Erklärung von sozialer Ungleichheit

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Struktur Proseminar „Grundbegriffe der Soziologie“
Advertisements

Das Fach vereint Inhalte aus den Bezugswissenschaften
Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester / J
Den Menschen Hoffnung geben Wo Kirche lebendig wird.
Demokratisierung ökonomischer Verhältnisse – Ausgangs- und Einsatzpunkte einer aktuellen Notwendigkeit Track#9: Demokratie und Ökonomie Momentum12, 28.Sept.
Raumwirtschaftslehre
Modelle der Sozialstrukturanalyse
Individualisierte Nachklassengesellschaft
Gerechtigkeit Sozialstrukturanalyse und Forschung zu sozialer Ungleichheit führt implizit die Bewertung von Unterschieden anhand gesellschaftlicher Gerechtigkeits-
IB mit t&t Wintersemester 2004/05 1 Tutorien Mo.12-14Zeljo BranovicIhne 22/E2 Mo.12-14Silke LodeIhne 22/UG2 Mo.12-14Simon SottsasOEI 301 Di.14-16Harald.
Geld und Sozialstruktur:
Sozialstruktur des Konsums
Gender Mainstreaming- Sprachakrobatik oder die Verwirklichung der Chancengleichheit
Aristoteles Kategorienlehre
1. Wir können es: Der gesellschaftliche Reichtum ist vorhanden
Informationsveranstaltung für Diplomkulturwirte Allgemeine Hinweise Zur Diplomprüfung im Fach Politikwissenschaft Sophie Haring Lehrstuhl für Politikwissenschaft.
Begründer Begriffsklärung Zentrale Untersuchungsgegenstände
Soziale Ungleichheit im internationalen Vergleich
8. Sitzung: 26. Jun. 3. Schichten oder Milieus 4. Soziale Ungleichheit
9. Jan: Klassen und Schichten
Vorlesung: Einführung in die Soziologie – WS 2009/10 Prof. Dr
Dahrendorfs „Hausmodell“
Zugangsbarrieren von Migrantinnen zum Internet
Geschichte als Bedeutungsstreit
HCI – Tätigkeits Theorie (Activity Theory)
Verbändetheorien HS: Mitregieren in der BRD
Der europäische Wirtschaftsraum
Das Menschenbild des Marxismus
VL Trainings- und Bewegungswissenschaft 8
VL Bewegungswissenschaft 1. Begriffe, Betrachtungsweisen
Akteursanalyse im umweltpolitischen Kontext Dr
Die Aufgaben und die Arbeitsweise einer Amnesty - Gruppe
New Public Management und die Konstitution von Eliten Geschlechterasymmetrien im Zugang zur akademischen Elite im Lichte universitärer Umstrukturierung.
Fach-Tagung: Inklusion und Ressourcen, Berlin,
Die sozialen Dimensionen der Nachhaltigkeit - Vorschläge zur Konkretisierung und Operationalisierung -
Übersicht: „Freizeit: Theorien, Begriffe, Definitionen“
Feministische Politik als Engagement für Gerechtigkeit
Profil Wirtschaft Christianischule
Übersicht: Bildung & Erziehung
Zusammenhang zwischen Lebensqualität und Schulqualität
Artikel von Michael Lambek, 1985 Betrachtung Trance/Besessenheit: menschlich, sozial u. geschichtlich in kulturellen Kontexten, Produkt geschichtlicher,
Handeln als Strukturierung der Natur
Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer 3. TOP-Seminar für Abteilungsleiter Moderne Staatsführung – Good Governance 31.1./
Übersicht: Sozialstruktur und soziale Schichtung
Übersicht: Gesellschaft, Kultur, Institution, Organisation
Struktur der kommunalen Elite Einleitung Frage Sozialstruktur der Exekutivmitglieder Theorie/Forschungsstand Hypothese Methoden Ergebnisse und Interpretation.
GENDER TOOLBOX | Materialien > Gender Budgeting
Wie machen wir die katholische Soziallehre in Österreich bekannt(er)?
GK/LK Sozialwissenschaften
Perspektive Gemeinwesen? Prof. Dr. Albrecht Rohrmann
Der Sand, auf dem unser Wirtschaftssystem aufgebaut ist.
Verstehende Soziologie von Gewaltakteuren als Analysekonzept
KULTUR TIM-99 Presented by : Carlos Zafrane Susi Andriani
Inhalt 1. Rückblick (mit kleinen Ergänzungen) Qualitative Unterschiede zwischen sprachlicher und gestischer Kommunikation Genese des Selbstbewusstseins.
Konfliktlösung durch Konfrontation
1 Strukturierung von Situationen (Strukturierung als Lernkomponente) Thomas Höpfel Seminar für Rechtstheorie und Rechtsinformatik WS 2004/05.
Feministische Politik als Engagement für Gerechtigkeit Vortrag am 25. Oktober 2005 im Rahmen der Ringvorlesung: Die Lust der Veränderung: Feminismus als.
Internationaler Frauentag 2007 Feministische Politik als Engagement für Gerechtigkeit.
Bourdieus Kapitaltheorie Allgemeine Punkte
GK/LK Sozialwissenschaften
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Dr. Petra Bendel Vorlesung: Einführung in die Politische Wissenschaft Vorlesungsteil Internationale Politik II: Empirischer.
Theorien der Organisationsentwicklung
Fachtagung der Bundesvereinigung Lebenshilfe: Migration und Behinderung: Zugangsbarrieren erkennen – Teilhabe ermöglichen 29.–30. September 2015 in Berlin.
Übersichtsschaubilder
GK/LK Sozialwissenschaften Informationen Klasse 9 1. Februar 2016.
Prof. Dr. Albrecht Rohrmann
Kapitalsorten, sozialer Raum und Klassen
Vorstellung des Lehrforschungsprojektes Referent: Christian Tiede.
C3: Strategische Interaktion und Anreize für nachhaltiges ökonomisches Handeln Page 1  Ziel: Untersuchung von Anreizproblemen, die nachhaltige Wertschöpfungsnetze.
 Präsentation transkript:

