Intelligenz und Intelligenzdiagnostik

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Intelligenz und Intelligenzdiagnostik Ein Beitrag von Maike Memenga und Ulrike Grobe

1. Grundlagen der Diagnostik I Was ist Diagnostik ? „Psychologische Diagnostik ist der Einsatz festgelegter Testverfahren zur Bewertung der Fähigkeiten, Verhaltensweisen und Persönlichkeitseigenschaften von Personen. Psychologische Diagnostik wird oft als die Messung interindividueller Unterschiede bezeichnet, weil die meisten Beurteilungen angeben, inwieweit sich eine Person im Bezug auf bestimmte Dimensionen von anderen Personen unterscheidet oder ihnen gleicht.“

1. Grundlagen der Diagnostik II Grundeigenschaften formaler Diagnostik Drei Eigenschaften, denen ein Verfahren oder Diagnoseinstrument der formalen Diagnostik genügen muss (nach Zimbardo): 1. Reliabilität: Das Ausmaß, in dem ein Test bei jeder Anwendung ähnliche Ergebnisse liefert; Korrelationskoeffizient +1 Idealwert, vollständig reliabler Test, Korrelationskoeffizient 0: es besteht kein Zusammenhang zwischen den Messergebnissen; einfache Möglichkeiten, um die Reliabilität eines Tests zu ermitteln: Testwiederholung, Bestimmung der Retest-Reliabilität: Ein Maß der Korrelation zwischen den Ergebnissen derselben Personen in ein und demselben Test, der zu unterschiedlichen Zeiten vorgelegt wird; Einsatz von Parallelformen (unterschiedliche Testversionen)

1. Grundlagen der Diagnostik III Grundeigenschaften formaler Diagnostik 2. Validität: Das Ausmaß (Grad der Genauigkeit), indem ein Test misst, was er zu messen vorgibt; Validität spiegelt die Fähigkeit eines Tests wider, korrekte und genaue Vorhersagen über Verhaltensweisen und Leitungsresultate zu treffen, die in Beziehung zum Testzweck stehen. Kriteriumsvalidität: die Testergebnisse einer Person werden mit ihrem Abschneiden bei einer anderen Vergleichsgröße oder einem Kriterium, dass mit dem testrelevanten Merkmal in Beziehung steht, verglichen. Wichtig ist die Frage: „Für welchen (genauen) Zweck ist ein Test valide?“ Die Bedingungen, unter denen ein Test valide ist, können sehr spezifisch sein.

1. Grundlagen der Diagnostik IV Grundeigenschaften formaler Diagnostik Validität wird durch die Korrelation des Tests mit etwas Externem (anderer Test, Verhaltenskriterium, Beurteilung durch Beobachter) gemessen, im Gegensatz zur Reliabilität, die anhand der Korrelation des Tests mit sich selbst gemessen wird (durch Vorgabe des Tests zu unterschiedlichen Zeitpunkten oder mit unterschiedlichen Items) Ein nicht reliabler Test ist gewöhnlich auch nicht valide, weil mit seiner Hilfe keine Vorhersagen getroffen werden können Ein hochreliabler Test kann ebenso nicht valide sein. Geeignete Tests sind sowohl reliabel als auch valide.

1. Grundlagen der Diagnostik V Grundeigenschaften formaler Diagnostik 3. Normen und Standardisierung Normen: Standards, die auf Messungen an großen Gruppen von Personen beruhen; sie werden verwendet, um die Testergebnisse eines Individuums mit denen anderer Personen zu vergleichen, die derselben Gruppe angehören. Normen stellen den Bezugsrahmen für die Interpretation der unterschiedlichen Testergebnisse dar. Standardisierung: Ein Testinstrument (Test, Interview, Experiment) wird in gleicher Weise und unter denselben Bedingungen bei allen Personen angewendet.

