STRAFRECHT BT DIEBSTAHL Art. 139 StGB

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Urkundsdelikte, Teil 2 Prof. Dr. D. Klesczewski
Advertisements

Strafrecht IV Urkundsdelikte Prof. Dr. D. Klesczewski.
Strafvereitelung, Teil 2 Prof. Dr. D. Klesczewski
Klausur Nr. 5 Strafrecht WS 2008/2009
Tanken ohne Bezahlung NStZ 2009, 694 Jura 2010, A tankte am gegen 0:23 an einer Tankstelle Dieselkraftstoff im Wert von 102. Dann fuhr er – wie.
Klausur Nr. 4 Strafrecht WS 2007/2008 Friedrich Toepel.
Juristische Fakultät • Prof. Dr. Joachim Vogel, RiOLG
Die juristische Subsumtion
Strafrecht BT Straftaten gegen die Freiheit (3
STRAFRECHT BT BETRUGSÄHNLICHE STRAFTATEN
1 Strafrecht BT Bestechungsstraftaten FS 2009 Prof. Dr. H. Vest / Ass.-Prof. Dr. J. Weber Institut für Strafrecht und Kriminologie Universität Bern.
Vorbesprechung PS 1 WiWi
STRAFRECHT BT HEHLEREI (ART.160)
1 STRAFRECHT BT STRAFRECHT BT HEHLEREI (ART.160) FS 2008 Prof. Dr. H. Vest Institut für Strafrecht und Kriminologie Universität Bern.
STRAFRECHT BT DIEBSTAHL Art. 139 StGB
Kantonspolizei Strafbestimmungen des SVG Pflichtwidriges Verhalten bei Unfall / Entwendung zum Gebrauch 12. November 2007.
1 STRAFRECHT BT STRAFRECHT BT VERBREITEN MENSCHLICHER KRANKHEITEN (ART.231) FS 2008 Prof. Dr. H. Vest Institut für Strafrecht und Kriminologie Universität.
1 STRAFRECHT BT STRAFRECHT BT GERINGFÜGIGE VERMÖGENSDELIKTE (ART.172 ter ) Prof. Dr. H. Vest Institut für Strafrecht und Kriminologie Universität Bern.
STRAFRECHT BT ERPRESSUNG (ART.156)
STRAFRECHT BT DIEBSTAHL Art. 139 StGB
Verkehrsdelikte, Teil 2 Prof. Dr. D. Klesczewski
1. Übungseinheit Grundlagen des Rechts (Stolzlechner S. 1-35, 62-68)
Übung im Strafrecht für Fortgeschrittene
Überblick Wiederholung
1 Strafrecht IV Weitere Rechtspflegedelikte Prof. Dr. D. Klesczewski.
法學德文名著選讀(一) Lektion 12 范文清 / 蕭雯娟. Text 1 Prüfungsschemata für strafrechtliche Übungsarbeiten Die folgenden Prüfungsschemata sind keine „vorfabrizierten“
Phishing.
1 STRAFRECHT BT STRAFRECHT BT AUSNÜTZEN DER KENNTNIS VERTRAU- LICHER TATSACHEN (ART.161) Prof. Dr. H. Vest Institut für Strafrecht und Kriminologie Universität.
STRAFRECHT BT DIE ANEIGNUNGSDELIKTE
1 STRAFRECHT BT KURSMANIPULATION (ART.161 BIS ) Prof. Dr. H. Vest Institut für Strafrecht und Kriminologie Universität Bern.
1 STRAFRECHT BT STRAFRECHT BT ERPRESSUNG (ART.156) FS 2008 Prof. Dr. H. Vest Institut für Strafrecht und Kriminologie Universität Bern.
Klausur Nr. 4 Strafrecht WS 2008/2009 Friedrich Toepel.
STRAFRECHT BT DAS SYSTEM DER VERMÖGENSDELIKTE ART ter
Klausur Nr. 7 Strafrecht WS 2007/2008
1 STRAFRECHT BT STRAFRECHT BT UNGETREUE GESCHÄFTSBESORGUNG (ART.158) Prof. Dr. H. Vest Institut für Strafrecht und Kriminologie Universität Bern.
Strafrecht BT Repetition Vorlesung vom 14. Dezember 2009
STRAFRECHT BT VERUNTREUUNG Art. 138 StGB
STRAFRECHT BT ANDERE DELIKTE GEGEN DIE VERFÜGUNGSMACHT ART.141, 141 bis, 144 StGB Prof. Dr. H. Vest Institut für Strafrecht und Kriminologie Universität.
1 STRAFRECHT BT STRAFRECHT BT BRANDSTIFTUNG (ART.221) FS 2008 Prof. Dr. H. Vest Institut für Strafrecht und Kriminologie Universität Bern.