Erklärung von sozialer Ungleichheit funktionalistische: Davis/ Moore Praxis und symbolische Kämpfe: Pierre Bourdieu Politische Soziologie der Ungleichheit: Reinhard Kreckel

Funktionalistische Erklärung Davis, Kingsley/ Moore, Wilbert E. 1973: Warum Positionssystem (nicht Individuen) mit unterschiedlichen Prestige? Wie kommen Individuen in Positionen hinein? (Mobilität) Schichtung funktional notwendig:Individuen einordnen u. motivieren

Funktion von Schichtung Mitglieder verteilen auf soziale Positionen Motivieren für die „Pflichten“ in Positionen (Erwartbare Belohnungen der Positionen motivieren) Belohnungen = Lebensunterhalt, Annehmlich-keiten, Selbst-Achtung alle drei Belohnungsarten nach Position unterschiedlich verteilt Belohnungen werden als Anreiz vergeben Belohnung Allokation der Mitglieder: fähigste Personen in höchste Position

Pierre Bourdieu Text von 1982: Benennungsmacht =symbolische Kämpfe Bruch mit Marxismus, Intellektualismus, Ökonomismus dagegen: Klasse als Relation, Zusammenspiel reale Klasse - gedachte Klasse, nicht nur ökonomisch

Sozialer Raum Kräftefeld unabhängig von Individuum und Interaktion in sozialen Feldern verschiedene Kapitalarten ‚im Kurs‘: Kapitalsorten wie Trümpfe im Spiel: bestimmen Gewinnchancen Feldern korrespondieren Kapitalsorten, je Feld eigene Logik, d.h. je nach Feld unterschiedliches Trumpf (wenn kulturelles Kapital erforderlich ... Mehrdimensional,

Kapitalien ökonomisches, soziales, kulturelles, symbolisches Kapital Verteilung inkorporierten und gegenständlichen Kapitals spiegelt Kräfteverhältnisse wieder Verteilung = Machmittel = Gewinnchancen Klasse= ähnliche Stellung, Konditionierung, Interessen, Dispositionen, Praktiken Abgrenzung Marxismus

Repräsentationsarbeit objektive Seite der Ungleichheit wird bewertet subjektive Schemata als Produkt symbolischer Auseinandersetzung Objekte werden gedeutet, deshalb kontinuierlicher Kampf um legitime Weltsicht Praxis (17) objektive Kräfte reproduzieren sich in div. Sicht von Welt (18)