2. Intelligenzdiagnostik I Es gibt keine einheitliche Definition von Intelligenz Intelligenz ist die zusammengesetzte und globale Fähigkeit des Individuums, zweckvoll zu handeln, vernünftig zu denken und sich mit seiner Umwelt wirkungsvoll auseinanderzusetzen (Wechsler) Intelligenz ist die Fähigkeit sich in neuen Situationen auf Grund von Einsichten zurecht zu finden oder Aufgaben mit Hilfe des Denkens zu lösen, ohne dass hierfür Erfahrung, sondern vielmehr die Erfassung von Beziehungen das Wesentliche ist (Häcker, 1994) Intelligenz ist die allgemeine Fähigkeit eines Individuums, sein Denken bewusst auf neue Forderungen einzustellen, sie ist allgemeine geistige Anpassungsfähigkeit an neue Aufgaben und Bedingungen des Lebens (Stern,1912) Intelligenz ist die Fähigkeit, gut urteilen, verstehen und denken zu können (Binet und Simon)

2. Intelligenzdiagnostik II Was ist Intelligenz ? Definition einer Gruppe von 52 Forschern Intelligenz ist eine sehr allgemeine geistige Fähigkeit, die unter anderem die Fähigkeiten zum schlussfolgernden Denken zum Planen zum Problemlösen zum abstrakten Denken zum Versehen komplexer Ideen zum raschen Auffassen und zum Lernen aus Erfahrung einschließt.

2. Intelligenzdiagnostik III Die Entwicklung der Intelligenzmessung Alfred Binet (1857-1911), franz. Pädagoge und Psychologe, gilt als Begründer der Psychometrie. Binet sollte im Auftrag des Französischen Erziehungsministeriums einen objektiven Test zur Früherkennung lernschwacher Kinder entwickeln, nach dem entschieden werden sollte, wer die Sonderschule besuchen sollte. Er entwickelte daraufhin 1905 mit dem Arzt T. Simon einen Test (Binet-Simon-Test), um die geistigen Fähigkeiten eines Kindes messen und quantifizieren zu können. Der Binet-Simon-Test, der erste moderne Intelligenztest, enthält für 3- bis 15-jährige altersspezifische Intelligenzaufgaben zur Bestimmung des Intelligenzalters.

2. Intelligenzdiagnostik IV Die Entwicklung der Intelligenzmessung Lewis Terman (1877-1956), Psychologe USA, entwickelte 1916 Binets Test zum Stanford-Binet-Test weiter. Unter Bezugnahme auf W. Stern 1912 wurde Binets Vergleich zwischen Lebensalter und Intelligenzalter durch die Verwendung des Intelligenzquotienten ersetzt, der als Verhältnis des Intelligenzalters zum Lebensalter definiert wird: IQ = Intelligenzalter / Lebensalter X 100 Stanford-Binet-Test wurde zum Standartinstrument in der klinischen Psychologie, Psychiatrie und Schulberatung. Neuauflagen: 1937, 1960, 1972, 1986

2. Intelligenzdiagnostik VI Die Entwicklung der Intelligenzmessung David Wechsler (1896-1981) Psychologe, New York, wollte bei der Intelligenzmessung Erwachsener die Abhängigkeit von verbalen Items verringern; er veröffentlichte 1939 die Wechsler-Bellvue-Intelligenzskala, verbale Untertests wurden mit nicht-verbalen, handlungsbezogenen Untertests kombiniert 1955 wurde der Test umbenannt in Wechsler Adult Intelligence Scale (WAIS); Revision 1981 (WAIS-R) deutsche Fassung: Hamburg-Wechsler-Intelligenz-Test für Erwachsene (HAWIE); Revision 1991 (HAWIE-R)

3. Intelligenztheorien I Psychometrische Intelligenztheorien Psychometrie ist das Gebiet der Psychologie, dass sich mit der Messung geistiger Fähigkeiten beschäftigt. Darin eingeschlossen sind die Persönlichkeitsdiagnostik, Intelligenzdiagnostik und Eignungsprüfungen. Psychometrische Intelligenztheorien untersuchen statistische Beziehungen zwischen den verschiedenen Maßen geistiger Fähigkeiten. Auf der Basis dieser Beziehungen werden dann Schlussfolgerungen über die Beschaffenheit der Intelligenz getroffen, Technik hierbei ist häufig das statistische Verfahren der Faktorenanalyse, erstmalig angewandt vom Psychologen Charles Spearman.

