Winterschool Obergurgel 2012 Dr. med. Doris Dieninghoff

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Die Welt mit anderem Herzen sehen
Advertisements

Eth.Fallbesprechung im KMN
Erste länderübergreifende Ehrenamtskarte Deutschlands gilt in Bremen und Niedersachsen
Hypertoniebehandlung bei Patienten mit Diabetes und Niereninsuffizienz
Endokrinologie Update 2007
Stalking bei Sorgerechtsstreitigkeiten
„Netzwerk Medizin und Geschlecht“ an der Medizinischen Hochschule Hannover Projektleitung: Dr. phil. Bärbel Miemietz Projektkoordination: Larissa Burruano,
Auswirkungen des PfWG auf den Reha-Bereich Änderungen in den Gesetzen
Nein! ITP! Hip Hop? Der Bericht „Individuelle Förderpläne für den Übergang von der Schule in den Beruf“ hier in Anlehnung an die englische Version „ITP“
Univariate Statistik M. Kresken.
Prof. Dr. med. Burkhard Weisser Sportmedizin CAU Kiel
„Die größten Talente liegen meist im Verborgenen“ (Plautus)
Stalking bei Sorgerechtsstreitigkeiten1 Hans-Georg W. Voß
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Institut für Medizinische Informatik und Biometrie Epidemiologie der Lungenfunktionsparameter: Ergebnisse des.
Sauerstofftherapie (LTOT) und Nichtinvasive Beatmung (NIV)
Kontrolluntersuchungen im Langzeitverlauf nach Transplantation ( Wer-Was-Wann ) Winterschool 2012 Dr. med. J. Hammermann, Klinik und Poliklinik für Kinder-
8. Winterschool Mukoviszidose 0bergurgl, März 2012
Ernährung und ehrnährungsmedizinische Intervention vor Transplantation
beginnen, verweigern, weitermachen, beenden?
S. Kujumdshiev, Pneumologie, Frankfurt
Physiotherapeutische Intervention vor Lungentransplantation bei CF
Versand der Arzneimittel
Information und Beratung Selbstmedikation Stand:
Diabetisches Fußsyndrom: Kooperation ist der Schlüssel zum Erfolg
Wiederholung und Beispiele
Aus dem Blickwinkel niederschwelliger Suchthilfe
Aktuelle Behandlungsansätze von COPD und seinen Begleiterkrankungen
Was gibt es neues vom Transplantationsgesetz?
Stammzell-Transplantationen in Düsseldorf
Absolute und relative Kontraindikationen zur Lungentransplantation
Kinder- und Jugendgesundheit in Österreich
Rechtsfragen der Organtransplantation
Juristinnen Schweiz - Frauenbild und Schönheitsstreben
Wenn der Schein trügt… Dr. rer. biol. hum. Ute Wiedemann
Südwind Ethischer Konsum Auswahl
Was Sie zur Organspende wissen sollten:
Schullaufbahnempfehlung
Fortbildung zu Suchterkrankungen im Stadtschulrat für Wien
Therapieentscheidungen am Lebensende
Ethische Überlegungen
Ergebnisorientierte Orthopädie am Beispiel Hüfttotalprothese
Bevölkerungsprognose bis Stadt Bad Neustadt a. d. Saale Stand: Präsentiert von Schülern der Hauptschule.
ADEBAR ONLINE RANDOMISATION Ein kleiner Wegweiser realisiert durch estimate Gesellschaft für Planung und Durchführung von Forschungsvorhaben in der Medizin.
Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen als Chance für die ganze Familie Bundesverband e.V, Mai 2007 Anna Hoffmann-Krupatz An der stationären Vorsorge-
Der Organspendeausweis
Medizin des Alterns und des alten Menschen
Bevölkerungsprojektion bis 2030 Stadt Bischofsheim a. d. Rhön Stand: Präsentiert von Schülern.
Datenbestand Klinisches Krebsregister: ZNS
Bevölkerungsprojektion bis 2030
Das Patientenrecht in Frankreich Dr. Christian KAEMPF Zahnarzt
Zentrum für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche Statistik 2013.
Rechtsanwalt Ulrich Amthauer Fachanwalt für Familienrecht Notar
14. Österreichischer Gesundheitsförderungskonferenz Arbeitslosigkeit und Gesundheit – Daten und Fakten Mag. a Barbara Haider-Novak Villach,
Abitur 2014/15 Die 5. Prüfungskomponente im Abitur
Vorzeitige Einschulung
How effective are heart valve transplants from organ donors of years of age K. Grosse 1, R. Meyer 2, C. Wesslau 3, D. Bösebeck 1, R. Hetzer 2, G.
Internationale Gesundheitssystem im Vergleich
Schilddrüse C73 Erstdiagnosejahre Tumorzentrum der Universität Erlangen-Nürnberg © Tumorzentrum der Universität Erlangen-Nürnberg, Qualitätsbericht.
Tumorzentrum der Universität Erlangen-Nürnberg
Lunge C33 – C34 Erstdiagnosejahre Tumorzentrum der Universität Erlangen-Nürnberg © Tumorzentrum der Universität Erlangen-Nürnberg, Qualitätsbericht.
Vulva C51, D07.1 Erstdiagnosejahre Tumorzentrum der Universität Erlangen-Nürnberg © Tumorzentrum der Universität Erlangen-Nürnberg, Qualitätsbericht.
Arzt-Patienten-Beziehung
Rudolf Henke Krankheit und Armut
Prozessbeschreibung Stand:
European Patients’ Academy on Therapeutic Innovation Spezielle Bevölkerungsgruppen.
ARRIBA-Herz ☺ Die Grundidee Gesprächsführung: Patient aktiv einbeziehen Epidemiologie: Gesamtrisiko und präventive Effekte demonstrieren.
1 Stand und Perspektiven der Diskussion in Deutschland Dr. phil. Alfred Simon Akademie für Ethik in der Medizin e.V., Göttingen.
Dres. Gäckler / Jäkel / Fricke / Reinsch Praxis für Nierenerkrankungen und Diabetes Nephrologische und diabetologische Schwerpunktpraxis Bochum Schulungsprogramm.
DOAK bei Multimorbidität - Pro
Organtransplantation  Aus medizinischer, biologischer sowie ethischer und rechtlicher Sicht.
 Präsentation transkript:

Winterschool Obergurgel 2012 Dr. med. Doris Dieninghoff Formale Meldung im Transplantationszentrum, Warteliste und Wartezeiten, Dringlichkeitsstatus Winterschool Obergurgel 2012 Dr. med. Doris Dieninghoff Lungenklinik der Stadt Köln

Formale Meldung im Transplantationszentrum

Vorstellung im Transplantationszentrum zur Lungentransplantation FEV1 < 30% Soll, rascher Abfall (besonders junge Frauen) > 3 Exacerbationen / Jahr Intensivmedizinische Behandlung Komplizierter / rezidivierender Pneumothorax

Vorstellung im Transplantationszentrum zur Lungentransplantation Wiederholte oder schwere pulmonale Blutungen / Embolisation Lebensqualität < 50% Motivation des Patienten Stabiles Soziales Umfeld

Beispiel Lungentransplantationsambulanz Medizinische Hochschule Hannover Die „Lungentransplantationsanfrage Cystische Fibrose“ wird ausgefüllt an das Transplantationsbüro gefaxt. Zeitnah wird diese Anfrage schriftlich beantwortet.

Beispiel Lungentransplantationsambulanz Medizinische Hochschule Hannover Ist der Patient ein geeigneter Kandidat, vereinbart er telefonisch ein Informations- gespräch Zu diesem Termin sollen die Patienten bereits verschiedene Untersuchungen zur Evaluation mitbringen.

