Deutschlands Importabhängigkeit von Energierohstoffen – Ansatzmöglichkeiten für den Respekt von Menschenrechten und Umweltstandards Ulrike Bickel, MISEREOR-Referentin.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Herausforderungen an die Consultingwirtschaft aus Sicht der KfW
Advertisements

Tank oder Teller Chancen und Risiken von Agrosprit
Zukunftsfähiges Wirtschaften – Wie gelingt der ? Andrea Lindlohr MdL
Besiegelt? – Perspektiven in der Zertifizierungsdebatte Vortrag im Rahmen der Konferenz Bayerns Wirtschaft in globaler Verantwortung am 21. September 2012.
Corporate Citizenship – Teil 1
Globalisierungsdiskurs Benetton
Sabine Lösing Europaabgeordnete DIE LINKE. Vorstellung des Entwurfes des Initiativberichts zur Waffenausfuhr in der Europäischen Union: Umsetzung des Gemeinsamen.
Konflikte in Afrika 2009 wurden auf der Welt 365 politische Konflikte ausgetragen, 85 davon in Afrika.
Finanzierung 1.Welche Safeguards sind für REDD Finanzierung wichtig? 2.Wie müssen diese Safeguards gestaltet sein?
Auf dem Weg durch den Antragsdschungel zur erfolgreichen EU – Förderung Die Strukturfonds und andere Förderprogramme der Europäischen Union für innovative.
Energiepolitik Deutschlands.
Unsere Ziele: Stabile Eigenversorgung aller Rehfelder mit Energie und Wärme Eine sozialverträgliche, preisgünstige und unabhängige Alternative zu den.
HALLO 2014! Ziele, Fragen, Antworten ....
DEINE STIMME GEGEN ARMUT eine Aktion von. Auf den nächsten Seiten… VENRO, GCAP, MDG – Wer steht hinter der Aktion, welche Ziele werden verfolgt? Weiße.
Energievorräte Gliederung: ● Allgemeines zu Energievorräten
Investieren Sie noch …… …oder verantworten Sie schon?
Der Vertrag von Lissabon
Umfrageergebnisse Energiepolitik/Energiewende Repräsentative Umfrage unter 700 Führungskräften von heute und morgen November 2013.
Die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen – ein Instrument für BetriebsrätInnen Elisabeth Beer Abt EU & Internationales 3. Dezember 2009.
Europawahl 2020 Wahlprogramm. PEF Partei Europäischen Fortschritts.
Die EU-Dienstleistungsrichtlinie
Die Nationale CSR-Strategie der Bundesregierung - „Aktionsplan CSR“ -
Wirtschaftsförderung für NRW Dietmar Bell, MdLFolie 1.
UN – Konvention über die Rechte der Menschen mit Behinderung - Verpflichtungen der Länder Franz Wolfmayr.
Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte CSR Grundlagen CSR in der Menschenrechts- und entwicklungspolitischen Arbeit.
Vielfalt und Ambivalenzen des Alters
Maturaprojekt 2011 Anna Rivna Manuela Manhardt Natalie Zeyer CSR OMV als Best Practice Beispiel für CSR? F ü hrung Markt MitarbeiterInnen Gesellschaft.
Thesen Nachhaltige und gerechte Rohstoffpolitik NRW`s
Dritter Politisch- Programmatischer Tag der JuLis Pforzheim/Enzkreis Energiepolitik.
Demokratie und Entwicklung: Ghana auf guten Wegen?
Maturaprojekt 2011 Anna Rivna Manuela Manhardt Natalie Zeyer MitarbeiterInnen Entlohnung und Arbeitszeit Rechte der MitarbeiterInnen Personalentwicklung/
And Poland Global Entrepreneurship Week Deutschland und Polen Nov
Ihr Partner für Nachhaltigkeit Your partner in sustainability UMWELTENQUETE 2011 NACHHALTIG DRUCKPRODUKTE PRODUZIEREN VEREIN FORSCHUNG FÜR DIE GRAPHISCHEN.
Erneuerbarer Energien
Gemeinsame Vision Die Fair-Handels-Bewegung teilt die Vision einer Welt, in der Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung den Kern der Handelsstrukturen.
Die Rohstoffproblematik in der DR Kongo
