Lebensverläufe und Individualisierung

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Lebensverläufe und Individualisierung These: Individualisierung führt nicht zwangsläufig zu einer Zunahme von Handlungsspielräumen, sondern erfolgt möglicherweise in Wellenbewegungen. Im Bereich der Wertvorstellungen und privaten Lebensführung kann man von einer zunehmenden Befreiung des Individuums aus traditionellen Zwängen ausgehen im Bereich der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung gibt es eher historische Brüche und teilweise gegenläufige Tendenzen

Die drei Revolutionen Industrielle Revolution: Einfluss der Globalisierung auf die Lebensverläufe Demographische Revolution: längere Lebenserwartung und veränderter Lebensverlauf Stille Revolution: Schwinden traditioneller Werte.

Industrielle Revolution: Veränderungstendenzen Globalisierungstendenzen der Wirtschaft Entstehung neuer Dienstleistungsberufe Neue Arbeitszeitmodelle, neue Formen der Telearbeit Diese Veränderung haben ähnlich großen Einfluss auf die alltägliche Lebensführung wie die industrielle Revolution in Deutschland Von der agraischen zur Indsurtiegesellschaft, mit Städten und urbanen Regionen Zeitryhtmen werden durch Unternehmen und Bürokratien bestimmt hohe Mobilitäts- und Erfolgserwartungen

demographische Revolution: Traditionelle Dreiteilung des Lebensverlaufs Kindheit- Jugend als Lernphase Arbeitsphase Rentenalter als Ruhestandsphase hat ebenso wenig Bestand wie die traditionellen Vorstellungen von der Eltern-Kind-Beziehung. Abhängigkeit der Eltern von den Kinder wird zukünftig länger, als die der Kinder von ihren Eltern Lebenslange Monogamie und die lebenslange Mutterrolle der Frauen werden abgelöst von der Vorstellung sequentieller Monogamie und durch doppelte Lebensentwürfe ersetzt.

demographische Revolution: Sequentielle Monogamie: Mann oder Frau leben jeweils nur mit einem Partner zusammen, allerdings folgen mehrere Partnerschaft aufeinander (es besteht nicht mehr die Idealvorstellung von einer einzigen, lebenslangen Partnerschaft) Doppelter Lebensentwurf: der Lebensentwurf richtet sich sowohl auf die Familie als auch auf den Beruf

stille Revolution: Begriff stammt von Ronald Inglehart Anfang der 70iger Jahr Bedeutet, dass sich tradierte Lebens- und Wertvorstellungen haben scheinbar unbemerkt an Verbindlichkeit eingebüßt Revolutionär deswegen, weil auch traditionelle Orientierungen gegenüber der Satt, der Kirche und der nachbarschaftlichen Gemeinschaft in Frage gestellt werden. Dabei bleibt unklar worauf sich in modernen Gesellschaften der Konsens zwischen den Gesellschaftsmitgliedern noch gründen kann und wie Sinn- und Orientierungskrisen bewältigt werden können.

Zeitlich befristete Versorgerehe Kontinuierliche Erwerbstätigkeit wird nach vorliegenden empirschen Daten vermutlich kein Merkmal der zukünftigen Gesellschaft sein Damit entfällt auch die darauf gegründete Sicherheit der Versorgerehe (Versorgerehe: Mann ist berufstätig und Frau kümmert sich um Haus und Kinder und wird vom Mann mit versorgt) Eher kommt es zu sequentiellen Modellen, d.h. parallel oder aufeinander folgende Phasen von Ausbildung, Erwerbsarbeit, Familienphase und Weiterbildung

Veränderte Generationsbeziehungen Übergang von der neolokalen Gattenfamilie zur lokalen Mehrgenerationenfamilie mit lebenslangen Beziehungen zwischen den Generationen, ohne dass diese unter einem Dach leben müssen. Führt zu einer Veränderung der Wahrnehmung zwischen den Generationen, Enkelbeziehungen erlangen neben den Eltern-Kind-Beziehungen einen eigene Stellenwert Traditionelle Lebensentwürfe von Ehemann und Ehefrau sowie von Vater und Mutter zerbrechen Lange voreheliche Beziehungen wechseln mit Familienphasen mit hoher partnerschaftlicher Stabilität zur Erziehung der Kinder und werden dann möglicherweise von nachehelichen Altersgefährten abgelöst.

Veränderte Generationsbeziehungen Daher bedeuten Vater- und Mutterrolle auch nicht mehr lebenslange Autorität der Eltern den Kindern gegenüber, vielmehr werden Autoritätsbeziehungen im Lebensverlauf immer wieder neu ausgehandelt. Das Leben unter einem Dach verliert an Bedeutung, ohne dass emotionale Bindungen zwischen den Generationen verschwinden. Die Multilokale Mehrgenerationenfamilie löst die klassische Kernfamilie der 50iger und 60iger Jahre ab.

Kooperativer Individualismus eine Art Individualismus, der die Beziehung zu anderen, das Verständnis für andere sowie Verantwortungsbewusstsein und Kritikfähigkeit beinhaltet. Arbeiteilige Gesellschaften mit unterschiedlichen Werte und Normen in unterschiedlichen Lebensbereichen erfordern ein hohes Maß an Individualismus Diese muss nicht zwangsläufig egoistisch oder nutzenorientiert sein Individualismus kann auch gelebt werden, wenn man zwar für eigene Werte für die eigene Person und die eigene Selbstverwirklichung eintritt, aber gleichzeitig Kooperation und Solidarität mit anderen ermöglicht. Diese Form des Individualismus sind ein notwendiges Erziehungsziele moderner arbeitsteiliger Gesellschaften