Workshop II, 10. Juli 2008, ITB ITB Workshop 2008

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Wo steht die Qualifikationsforschung in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik heute? Workshop II, 10. Juli 2008, ITB ITB Workshop 2008 Prof. Dr. Karin Büchter

Gliederung Qualifikationsforschung in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik Qualifikationsforschung ein neuer berufs- und wirtschaftspädagogischer Schwerpunkt? Selbstverständnis/identitätsbildende Kerne einer berufs- und wirtschaftspädagogischen Qualifikationsforschung

Qualifikationsforschung in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik (Literaturlage, Arten der Publikationen)‏

Literaturlage‏ Huisinga, R./Buchmann, U. (Hg.) (2003): Curriculum und Qualifikation. Zur Reorganisation von Allgemeinbildung und Spezialbildung. Frankfurt a.M. ‏ Rauner, F. (Hg.) (2004): Qualifikationsforschung und Curriculum. Analysieren und Gestalten beruflicher Arbeit und Bildung. Bielefeld Huisinga, R. (Hg.) (2005): Bildungswissenschaftliche Qualifikationsforschung im Vergleich. Frankfurt a.M.‏ Pätzold, G./Rauner, F. (Hg.) (2006): Qualifikationsforschung und Curriculumentwicklung. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik (ZBW). Beiheft 19. Stuttgart Büchter, K./Gramlinger, F. (Hg.) (2006): Qualifikationsforschung in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik. Berufs- und Wirtschaftspädagogik online. bwp@ Ausgabe 13 ‏ Pätzold, G. Busian, A./Burg, J. v.d. (2007): Europäische Herausforderungen und Potenziale der Qualifikationsforschung in der beruflichen Bildung Paderborn außerdem: Qualifizierungsarbeiten, Handbuch- und Zeitschriftenartikel

Publikationsarten Abhandlungen auf der Metaebene über die Qualifikations- forschung in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik; theoretisch-systematische Auseinandersetzungen, in denen berufs- und wirtschaftspädagogische Basalkategorien wie Bildung, Beruf, Beschäftigung als Ausgangspunkt genommen und Bezüge zu anderen Schwerpunkten (Berufsforschung, Curriculumforschung, Lehr-Lernforschung) hergestellt werden; komparative Abhandlungen, in denen unterschiedliche Phasen, Kontexte, Felder und Strategien der Qualifikationsentwicklung miteinander verglichen werden (historiographisch, international, regional-, branchen-, berufsfeldspezifisch); methodologische Auseinandersetzungen, bei denen die Frage nach den Möglichkeiten zur Erhebung von Qualifikationen im Mittel- punkt steht; empirische Untersuchungen, die überwiegend aus der Perspek- tive der Curriculumentwicklung spezifische Qualifikations- anforderungen erheben.

(Ergebnisse einer Analyse der DtBFsch/ZBW 1960-2008)‏ Qualifikationsforschung ein neuer berufs- und wirtschaftspädagogischer Schwerpunkt? (Ergebnisse einer Analyse der DtBFsch/ZBW 1960-2008)‏

Trends und Thesen in der berufs- und wirtschafts-pädagogischen Qualifikationsforschung – 1960-2008 (Ergebnisse der Analyse der DtBFsch/ZBW, N=119)‏ Ausgewertet wurden Beiträgen, die explizit Begriffe wie “Qualifikationsforschung” und “Qualifikation” im Titel oder im Untertitel enthalten, Ergebnisse der Qualifikationsforschung aus Nachbardisziplinen importiert und systematisch rezipiert haben, sich begrifflich-analytisch/ konzeptionell mit Qualifikation/ Qualifikationsforschung auseinandersetzen, methodische Überlegungen zur Qualifikationsforschung enthalten, eigene empirische Befunde zur Qualifikationsforschung liefern.

Trends und Thesen in der berufs- und wirtschafts-pädagogischen Qualifikationsforschung – 1960-2008 (Ergebnisse der Analyse der DtBFsch/ZBW, N=119)‏ 1. Die realistische Wende in der Berufs- und Wirt- schaftspädagogik hat zur intensiveren Rezeption des Qualifikationsbegriffs geführt. Kritik an der funktionalen Verengung und Betonung von Transferfähigkeiten

Rezeption 1960-1970er Jahre Rezipiert werden dualistische/mehrdimensionale Qualifikationskonzepte, die nicht nur den konkreten Tätigkeitsbezug, sondern auch den Aspekt der Vergesellschaftung und der subjektiven Interpretation und Nutzung von Qualifikation betonen: funktionale und extrafunktionale Qualifikationen (Dahrendorf) prozeßabhängige und prozeßunabhängige Qualifikationen (Kern/Schumann) gegenstandsbezogen-technische und sozialkommunikative Qualifikationen (Mickler/Mohr/Kadritzke u.a.) Schlüsselqualifikationen (Mertens) Qualifikationsbegriff in der Berufs- und Wirtschafts- pädagogik wurde erst mit der Einführung des Kompetenzbegriffs funktional verengt.

