Universität zu Köln Philosophisches Seminar Sommersemester 2009 Dozent: Dr. Markus Wirtz Proseminar « Die Religionsphilosophie Immanuel Kants » 3. Seminartag:

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Universität zu Köln Philosophisches Seminar Sommersemester 2009 Dozent: Dr. Markus Wirtz Proseminar « Die Religionsphilosophie Immanuel Kants » 3. Seminartag: Samstag, Uhr

Zentrale Thesen und Argumente des 1. Stücks « Von der Einwohnung des bösen Prinzips neben dem guten: oder über das radikale Böse in der menschlichen Natur »: Im Menschen ist sowohl eine ursprüngliche Anlage zum Guten als auch ein Hang zum Bösen festzustellen. Die Anlage zum Guten ist bezogen auf: die tierische Seite des Menschen (als Lebewesen, das seine eigenen Bedürfnisse erfüllen will) die menschheitliche Seite des Menschen (als vernünftiges Lebewesen, das sich zu anderen vernünftigen Lebewesen in Beziehung setzt) die personale Seite des Menschen (als moralisch zurechnungsfähiges Wesen)

- Thesen und Argumente des 1. Stücks - Der erworbene Hang zum Bösen im Menschen bezieht sich auf 3 Stufen: Der erworbene Hang zum Bösen im Menschen bezieht sich auf 3 Stufen: 1) die Gebrechlichkeit des menschlichen Herzens, 1) die Gebrechlichkeit des menschlichen Herzens, 2) die Unlauterkeit (Vermischung moralischer mit unmoralischen Motivationen), 2) die Unlauterkeit (Vermischung moralischer mit unmoralischen Motivationen), 3) die Bösartigkeit oder Verderbtheit des menschlichen Herzens. 3) die Bösartigkeit oder Verderbtheit des menschlichen Herzens. Der Hang zum Bösen bezieht sich auf die jeder konkreten Handlung vorausgehende Tendenz des Menschen, als oberste Maxime nicht das Sittengesetz (den katgeorischen Imperativ) zur Grundlage der Willensbestimmung zu machen. Der Hang zum Bösen bezieht sich auf die jeder konkreten Handlung vorausgehende Tendenz des Menschen, als oberste Maxime nicht das Sittengesetz (den katgeorischen Imperativ) zur Grundlage der Willensbestimmung zu machen. Man kann also sagen, dass der Mensch von Natur aus radikal böse ist, weil er die moralisch gebotene Rangordnung der Maximen verkehrt Man kann also sagen, dass der Mensch von Natur aus radikal böse ist, weil er die moralisch gebotene Rangordnung der Maximen verkehrt

- Thesen und Argumente des 1. Stücks - Zentrale Unterscheidung: Zentrale Unterscheidung: LEGALES HANDELN (das beobachtbare Verhalten entspricht dem moralisch Gebotenen): empirische Tugendhaftigkeit (virtus phaenomenon), erreichbar durch allmähliche Verhaltensänderungen und –anpassungen (Reformen) MORALISCHES HANDELN MORALISCHES HANDELN (die innere Einstellung entspricht dem moralisch Gebotenen) intelligible Tugendhaftigkeit (virtus noumenon), erreichbar durch eine Revolution der Denkungsart

Zentrale Thesen und Argumente des 2. Stücks « Von dem Kampf des guten Prinzips mit dem bösen um die Herrschaft über den Menschen »: Auseinandersetzung Kants mit den Stoikern Auseinandersetzung Kants mit den Stoikern Exkurs: Die STOA Exkurs: Die STOA begründet durch Zenon von Kition (ca v. Chr.) und Chrysipp (gest. 208/4), fortgebildet von Panaitios (ca v. Chr.) und Poseidonios (ca v. Chr.) begründet durch Zenon von Kition (ca v. Chr.) und Chrysipp (gest. 208/4), fortgebildet von Panaitios (ca v. Chr.) und Poseidonios (ca v. Chr.) Bekannte römische Stoker: Seneca, Epiktet, Kaiser Mark Aurel Bekannte römische Stoker: Seneca, Epiktet, Kaiser Mark Aurel Einheit von Logik, Physik (Naturphilosophie) und Ethik Einheit von Logik, Physik (Naturphilosophie) und Ethik Oberster Maßstab alles Handelns: die Natur, die als logoshaft geordnet verstanden wird. Oberster Maßstab alles Handelns: die Natur, die als logoshaft geordnet verstanden wird. Nach diesem Logos haben sich auch die natürlichen Neigungen zu richten. Nach diesem Logos haben sich auch die natürlichen Neigungen zu richten. Der tugendhafte Mensch ist zugleich glücklich. Der tugendhafte Mensch ist zugleich glücklich.

