Von der Regelung zur Online-Optimierung

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Lokale und globale Netzwerke
Advertisements

Risiko-Management im Projekt
Regelungstechnik Grundlagen Demo
Workshop Vorstellung / Übersicht
Vorlesung Regelungstechnik 2
Rekursion: Rekurrenz: Algorithmen rufen sich selbst (rekursiv) auf.
Falls Algorithmen sich selbst rekursiv aufrufen, so kann ihr Laufzeitverhalten bzw. ihr Speicherplatzbedarf in der Regel durch eine Rekursionsformel (recurrence,
Vorlesung Prozessidentifikation
Eingebettete Systeme Qualität und Produktivität
Wirkungsabschätzung und Bewertung von Mobilitätsmanagement im gesamtstädtischen und regionalen Kontext Max Bohnet (TU Hamburg-Harburg) Mechtild Stiewe.
Informationsmanagement an Hochschulen
Modelle und Methoden der Linearen und Nichtlinearen Optimierung (Ausgewählte Methoden und Fallstudien) U N I V E R S I T Ä T H A M B U R G November 2012.
Einführung Übersicht Einsatz der Zielwertsuche Einsatz des Solvers
Prof. Dr. Holger Schlingloff
Universität Stuttgart Institut für Kernenergetik und Energiesysteme LE 3.2- LM 8 - LO 9 Definitionen zu LM 8.
Universität Stuttgart Institut für Kernenergetik und Energiesysteme LE LM 9 - LO2 Prozessmodell und Management.
Universität Stuttgart Institut für Kernenergetik und Energiesysteme LE 3.1 ProzessqualitätLM 5 V-Modell-AnwendungenFolie 1 V-Modell für große Projekte.
Computerkurs: Quantitative Auswertung biochemischer Experimente Guten Morgen.
Dr. Hergen Scheck BBS Lüchow 2/2005
Forschungsprozess Car
VU , SS 2009 Grundlagen der Regelungstechnik 8
Konzeption und Realisierung von DSS
Effektive hydraulische Eigenschaften stochastisch heterogener Miller-ähnlicher Böden Jan Wienhöfer und Wolfgang Durner Abteilung Bodenkunde und Bodenphysik,
Betreuer: Christian Fleck
Vorgehensmodelle: Schwergewichtige Modelle
Externe Bewertung in IB-Biologie
Synergieeffekte durch softwaregestützte Prozessmodelle
Ausgleichungsrechnung II
Regelungstechnik: 1. Einführung
Digitale Regelungstechnik für Dummies
o. Univ.-Prof. Dr. H.-W. Holub und Mag. Dr. Janette Walde
Black Box Algorithmen Hartmut Klauck Universität Frankfurt SS
Anke Mümken, Clemens Freytag, Wolfgang Keil & Ursula Piontkowski
Black Box Algorithmen Hartmut Klauck Universität Frankfurt SS
Quantum Computing Hartmut Klauck Universität Frankfurt WS 04/
Effiziente Algorithmen Hartmut Klauck Universität Frankfurt SS
Hartmut Klauck Universität Frankfurt SS
Quantum Computing Hartmut Klauck Universität Frankfurt WS 05/
Fundamente der Computational Intelligence
Gummi lässt die Muskeln spielen
Entwurf superstabiler Regelkreise
Kapitel 19 Kointegration
TRAININGSCENTER START.
Strategie der Modellbildung
Anmerkungen zur Finanzierung von staatlichen Alterssicherungssystemen
EDay Folie Nr. 1/12 Erhöhte Produktivität, geringere Fehleranfälligkeit Thiemo Sammern Strategien zur Optimierung der IT-Organisation.
Regelungstechnik: 3. Glieder des Regelkreises
Modellbasierte Software-Entwicklung eingebetteter Systeme
Ganzheitliche Unternehmensführung als Basis nachhaltiger Wertsteigerung © all rights reserved.
BWL III – Rechnungswesen / Investition und Finanzierung
Nichtlineare Optimierung
Wiederholung/Zusammenfassung
(Basic-Nonbasic-Konzept)
Deterministische Verfahren
Institut für Informationssysteme Technische Universität Braunschweig Institut für Informationssysteme Technische Universität Braunschweig Verdrängung von.
Testtheorie (Vorlesung 12: ) Wiederholung: Reliabilität
ADDED VALUE IN DER ZEITUNGSPRODUKTION Visual-PM & Partner PAGE 1 show-window „3G SERVICE“ possibility for additional turnover mit: gezielter Fachkompetenz.
leistungsbild wege zum konzept 1 7 Was ist Entwerfen? - try and error Entwerfen ist eine besondere Form des Problemlösens. Die Schwierigkeit.
4) Kaufmännische Realisierung
Integrated Product Development
made by Aberer, Spiegel & Tschegg
Geoinformationssysteme
Einführung Die nachfolgende Präsentation dient dem besseren Verständnis der taktischen Grundlagen bei Integration eines Läufersystem in den Spielablauf.
ResA am Arbeitsplatz Das Vorgehen ist angelehnt an „5 S“ und bietet Ihnen die Möglichkeit das Konzept der 5 Disziplinen ressourcenschonenden Arbeitens.
Übung 2 Einführung in die Ökonomie 18. April 2016.
Gestaltungsspielräume im Urheberrecht Bernd Juraschko, Justiziar und Leiter Wissenschaftliche Services DHBW Lörrach
 Gegenstandsbereich der Testtheorie: Analyse der Charakteristika von Tests:  Güte von Tests.  Struktur von Tests.  Schwierigkeit von Tests.  Gruppenunterschiede.
Außenhandelsbeziehungen zwischen China, USA, EU Makroökonometrie Vorlesung Dr. Oliver Bode.
Testtheorie (Vorlesung 14: ) Testtheorie allgemein:  Ziele und Inhalte der Testtheorie:  Beurteilung der Eigenschaften von Tests  Speziell: Güte.
 Präsentation transkript:

Von der Regelung zur Online-Optimierung Sebastian Engell Lehrstuhl für Anlagensteuerungstechnik Fachbereich Bio- und Chemieingenieurwesen Universität Dortmund

Übersicht Verfahrenstechnische vs. regelungstechnische Sicht auf die Anlage Modifiziertes Verständnis der Regelung Reglerstrukturauswahl Kopplung von Regelung mit online Optimierung Direkte optimierende Regelung DFG-Paketantrag „Optimierungsbasierte Regelung verfahrenstechnischer Prozesse“

Verfahrenstechnische vs. regelungstechnische Sicht auf die Anlage Strecke Regler Störung Sollwert

Regelungstechnische Sicht Was ist zu tun? Sollwerteinregelung Wo ist überhaupt Folgeregelung gefragt? Störungsausregelung Welche Größen sollen konstant gehalten werden? ? ? t t Stellgröße Störung Regelgröße

Schwächen der klassischen regelungstechnischen Herangehensweise Führungsverhalten steht an erster Stelle „schöne Sprungantwort“, Optimalität Nachfahren von Sollwerten selten gefordert meist für Hilfsgrößen relevant

Beheizungsanlage der Kolonne Qheiz

Schwächen der klassischen regelungstechnischen Herangehensweise Führungsverhalten steht an erster Stelle „schöne Sprungantwort“, Optimalität Nachfahren von Sollwerten selten gefordert meist für Hilfsgrößen relevant Aufgabenstellung wird als extern vorgegeben angenommen, ist aber häufig entscheidend und erfordert auch regelungstechnischen Sachverstand.

Beispiel Reaktionskolonne Strecke Regler Störung Sollwert xMeAc R Feed T

Stationäre Kennlinien der Kolonne

Schwächen der klassischen regelungstechnischen Herangehensweise Führungsverhalten steht an erster Stelle „schöne Sprungantwort“, Optimalität Nachfahren von Sollwerten selten gefordert meist für Hilfsgrößen relevant Aufgabenstellung wird als extern vorgegeben angenommen. Regelungstechnik wird als untergeordnete Hilfsfunktion aufgefasst. Umfangreicher „Werkzeugkasten“ bleibt meist ungenutzt, außer wenn es „brennt“. Beide Seiten unterschätzen das Potenzial!

Modifiziertes Verständnis der Regelung Zweck der Regelung ist nicht die möglichst gute Einhaltung von Sollwerten sondern die Sicherstellung des sicheren anforderungsgerechten wirtschaftlich optimalen Betriebs von Anlagen trotz erheblichen Abweichungen der Realität von der Planung. Regelung sollte als Mittel zur Optimierung unter Unsicherheit gesehen werden!

Übersicht Verfahrenstechnische vs. regelungstechnische Sicht auf die Anlage Modifiziertes Verständnis der Regelung Reglerstrukturauswahl Kopplung von Regelung mit online Optimierung Direkte optimierende Regelung DFG-Paketantrag „Optimierungsbasierte Regelung verfahrenstechnischer Prozesse“

Reglerstrukturauswahl Traditionelle Sicht: Auswahl der Regelungsstruktur erfolgt im wesentlichen im Hinblick auf das dynamische Verhalten. Neue Sicht: Bewertung zuerst im Hinblick darauf, ob der ökonomisch optimale Betrieb erreicht wird in Gegenwart von Abweichungen zwischen Modell und Realität Störungen Einhaltung von Sollwerten ist ein Mittel zur vereinfachten Realisierung einer Optimierung! Dynamik wird im zweiten Schritt untersucht.