3. Intelligenztheorien II Psychometrische Intelligenztheorien Charles Spearman (London 1863-1945) führte, angeregt durch Francis Galton, viele statistische Methoden in die Psychologie ein. Spearman entwickelte 1927 die Zwei-Faktoren-Theorie der Intelligenz. Er fand heraus, dass die Leistungen von Personen in je verschiedenen Intelligenztests hoch miteinander korrelierten und zog daraus den Schluss, dass es: 1. einen allgemeinen Intelligenzfaktor gibt, den g-Faktor, der allen Intelligenzleistungen zugrunde liegt. 2. Mit jedem einzelnen Bereich sind außerdem spezielle Faktoren verbinden. Diese bezeichnete er als s-Faktoren.

3. Intelligenztheorien III Psychometrische Intelligenztheorien Raymond Cattell (1905-1998, Schüler Spearmans) begründet 1963 die zwei Komponententheorie der Intelligenz. Er unterteilt unter Verwendung fortschrittlicherer Faktorenanalytischer Techniken die allgemeine Intelligenz in: 1. Kristaline Intelligenz: umfasst das erworbene Wissen einer Person und die Fähigkeit, dieses Wissen abzurufen; wird gemessen durch Wortschatztests, Rechentests, Allgemeinwissentests 2. Fluide Intelligenz: Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu erkennen und Probleme zu lösen und Schlussfolgerungen zu ziehen; wird mit Matritzenaufgaben und räumlichen Anordnungen bemessen

3. Intelligenztheorien IV Psychometrische Intelligenztheorien J.P. Guilford (1897-1987) benutzte die Faktorenanalyse zur Untersuchung der Anforderungen vieler Aufgaben, die in Bezug zur Intelligenz stehen. Sein Intelligenzstrukturmodell umfasst drei Aufgaben von Intelligenz: 1. Inhalt (oder Art der ausgeführten Information) 2. Produkt (oder Form, in der die Information repräsentiert wird) 3. Operation (oder Art der ausgeführten Aktivität) Guilfords Arbeiten haben dazu geführt, dass viele Psychologen ihr Verständnis des Intelligenzbegriffs erweitert haben.

Guilfords Intelligenzstrukturmodell

3. Intelligenztheorien V Sternbergs triarchische Intelligenztheorien Robert Sternberg (*1949 USA) entwickelte die triachische Intelligenztheorie Kognitionspsychologischer Hintergrund Annahme: Intelligenz kann nicht unabhängig von Umgebungsbedingungen verstanden werden Dynamisches Konzept der Intelligenz es werden vorwiegend mentale Prozesse und deren Prozesskomponenten betrachtet

3. IntelligenztheorienVI Sternbergs triarchische Intelligenztheorien Interner Intelligenzaspekt Erfahrungsaspekt der Intelligenz Externer Intelligenzaspekt Metakomponenten Performanz-Komponenten Wissenserwerbskomponenten Beschäftigt sich mit der Fähigkeit, neuartige Probleme zu lösen und die dazu notwendige Informations-verarbeitung zu automatisieren. Beschäftigt sich mit der praktischen Anwendung der Metakomponenten, der Performanz-und der Wissenserwerbskomponenten im Umfeld einer Person

3. Intelligenztheorien VII Gardners multiple Intelligenzen Howard Gardner (*1943 USA) identifizierte 1983 acht Intelligenzen, die einen ganzen Bereich menschlicher Erfahrung abdecken: Logisch-mathematisch Linguistisch Naturalistisch Musikalisch Räumlich Kinästhetisch Interpersonal Intrapersonal Gardners Intelligenztheorie verlangt, dass der Einzelne in einer Vielzahl von Situationen beobachtet und beurteilt wird und nicht nur anhand von Paper-and-Pencil-Tests

