Konzeptuelle, strategische und empirische Argumente

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 Präsentation transkript:

Konzeptuelle, strategische und empirische Argumente Zum Zusammenhang von Bildungsmonitoring, Schulevaluation und Schulentwicklung Konzeptuelle, strategische und empirische Argumente Eckhard Klieme 19. OE-NetzwerkTagung "Bildungsstandards und Schulentwicklung“ Dortmund, 28. Januar 2005

Gliederung (Bildungs-) Standards: Ausgangspunkte der Debatte Standards – Bildungsmonitoring – Schulevaluation – Schulentwicklung: der strategische Rahmen für Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung Paradoxien, Probleme und „pending issues“

Standard-Konzept Standard 1 = Das Typische (GB) Standard 2 = Qualitätsnorm (z.B. für Professionalität) Standard 3 = Vergleichsmaßstab (empirische Forschung) Standard 4 = Leistungsziel (test-based performance standard, USA) Standard 5 = Curriculum (content/OTL standards, z.B. NCTM)

Köller, Baumert & Schnabel (1999): Empirische Feststellung: Bei gleicher Testleistung werden je nach Schulform unterschiedliche Noten gegeben; „Mindeststandards“ (=Kriterien zur Vergabe der Note „ausreichend“) sind nicht einheitlich. Konsequenz: Forderung nach „konstruktiven Schulentwicklungsprozessen“ + „administrativen, auch standardsichernden Vorgaben“ KMK: Standard = admin. Vorgaben = (mittlere) Leistungserwartung Politischer und wissenschaftlicher Diskurs: Funktionen = Curriculare Reform (Kompetenzorientierung, Kerncurriculum)+ Explikation von pedagogical content knowledge + Unterstützung von diagnostischer Kompetenz + Sicherung von (Chancen-)Gleichheit + Bezugspunkt für Evaluation

Fazit (strategischer Rahmen) Bildungsstandards sind ein staatliches Steuerungsmittel für die anstehende Bildungsreform. Allein genommen stellen sie lediglich eine neue Form von curricularen Vorgaben dar. Damit sie einen Beitrag zur Qualitätsentwicklung leisten, müssen Bildungsstandards gekoppelt werden mit - Diskussion von Zielen (Kompetenzmodellen) - pädagogischen Initiativen zur Schul- und Unterrichts- entwicklung und Professionalisierung (z.B. über Kompetenzmodelle, Diagnostik, Fördermaßnahmen) - Evaluation und Monitoring. Dies erfordert eine konzertierte Aktivität von Schulen, Unterstützungssystemen, Bildungsadministration und Wissenschaft.

Was sind Bildungsstandards? Bildungsstandards benennen Ziele für die pädagogische Arbeit, ausgedrückt als erwünschte Lernergebnisse der Schülerinnen und Schüler. Damit konkretisieren Standards den Kern des Bildungsauftrags, den Schulen zu erfüllen haben. Bildungsstandards selbst legen nicht fest, was guter Unterricht ist. Sie beeinflussen den Unterricht indirekt - durch einen pädagogischen Orientierungsrahmen - durch den Blick auf Lernergebnisse (Evaluation)

Bildungsstandards und Qualitätssicherung Bildungsstandards für Kernbereiche, darauf bezogenes Systemmonitoring Bildungsstandards + weitere pädagogische Ziele (z.B. fächerübergreifende Ziele) + Qualitätskriterien für Schule (z.B. Schulklima) und Unterricht, darauf bezogene Schulevaluation: intern - extern standardisiert - durch Inspektion? Bildungsstandards + pädagogische Kriterien im Einzelfall sind Basis für individuelle Diagnostik und Benotung. mit unterschiedlichen, aber abgestimmten Instrumenten Gemeinsamer Bezug: Kompetenzmodelle

Bildungsstandards und Qualitätsentwicklung Bildungsstandards können und dürfen die pädagogische Verantwortung für Lehren und Fördern, Fordern und Bewerten nicht aufheben. Bildungsstandards (und andere Instrumente der Qualitätssicherung) sind nur dann nützlich, wenn sie professionelles Lernen in den Schulen voranbringen. Ziel: Unterrichts-, Personal- und Organisationsentwicklung durch Diagnose – Veränderung – Evaluation