Prinzip der Regelungsstrukturauswahl Betrachtung einer ökonomischen Gütefunktion J Stellgrößen u sind eigentlich freie Variablen zur Optimierung des Prozesses, werden bei Regelung festgelegt durch Fixieren gemessener Größen y auf feste Sollwerte. Kostenfunktion wird für verschiedene Störungsszenarios betrachtet, hieraus ergeben sich geeignete Strukturen. y +y ≈ ysoll Regler Verfahrenstechnisch argumentieren, mehr Verbal! Jerwmax J -J u u +u Prozess d

Übersicht Verfahrenstechnische vs. regelungstechnische Sicht auf die Anlage Modifiziertes Verständnis der Regelung Reglerstrukturauswahl Kopplung von Regelung mit online Optimierung Direkte optimierende Regelung DFG-Paketantrag „Optimierungsbasierte Regelung verfahrenstechnischer Prozesse“

Kombination von Regelung mit Optimierung Optimale Sollwerttrajektorie: Re-Optimierung Parameterschätzung Strecke Regler u(t) y(t) Störung t y(t) Sollwerte

Kommentare Für die Auswahl der geregelten Größen gelten dieselben Überlegungen wie im Fall fester Sollwerte. Standardlösung in der Petrochemie ist die Einregelung der optimierten Sollwerte mittels linearer modellprädiktiver Regelung.

Prädiktive Regelung Vergangenheit jetzt Zukunft Sollwert jetzt y Berechnung der Stellgrößen durch Lösen eines Optimierungs- problems mit Beschränkungen Hp k Hr

Kommentare MPC wird standardmäßig mit linearen Modellen eingesetzt Handhabung von harten Beschränkungen Sicherheitsmarge erforderlich, sonst keine Regelung möglich Verlust der Optimalität Verteilung der Freiheitsgrade? Gesamtschema kann recht komplex werden.

Hierarchisches Konzept zur Regelung von SMB-Prozessen (Klatt et al.) Reduziertes Modell Prädiktive Regelung Modellbasierte Optimierung SMB Prozess Anlage Identifikation lokaler Modelle Modellparameter Messungen Simulationsdaten Eingänge Betriebsparameter Optimale Parameter- schätzung On-Line Off-Line

Alternative: Direkte optimierende Regelung In der modellprädiktiven Regelung wird online ein Optimierungsproblem mit Beschränkungen gelöst. Dies ist im Prinzip auch möglich für beliebige nichtlineare Modelle. Warum dann zweimal optimieren? Formulierung eines Reglers, der auf bewegtem Horizont ein ökonomisches Kostenfunktional optimiert, dabei Formulierung der Qualitätsanforderungen als Beschränkung Nutzung aller Freiheitsgrade Keine unnötigen Sollwertvorgaben (Einfrieren von FG) Nur ein Modell statt verschiedener für Regelung und Optimierung, nur eine integrierte Optimierung

Direkte optimierende Regelung Kosten- funktion Störungen Optimale Produktion Nicht Optimierung Online Optimierung Freiheits- grade Anlage Zustands-schätzung Messgrößen

Beispiel SMB-Chromatographie Regelung durch Optimierung (A. Toumi) Gütefunktion: Durchsatz Freiheitsgrade s.t. Prozessmodell Reinheitsforderung als Beschränkung! Maximaler Druckverlust

Voraussetzungen Strukturell richtiges Prozessmodell verfügbar Prozess nicht zu schnell Zahl der Freiheitsgrade nicht zu hoch und vernünftiges Verhältnis von Optimierungshorizont und Abtastzeit Effiziente Lösung des Optimierungsproblems möglich

Forschungs- und Entwicklungsbedarf Praxisrelevante Problemformulierungen Vortrag Busch Optimierungsmethoden Echtzeitoptimierung ist mehr als schnelle Optimierung Vortrag Diehl Sicherheit Sicherung der Stabilität Verhalten bei Modellfehlern, Einfluss der Zustandsschätzung Vortrag Findeisen Realisierung von Anwendungen Vortrag Küpper

DFG-Paketantrag Optimierungsbasierte Regelung verfahrenstechnischer Prozesse Projekt Allgöwer (Stuttgart) Regelungstechnische Grundlagen Stabilität, Zustandsschätzung Projekt Bock/Schlöder (IWR Heidelberg) Optimierungsverfahren v.a. unter Echtzeitaspekten Handhabung von Unsicherheit Projekt Marquardt (Aachen) Anwendung auf Abwasseraufbereitung mit Membrantrennung Dekomposition, hierarchische Steuerung Projekt Engell (Dortmund) Anwendung auf Varianten von SMB-Prozessen Periodische Prozesse, Zustandsschätzung