- Thesen und Argumente des 2. Stücks - Kants Kritik an der stoischen Position: Kants Kritik an der stoischen Position: Die Stoiker haben die triebhafte Seite des Menschen, seine natürlichen Neigungen, der Vernunft gegenüber gestellt und die Bekämpfung der sinnlichen Neigungen zur Tugend erklärt. Die Stoiker haben die triebhafte Seite des Menschen, seine natürlichen Neigungen, der Vernunft gegenüber gestellt und die Bekämpfung der sinnlichen Neigungen zur Tugend erklärt. Kant demgegenüber: Natürliche Neigungen sind an sich neutral; sie werden nur dann moralisch verwerflich, wenn sie in der Willensbestimmung dem Sittengesetz (kategorischer Imperativ) vorangestellt werden. Und dass der Mensch einen Hang dazu hat, genau dies zu tun, wurde ja im 1. Stück der Schrift entwickelt. Kant demgegenüber: Natürliche Neigungen sind an sich neutral; sie werden nur dann moralisch verwerflich, wenn sie in der Willensbestimmung dem Sittengesetz (kategorischer Imperativ) vorangestellt werden. Und dass der Mensch einen Hang dazu hat, genau dies zu tun, wurde ja im 1. Stück der Schrift entwickelt.

- Thesen und Argumente des 2. Stücks - Erster Abschnitt: Von dem Rechtsanspruch des guten Prinzips auf die Herrschaft über den Menschen Erster Abschnitt: Von dem Rechtsanspruch des guten Prinzips auf die Herrschaft über den Menschen a) Personifizierte Idee des guten Prinzips: a) Personifizierte Idee des guten Prinzips: Die Menschheit in moralischer Vollkommenheit wird als Sohn Gottes (Jesus Christus?) vorgestellt. Die Menschheit in moralischer Vollkommenheit wird als Sohn Gottes (Jesus Christus?) vorgestellt. Es handelt sich um ein Ideal, das in der Idee eines moralisch vollkommenen Menschen personifiziert wird. Es handelt sich um ein Ideal, das in der Idee eines moralisch vollkommenen Menschen personifiziert wird. Das so vorgestellte personifizierte gute Prinzip soll jedem Individuum als Vorbild zum moralischen Handeln dienen. Das so vorgestellte personifizierte gute Prinzip soll jedem Individuum als Vorbild zum moralischen Handeln dienen.

- Thesen und Argumente des 2. Stücks - b) Objektive Realität dieser Idee: b) Objektive Realität dieser Idee: Die Idee des moralisch vollkommenen Menschen liegt in unserer moralisch gesetzgebenden Vernunft; es bedarf dazu keiner Wundererscheinungen. Die Idee des moralisch vollkommenen Menschen liegt in unserer moralisch gesetzgebenden Vernunft; es bedarf dazu keiner Wundererscheinungen. Eine äußere Erscheinung kann ohnehin niemals eine innere moralische Vollkommenheit beweisen, weil die innere Gesinnung nicht empirisch feststellbar ist. Eine äußere Erscheinung kann ohnehin niemals eine innere moralische Vollkommenheit beweisen, weil die innere Gesinnung nicht empirisch feststellbar ist. Sollte ein moralisch vollkommener Mensch tatsächlich leibhaftig existieren, so muss man nicht unbedingt einen übernatürlichen Ursprung dieses Menschen annehmen – denn das Ideal moralischer Vollkommenheit ist selbst schon übernatürlich genug. Sollte ein moralisch vollkommener Mensch tatsächlich leibhaftig existieren, so muss man nicht unbedingt einen übernatürlichen Ursprung dieses Menschen annehmen – denn das Ideal moralischer Vollkommenheit ist selbst schon übernatürlich genug. Überdies würde eine übernatürliche Perfektion einen solchen Menschen auch weniger geeignet zum moralischen Vorbild für uns machen. Überdies würde eine übernatürliche Perfektion einen solchen Menschen auch weniger geeignet zum moralischen Vorbild für uns machen.

- Thesen und Argumente des 2. Stücks - c) Schwierigkeiten gegen die Realität dieser Idee und Auflösung derselben: c) Schwierigkeiten gegen die Realität dieser Idee und Auflösung derselben: 1) Problem der unendlichen Annäherung ans Gute 1) Problem der unendlichen Annäherung ans Gute Lösung: Der Sinneswandel muss als innerer, übersinnlicher Willensakt gedacht werden, nicht als allmählicher Fortschritt zum Besseren. Lösung: Der Sinneswandel muss als innerer, übersinnlicher Willensakt gedacht werden, nicht als allmählicher Fortschritt zum Besseren. 2) Problem der moralischen Glückseligkeit 2) Problem der moralischen Glückseligkeit Lösung: Der Entschluss zu einer moralischen Lebensweise ist zwar niemals mit Sicherheit unveränderlich, aber es gibt doch eine Art Vertrauen, das jemand fassen kann, der lange genug nach moralischen Grundsätzen gelebt hat. Lösung: Der Entschluss zu einer moralischen Lebensweise ist zwar niemals mit Sicherheit unveränderlich, aber es gibt doch eine Art Vertrauen, das jemand fassen kann, der lange genug nach moralischen Grundsätzen gelebt hat. 3) Problem der gerechten Beurteilung eines Lebens 3) Problem der gerechten Beurteilung eines Lebens Lösung: Die Sinnesänderung hat den Menschen in moralischer Hinsicht zu einem anderen gemacht. Lösung: Die Sinnesänderung hat den Menschen in moralischer Hinsicht zu einem anderen gemacht.