Politischer Kampf Definition der Sicht der Dinge Veränderung oder Erhalt der Kategorien d. Wahrnehmung Öffentlich Machen = Form von Macht Klassifizierungsarbeit (19) berufsmäßige Produzenten von Klassifizierung legitime Wahrnehmung

Distinktion und Diskurse Konsum unbewußte Distinktion ‚Spontane‘ Unterschiede werden aufgrund Wahrnehmungskategorien gedeutet Macht in Diskursen durch symbol. Kapital in Kampf um Benennung Einsatz anderen Kapitals: etwa Titel, Staat, ‚Wortführer‘, Berufsbezeichnungen, (Kindergärtner - Erzieherin, Lehrer- Grundschul, Oberstufenlehrer Zusammenhang Feld, Kapital, Spiel, Trümpfe (27)

R. Kreckel Ungleichheit als asymetrisches Machtverhältnis verfestigte Ungleichheit durch Institutionen Theorie begrenzt auf westliche, kapitalistische Gesellschaften: Anspruch Gleichheitsprinzip Ungleichheit bedarf polit. Rechtfertigung: permanente Suche nach Akzeptanz nicht nur Analyse der Ungleichverteilung

Welche Institutionen ermöglichen Ungleichheit? Wann und wo Konflikte um Ungleichheit? Wann und wo entstehen Verteilungskonflikte? Legitimierende Institutionen: Rechtsordnung, hierarchisierte Bildungs- und Berufsstruktur, Prestigeordnung kollektive Akteure hinter den Institutionen?

Vertikale Klassifikation Klassifizierung als sozialer Prozeß vertikale Hierarchie universell neuerdings auch horizontale Ungleichheit Alternativmodell: Zentrum-Peripherie-Modell

Zentrum und Peripherie alle Ungleichheitsformen haben etwas mit Macht zu tun im Zentrum Konzentration der Kräfte; bestimmen Diskurs über Ungleichheit in Peripherie: keine Macht, Benachteiligte; kein Zugang zu Diskurs um Legitimität von Ungleichheit Zentrum und Peripherie sollten gemeinsame Kriterien zu Gleichheit/ Gerechtigkeit haben. Sonst Außenseiter

Zugang zu Organisation entscheidet über Konfliktfähigkeit über Möglichkeit der Thematisierung politische Organisation, Interessenverbände, ... Von ungleichen Strukturen zu Ungleichheit: Bedeutung kollektiver Akteure

Organisationsprinzipien, die Ungleichheit begründen a) Nation, b) Klasse, c) Geschlecht, d) Alter a) territoriale Abgrenzung weltweit, Zuordnung Menschen Staatszugehörigkeit, unterschiedliche Anrechte und Staatsbürgerrechte b) vertikale Strukturierung, bekannt c) geschlechtsspezifische Ungleichheit, Konflikt Reproduktion - Produktion Verteilungsungleichheit nach Alter und Generation

Komplexe Konfigurationen alle vier Dimensionen bestimmen Ungleichheiten Ausgangspunkt Interessenartikulation und Durchsetzung keine eigenständigen Konfliktfelder, keine Institutionen dominant: Strukturierte soziale Ungleichheit

Asymetrische Verteilung von/ Bündel aus: strategische Ressourcen: a) materieller Reichtum: Private +öffentliche Güter und Einrichtungen mit gleicher Zugang für alle b) symbolisches Wissen: Sprache, Technik, juristisches Wissen, Religion c) hierarchische Organisation: vertikale Positionen in Verein, Betrieb, NGO d) selektive Assoziation: excludierende Verbindungen zwischen Personen

Legitimierung soz. Ungleichheit Prestige als alltagsweltlicher Konsens: Leistungsideologie umgesetzt in Positionen Rechtsordnung als Zwangsinstanz. Ambivalent: Garantie Eigentum, Eigentum verpflichtet Sozialstaat ambivalent: Ausgleich, aber äquivalent

politische Soziologie: Zentrum - Peripherie Im Zentrum: korporatistisches Dreieck aus Organisationen von Kapital, Staat, Arbeit Verbände neue soziale Bewegungen Bevölkerung Parteien