Tertiärsprachendidaktik in der Deutschlehrer-/innenausbildung

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
(FREMD-)SPRACHEN LERNEN
Advertisements

Englischunterricht am Gymnasium (G 8)
Was bietet das Sprachliche Gymnasium? drei Sprachen, davon zwei bzw. drei moderne Fremdsprachen (E, L, F/Sp bzw. E, F, Sp) schnelle Lernfortschritte.
Latein an der Bettinaschule
Eine neue Sprache lernen!
Von der inneren zur äußeren Mehrsprachigkeit
Landeskunde deutschsprachiger Länder 德语国家国情
Erfahrungen im SDU in der Slowakei
Georg-August-Universität Göttingen Stiftung Öffentlichen Rechts Informationstage für Studieninteressierte 2006 Herzlich Willkommen an der.
Mehrsprachigkeit – Fit für Babel
Untersuchung zum durchgängigen Spracherwerb Polnisch in Kitas und Schulen Studie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald in Kooperation mit der Stabstelle.
Konzeption zur Integration von Migranten und Migrantinnen im Lande Bremen Sitzung des Ausschusses für Integration, Bundes- und Europaangelegenheiten,
Wahl der zweiten Fremdsprache Latein oder Französisch?
Herzlich willkommen in Pilsen! Workshop
Integrierte Gesamtschule „Willy Brandt“ Magdeburg
Profil Fremdsprachen Französisch en vogue
Sprachenwahl Latein / Französisch ab Klasse 6 (Schuljahr 2009/2010) Do
Internationaler Masterstudiengang Deutsch als Fremdsprache
Latein als 2. Fremdsprache
Bulgarische Lehrwerke im europäischen Kontext Lehrwerke für den DaF-Unterricht für junge Lerner.
DSB - Abschlussarbeit ENGLISCH Elisabeth Kaufmann.
UNITED NATIONS Educational, Scientific and Cultural Organization Kulturelle Vielfalt UNITED NATIONS Educational, Scientific and.
Créons avec nos langues
European Centre for Modern Languages Graz Projektausschreibung für das 3. Arbeitsprogramm des EFSZ
Europäisches Sprachenportfolio (ESP)
Prof. Dr. Gerd Egloff, TU Darmstadt
Das Europäische Sprachenportfolio
Beratungsinhalte Grundsätzliche Überlegungen LateinFranzösisch Materialien Entscheidungshilfen.
Das Europäische Portfolio der Sprachen (EPS)
Das Europäische Sprachenportfolio in Österreich
Helena Hanuljaková, Präsidentin des IDV Internationaler Deutschlehrerververband (IDV)
Bildungsharmonisierung Informationen für Kollegien Harmos – Fremdsprachen.
Neznámá sloví č ka heutzutage – dnes heutzutage – dnes an/steigen (ie, b. ie) – stoupat an/steigen (ie, b. ie) – stoupat verlaufen (ie, b. au) – probíhat.
Argumente für einen früh beginnenden Französisch-Unterricht
Die neue Fremdsprachenkonzeption in Baden-Württemberg
Englisch am Rudi-Stephan-Gymnasium
Lehrerinnen begleiten Kinder auf ihrem Weg in ein mehrsprachiges Europa Alex RIEMERSMA Aurich, 6. November 09 Europäisches Forschungszentrum für Sprachen.
Deutsch unterrichten in einer mehrsprachigen Gesellschaft
Sprachen in der Profiloberstufe. Sprachwahl im 10.Jahrgang Alle Schülerinnen und Schüler werden im Fach ENGLISCH unterrichtet. Über ihre zweite Fremdsprache.
Fremdsprachenunterricht in der Volksschule
Informationen zur Realschule
Erziehungsdepartement des Kantons Basel-Stadt Volksschulen Informationstag „Fremdsprachenerwerb vor dem Hintergrund der Mehrsprachigkeitsdidaktik“ Das.
Die 3. Fremdsprache im sprachlichen Gymnasium
„Latein oder Französisch?“
Lernbereich Englisch Ist ein vergleichsweise „junger“ Lernbereich an der Uni HH (seit WiSe 2009/2010) In HH wurde 1998 Englisch ab Kl 3 flächendeckend.
Lidia Agafonova, Ruβland INNOVATIVE CURRICULUMENTWICKLUNG AN DER TOMSKER POLYTECHNISCHEN UNIVERSITÄT IM BEREICH DER FREMDSPRACHENAUSBILDUNG.
Englisch ist Wissenschaftssprache und Wirtschaftssprache
Věra Janíková, Alice Brychová MASARYK-UNIVERSITÄT BRNO FOCUS ON EUROPE 2012 KPH GRAZ.
Věra Janíková, Alice Brychová MASARYK-UNIVERSITÄT IN BRNO SLI-Konferenz 2012 Sprachenpolitik und Sprachlehre "Mehrsprachigkeit in Gesellschaft, Arbeitswelt.
Evaluation des Projektes TRILINGUA Merzig, Peter Edelenbos.
2. Vorlesungseinheit: Grammatik-Übersetzungsmethode
DGD 52: Unterrichtsplanung und –Gestaltung
RAHMENCURRICULA für den studienbegleitenden Deutsch- und Fremdsprachenunterricht.
Workshop: Mit dem neuen SDU-Lehrwerk A2-B1 studieren, arbeiten und leben. Vilnius 8. Oktober 2009 SDU – Studienbegleitender Deutschunterricht
Geschichte und Gegenwart der europäischen Mehrsprachigkeit
Márta Rábai-Stickl Universität Kaposvár Pädagogische Fakultät.
Bildungsplan 2016 Standardstufe 6 - Sprachmittlung
Sprachen an der WI‘MO.
Cäcilia Müller, April 2015 Warum gerade Französisch? Informationsabend zur Sprachenwahl an der Pestalozzischule Idstein.
Seite 1 INTERNATIONALISIERUNG DER LEHRERAUSBILDUNG: SCHULWÄRTS! SCHULPRAKTIKA-PROJEKT FÜR LEHRAMTSSTUDIERENDE AN PARTNERSCHULEN DES GOETHE-INSTITUTS.
INTERKULTURELLES LERNEN Referentinnen: Sarah Krebs, Catherine Prangenberg, Sylka Schaefer & Lisa Schlaefcke.
Praxistauglichkeit der Lehrerinnen und Lehrerausbildung Studieren an der Pädagogischen Hochschule fhnw.
Französisch in der Grundschule. Gliederung I.Beginn des Fremdsprachenunterrichts in der Grundschule II.Situation in Deutschland III.Überraschung IV.Didaktik.
Bilingualer Unterricht DFu im Ungarndeutschen Bildungszentrum 2007 Gabriella Scherer UBZ/ Baja.
Sprachen lernen und erwerben: erste Begriffe und Unterscheidungen Dörthe Uphoff FLM 0640 – Februar.
o relativ junger Begriff o Der Bestandteil des Lebens, der Innen- und Außenpolitik o EXPLIZITE SPRACHENPOLITIK Grundsätze, Regelungen, Gesetze, finanzielle.
Spracherwerbstheorien Univ.-Prof. Mag Dr. İncі Dirim Vorlesung „Sprache, Migration und Bildung“
10 Gründe, Deutsch zu lernen
2. Fremdsprache Wahl der. FRANZÖSISCH - keine Frage! Warum sollte man Französisch lernen? Französisch ist eine moderne und lebendige Sprache Französisch.
2. Fremdsprache ab Kl. 7.
 Präsentation transkript:

Tertiärsprachendidaktik in der Deutschlehrer-/innenausbildung Alice Brychová Masaryk- Universität Brno, Tschechien IDT 2013 Bozen:- Sektion B3: Deutschunterricht in mehrsprachigen Lerngruppen :

Struktur des Beitrages Sprachenpolitik und Bildungsziele in Europa Ein kurzer Exkurs in die Geschichte der tschechischen Sprachenbildungspolitik und ihr aktueller Stand Mehrsprachigkeitsdidaktik und ihre Rolle in der Deutschlehrer-/innenausbildung

Europäische Sprachenpolitik In der EU: eine große Vielfalt von Sprachen gegenseitige Verständigung, Sprachbarrieren abbauen, Zusammenwachsen Europas Die Union achtet die Vielfalt der Kulturen, Religionen und Sprachen (Artikel 22) Charta der Regional- und Minderheitensprachen des Europarates

Sprachenpolitik und Bildungsziele Das Ziel : Mehrsprachigkeit der EU-Bürger Empfehlungen vom Europarat (2002): - bessere Kenntnis moderner Fremdsprachen - Vielfalt von Sprachen und Kulturen schützen Jeder Bürger Europas sollte neben seiner Muttersprache zwei weitere europäische Sprachen beherrschen. (Europäische Kommission 2006)

Bildungsziel Mehrsprachigkeit - Mehrsprachigkeit x Vielsprachigkeit Plurilingvismus x Multilingvismus - Definition der Mehrsprachigkeit: die Sprachkenntnisse sind integriert und unterstützen sich gegenseitig (vgl. GERR, 2000,s. 17)

Mehrsprachigkeit aus der didaktischen Perspektive MS und 2 FS (internationale Verkehrssprache + Nachbarschafts- oder Kontaktsprachen) Frühbeginn des Fremdsprachenlernens Lebenslanges Lernen Sachlernen in der Fremdsprache (CLIL) Beschränkung auf Teilkompetenzen Migranten-, Minderheitensprachen (-kulturen und ihre Werte)

Tschechische Sprachenpolitik in der Entwicklung Früher - natürliche Mehrsprachigkeit Sprachliche Durchläufigkeit (Koexistenz und Kooperation mehrerer Sprachen und Kulturen in einer Region) Nach 1945 tschechische Kultur monolinqual Fremdsprachen nur in der Schule gelernt begrenzte Benutzung in der Praxis