Lungentransplantationsanfrage Cystische Fibrose Name Vorname Geburtsdatum Geschlecht □ weiblich □ männlich anmeldendes Zentrum Kontaktperson Kontakttelefon Körpergröße cm Körpergewicht kg FEV1 % Soll

□<1 □ 1-2 □>2 FVC % Soll pO2 mmHg Sauerstoff-Flussrate l/min pCo2 Atemwegskolonisation Keim1 Atemwegskolonisation Keim2 Atemwegskolonisation Keim3 Belastbarkeit (Etagen) bis zur Pause □<1 □ 1-2 □>2 Exazerbationen in den letzten 12 Monaten Cystatin C

□ seit □ Langzeitsauerstofftherapie Non-Invasive Beatmung Intubation und maschinelle Beatmung Pleurodese/thorakale Voroperation □ Leberzirrhose Ösophagusvarizen Diabetes mellitus PEG Hämoptoe/Embolisation Formblatt zur Neu-Anmeldung (Basisinformationen) von CF-Patienten im Transplantationszentrum.

Evaluationsuntersuchungen aktuelle Sputumkultur Echokardiografie Sonografie des Abdomens HNO-ärztliche Vorstellung CT-Thorax zahnärztliche Vorstellung

Zusätzliche Evaluationsuntersuchungen Bei Frauen: Gynäkologische Vorsorgeuntersuchung Bei Patienten über 45 Jahre und Rauchern > 10 Packung-Jahre: Duplexsonografie der hirnzuführenden Arterien Linksherzkatheter/Koronarangiografie Periphere Verschluss-Drücke der Knöchel Arterien

Entscheidungsalgorithmus zur individuellen Transplantationsentscheidung bei CF Gottlieb J et al. Lungentranplantation bei Mukoviszidose – ein Positionspapier Pneumologie 2009

Entscheidungsalgorithmus zur individuellen Transplantationsentscheidung bei CF Gottlieb J et al. Lungentranplantation bei Mukoviszidose – ein Positionspapier Pneumologie 2009

Negative Prognosefaktoren FEV1-Abfall, > 10% in 6 Monaten junge Frauen PAP sys > 50 mittel >30 mmHg O2 – Langzeittherapie pCo2 > 50mmHg / NIV

Formale Meldung im Transplantationszentrum Warteliste

Aufnahme auf die Warteliste Erfolgt: „…wenn die Organtransplantation mit größter Wahrscheinlichkeit eine Lebensverlängerung oder eine Verbesserung der Lebensqualität erwarten lässt als die sonstige Behandlung“ Richtlinien der Bundesärztekammer zur Organtransplantation 2011

Aufnahme auf die Warteliste Eine Listung zur Lungentransplantation sollte erfolgen, wenn die Lebenserwartung zwar deutlich eingeschränkt aber noch größer als die voraussichtliche Wartezeit ist. Consnesus Report JHLT 2006

Aufnahme auf die Warteliste Der Patient muss über die Erfolgsaussichten und die Risiken informiert werden. Der Patient muss schriftlich einwilligen. Das Transplantationszentrum trifft die endgültige Entscheidung

Formale Meldung im Transplantationszentrum Warteliste Wartezeiten

Wartezeiten Das Transplantationszentrum führt die Warteliste Es leitet die Daten an die Vermittlungsstelle weiter Es wirkt auf regelmäßige Kontrolluntersuchungen hin.

Wartezeiten Es ist verpflichtet die für den LAS erforderlichen Daten vierteljährlich zu aktualisieren. Es überprüft und dokumentiert die Entscheidung Es informiert den Patienten über seinen Meldestatus

Wartezeiten Die Organzuteilung erfolgt über Eurotransplant nach Dringlichkeit, Wartezeit, Blutgruppe, Körpergröße und regionalen Faktoren. Die mittlere Wartezeit liegt bei 22 Monaten 17% der Patienten versterben auf der Warteliste

Wartezeiten Die Wartezeit sollte genutzt werden für: regelmäßiges körperliches Training Ernährungstherapie und Gewichtsstabilisierung psychologische und soziale Unterstützung Osteodensitometrie

Wartezeiten Optimierung des Impfschutzes Überwachung des Gesundheitszustandes und Aufdecken von Verschlechterungen, die eine dringliche Lungentransplantation erforderlich machen könnten.

