Psychopharmakotherapie

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Antidepressiva Bild: © contrastwerkstatt/ fotolia.com.
 Präsentation transkript:

Psychopharmakotherapie Propädeutik-Seminar Psychiatrie PD Dr. med. Reinhard Lindner

Substanzgruppen Antidepressiva Antipsychotika (Neuroleptika) Stimmungsstabilisierer Anxiolytika/Tranquilizer/Hypnotika

Antidepressiva CAVE: Entgegen der Bezeichnung gibt es keine Medikamente gegen die Krankheit Depression, sondern nur gegen depressive Symptome und Syndrome

Einteilung der Antidepressiva Trizyklika - z.B. Amitriptylin (Saroten) Tetrazyklika - z.B. Maprotilin (Ludiomil) MAO-Hemmer Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI)- z.B. Fluoxetin (Fluctin) Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SNRI) - z.B. Reboxetin Duale selektive Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSNRI) - z.B. Venlafaxin (Trevilor) Präsynaptische Alpha-2-Antagonisten mit 5HT2/5HT3-Antagonismus (NaSSA) - z.B. Mirtazapin (Remergil)

Leitsatz zu Dosierungen IMMER ausreichend dosieren! Beispiel: Amitryptilin nicht 25 mg z.N. als Antidepressivum - wirkt nur über den Placeboeffekt. Standardtagesdosis: 150 mg

Antidepressiva Indikationen Depression Panikstörung, generalis. Angststörung (bes. mit depressiver Verstimmung) Zwangsstörungen (SSRI) Bulimia nervosa (SSRI) Schmerzbehandlung Insomnien (wenn Benzodiazepine nicht wirken oder nicht wirken sollen) Entzugssymptome

Antidepressiva Nebenwirkungen Die Nebenwirkungen sind abhängig von der Wirkungsweise, d.h. von ihrem jeweiligen Rezeptorbindungsverhalten

Antidepressiva Nebenwirkungen Trizyklika: Sedierung, Hypotonie, Schwindel, anticholinerge Wirkungen (z.B. Harnverhalt, Obstipation, Mundtrockenheit, Akkomodationsstörungen) SSRI: relativ wenig NW, Übelkeit, Unruhe, Schlafstörungen SNRI: Übelkeit, Kopfschmerzen, Hypertonie Alpha-2-Antagonisten: Appetit- und Gewichtszunahme, epilept. Anfälle, Agranulozytose

Antidepressiva Kontraindikationen Trizyklika: Harnverhalt, Glaukom, Herzinfarkt, AV-Block II und III, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen Prostatahypertrophie, Nierenschäden, Epilepsie Andere Antidepressiva: Vornehmlich Nieren- und Leberfunktionsstörungen, Epilepsie und Diabetes

Antidepressiva praktisches Vorgehen Anamnese: Herz, Leber, Niere, hirnorganische Anfälle? Untersuchungen vor erster Medikation: EKG, EEG, Leberenzyme, Nierenwerte, Blutbild Regelmäßig EKG, BB, Enzyme kontrollieren Antidepressiva gehören in die Hand des Psychiaters

Antipsychotika/Neuroleptika Einteilung Trizyklische Neuroleptika - z.B. Clorpromazin (Atosil), Perazin (Taxilan) Butyrophenone und Diphenylbutylpiperidine (typische Neuroleptika) - z.B. Haloperidol (Haldol) Atypische Neuroleptika - z.B. Clozapin (Leponex), Risperidon (Risperdal), Quetiapin (Seroquel)

Antipsychotika Indikationen Antipsychotika wirken nicht gegen psychotische Krankheiten sondern gegen psychotische Symptome und Syndrome Akute psychotische Zustandsbilder Rezidivprophylaxe i.R. psychotischer Störungen Psychotische Symptome bei Borderline-Persönlichkeitsstörung Rezidivierende unipolare Depressionen Bipolar affektive Störungen Schlafstörungen Schizophrene Prodromalsymptome