Aufgaben für die Schulen Zentrales Motiv: Differenzierter Blick auf Lernergebnisse Kompetenzmodelle und Aufgabenbeispiele als Orientierung Fachkollegien als professionelle Lerngemeinschaften - Verständigung über Ziele und Kernbereiche - Gemeinsame Unterrichtsentwicklung (Lernplanung, Diagnostik, Förderstrategien,Unterrichtsqualität) Produktiver Umgang mit Tests und Evaluation - schulinterne Parallelarbeiten - landesweite und bundesweit normierte Vergleichsarbeiten Entwicklung schulspezifischer Curricula und Förderangebote (= schulinterne Arbeitspläne)

Pragmatischer Start: Diskussion der Bildungsstandards und Kompetenzkonzepte in den Fachkollegien Bezug auf eigene Arbeitssituation Was sind unsere zentralen Ziele? Worin sehen wir die Kernbereiche unseres Faches? Wie sichern wir kumulatives Lernen? (z.B. bei Lehrerwechsel) Nach welchen Kriterien bewerten wir Schülerleistungen? Wie gewinnen und nutzen wir diagnostische Information? Entwicklungsschritte: Verbindliche Absprachen für Lehrerwechsel Vergleichsarbeiten Förderkonzepte Gemeinsame Unterrichtsentwicklung

Aufgaben für die Administration bzw. die Unterstützungssysteme 1. In der Rolle der Lehrplanentwickler Systematischer Abgleich mit Lehrplänen, Prüfungen, landesweiten Orientierungsarbeiten 2. In der Rolle der Evaluationsagenturen Testentwicklung (Aufgabenpools, Normierung) Fachdidaktische und psychologische Vertiefung der Kompetenzmodelle Strategien und Instrumente der Schulevaluation Rückmeldungen (ohne Ranking !) Beratung der Schulen 3. In der Rolle der Lehrerbildner Fortbildung zu Kompetenzmodellen. Diagnostk, Evaluation 4. In der Rolle der Schulentwicklungsberater Unterstützung der Einzelschule

Paradoxien Orientierung an Kompetenzmodellen, obwohl Modelle noch in der Entwicklung sind Vorarbeit für Evaluation, obwohl Tests und Strategien noch in der Entwicklung sind Ansatz bei Schul- und Unterrichtsentwicklung, obwohl diese von Standards nur indirekt angesprochen werden.

Probleme / Offene Fragen Abgrenzung des Kompetenzbegriffs Messung und Modellierung von Kompetenzen: Wie weit reicht das Rasch-Modell? „Normierung“ von Bildungsstandards in Deutschland: Wie entstehen „Aufgabenpools und wie werden sie verwendet? Welche Folgen haben „technische“ Setzungen? Nach welchen Strategien läuft Schulevaluation ab? Gibt es ein standardbasiertes nationales Monitoring? Wie weit trägt die „Output-orientierte/Standard-basierte Steuerung“? Welches sind ihre Nebenwirkungen? Wie ermöglicht man Qualitätsentwicklung im Sinne von Schulentw.+ Unterrichtsentw. + Professionalisierung ?

Wirkungen von Standard-basierter Qualitätssicherung (USA) Leistungssteigerung durch accountability, v.a. bei einfachen Anforderungen. Washback und Engführung des Curriculums: +/- Probleme: Zu hohe Anforderungen, Fehlklassifikationen (NCLB !), fehlende Nachhaltigkeit Schlechter abschneidende Schulen lernen weniger gut aus Rückmeldungen. Voraussetzungen für positive Wirkungen: (a) Kompetenzen der Professionellen, (b) alignment und anspruchsvolle Tests, (c ) Unterstützung Standard-based school reform (z.B. NCTM): Unterrichtsinhalte und -methoden verändern sich. Höhere Leistungen in spezifischen Zieldimensionen.

Offene Forschungsfragen zu Kompetenzmodellen Systematik von Anforderungsmerkmalen Verfahren zur Einschätzung von Anforderungsmerkmalen „Auflösungsgrad“ der Kompetenzbeschreibung Abgrenzung zwischen Stufen bei multiplen Anforderungsmerkmalen Zahl der Dimensionen Kompetenzmodelle als Entwicklungsmodelle? Nicht-hierachische Modelle: physikalisches Fehlerwissen, Strategien / Motivation, fächerübergreifende Kompetenzen Lernfortschritt: Strukturwechsel statt Zugewinn schwer (z.B. nur über Selbsteinschätzung) messbare Bereiche