Trends und Thesen in der berufs- und wirtschafts-pädagogischen Qualifikationsforschung – 1960-2008 (Ergebnisse der Analyse der DtBFsch/ZBW, N=119)‏ 2.Die Etablierung disziplinexterner Berufsbildungs- forschung hat zu einer Vernachlässigung der Konturierung einer disziplininternen Qualifikations- forschung beigetragen. Qualifikationsforschung=berufs- und wirtschaftspädagogisches Importsegment

Rezeption 1970-1980er Jahre Rezipiert werden Befunde zur Diskrepanz zwischen Bildungs- und Beschäftigungssystem, Überlegungen zum Prognosedilemma, das Interdependenztheorem, Ansätze zur sozialen Dimension von Technik/Arbeit. Fokussierung auf die antizipative Funktion von Qualifikation, Flexibilitätsforschung Konzepte gestaltungsorientierter Berufsbildung Politikhaltigkeit von Qualifikationen (Interventionspotenzial) wurde erkannt, gestaltungsorientierte Ansätze in der Berufsbildung waren eher gering, Rückzug auf die formale Dimension

Trends und Thesen in der berufs- und wirtschafts-pädagogischen Qualifikationsforschung – 1960-2008 (Ergebnisse der Analyse der DtBFsch/ZBW, N=119)‏ 3. Auseinandersetzungen mit Qualifikationen, Qualifikationsentwicklungen finden explizit kaum noch statt. Die Inhaltsfrage beruflicher Bildung wird durch den Rückzug auf formale Bildungsideen eher ignoriert.

Rezeption der 1990-2000er Jahre Rezipiert werden Texte der Management- /Organisationstheorie zur “anthropozentrischen Wende im Management”, zur “Unternehmenskultur”, “Lernenden Organisation”. “Handlungsorientierung” ist ein häufig benutztes Schlagwort, die Frage nach konkreten Tätigkeits- anforderungen wird oft ausgeblendet.

Thesen und Trends in der berufs- und wirtschafts-pädagogischen Qualifikationsforschung – 1960-2008 (Ergebnisse der Analyse der DtBFsch/ZBW, N=119)‏ 4.Revitalisierung der Qualifikationsforschung im Kontext der Kritik am Berufskonzept, der Lernfelddiskussion und als Reaktion auf die vorangegangene Überbetonung formaler Kompetenzbegriffe. Rückbesinnung auf Arbeit und konkrete Tätigkeitsanforderungen Ausdifferenzierung kategorialer Kriterien und methodischer Ansätze zur empirischen Forschung Etablierung von Positionen  Einschlägige Publikationen außerhalb der ZBW; ZBW-Beiheft

(Positionen, Bedingungen, Aufgabenfelder) Qualifikationsforschung ein neuer berufs- und wirtschaftspädagogischer Schwerpunkt? (Positionen, Bedingungen, Aufgabenfelder)

Positionen Prämissen berufswissenschaftlicher Ansatz (ITB) strukturelle Entwicklung in spezifischen Berufsfeldern von Facharbeit und die in Berufstä- tigkeiten inkorporierten Qualifikationen bildungswissenschaftlicher Ansatz (Siegen)‏ gesellschaftliche Funktion und Bedeutung von Arbeit und Beruf und die für Subjektbildung relevanten qualifikations- /curriculumtheoretischen Überlegungen Prämissen Qualifikationen sind soziale Konstrukte und haben eine politische Dimension; Qualifikationsforschung ist paradigmengesteuert theoretischer/methodischer Ausgangspunkt

Bedingungen für eine innerdisziplinäre Schwerpunktbildung Die Konstitution einer Wissenschaft bzw. eines wissenschaftlichen Schwerpunktes erfordert eine Binnenlegitimiät und eine Außenlegitimität. (Lepsius 1990: Gesellschaftsanalyse und Sinngebungs- zwang, in: Interessen, Ideen und Institutionen. Opladen, S. 286)‏

Binnenlegitimität Konturierung/Abgrenzung eines eigenen Profils durch: klare Aufgaben, Vorhaben, Personen, Standorte, Referenzkategorien, theoretische Bezüge, methodologische/methodische Ansätze, Fachsprache, Kommunikation mit anderen Schwerpunkten Kapazitäten, Ressourcen (...)

Außenlegitimität Legitimation/Berechtigung durch Um-Welt Sinn-/Nutzenverständnis, Abnehmer/Nachfrage, Öffentlichkeitspräsenz, Drittmittelzuweisung, (...)‏

Selbstverständnis/identitätsbildende Kerne einer berufs- und wirtschaftspädagogischen Qualifikationsforschung

Berufs- und Wirtschaftspädagogik Berufs- und Wirtschaftspädagogik ist eine erziehungs- /bildungswissenschaftliche Teildisziplin, die sich mit Voraussetzungen, Bedingungen, Zielen, Möglichkeiten und Realitäten von Berufsbildung im Sinne der subjektiven Entfaltung, sozialen Chancengleichheit und ökologischen Verantwortung wissenschaftlich auseinandersetzt.

Herbsttagung der Sektion BWP 2007 Prof. Dr. Karin Büchter

Vielen Dank ITB Workshop 2008 Prof. Dr. Karin Büchter