7 Integrationstheorien Sitzung IB Essay-Tutorium NEOFUNKTIONALISMUS

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7 Integrationstheorien Sitzung IB Essay-Tutorium NEOFUNKTIONALISMUS INTERGOUVERNEMENTALISMUS

Erläutern Sie den Wandel der internationalen Reaktionen auf den „neuen deutschen Patriotismus“ im Zuge der Fußball-WM mit Hilfe des Sozialkonstruktivismus! Zeigen von Nationalsymbolen, Singen der Nationalhymne, ... THEORIE EMPIRIEBEZUG Wie Akteure sich gegenseitig wahrnehmen, ist sozial konstruiert. Soziale Rollen/Identitäten der Akteure ändern sich, wenn sich deren Wahrnehmung/soziales Umfeld ändert. Anfangs waren die internationalen Reaktionen auf den „neuen deutschen Patriotismus“ kritisch; während der Fußball-WM wandelte sich diese Wahrnehmung jedoch positiv. „Strukturen” als gemeinsame Bedeutungs-gehalte, Normen, ... Der Wandel der Reaktionen fand statt, weil … Motto: „Zu Gast bei Freunden” Durch Interaktion und gesellschaftliches Handeln können Strukturen geändert werden.  … Deutschland eine friedliche und unbedrohliche „zwischenstaatliche Interaktion“ initialisierte  Strukturen bestimmen Identitäten, Wahrnehmung und Interessen der Akteure.  … sich dadurch die internationale Wahrnehmung und die Rollenzuschreibung auf den Akteur „Deutschland“ änderte Situation wird von Akteuren in sozialem Kontext eingeschätzt

INTEGRATIONSTHEORIEN 1 Was ist Integration? 2 Funktionalismus 3 Neofunktionalismus a) Grundannahmen b) „spill over”-Effekte 4 Intergouvernmentalismus Miltrany: „A Working Peace System” (1943) Haas: „The Uniting of Europe” (1958) Moravcsik: „Preferences and Power in the European Community” (1993) Hoffmann: „Obstinate or Obsolete? The Fate of the Nation State and the Case of Western Europe” (1966)

1 WAS IST INTEGRATION? sektoral vertikal horizontal Neofunktionalismus DEFINITION Integration ist ein Prozess, durch den nationalstaatliche Kompetenz auf eine internationale Ebene (oder supranationale Institution) übertragen wird. FUNKTIONALE UNTERSCHEIDUNG sektoral vertikal horizontal Gegenstand Politikbereich/Sektor Kompetenzverteilung Territorium Integration neuer Bereiche („Ausdehnung”) Abgabe staatlicher Kompetenzen („Vertiefung”) Ausweitung des Geltungsbereichs („Erweiterung”) Funktion THEORETISCHE ERKLÄRUNGSANSÄTZE Neofunktionalismus Intergouvernementalismus Liberalismus Transnationalismus; Funktionalismus Realismus neoliberaler Institutionalimus Theoretische Grundlage Rolle der Institutionen Eigendynamik der Institutionen Autonomie der Regierung Grad der Integration spill over-Effekte auf alle Bereiche high politics nicht integrierbar

Bottom-Up-Mechanismus Transnationale Agentur („form follows funtion”) 2 FUNKTIONALISMUS VORTEILE „APOLITISCHER” KOOPERATION Behinderung optimaler Bearbeitung Nationale/ideologische Konkurrenz Unsachgemäße Bearbeitung Aggressive, ausgrenzende Politiken Staat A Staat B Wohlfahrtsmaximierung Spezifische Sachbereiche (transnationaler Charakter) Gesellschaftliche Bedürfnisse Bottom-Up-Mechanismus Aufgabenbezogene („funktionale”) transnationale Kooperation „technokratische” Kooperation Experten/Verwaltungsfachleute statt Diplomaten/Politiker als Akteure Konzentration auf Sachfragen Transnationale Agentur („form follows funtion”) FRIEDENSPOLITISCHE BEDEUTUNG „natural growth of common activities/ administrative agencies” Lernprozeß Tendenz zu kooperativer Problembewältigung Relativierung staatlich-territorialer Ordnung Protected Peace „Aktiver” Frieden (soziale Sicht) statt „statischer“ Frieden (strategische Sicht)