Grundzüge der Entwicklungsmodelle
Internationales/Europa Horst Mund Gewerkschaften und Globalisierung.
Diskriminierung bei Gütern und Dienstleistungen, Erfolge und offene Fragen Dr. Niraj Nathwani, EU Grundrechteagentur (FRA)
1 Was die Genossenschaften zu tun haben Peter Schmid, SVW Zürich Grenchner Wohntage 2009.
1 "Integration und Unterstützung von wirtschaftlich und sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen" Thomas U. Reutter, Rotary Club Forch.
UNIVOX Umwelt Dezember 2015 gfs-zürich, Markt- & Sozialforschung Dr. Andreas Schaub.
Brot für alle – die Entwicklungspolitische Organisation der Evangelischen Kirchen 2 Inhalt 1.Brot für alle 2.Entwicklungszusammen- arbeit und Entwicklungspolitik.
OSU Juristische Fakultät Universität Rostock Forschung für ein Integriertes Küstenzonenmanagement in der Odermündungsregion Oder IKZM IKZM - Recht der.
HEKS Im Kleinen Grosses bewirken. Unser Selbstverständnis  Die Würde jedes Menschen steht im Zentrum  HEKS unterstützt Menschen in Not, unabhängig von.
1. Wenn möglich – bitte wenden… Hintergründe & Auswirkungen der Energiewende Vorstand Martin Graf 21. November 2013.
Man kann ja auch warten, dass die Welt von selber gut und gerecht wird, oder: Zukunft leben.
Über uns: Die KLF ist eine private, durch den Staat Freiburg aner- kannte und beauftragte Nonprofit-Organisation. Die Liga setzt im Kanton all ihre Ressourcen.
5. Ingenieurtag des VDEI 20 Jahre Bahnreform in Deutschland – Quo vadis? 17. Oktober 2014 Dr. Thomas KAUFMANN Bahnreform in Europa aus der.
Energiewirtschaft 1.Stromanbieter in Mittelbaden 2.Die Entstehung des Strompreises 3.Rechtliche Grundlagen des Strommarktes 4.Grundelemente der Energiepolitik.
Gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Hessen Mitinitiatoren/Kooperationspartner Fotos: berufundfamilie gGmbH Beruf und Pflege.
Die Europäische Bürgerinitiative Europäische Kommission Generalsekretariat Referat G.4 Allgemeine institutionelle Angelegenheiten Rechtsrahmen Vorschriften.
Global Sourcing Baustein für einen nachhaltigen Unternehmenserfolg! Global Sourcing nimmt bereits heute eine zentrale Bedeutung im Einkauf und im gesamten.
Strategische Perspektiven der Stadtwerke im Konzessionswettbewerb ANHÖRUNG „Stromkonzession – Bedingungen für ein diskriminierungsfreies Vergabeverfahren“
Ökumenische Kampagne Das Oberthema der Kampagne 2013 ist „Land Grabbing“ unter dem Dach „Recht auf Nahrung“. Arbeitstitel: „Ohne Land kein täglich.
Das ordentliche Ausländerrecht Integration. Integration als gesetzliches Ziel Art. 4 AuG: Ziele der Integration Zusammenleben von einheimischer und ausländischer.
Ein Unternehmen der ProSiebenSat.1 Media AGEin Unternehmen der ProSiebenSat.1 Media SE Konjunkturentwicklung & -prognosen Unterföhring, Juni 2016.
2. Staat und Tourismus (Tourismuspolitik)
D-EITI-Kommunikationsstrategie
Absicherung gegen Armut Rechtliche Überlegungen Univ. -Prof. Dr
Unternehmensverantwortung
„Gleichstellung vor dem Gesetz und im Alltag“
Anteil Industrieproduktion (in % des BIP)
Was ist die Behinderten- Rechts- Konvention
Die Wirkung des fairen Handels und die Funktion von Fairtrade
Familienergänzende Kinderbetreuung Altnau
Impulsvortrag zum E-Learning-Kurs „Hallo Europa, Hallo Welt!“
Energieformen.
Förderung der Gleichstellung von LGBTI in derEuropäischen Union
Förderung der Gleichstellung von LGBTI in derEuropäischen Union
 Präsentation transkript:

Deutschlands Importabhängigkeit von Energierohstoffen – Ansatzmöglichkeiten für den Respekt von Menschenrechten und Umweltstandards Ulrike Bickel, MISEREOR-Referentin für Energie-Rohstoffe, bickel@misereor.de

2

Hohe Import-Abhängigkeit insb. bei Erdöl, Erdgas, Steinkohle, Uran

Begrenzte Vorräte – wie lange noch? IEA: Erdöl 2035 Erdgas 2040 Kohle 2100 Uran 2040 BMWi: Erdöl 2048 Erdgas 2068 Kohle 2156 Uran 2075 Quelle: Spiegel Online 7.7.2008

Bsp.: Konflikte um Rohstoffförderung in Afrika Die Energieförderung in Entwicklungs-ländern ist häufig mit Menschenrechtsverletzungen, Land-vertreibungen, zunehmender Armut, gewaltsamen Konflikten und Umweltzerstörung verbunden. Deutschland trägt durch seine Energie-Nachfrage Mitverantwortung für die Produktionsbedingungen von Energierohstoffen.

Erdöl: Was fordern unsere Partner? Transparenz bei Vergabe der Konzessionen Offenlegung der Zahlungen von Konzernen an Regierungen („Publish what you pay“) und der Verwendung durch die Regierungen („Publish how you spend it“) Entwicklungs-förderliche Verwendung der Öleinnahmen für Armutsbekämpfung, Soziales, nachhaltige Entwicklung; nicht für Waffen/ Militär sowie Korruption/Selbstbereicherung von Eliten Schutz von UmweltaktivistInnen und Menschenrechts-VerteidigerInnen Politische Unterstützung durch Kirche und Bischofskonferenzen

Ansatzpunkte für die Bundesregierung Vorgabe von Rahmenbedingungen in ihrer Rohstoffstrategie, die sicherstellen, dass der Abbau von Energie- u.a. Rohstoffen nicht zur Verletzung von Menschenrechten, Sozialstandards und Umweltverschmutzung führt. Schaffung klarer gesetzlicher Rahmen für Unternehmensverantwortung inklusive ökologischer und sozialer Haftpflicht. Unterstützung der Entschließung des Europäischen Parlaments vom 6.11.2007 gegenüber der Europäischen Kommission, zur Aufnahme von Transparenzkriterien in die Internationalen Richtlinien zur Finanzberichterstattung sowie eine nach Ländern aufgeschlüsselte Berichterstattung durch Unternehmen der extraktiven Industrien. Einsatz für eine Definition von Konfliktrohstoffen durch den UN Sicherheitsrat. Einfordern des Respekts von EITI kohärent in all ihren Außenbeziehungen. Keine Vergabe von Exportkrediten, Investitionsgarantien oder Subventionen an Unternehmen und Regierungen rohstoffreicher Länder, die nicht zur effektiven Umsetzung der EITI bereit sind oder gegen internationale Umwelt- und Menschenrechtsstandards verstoßen. Ratifizierung der UN Konvention gegen Korruption und Einsatz gegen internationale Steuerflucht. Einsatz für verbindliche Standards zur Korruptionsbekämpfung sowie für ausreichende Transparenz unternehmerischer Tätigkeit und öffentlicher Haushalte. Einsatz für einen verbesserten Schutz aller Menschen und Organisationen, die sich gegen Korruption und für Transparenz engagieren.

Unternehmensverantwortung Rohstoffproduzenten wie Bergbau- und Energiekonzerne dürfen keine Konflikte hervorrufen/ verschärfen und müssen im Fall gewaltsamer Konflikte ihre Aktivitäten aussetzen. Sie haben nationale Gesetze der Heimat- wie Gastländer sowie international anerkannte Menschenrechts- und Umweltstandards zu respektieren. Sie müssen die frühestmögliche, angemessene Beteiligung und Mitentscheidungsrecht der lokalen Bevölkerung über Probebohrungen und Abbau gewährleisten (free prior informed consent). Konsultationsprozesse, Explorations- und Abbauphase sowie die Zeit nach Schließung einer Mine oder Ölquelle sollten von unabhängigen Kontrollen unter Beteiligung der Zivilgesellschaft begleitet werden. Unternehmen müssen alle Zahlungen an und Verträge mit Regierungen gemäß der "Extractive Industries' Transparency Initiative" (EITI) veröffentlichen.

Bankenverantwortung Internationale und regionale Entwicklungsbanken sollten – wie von der Extractive Industries Review im Auftrag der Weltbank 2003 empfohlen - keine fossilen Energieprojekte mehr unterstützen, sondern eine klare Wende zu Erneuerbaren Energien einleiten. Öffentliche wie private Banken sollten klare Standards entwickeln, die sicherstellen, dass Banken das ökologische und menschenrechtliche Verhalten ihrer Firmenkunden kennen und die ermöglichen, ihre Kunden in der Umsetzung hoher Umwelt- und Sozialstandards zu beraten. Bei der Projektfinanzierung sollte eine vorherige, unabhängige Umwelt-, Menschenrechts- und Sozialverträglichkeitsprüfung Voraussetzung für die Finanzierung sein.

EITI-Weiterentwicklung Es wurde bereits erreicht, dass manche Erdölkonzerne ihre Zahlungen an Regierungen und letztere ihre Einnahmen offen legen. Der Einsatz zivilgesellschaftlicher Organisationen wie der Koalition „Publish what you pay“ für eine transparente, armutsorientierte Verwendung der immensen Energierohstoff-Erlöse trotz widriger politischer Bedingungen bleibt vordringlich. Die Extractive Industries Transparency Initiative (EITI) ist auf weitere Energierohstoffe auszudehnen, Korruption zu verhindern und die Regierungen zu beeinflussen, ihre Einnahmen für Armutsbekämpfung, Bildung, Gesundheit und nachhaltige Entwicklung einzusetzen.

Was können wir tun? => ENERGIEWENDE politisch Eintreten für ENERGIEWENDE ggü. Bundesregierung + Wirtschaft kritisch bei EVUs nachfragen: woher kommt unsere Energie (Benzin, Strom)? ggü. Unternehmen: Aufgreifen v. Einzelfällen, ggf. OECD-Beschwerde Lobbyarbeit ggü. Bundesregierung für Kohärenz deutscher Entwicklungs-, Außen- und Wirtschaftspolitik: Bundesregierung soll Menschenrechte, Transparenz und armutsorientierte Verwendung der Rohstofferlöse bei Süd-Regierungen anmahnen Stärkung von NGO-Partnern im Süden (Schulungen, Vernetzung) VerbraucherInnen: Energie sparen, Umsteigen auf öfftl. Verkehrsmittel + Ökostrom, ethische Geldanlagen.