Demenz Dr. Hartmut Bauer Neurologie Marien-Hospital Euskirchen

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 Präsentation transkript:

Demenz Dr. Hartmut Bauer Neurologie Marien-Hospital Euskirchen Alzheimergesellschaft Kreis Euskirchen e.V.

1.000.000.000.000 Nervenzellen Das menschliche Gehirn besteht aus schätzungsweise 1 Billion Nervenzellen Nahezu alle Zellen des Nervensystems können sich nicht teilen (sind postmitotisch) Alternde und abgestorbene Nervenzellen können nicht ersetzt werden

Warum ist das so? Neuronale Plastizität Sie bilden Synapsen Während des gesamten Lebens verknüpfen sich die einzelnen Nervenzellen im Rahmen von Lernprozessen miteinander Neuronale Plastizität

Warum ist das so? Diese synaptischen Verbindungen sind nicht ersetzbar Denn diese sind Folge individueller Lernprozesse, die im Leben durchlaufen werden

Was geschieht, wenn wir älter werden? Ein gewisser Verlust von Nervenzellen im Laufe des Lebens ist normal und wird kompensiert Nervenzellen lagern im Laufe ihres langen Lebens Stoffwechsel- produkte ein

Verschiedene Formen des Alterns Das Einlagern pathologischer, nicht löslicher Eiweißstoffe führt zu einem Funktionsverlust der betroffenen Nervenzelle Im weiteren Verlauf stirbt die Nervenzelle ab Neurodegeneration

Amyloid-Beta-Hypothese Verminderter Abbau von Amyloid-Beta führt zu Ablagerungen (Plaques) Bei genetischen Alzheimer-Erkrankungen (Präsenilin-Gene, Kolumbien) wird vermehrt Amyloid-Beta produziert

Amyloid-Beta-Hypothese Bestimmte Gen-Defekte (CD-33) führen zu verminderter Aufnahme von Amyloid-Beta in Immunzellen und fördern die Plaque-Bildung Andere Genveränderungen führen zu verminderter Amyloid-Beta-Bildung und schützen vor Alzheimer-Erkrankung (AD)

Neurodegeneration

Verschiedene Formen des Alterns Ohne kognitiven Verlust Leichter, nicht relevanter kognitiver Verlust Milde kognitive Beeinträchtigung (wenn Biomarker-unterstützt 80% nach 10 Jahren AD Alzheimer Demenz (AD) Sonderform: Subjektive kognitive Beeinträchtigung (SCD): Mögliche Frühform!

M. Alzheimer Hippocampus Gedächtnisstörung …

Definition der Demenz Die Diagnose Demenz bezeichnet ein Syndrom Störung des Gedächtnisses Störung weiterer kognitiver Funktionen Orientierung in Zeit und Raum Exekutivfunktionen (Planen, Organisieren) Sprechen (Aphasie) Durchführen von Handlungsabfolgen (Apraxie) Erkennen von Gegenständen, Gesichtern (Agnosie) Störung der Affekte Dauer mindestens 6 Monate Beeinträchtigung der Alltagsbewältigung

Häufigkeit demenzieller Erkrankungen In Deutschland schätzungsweise 1 Million Menschen dement 5% der 65-Jährigen und 30% der 90-Jährigen mit demenziellem Syndrom Risikofaktor: Alter 70 – 80% Alzheimer-Demenz 20 -30% andere Demenzformen

Ursachen demenzieller Syndrome Alzheimer-Erkrankung (70%) Vaskuläre Demenz (20%) Frontotemporale Demenz Demenzen bei neurodegenerativen Erkrankungen Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung Toxisch (Alkohol, …) Normaldruckhydrocephalus Chronische ZNS-Entzündungen (Lues, HIV, …) Endokrine Störungen Vitaminmangelzustände (B 1,6,12, Folsäure)

Demenz vom Alzheimer-Typ (La malattia di Alzheimer-Perusini) B. Braun et al. Nervenarzt 2011, 82: 363-368

Geschichte 1901 beschreibt Alois Alzheimer die erste Patientin Die Patientin war 51 Jahre alt und hieß Auguste Deter Alzheimer begleitete die Patientin bis zu ihrem Tod 1906 und veröffentlichte danach seine ersten wissenschaftlichen Ergebnisse zu diesem Krankheitsbild

Geschichte Aloys Alzheimer sezierte ihr Gehirn Er fand die für die Erkrankung typischen Eiweißablagerungen, die sog. Plaques

Geschichte Zunächst geriet die Erkrankung in Vergessenheit Erst in den 60iger Jahren des 20. Jahrhunderts geriet die Erkrankung wieder in den Focus der Wissenschaft Eine prominente Patientin war die Schauspielerin Rita Hayworth, die 1981 erkrankte

Verschiedene Ursachen demenzieller Syndrome Alzheimer-Erkrankung (70%) Vaskuläre Demenz (20%) Toxisch (Alkohol, …) Normaldruckhydrocephalus Frontotemporale Demenz Demenzen bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen Chronische ZNS-Entzündungen (Lues, HIV, …) Endokrine Störungen Vitaminmangelzustände (B 1,6,12, Folsäure) Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung

Diagnostik der Demenzen Ausschluß depressive Erkrankung! Neuropsychologische Diagnostik Laboruntersuchungen Nervenwasseruntersuchung (Amyloid-beta, Tau-Protein) Doppler/Duplex MRT-Gehirn mit Darstellung des Hippokampus PET (Glucose, aggregiertes Beta-Amyloid: 11C PIB PET) Neuropathologie Beta-Amyloid Plaques Neurofibrillen Zusätzlich Beta-Amyloid und Tau-Protein im Nervenwasser 80% Übereinstimmung mit der klinischen Diagnose 95% Übereinstimmung mit der klinischen Diagnose

Therapie der Alzheimer-Demenz Eine Heilung ist heute nicht möglich! Medikamentös: Antidementiva Nicht-medikamentös: Förderung der neuronalen Plastizität! Unterstützung der Angehörigen

Antidementiva: Acetylcholinesterasehemmer Donepezil (Aricept®) Rivastigmin (Exelon®) Galantamin (Reminyl®) Indikation: leichte bis mittelschwere AD Rivastigmin auch bei Parkinsondemenz Wirkung: Progressionsverzögerung um bis zu 1 Jahr

Antidementiva: Acetylcholinesterasehemmer Unerwünschte Wirkungen Durchfall, Übelkeit Verlangsamter Herzschlag (Bradykardie) Synkope, Schwindelgefühl Halluzinationen, Erregungszustände Muskelkrämpfe Krampfanfall Verschlechterung einer parkinsonistischen Bewegungsstörung

Antidementiva: NMDA-Antagonist Memantin (Axura®) Indikation: mittelschwere bis schwere AD Unerwünschte Wirkungen Erhöhter Blutdruck Kopfschmerzen Schläfrigkeit Schwindel Verstopfung Verwirrtheit, Halluzinationen

Neue Medikamente? Leider nicht wirksam: Impfstoff gegen Amyloid-beta (AN1792) 6% der Behandelten erlitten Hirnentzündungen Monoklonale Antikörper, die die Ablagerung von Amyloid-beta verhindern Bapineuzumab Solanezumab In Erforschung: Crenezumab (Antioquia, Kolumbien)

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! www.alzheimer-euskirchen.de www.marien-hospital.com