Vorbedingungen für integrative Expansion 3 a NEOFUNKTIONALISMUS EXPANSIVE LOGIK SEKTORIELLER INTEGRATION Ökonomische Verflechtung Politische Auswirkungen Sektor A Sektor A Kooperation Kooperation spill-over Staat 1 Staat 2 Sektor B Kooperation Technisch angelegte, institutionalisierte Kooperation in begrenztem Sektor A führt zu „Übergreifen” auf benachbarten Sektor B Wegen politisch-ökonomischer Verflechtung wird politische Kooperation eingegangen Wenig Anlaß für politische Kontroversen Staaten können gewinnbringend zusammenarbeiten  Bildung supranationaler Institutionen Vorbedingung für politische Kooperation Vorbedingungen für integrative Expansion Integration als Prozess als Zustand  Ausmaß an gesellschaftlichem Pluralismus  Prozessvariablen Reaktionsfähigkeit der Regierung gegenüber Krisen/Enttäuschungen des Integrationsprozesses  „Dichte” der ökonomischen Kooperation Umorientierung von Loyalitäten, Erwartungen, politischen Aktivitäten auf supranationale Handlungsebene Insitutionelle/ politische Ausbildung der supranationalen Handlungsebene

3 b „SPILL OVER“-EFFEKTE Mechanismus Funktionaler spill over Folgen/Implikationen von Integration nicht vollständig kontrollierbar „Überschwappen” der Integration auf benachbarte Bereiche durch ...  sachliche Verbundenheit abhängiger Problemfelder  politisches Unternehmertum supranationaler Bürokratien  allmähliche Ausrichtung der Handlungsstrategien auf supranationale Ebene Funktionaler spill over Politischer spill over Erzeugter/ institutioneller spill over Pluralistische Prämissen (A) Staat A Prämissen (B) Staat B Staat A Staat B Supranationale Institution Transnationale Netzwerke Sektor A Sektor B Kooperation Pluralistische Prämissen (A) Staat A Staat B Supranationale Institution Prämissen (B) Supranationale Institutionen …  fördern funktionalen und politischen spill over  stellen Verknüpfungen von Politikbereichen her  fördern und kooperieren mit transnationalen Netzwerken  vermitteln zwischen Staaten  entwickeln eigenständig Regeln  „Zangengriff“ von oben und unten Wohlfahrtsgewinne in vergemeinschaftetem Sektor A sind nicht vollständig ausschöpfbar, ohne verflechteten Sektor B ebenfalls zu vergemeinschaften Erhöhung des „Integrationsdrucks” auf Sektor B Verlagerung politischer Aktivitäten, Loyalitäten und Erwartungen auf supranationale Ebene Lernprozess der Eliten; Änderung der Wahrnehmung über Angemessenheit von Lösungen Integration von Gruppen unterschiedlicher Nationalität mit kongruenten Präferenzen Druck auf nationale Regierungen

4 INTERGOUVERNEMENTALISMUS Realistischer Intergouvernementalismus Liberaler Intergouvernementalismus Referenz-theoretiker Stanley Hoffmann Andrew Moravcsik (3-Stufen-Prozess) Staatliche Motivation Einfluß-/Autonomiegewinne Effizienzgewinne „voice opportunity”-These1 Schwächere Staaten erhoffen sich durch Integration höheres Stimmengewicht gegenüber stärkeren Staaten Innerstaatliche Präferenzen Regierung setzt gesellschaftliche Anforderungen um (liberaler „Wiederwahlgedanke”)  „Neue Staatsräson” Verminderung innerstaatlicher Einfluss-möglichkeiten auf Regierung durch internationale Kooperationsverpflichtungen  Wert der Kooperation Bei geringem Risiko der Regelverletzung durch andere Staaten und hohem Eigen-nutzen wird Kooperation eingegangen  Netto-Autonomiegewinn  Netto-Nutzenzuwachs entsprechend allgemeiner Machtressourcen entsprechend assymetrischen Interdependenzmustern entsprechend „Two-Level-Game”- Logik ( kleines win set impliziert große Verhandlungsmacht) Verhandlungs-macht Integrations-erflolg und Grenzen Integration von low politics-Bereichen („Grenze der high politics”)  Überlagerung geopolitischer Interessen Interessenkonvergenz der beteiligten Staaten Institutionelle Ausformung muss nationalen Forderungen entsprechen 1Joseph Grieco

ZP-FRAGEN Frühjahr 1999 Diskutieren Sie die Problematik der Osterweiterung der EU unter integrationstheoretischen Gesichtspunkten! Sommer 1997 Was sind die Grundzüge des Neofunktionalismus? Und inwiefern kann dieser Ansatz zum Verständnis der europäischen Integration beitragen?   Frühjahr 2007 Erklären Sie die Europäische Währungsunion mit Hilfe des Neofunktionalismus und des Intergouvernementalismus. Sommer 2008 Nach dem Scheitern der Verfassung und dem irischen „Nein“ zum Vertrag von Lissabon steckt der Europäische Integrationsprozess in einer Krise. Inwieweit können Neofunktionalismus und Intergouvernementalismus diese Krise erklären?

NÄCHSTE SITZUNG… Diskussion der Essays der heutigen Sitzung KORREKTUR Theorievergleich REKAPITULATION Zwischenprüfungsfragen, die auf Theorievergleich abzielen ESSAY SCHREIBEN