Ein Blick in die jüngste Geschichte des Fremdsprachenunterrichts in Tschechien bis 1918: D, Tsch. + FS 20er und 30er Jahre des vorigen Jh.: Französisch populär, im 2. Weltkrieg: Deutsch zum Pflichtfach seit der 50er bis Anfang der 90er Jahre überwiegt der Russischunterricht (Russisch obligatorisch als erste FS, die anderen Sprachen - wie z.B. D, E, F erst an den Mittelschulen und Gymnasien bzw. an den Sprachenschulen) Nach der polit. Wende (1989)-erste Fremdsprache ab der 4. Klasse (Deutsch und Englisch ausgewogen)

Bildungsstandards → Unterrichtspraxis Der Rahmenbildungsstandard für Grundschulbildung: 1. Fremdsprache obligatorisch in der 3. Klasse (Englisch); nach Möglichkeiten mit dem Fremdsprachenunterricht schon in der ersten Klasse anfangen; 2. Fremdsprache als Wahlfach (andere Wahlfächer werden bevorzugt); Ausnahmen: die Grundschulen mit erweitertem Fremdsprachenunterricht, zwei Fremdsprachen werden obligatorisch unterrichtet Ab 2013/2014 ist die 2. FS obligatorisch

Fremdsprachenlehrer-/innenausbildung BIS JETZT das Bildungsziel des Studiums: Lehrer-/innen einer Fremdsprache Der FSU: isoliert von anderen Fächern AB JETZT Das Bildungsziel: Expertinnen für das Fremdsprachenlernen Der FSU: bei Schüler-/innen, die mehrsprachig sind Im Falle DaF: Tertiärsprachendidaktik am Beispiel L1 Tschechisch, L2 Englisch, L3 Deutsch

Wahlkurs Tertiärsprachendidaktik Wahlkurs für Studierende des Faches Lehramt für Deutsch als Fremdsprache Drei Seminarsitzungen pro Semester Erfahrungen aus dem ersten Jahrgang

Konzept des Wahlkurses ERSTE SITZUNG - Mehrsprachigkeit (natürliche und erworbene); Bilingualism, Erst-, Zweitspracherwerb und Fremdsprachenlernen - Theorien, Modelle, Methoden des Spracherwerbs: Faktorenmodell (vgl. Hufeisen) - Sprachbewusstheit (deklaratives Wissen) und Sprachlernbewusstheit (prozedurales Wissen) - Lernstrategien, Lernertypologie - Lernprozesse und Ziele beim L1, L2 und Ln-Lernen

Konzept des Wahlkurses ZWEITE SITZUNG - Tertiärsprachendidaktik: Spezifika , Prinzipien - Analyse der Lehrmaterialien für DaF mit dem Fokus auf Elemente der Tertiärsprachendidaktik (Vergleich deutsch.com mit traditionellen Lehrwerken) - Weitere Entwicklung der Idee: Konzepte wie Gesamtsprachencurriculum (Sachfachunterricht) oder EuroCom - Motivation zum Lernen der L3-Ln

Konzept des Wahlkurses DRITTE SITZUNG - Umsetzung der Prinzipien der Tertiärsprachendidaktik bei der Herrstellung von eigenen Unterrichtsmaterialien für DaF nach Englisch und Durchführung einer Miniunterrichtseinheit - Videoaufnahmen von Miniunterrichtseinheiten der Studierenden dienen für die methodisch-didaktische Diskussion - Bewertung der Unterrichtsentwürfe der Kursteilnehmer-/innen

Auswertung der ersten Erfahrungen aus dem Kurs Mehrere Studierende Studierende auch anderer Fremdsprachen Selbststudium Benutzung der Unterrichtsaufnahmen für Fachdiskussionnen

Allgemeine Zusammenfassung und Ausblick Mehrsprachigkeitsdidaktik nicht nur für DaF-Lehrer-/innen sondern auch für andere (Fremd)sprachenlehrer/-innen in der Aus- und Weiterbildung Öffentlichkeit über Ziele und Formen der Mehrsprachigkeit informieren

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Thank you very much for your attention Děkuji Vám za pozornost Grazie per l´attenzione

Literatur Bausch, Karl-Richard /Königs, Frank G. / Krumm, Hans Jürgen (Hrsg.) (2004) Mehrsprachigkeit im Fokus, Tübingen: Narr Verlag. Brychová, Alice. (2012): Deutsch nach Englisch (oder parallel) in der Realität einer tschechischen Schule. Brünner Hefte zu Deutsch als Fremdsprache, Brno: Pedagogická fakulta MU, 5, 1, od s. 2-12, 11 s. Günther, Britta/ Günther, Herbert (2007): Erstsprache, Zweitsprache, Fremdsprache, eine Einführung. Beltz, Weinheim und Basel. Hufeisen, Britta/Lindemann Beate(Hrsg.) (1998) Tertiärsprachen, Theorien, Modelle, Methoden, Tübingen: Stauffenburg. Kursiša/ Neuner, Gerhard (2006): Deutsch ist easy! Ismaning: Max Hueber Verlag. Rosemarie Tracy (2008): Wie Kinder Sprachen lernen, und wie wir sie dabei unterstützen können. Francke Verlag, Tübingen.