Solidarische Ökonomie und Demonetarisierung

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 Präsentation transkript:

Solidarische Ökonomie und Demonetarisierung Andreas Exner www.demonetize.it

Was ist Solidarische Ökonomie? Bedarf statt Profit Gleichberechtigte Partizipation statt „Mitbestimmung“ und Management Kooperation statt Konkurrenz Solidarität statt Gleichgültigkeit Beispiele: Produktionsgenossenschaften Umsonstläden/Kostnixläden Gemeinschaftsgärten Freie Softwareproduktion Gemeinschaftliche Wohnformen

Was ist Kapitalismus? Charakteristika der kapitalistischen Produktionsweise: Produziert wird bei Profit, verteilt wird bei Zahlungsfähigkeit Produziert wird in „Unternehmen“, Arbeitskraft wird verkauft Entscheidungen trifft das Management mit einer „Mitbestimmung“ der Belegschaft Unternehmen konkurrieren Einfache Kapitalformel: G – W – G‘ Kapitalismus ist „Geldwirtschaft + Staat“, 3 zentrale Strukturmerkmale: Arbeitskraft ist Ware, Produktionsmittel sind Privateigentum Tausch und Warenproduktion sind bestimmend Politische Herrschaft ist anonym und spaltet sich von Gesellschaft ab: Staat

Welche Folgen hat Kapitalismus? Auswirkungen der kapitalistischen Produktionsweise: Wachstumszwang (Konkurrenz) Wachstumsdrang (Geld ist abstrakter Wert) Krisen (es wird nicht für Bedarfe produziert) Solidarische Ökonomie daher widersprüchlich, solange sie Teil einer Geldwirtschaft ist. Lediglich „binnensolidarische“ Unternehmen: müssen um Profit konkurrieren (und unterliegen der Wachstumsdynamik) verinnerlichen den Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit verteilen ihre Produkte nur an Zahlungsfähige stimmen ihre Produktion nicht untereinander ab unterliegen (daher) der kapitalistischen Krisendynamik können den Arbeitsmarkt nicht aufheben halten die Spaltung in „Betriebe“ und „Haushalte“ aufrecht benötigen einen Staat zur Aufrechterhaltung der Rahmenbedingungen

Solidarische Ökonomie und Demonetarisierung Solidarische Ökonomie im strengen Sinn muss sich daher demonetarisieren: Produktion untereinander direkt abstimmen Produzieren was gebraucht und gewollt wird und technisch machbar ist Spaltung in „Haushalte“ und „Betriebe“ aufheben Sinnvolle staatliche Funktionen (öffentliche Strukturen etc.) in die Gesellschaft hereinnehmen Einfache Demonetarisierungsformel: Commons – Produktion – mehr Commons … C – P – C‘

Strategien der Demonetarisierung – Selbstbestimmtes Tun Ziel 1: Überwindung der Lohnarbeit = Abschaffung der Kapitalisten-Funktion Mittel: Aneignung der Produktionsmittel Strategien: Kauf Besetzung Aufbau Beispiele für Ansatzpunkte/Diskussionsanregungen: Mietshäusersyndikat Besetzte Fabriken in Argentinien nach 2001 Mondragón Gemeinsame Investition in Energiewende; erspartes Geld wird eingesetzt „Praktischer Sozialismus“ – Gewerkschaft baut „solidarökonomischen Sektor“ auf, verbessert damit Kampfbedingungen; bankrotte Unternehmen werden aufgekauft und im Kollektiv weitergeführt, aufgrund fehlenden Profitdrucks „konkurrenzfähig“; „veraltete“ Maschinerien werden billig aufgekauft und zur Herstellung von billigen/kostenlosen Gebrauchsgütern eingesetzt

Strategien der Demonetarisierung – Direkte Kommunikation Ziel 2: Überwindung des Marktes = Abschaffung von Geld und Warentausch Mittel: Direkte Kommunikation darüber, was wie von wem produziert wird Strategien: „Aufrollung“ des Produktionszusammenhangs (von DL zur Industrie) Institutionalisierung von Aushandlungsprozeduren (ohne Markt) Liefervereinbarungen zwischen Kollektiven und/oder Stadt-Land Stärkung von (kollektiver, technikgestützter) Subsistenz Ausweitung von common pool resources (z.B. „Stadtteilzentren“) Beispiele für Ansatzpunkte/Diskussionsanregungen: Umsonstläden Aushandlung Milchpreis zwischen Bauern und Gewerkschaften (Italien, 70er)? Solidarische Produktionsketten (Justa Trama etc.)? Agrarkollektive (MST, Kommunen etc.)

Strategien der Demonetarisierung – Öffentlichkeit ohne Staat Ziel 3: Überwindung von Herrschaft = Abschaffung des Staates (u.a.) Mittel: Öffentliche Strukturen und legitime Gewaltmittel (?) Teil der Gesellschaft Strategien: Öffentliche Infrastrukturen genossenschaftlich organisieren Gegenmacht entwickeln und „Gegenterritorien“ ausweiten Staat delegitimieren durch Überwindung von Markt und Privateigentum an Produktionsmitteln staatliche Herrschaft „überflüssig“ machen Beispiele für Ansatzpunkte/Diskussionsanregungen: Zapatistische Autonomie Selbstorganisation in „staatsfreien Teilräumen“ Situationen des „Machtvakuums“ in Aufständen Besetzung und Selbstorganisation öffentlicher Räume Parallelstrategie „revolutionäre Partei neuer Art“ und soziale Bewegung (Venezuela? Bolivien?)

Wie wird Demonetarisierung mächtig? Soziale Innovation und Krise Soziale Innovationen entstehen in Nischen Sie wachsen durch Abstimmung von Erwartungen, kollektives Lernen und gemeinsame Willensbildung Erst in einer Krise des übergeordneten Regimes können sie mächtig werden Dazu ist eine Überwindung der Gegeninteressen notwendig Nischen müssen geschützt werden vor Repression Selbstreflexion und komplexe Lernprozesse notwendig Krise als Ausdruck des spontanen Widerstands gegen das System begreifen und zur Bedingung der sozialen Transformation machen Herrschaft delegitimieren und notfalls klug bekämpfen

Wie wird der Niedergang des Kapitals zum Nährboden der Demonetarisierung? Reproduktion von Geldsystem entkoppeln – parallel: Kostensenkung und Zurückdrängung des Marktes Wohnen und Bauen Kollektive Wohn/Bauformen (bilden soziale Knoten) Organisierte Bezahlstreiks (Strom, Heizung, Miete), Besetzungen (Freiräume) Energie und Nahrung Technikgestützte Subsistenz (erleichtert soziale Kämpfe) Erneuerbare Energiegenossenschaften (Schockabsorber) Maschinerie und Rohstoffe Überregionale solidarische Liefer/Produktionsbeziehungen Neukonzeption von Technik (Dezentralität, Reparabilität, Kostensenkung) Bildung, Know How und Forschung Selbstorganisierte Wissens(re)produktion Schlüssel: Was dem Markt entzogen wird, darf nicht mehr zurück. Der Markt darf sich nicht ausweiten.