1 STRAFRECHT BT STRAFRECHT BT GERINGFÜGIGE VERMÖGENSDELIKTE (ART.172 ter ) FS 2008 Prof. Dr. H. Vest Institut für Strafrecht und Kriminologie Universität.
STRAFRECHT BT DIE UNRECHTMÄSSIGE ANEIGNUNG Art. 137 Prof. Dr. H. Vest Institut für Strafrecht und Kriminologie Universität Bern.
STRAFRECHT BT Raub Art. 140 StGB Prof. Dr. H. Vest Institut für Strafrecht und Kriminologie Universität Bern.
STRAFRECHT BT DER BETRUG Art.146 StGB
1 STRAFRECHT BT VERLETZUNG DES FABRIKATIONS- ODER GESCHÄFTSGEHEIMNISSES (ART.162) Prof. Dr. H. Vest Institut für Strafrecht und Kriminologie Universität.
STRAFRECHT BT FAHRLÄSSIGE VERURSACHUNG EINER FEUERSBRUNST (ART.222)
STRAFRECHT BT Raub Art. 140 StGB
STRAFRECHT BT DIE ANEIGNUNGSDELIKTE FS 2008 Prof. Dr. H. Vest Institut für Strafrecht und Kriminologie Universität Bern.
STRAFRECHT BT VERWANDTE DELIKTE: ENTZIEHUNG UND BESCHÄDIGUNG VON DATEN ART.143, 143 BIS, 144 BIS StGB Prof. Dr. H. Vest Institut für Strafrecht und Kriminologie.
Übungen im Strafrecht II FS 2015 Fall 2: Prof Dr
1 STRAFRECHT BT STRAFRECHT BT WUCHER (ART.157) Prof. Dr. H. Vest Institut für Strafrecht und Kriminologie Universität Bern.
1 STRAFRECHT BT STRAFRECHT BT ERPRESSUNG (ART.156) Prof. Dr. H. Vest Institut für Strafrecht und Kriminologie Universität Bern.
STRAFRECHT BT Raub Art. 140 StGB FS 2008 Prof. Dr. H. Vest Institut für Strafrecht und Kriminologie Universität Bern.
1 STRAFRECHT BT STRAFRECHT BT HEHLEREI (ART.160) Prof. Dr. H. Vest Institut für Strafrecht und Kriminologie Universität Bern.
Vorlesung „Strafrecht II“ Sommersemester 2015 Prof. Dr. Dres. h.c. Ulfrid Neumann Institut für Kriminalwissenschaften und Rechtsphilosophie.
C. Tötung auf Verlangen (§ 216 StGB)
Grundkurs Strafrecht II Prof. Dr
Es begrüßt Sie Frau Jennifer Gerkens zum Vortrag
Aufbauschema - § 315 c StGB Obj. Grundtatbestand:
Hon.-Prof. Dr. Irene Welser 1 Haftung von Leitungs- und Kontrollorganen 3. Einheit WS 2015/16 Hon.-Prof. Dr. Irene Welser Partner CHSH.
Die Grundlagen der Zueignungsabsicht beim Diebstahl (§ 242 StGB)
Aufbauschema der a.l.i.c. Tatbestand des Delikts Obj. Tb. Subj. Tb. Rechtswidrigkeit Schuld -> Ausnahme von § 20 (+/-) (sog. Ausnahmemodell) ? Wenn (-)
Diebstahl und Unterschlagung Problem: Alles schon bekannt? Repetitio mater studiorum est.
HERZLICH WILLKOMMEN! Strafrecht II Sommersemester 2016 §§ ohne Gesetzesangabe sind solche des StGB. 1.
Raub und räuberischer Diebstahl sowie räuberischer Angriff auf Kraftfahrer §§ 249, 250, 251, 252.
Anschlussdelikte 2 Strafvereitelung im Amt Hehlerei.
Untreue, § 266 (2). Aktueller Hinweis § 217 StGB lässt sich jetzt unter nachlesen. 2.
HERZLICH WILLKOMMEN! Leseempfehlungen: Entscheidung: 2 StR 97/14; Urteil vom (rechtsstaatswidrige Tatprovokation und die Folgen – Bitte auch die.
Wiederholung (1) § 242 (LESEN! = L!): - o. TB – f. b. S. = S. f. b, S = körp. Ggst, f = ni AlleinEigt u. ni herrenlos, b = fortbewegbar – Wegnahme.
Ars combinatoria § 23 Abs. 1 StGB § 12 Abs. 1 StGB § 22 StGB
Übungen im Strafrecht I
 Präsentation transkript:

STRAFRECHT BT DIEBSTAHL Art. 139 StGB Prof. Dr. H. Vest Institut für Strafrecht und Kriminologie Universität Bern

DIEBSTAHL (GRUNDDELIKT) Tatbestandsvoraussetzungen: Objektiv: Wegnahme einer fremden, beweglichen Sache Subjektiv: Vorsatz Aneignungswille Absicht, sich oder einen anderen unrechtmässig zu bereichern Prof. Dr. H. Vest

OBJ. TB – TATOBJEKT / TATHANDLUNG Fremde, bewegliche Sache  vgl. Aneignungsdelikte Wegnahme Gewahrsam: Herrschaftsmöglichkeit und Herrschaftswille Anknüpfung an tatsächlicher Sachlage (faktisches Verfügen-Können) mit normativer Korrektur Prof. Dr. H. Vest

OBJ. TB.: TATHANDLUNG Abgrenzung zwischen strafrechtlichem Gewahrsam und zivilrechtlichem Besitz: – sog. ,Besitzdiener‘ (Boten, Reinigungspersonal) haben keinen zivilrechtl. Besitz, jedoch strafrechtl. Gewahrsam – mittelbare Besitzer haben i.d.R. keinen Gewahrsam – Haben ex lege im Erbschaftsfall Besitz erwerbende Erben Gewahrsam? (str.): - generell (Schubarth/Albrecht, Art. 137 N 61 ff.)? - sofern Erblasser selbst Gewahrsam besessen hatte? (BSK-Niggli/Fiolka, Art. 139 N 6) - m.E. nur, wenn zumind. ein Erbe selbst im krit. Zeitpunkt Gewahrsam hat (z.B. im gl. Haushalt) Prof. Dr. H. Vest

OBJ. TB – HERRSCHAFTSMÖGLICHKEIT Herrschaftsmöglichkeit erfordert das Wissen, wo sich die Sache befindet (und) die Möglichkeit des Zugangs zur Sache – direkte Kontrolle (etwa im öffentlichen Raum) – gelockerter Gewahrsam (Fahrzeuge; kurzes Stehenlassen von Gepäck etc.) – Gewahrsam des Ortes (‚Das Haus verliert nichts‘; kurzes Zurücklassen im Herrschaftsbereich eines Dritten) – Mitgewahrsam und mehrstufiger (d.h. über- und untergeordneter, so z.B. Gewahrsamsdiener) Gewahrsam Prof. Dr. H. Vest

OBJ. TB – HERRSCHAFTSWILLE Fähigkeit der natürlichen Willensbildung, also keine Urteilsfähigkeit erforderlich (Kleinkind, Geisteskranker) Genereller Gewahrsamswille ausreichend Der Herrschaftswille allein kann die fehlende Herrschaftsmöglichkeit nicht ersetzen In dem öffentlichen Gebrauch dienenden Räumlichkeiten entsteht Gewahrsam erst mit Kenntnisnahme durch berechtigte Hausherrin (vgl. Art. 720 Abs. 3 ZGB) Prof. Dr. H. Vest

OBJ. TB. - PHASEN DER TATHANDLUNG Die Tathandlung lässt sich in 2 Phasen unterteilen: 1. Gewahrsamsbruch gg. fremden Willen 2. Begründung neuen Gewahrsams: = Vollendung des Diebstahls Apprehensionstheorie: Ergreifen der Sache Kontrektationstheorie: Berühren der Sache Ablationstheorie: Fortschaffen der Sache Illationstheorie: Bergen der Sache am neuen Verwahrungsort Prof. Dr. H. Vest

SUBJEKTIVER TATBESTAND Vorsatz bezüglich allen objektiven TB-Elementen Aneignungswille (Abgrenzung zur straflosen Gebrauchsanmassung bzw. Sachbeschädigung  vgl. Aneignungsdelikte) Dauerhafte Enteignung der Sache vom Eigentümer Vorübergehende Zueignung des Täters Absicht, sich oder einen anderen unrechtmässig zu berei-chern  vgl. Aneignungsdelikte Prof. Dr. H. Vest

QUALIFIZIERTE FÄLLE Gewerbsmässiger Diebstahl StGB 139 Ziff. 2: Elemente der Gewerbsmässigkeit sind: Objektiv: Berufsmässigkeit: Mehrfache Begehung Subjektiv: Absicht, ein Erwerbseinkommen zu erzielen (auch Nebenerwerb) Bereitschaft zur Begehung einer Vielzahl von Taten Rechtsfolge: Freiheitsstrafe bis zu zehn (Ziff. 1: fünf) Jahren oder Geldstrafe nicht unter 90 Tagessätze Prof. Dr. H. Vest

QUALIFIZIERTE FÄLLE Besondere Gefährlichkeit StGB 139 Ziff. 3 Mitglied einer Bande Schusswaffe oder andere gefährliche Waffe Generalklausel „sonstwie gefährlich“ Rechtsfolge: Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren oder Geldstrafe nicht unter 180 Tagessätzen Prof. Dr. H. Vest

PRIVILEGIERTE FÄLLE Art. 139 Abs. 4: Diebstahl zum Nachteil eines Angehörigen oder Familiengenossen (vgl. Art. 110 Abs. 1, 2) nur auf Antrag  Persönliche Beziehung muss zur Zeit der Tat vorhanden sein Geringfügiges Vermögensdelikt (Art. 172ter) nur auf Antrag = Übertretung (Anwendung der Art. 103 - 109 StGB: Versuch und Beihilfe nicht strafbar!) Prof. Dr. H. Vest