Antipsychotika Nebenwirkungen Extrapyramidal-motorische Störungen (EPS): Besonders bei „typischen“ Neuroleptika Akute EPS Frühdyskinesien (z.B. Blickkrampf, Opisthotonus) Neuroleptisches Parkinsonoid (Akinese, Rigor, Tremor) Akathisie (Bewegungsunruhe) Spätdyskinesien (unkontrollierte, stereotype Bewegungen der Zungen-, Mund- und Gesichtsmuskulatur)

Antipsychotika Nebenwirkung Malignes neuroleptisches Syndrom (MNS) Hyperthermie Schwere Muskelrigidität Dazu: Bewußtseinsströung, Verwirrtheit, Stupor, Leukozytose, Muskelschäden Anticholinerge Nebenwirkung Mundtrockenheit, Obstipation, Akkomodationsstörung Störungen des autonomen Nervensystems Hypotonie, EKG-Veränderungen (Verlängerung QT-Zeit) Blutbildveränderungen (Agranulozytose - z.B. Clozapin) CAVE: Fieber, Stomatitis, Neutropenie Hirnorganische Anfälle (alle NL) Gewichtszunahme: Besonders Clozapin, Olanzapin

Antipsychotika praktische Hinweise Antipsychotika gehören in die Hand des Psychiaters Regelmäßige Kontrolle von RR, Diff.BB, Leber- und Nierenwerten, BZ, EKG, EEG, Körpergewicht, Prolaktin CAVE Clozapin: juristisch definitiv wöchentliche BB-Kontrollen in den ersten 18 Wochen der Behandlung

Stimmungsstabilisierer Lithium Antiepileptika Carbamazepin (Tegretal) Valproat

Stimmungsstabilisierer Lithium Indikationen: Rezidivprophylaxe bei bipolaren affektiven Störungen, rezidivierende depressive und schizoaffektive Störungen Akutbehandlung der Manie Zusätzliche Therapie bei therapieresistenten Depressionen Suizidalität bei bipolar affektiver Störung Cluster-Kopfschmerz

Stimmungsstabilisierer Lithium Geringe therapeutische Breite Dosierung akute Manie 1.0 - 1.2 mmol/l, Rezidivprophylaxe 0.5 - 0.8 mmol/l CAVE NW: feinschlägiger Tremor, Polyurie, Gewichtszunahme, Gedächtnisstörungen, Hyperthyreose CAVE Intoxikation bei Li > 1.5 mmol/l: Verlangsamung, Schläfrigkeit, Dysarthrie, Ataxie

Stimmungsstabilisierer Lithium Zuvor Untersuchungen Körpergewicht, RR, BB, Elektrolyte, SD-Werte, Nierenwerte, Urinstatus, Krea-Clearance, EKG, EEG, ggf. SS-Test Bei Behandlungsbeginn Aufdosierung unter Plasmaspiegelkontrolle Behandlung mit Lithium gehört in die Hand des Psychiaters

Stimmungsstabilisierer Carbamazepin Bei Lithium Non-Respondern Bei „Rapid-Cycling“ (> 3 Krankheitsphasen/Jahr) Rezidivprophylaxe bei schizoaffektiver Psychose, akuter Manie Stationäre Behandlung des Alkoholentzugssyndroms (wenn Krampfschwelle niedrig) Kombination mit Neuroleptika möglich Fraglich antiaggressive Einsatzgebiete Dosierung: 200 - 800 mg/die Nebenwirkungen: allergische Reaktionen, AV-Block, Leberenzymveränderungen

Anxiolytika/Tranquilizer/ Hypnotika Benzodiazepine und benzodiazepinähnliche Beruhigungsmittel Anxiolytisch, sedativ, antikonvulsiv, muskelrelaxierend CAVE Abhängigkeit Entzugssymptome: Schlafstörungen (71%), Angst (56%)