Einführungsveranstaltung zum Seminar: Die Fallrekonstruktion – Grundlagen des Sinnverstehens Leitung: Tobias Franzheld (M.A.) Sprechzeit: Di: 15-16 Uhr Raum E047 Bachstraße 18k
Warum sinnverstehende Soziologie? Für Max Weber ist die Soziologie eine „Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will.“ (1921) Ausgangspunkt: Soziales Handeln ist sinnhaftes Handeln (Abgrenzung zu Verhalten) = Grundlage qualitativer Sozialforschung
Sinnverstehen im Dreieck von: Methodologie Methode Empirie
Dimensionen und Bezüge: Methodologie: Frage nach den theoretischen Grundlagen methodischen Arbeitens (Theorie) Methode: Frage nach der forschungspraktischen Umsetzung (Handwerkszeug) Empirie: Frage nach der „Angemessenheit“ einer Methode an den Forschungsgegenstand
Methodologie: Hierarchie des Sinns?! Oberflächenstrukturen: „der subjektiv gemeinte Sinn“ Sozialphänomenologischer Ansatz in Anschluss an Weber (z.B. Schütz) Latente „unbewusste“ Strukturen als objektiver Sinn: Pragmatismus (z.B. Mead) Sinn und der kollektive Erfahrungsraum Wissenssoziologie (z.B. Mannheim) Sinn als „unbekannte“ Struktur: Ethnographie und Ethnomethodologie (z.B. Garfinkel)
Welche Fragen sollen geklärt werden? Welcher Sinnbegriff wird verfolgt: Was ist Sinn (Ausgangspunkt)? Wie entsteht Sinn? Auf welche Bereiche erstreckt sich der Sinn? Wodurch ist der Sinn begrenzt?
Methodische Umsetzung: Forschungsverfahren Rekonstruktion des objektiven Sinns: Die Objektive Hermeneutik/Sequenzanalyse (Oevermann) Sinn und der kollektive Erfahrungsraum: Die Dokumentarische Methode (Bohnsack) Sinn und das Unbekannte: Ethnographische Semantik (Maeder)
Welche Fragen sollen geklärt werden? Wie wird der Sinn in den Sozialwissenschaften analysiert? Was ist der Gegenstandbereich der einzelnen Methoden? Worin liegen die Grenzen zur Erfassung des Sinns?
Die Vorgehensweise in der Empirie: Exemplarische Studien Objektive Hermeneutik Wernet, Andreas (2000): „Wann geben Sie uns die Klassenarbeiten Wieder?“ Zur Bedeutung der Fallrekonstruktion für die Lehrerausbildung, In: Kraimer (Hrsg.) Die Fallrekonstruktion, Frankfurt/M., 275-301. Wernet, Andreas (2000): Einführung in die Interpretationstechnik der Objektiven Hermeneutik (Fallbeispiel), Opladen, 53-85. Dokumentarische Methode Nentwig-Gensemann, Iris (2000), Krippenpädagogik in der DDR zwischen normativer Programmatik und erzieherischer Handlungspraxis, In: Sozialer Sinn (1), 153-167. Bohnsack, Ralf (2008) Rekonstruktive Sozialforschung: Einführung in qualitative Methoden, S. 32-57. Ethnographische Semantik Christoph Maeder (2008): Streiten in der Schule. Zur Ethnosemantik einer alltäglichen Aushandlungsordnung. In: Hünersdorf, Bettina et al. (Hrsg.) Die Ethnographie der Pädagogik, Weinheim 2008, 5-14. Maeder, Christoph: Vom Fertigmachen. Das Wissen von Exerten zur Ordnungspraxis im Gefängnis. In: Expertenwissen : die institutionalisierte Kompetenz zur Konstruktion von Wirklichkeit. Opladen : Westdeutscher Verlag, 1994, S. 167-179
Welche Fragen sollen geklärt werden? Wie wird die Theorie und die Methode forschungspraktisch umgesetzt Wie löst die Methode die theoretischen Grundlagen in der Anwendung ein?
Literaturempfehlung: Strübing, Schnettler (Hrsg.) Methodologie interpretativer Sozialforschung, Konstanz 2004. Wagner, Rekonstruktive Methodologie, Opladen 1999. Kraimer, Die Fallrekonstruktion. Sinnverstehen in der sozialwissenschaftlichen Forschung, Frankfurt/M. 2000. Bohnsack, Rekonstruktive Sozialforschung: Einführung in qualitative Methoden, Opladen 2008.
Leistungsanforderungen Seminarlektüre: Das Lesen der „Basislektüre“ des Seminar wird vorausgesetzt, Stichproben zur Überprüfung Referat (in Gruppen): Ca. 30 Minuten Vorstellung der wesentlichen Gedanken und der Argumentationsstruktur des Textes Erstellen einer Gliederung Aufstellen von Diskussionspunkten zur „Aktivierung“ der Seminarteilnehmer Handout bis 1 Tag vor Referat an Dozenten schicken Handouts werden auf „dt-workspace“ online gestellt Rücksprache mit dem Dozenten zur Referatsgestaltung (Schwerpunkte usw.) Expertengruppe: Die Referatsgruppen bilden Expertengruppen zu Folgethemen Referatsgruppen aus dem Bereich Methodologie sind Expertengruppen für Bereich Methode; Referatsgruppen aus dem Bereich Methode sind Experten für den Bereich „Empirie“; Referatsgruppen aus dem Bereich „Empirie“ stellen sowohl Bezüge zur Methode als auch zur Methodologie her. Verfassen einer Hausarbeit/mündliche Prüfung: Näheres wird noch bekannt gegeben