3. Intelligenztheorien VIII Emotionale Intelligenz In den letzten Jahren haben Forscher begonnen die emotionale Intelligenz zu erforschen. Sie ist verwandt mit der inter- und intrapersonalen Intelligenz von Gardner. Sie umfasst die Fähigkeiten, Emotionen genau und angemessen wahrzunehmen, einzuschätzen und auszudrücken. Emotionen zur Unterstützung von Denkvorgängen einzusetzen. Emotionen zu verstehen, zu analysieren und emotionales Wissen effektiv einzusetzen. Die eigenen Emotionen zu regulieren um emotionales sowie intellektuelles Wachstum zu fördern.

4. Intelligenz als Politikum I Gruppenvergleiche Beinahe von Anfang an wurden Intelligenztests benutzt, um negative Behauptungen über ethnische Gruppen aufzustellen. Forscher haben die niedrigen Werte einiger ethnischer und kultureller Gruppen auf genetische Minderwertigkeit zurückgeführt. Benachteiligungen durch die Umwelt und die Bedrohung durch Stereotype erklären die niedrigeren Werte bestimmter Gruppen „Ihre Blödheit scheint rassisch bedingt… Es scheint gegenwärtig keine Möglichkeit zu geben, die Gesellschaft davon zu überzeugen, dass ihnen die Fortpflanzung nicht erlaubt werden sollte, obwohl sie aufgrund ihrer ungewöhnlich fruchtbaren Vermehrung vom eugenischen Standpunkt ein schwer- wiegendes Problem darstellen.“ (Terman 1916)

4. Intelligenz als Politikum II Intelligenz und Vererbung In welchem Ausmaß ist Intelligenz genetisch bedingt? Forscher müssen die Einflüsse gemeinsamer Gene und gemeinsamer Umgebungen voneinander trennen. Eine Methode hierzu ist der Vergleich zwischen eineiigen und zweieiigen Zwillingen. So zeigen beispielsweise eineiige Zwillinge höhere Korrelationen zwischen ihren IQ-Werten als zweieiige Zwillinge, was den Einfluss der Gene belegt. Zugleich zeigen aber beide Arten von Zwillingen höhere Korrelationen, wenn sie zusammen aufwuchsen, was den Einfluss der Umwelt belegt.

4. Intelligenz als Politikum III Intelligenz und Umwelt Warum beeinflusst die soziale Klasse den IQ? Schlechter Gesundheitszustand während der Schwangerschaft und geringes Geburtsgewicht sind Prädikatoren für verringerte geistige Leistungsfähigkeit Schlechte Ernährung und mangelnde intellektuelle Stimulation wirkt sich nachteilig auf die Leistung der Kinder bei Aufgaben wie IQ-Tests aus. Programm „Head Start“ (USA 1965) zeigte, dass verbesserte Umweltbedingungen (spezielle Vorschulbildung, tägliche Mahlzeiten, Unterstützung der Eltern bei Erziehungs- und Gesundheitsfragen) schon nach wenigen Wochen eine Erhöhung der IQ-Werte der Kinder um 10 Punkte herbeiführte. Der IQ kann durch die verbesserte Umwelt positiv beeinflusst werden, wenn diese aufrechterhalten wird.

4. Intelligenz als Politikum IV Kultur und die Validität von Intelligenztests Standardkritikpunkt an IQ-Tests: Gruppenunterschiede entstehen durch systematische Verzerrung der Aufgaben zugunsten einer Kultur Unterschiede bleiben jedoch auch dann bestehen, wenn die Tests „kulturfreier“ sind Auch der Testkontext, wie etwa die Anfälligkeit für Stereotype, kann die Testergebnisse beeinflussen. Darunter versteht man die Bedrohung, dass man ein negatives Stereotyp über die eigene Gruppe bestätigen könnte.