Formale Meldung im Transplantationszentrum Warteliste Wartezeiten Dringlichkeitsstatus

Dringlichkeitsstatus Der gesundheitliche Schaden, der durch die Transplantation verhindert wird, entspricht dem Grad der Dringlichkeit. Das Maß für die Dringlichkeit und Erfolgsaussicht einer Transplantation wird nach dem Lung-Allocation-Score (LAS) berechnet.

Dringlichkeitsstatus Bei der Organvermittlung vorrangig berücksichtigte Patienten sind die, die unmittelbar vom Tod bedroht sind. Oder Kinder, Jugendliche und Heranwachsende. Richtlinien der Bundesärztekammer zur Organtransplantation 2011

Lungenallokations-Scores (LAS) Der LAS priorisiert die Kandidaten auf der Warteliste nach: Wartelisten-Dringlichkeitsstufe und Überlebenswahrscheinlichkeit nach Transplantation Richtlinien der Bundesärztekammer zur Organtransplantation 2011

Berechnung des Wartelistenindex Berechnung des LAS Berechnung der Überlebenswahrscheinlichkeit auf der Warteliste für das folgende Jahr Berechnung des Wartelistenindex Berechnung der Überlebenswahrscheinlichkeit für das erste Jahr nach Transplantation Richtlinien der Bundesärztekammer zur Organtransplantation 2011

Berechnung der Überlebenswahrscheinlichkeit nach Transplantation Berechnung des LAS Berechnung der Überlebenswahrscheinlichkeit nach Transplantation 5. Kalkulation des LAS-Rohwertes aus Überlebensvorteil durch die Transplantation abzüglich Wartelistenindex 6. Der endgültige LAS errechnet sich durch Normalisierung des LAS Rohwertes auf einer Skala von 0-100 Richtlinien der Bundesärztekammer zur Organtransplantation 2011

Lungenallokations-Scores (LAS) Der LAS berücksichtigt die Dringlichkeit und die Erfolgsaussichten einer Transplantation Er objektiviert den jeweiligen Wartelistenstatus und ist transparent Bei passender Größe und Blutgruppe wird das Organ an denjenigen Empfänger mit dem höchsten LAS vermittelt und somit an denjenigen, mit dem größten Transplantationsvorteil Strüber M. Reichenspurner H. Die Einführung des LAS für die Lungegntransplantation in Deutschland

Der Wortlaut der jeweils geltenden Richtlinien ist abrufbar unter: http://www.bundesaerztekammer.de/ organtransplanation

Literaturnachweis Gottlieb J., Ballmann M., von Mallinckrodt C., Staab D., Smaczny C., Simon A., Welte T., Wagner T. O. F. Lungentransplantation bei Mukoviszidose - ein Positionspapier. Pneumologie 2009; 63: 451-460. T. Kramm, H.-J. Schäfers. Lungentransplantation. In: Matthys H. Hrsg., Seeger W. Hrsg. Klinische Pneumologie 4. Auflage, Heidelberg: Springer; 2008. Bekanntmachung der Bundesärztekammer, Richtlinien zur Organtransplantation gem. § 16 Abs. 1 S. 1 Nrn. 2 u. 5 TPG. Deutsches Ärzteblatt 2011; 108: B2037- B2054 Orens JB, Estenne M, Arcasoy S et al. International guidelines for the selection of lung transplant candidates: 2006 update – a consensus report from the Pulmonary Scientific Cuncil of the international Society for the Heart and Lung Transplantation. J Heart Lung Transplant 2006; 25: 745-55 Strüber M, Reichenspurner H. Mitteilungen der Bundesärztekammer, Die Einführung des Lungenallokations-Scores für die Lungentransplantation in Deutschland. Deutsches Ärzteblatt 2011;108: B2036

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und guten Appetit