vergleich von und Güterabwägung zwischen monetären und nichtmonetären Nutzenpotentialen von Sicherheits- maßnahmen ● Modellbildung, (rechnergestützte) Simulation, Szenarien- technik als Planungsgrundlage, Systemanalyse

Beispiel I: Methodische Aufgaben der terroristischen Bedrohungsabwehr und Katastrophenvorsorge im Angriffsfall  Planung und  Organisation von Vorsorge- und Abwehrmaßnahmen  (bedingte) Prognosen von Schadensereignissen (Folgen terroristischer Angriffe)  qualitative und quantitative Einschätzung von Bedrohungspotentialen  Abschätzung der Häufigkeit / Wahrscheinlichkeit / Erfolgschancen terroristischer Zwischenfälle??  Analyse der Verwundbarkeit kritischer Infrastrukturen des Staates und der Gesellschaft  ...

... und typische Lösungsprobleme  Planen und Handeln unter den Bedingungen der Ungewißheit (Risikoproblematik) knapper Ressourcen zeitlicher Veränderungen unvollständiger Sicherheit (100% Sicherheit gibt es nicht)  Komplexität der zu schützenden gesellschaftlichen Lebensbereiche Schadensfolgen terroristischer Angriffe i. a. mehrdimenional (akute Todesfälle, Gesundheitsfolgen der betroffenen Bevölkerung, wirtschaftliche Schäden, Umweltschäden; akute Schäden, Spätfolgen, ...) wechselseitige Abhängigkeit kritischer Infrastrukturen  Bewältigung („Management“) von Bedrohungsrisiken im Gegensatz zu Störfallrisiken Störfallrisiken = „Zufallsspiele“ („gambles“, „probabilistic games“) mehr oder weniger häufige/wahrscheinliche Schäden durch technisches oder menschliches Versagen bzw. Naturereignisse Bedrohungsrisiken = „strategische Spiele“ („strategic games“) Schäden durch absichtliches, planmäßiges menschliches Handeln (Krieg, terroristische Angriffe, organisierte Kriminalität) Hinweise auf Grenzen der rein statistischen Risikobewertungsansätze: Bewertung von Einzelfallrisiken problematisch Bewertung von „nichterwarteten Risiken“ problematisch Weitere ...

Beispiel II: „What-if“-Szenarien und vergleichende Sicherheitsforschung Die Eintrittswahrscheinlichkeit von sicherheitsrelevanten Zwischenfällen (Internetangriffen, Terrorattacken, ...) nicht sinnvoll zu bestimmen Vergleichender Ansatz mittels „What-if“-Szenarien  z. B. Bestimmung der Kosteneffizienz des Risikovorsorge __________________________________________________________ „What-if“-Szenario: Angriffswahrscheinlichkeit = 1   System 1 mit RMS System 2 ohne RMS wahrscheinliche Folgen wahrscheinliche Folgen des Angriffs des Angriffs niedrig hoch

Beispiel III: Szenarien als Instrumente der Maßnahmeplanung und der (Einsatz-)Entscheidung im Krisenfall A. Szenarien  Planspiele, hypothetische Ereignis- (Handlungs-)abläufe  realistisch, aber nicht notwendig wahrscheinlich  dienen zur Simulation möglicher Ereignisse und Prozesse  bedingte Prognosen der Folgen („Was-wenn“-Fragen)  Folgen können deterministisch oder probabilistisch sein Können Erkenntnisse vermitteln in Fällen, in denen - (noch) keine Erfahrungen vorliegen - experimentelle Erfahrungen praktisch unmöglich sind - über die wenn-Annahmen keine Wahrscheinlichkeitsschätzungen vorliegen - beziehungsweise solche Schätzungen nicht sinnvoll sind

B. Szenarien als Planungsinstrumente  Dienen der Gewinnung (begrenzter, aber wesentlicher/grundlegender Erkenntnisse über Bedrohungen / Angriffe / Ereignisabläufe / Folgen  Dienen zur Maßnahmeplanung und Managemententscheidung (unter Risiko)  Erfassen den gesamten Spielraum möglicher Ereignisse (Variabilität der Umstände und Bedingungen)  Kombination mit Ansätzen/Methoden der Systemforschung Risikoforschung Statistik/Wahrscheinlichkeitstheorie (Computer-) Simulation von Schadensereignissen unter Knappheitsbedingungen (Zeit, Geld, Personal, ...)

C. Standard-Bezugsszenarien („Design Basis Threat (DBT) Scenarios“)  Festlegung einer hypothetischen Bedrohungslage als Bezugsszenario für Entwurf und Planung des Sicherheitsmanagements (Standard- Bezugsszenario, „Design Basis Threat“ der Internationalen Atomenergiebehörde, 1999)  methodische Standards für das Management von Sicherheitsbedrohungen  Spezifikation der Toleranzgrenze für Restrisiken = Schadensobergrenze, bis zu der Sicherheitsrisiken/Maßnahmen erfaßt werden  „aufgeklärtes“ Risikomanagement durch systematische Analyse, Kritik und Bewertung der Risiken des Standard-Bezugsszenarios  angemessenes komplexes, mehrdimensionales Modell möglicher Bedrohungen  Sicherheitsmanagement nach Standard-Bezugsrisiko ist wirkungs- orientiert (performance-based anstatt rule-based)

E. Anwendungen solcher Standard-Bezugsszenarien Bewertung möglicher Sicherheitszwischenfälle und ihrer Schadenspotentiale in Bezug auf den Standard („Eichung“ der Risikoskala) Bewertung von Sicherheitsmaßnahmen/-strategien mittels vergleichenden Methode der „What-if“-Szenarien („Tauglichkeitsprüfung“ für Standard-Szenarien) Abschätzung von Restrisiken bei gegebenem Standard-Szenario (versteckte Katastrophenpotentiale?) Fortentwicklung und Anpassung von Standard-Bezugsszenarien an neue Bedrohungsarten Beispiel: Revision der DBTs der nuklearen Anlagen weltweit nach dem 11. September 2001) Schulung, Ausbildung, Kriseneinsatzübungen weitere ...

Ausblick  Sicherheitsmanagement als wissenschaftliche Disziplin (angewandte Forschung) und als politische Aufgabe  Operations research !!  EU FP7 ??