Chronische Schmerzen Ch.Kätterer, Basel

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Stand 03/2005 Migräne- und Kopfschmerzkompaktkur des Kneippkurortes Bad Endbach (Hessen) Seit 1997 von allen Krankenkassen anerkannt!
Advertisements

Unterstützen Klinikinformationssysteme Forschung und Lehre ?
Pharmakologische Schmerztherapie
Chronische Schmerzen Prof. Dr. med. Dr. phil. Stefan Evers
Analgetika - Schmerzmittel Herbert Desel
Akutes Koronarsyndrom: Optimierte Antiplättchentherapie
Dresden Chemnitz Plauen Basel Leipzig Freiburg i.Br Aue Cottbus.
HOPE – Standarddokumentation in der Palliativmedizin und Hospizarbeit was kann sie bewirken ? 1999 – 2006 = Patienten.
Guidelines: Was macht Tagesklinik tagesklinisch?
Achillessehnenruptur
Behandlung der Endometriose - neue Gestagene -
Leitlinien zum Einsatz von Coxiben
Was ist das Besondere am chronischen Schmerz?
Medizinische Universität Wien, Abteilung für Rheumatologie
Neuropathischer Schmerz Sportärztewoche 2004 Zell am See
Auf dem Weg zum Schmerzfreien Krankenhaus
Prof. Dr. med. Martin H. Schöni
Prof. Dr. Gian Domenico Borasio Lehrstuhl für Palliativmedizin
Schmerzen im Alter Vortrag für Pflegekräfte
Schwerkranke und sterbende Patienten
Psychosomatik & Arbeitswelt
Cluster 3 – Psychische Erkrankungen und Pension (inkl. Begutachtungen)
Ergebnisorientierte Orthopädie am Beispiel Hüfttotalprothese
Seite Schweizerischer Bauernverband Union Suisse des Paysans Unione Svizzera dei Contadini © SBV/USP Weiterentwicklung der Direktzahlungssystems.
3 HAUS- UND KINDERÄRZTE HABEN EINE ZENTRALE ROLLE IN DER MEDIZINISCHEN GRUNDVERSORGUNG – SIE SIND UNVERZICHTBAR!
Schmerzerfassung bei mehrfach schwerstbehinderten Kindern.
Polypharmakotherapie: zuviel des Guten?
Beurteilung der Fahreignung
der TURBO in Schmerztherapie und Rehabilitation
Psychotherapie bei MS P. Calabrese.
Klinische Anwendungen und Forschungsergebnisse der Hyaluronsäure
Darf Schmerz sein? Grenzen der Schmerztherapie
Kurs Psychopharmaka bei Kindern und Jugendlichen
Horten-Zentrum für praxisorientierte Forschung und Wissenstransfer Guidelines im klinischen Alltag – Der multimorbide Patient Prof. J. Steurer
Delegiertenversammlung KSO
Palliativmedizin Palliativmedizin – 1
Abt. für Schmerzintervention
COMPLEX REGIONAL PAIN SYNDROME
Studien zur Neurophysiologie der Diamorphinwirkung
Gute – „schlechte“ Therapieansätze 15.Juni – Uhr
Schmerzdefinition und Schmerzbewertung Therapie mit Analgetika Referent und Kontakt: Universitätsklinik für Anästhesiologie.
Tumorschmerzen Diagnostik Ätiologie Kausale Schmerztherapie
Analgetika Eine Präsentation von
Die perioperative Therapie beginnt beim Hausarzt
Klinik und Therapie des benignen paroxysmalen Lagerungsschwindels
Hypothesen zur Wirkungsweise Techniken zur Manipulation
Analgetika.
Schmerzentstehung Physiologie und Pathophysiologie
Grenzen und Pflichten eines Arztes auf einer Intensivstation
Bad Nenndorf, traditionell Kurort gegen Schmerzen
Schmerzen im Alter Vortrag für Pflegekräfte
Humeruskopffraktur- operative Versorgung
LIA – neue Wege in der Schmerztherapie
SCHMERZTHERAPIE IN DER GYNÄKOLOGIE
Behandlungsprinzipien
18. Mai 2015 Dr. med. Cyrill Jeger-Liu, Olten
Zusammenfassung Fallseminar 1+2
Gesundheitliche Folgen von h ä uslicher Gewalt. Was interessiert wen? Beispiel ÄrztInnen  22% aller Frauen erleiden im Laufe ihres Lebens Gewalt in einer.
M.PREITSCHOPF 2015.
Frei-verkäufliche Schmerzmittel Einzelstubstanzen: Aspirin, Ibuprofen, Paracetamol Kombinationspräparate:  Acetylsalicylsäure  Paracetamol  Prophyphenazon.
Analgetika Schmerzmittel; von gr. ἄλγος, „Schmerz“:
Schmerz – eine Herausforderung für die Therapie Workshop Medikamentöse Schmerztherapie Evangelische Akademie Tutzing 3./4. März 2006 Eva Winter Krankenhaus.
Palliativmedizin (1)... dient der Verbesserung der Lebens- qualität von Patienten und ihren Familien, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung konfrontiert.
Trauma der Wirbelsäule
Postoperative Prognose der Trigeminusneuralgie bezugnehmend auf den intraoperativen Befund Fragoza Padilla V, Borghei-Razavi H, Schick U. Neurochirurgische.
Nils Konieczny, Tobias Weissmüller, Dimitrios Pantelis, Jörg C
Prinzipien und praktischer Einsatz des WHO-Stufenplans
Schmerzen im Alter Bild: © contrastwerkstatt/fotolia.com.
Dozent: Petra Anwar Ärztin für Palliativmedizin
Schmerzen im Alter Bild: © contrastwerkstatt/fotolia.com.
 Präsentation transkript:

Chronische Schmerzen Ch.Kätterer, Basel Seminar 2.6.06 Luzern - Handout Ch.Kätterer, Basel M. Handschin, Gelterkinden

Situation in der Schweiz 16 % der Schweizer/Innen leiden an chronischen Schmerzzuständen > 1,12 Mio Interpellation des Nationalrates Prof. F. Gutzwiller vom 6.10.05 in Bern > Akzeptanz chronischer Schmerzen als eigenständiges Krankheitsbild Zertifizierung von Schmerzbehandlungsspezialisten im Aufbau in der universitären Ausbildung; Antrag der SGSS (Schweizerische Gesellschaft zum Studium des Schmerzes) Handlungsbedarf auf der politischen Ebene

Allgemeine Unterschiede zwischen akutem und chronischem Schmerz Chronischer Schmerz Schmerz, der über die üblicherweise erwartete Heilungszeit anhält Keine Melde-, Schutz- und Heilfunktion Physische, psychische und soziale Zermürbung Geringe Akzeptanz durch Mitmenschen Beispiele: Arthrose, Osteoporose, rheurthritis, Phantomschmerz, Tumorschmerz, periphere arterielle Ver-chlusskrankheit, Postzosterneuralgie Akuter Schmerz Große Akzeptanz durch Mitmenschen Lebenserhaltende sinnvolle Funktion Funktion Warnzeichen, Schmerzwahrnehmung löst ent- sprechende Schutzreaktion aus Relativ einfache psychische Verarbeitung Beispiele: Verletzung, postoperativer Schmerz, Zahnschmerz

Studien über die Therapieerfahrung Variable Richtlinien (z.B.bei Querschnittlähmung), Konsensuspapiere (Trigeminusneuralgie, CrPS II, Herpes zooster) Akuter (nozizeptiver) Schmerz acut pain treatment an d management after surgery in the emergency room in Switzerland (Europ J Pain. 2002;6(3) 189-201 Nociceptive Research group Bern (Wilder-Smith OH et al) Postoperatives Schmerzmanagment : nur 10% der Therapeuten behandelten nach WHO-Richtlinien weniger als 1/3 verwendete reguläre Schmerz scores. Weniger als 1/3 besucht Schmerzkongresse !

Aktuell existierende Empfehlungen /Richtlinien Schweiz Kopfschmerzgesellschaft Schweiz > ICD 10 – Richtlinien zur Klassifikation und Behandlungs-vorschläge (2004) Managment of myoarthropatic Pain (Rheumaportal 8.11.05) www.rheumaportal.ch (Trigeminus – Neuralgie) Kopf und Gesichtsschmerzen, Erfassungs- Strategien für die Ambulante Therapie, Primary Care 2004;4 (Nr.27-28) www.primary-care.ch

Vorhandene “Guidelines” in der Schweiz Neuropatischer Schmerz Dolor 98.1 (Prof. U. W. Buettner, Aarau) Therapieübersicht und Empfehlungen bei postherpetischer Neuralgie (in Zusammenarbeit mit SGSS) Supportive und palliative Therapie bei fortgeschrittenen Tumoren (H.J. Senn, St Gallen, Schweiz Med. Forum Nr. 25, 20. Juli 2001

Aktuelle Behandlungsrichtlinien Schweiz Empfehlungen zur Opioid – Therapie chronischer Schmerzen (A. Aeschlimann, U.W.Buettner et al, Schweiz Med. Forum 2005;5 1107- 1113) (SGSS, nach Richtlinien IASP) www.medicalforum.ch Fallkostenpauschalen? DRG= Diagnose related Groups DRG’s existieren (noch) nicht.. Eine Entwicklung in diese Richtung ist aber möglichereweise bereits in 1-2 Jahren zu erwarten

MRI Befund Frische instabile Kompressionsfraktur BWK 9 mit intraspinalem, ca. 5 mm grossem Fragment . Kein intraspinales oder paraspinales Hämatom Begleitende Fraktur Rippenköpfchen Costa 9 rechts

Schmerzmedikation ausgebaut Zusätzlich: Pregabalin (Lyrica ®) 2 x 75 mg /die, dann 2 x 150mg/die Hydromorphon 4mg (Palladon ret. ®) zweimal tägl. 18.4.06:Hosp. zur Abklärung MRI / Myelogramm

Begründung der Schmerzmedikation Neurogener Schmerz, invalidisierend Längere Dauer der Schmerzen anzunehmen Prävention der Schmerzbahnung Codein/Paracetamol + Tramadol ungenügend Therapeutische Möglichkeiten beschränkt

Neurophysiologie des Schmerzes Julius and Basbaum, Nature (2001)

Neurophysiologie des Schmerzes Ad-, C-Fasern Spinale Neurone Thalamus Tractus spinothalamicus Somatosensorischer Kortex Sensibilisierung peripherer polymodaler Nozizeptoren Sensibilisierung spinaler, sensorischer Neurone Sensibilisierung zentraler (supraspinaler), sensorischer Neurone

Hyperalgesie und Allodynie gesteigerte, pathologische Reaktionen auf Schmerzreize 10 8 6 4 2 Schmerzintensität (VAS) normale, physiologische Reaktionen auf Schmerzreize Allodynie Reizstärke

WHO-Stufenschema der Schmerztherapie Analgetika Beispiel Starkes Opioid +/- Nichtopioidanalgetikum +/- Adjuvanz (III) Fentanyl-TTS, Morphin in retard. Form, Buprenorphin Persistierender/verstärkter Schmerz Schwaches Opioid +/- Nichtopioidanalgetikum +/- Adjuvanz (II) Tramadol, Dihydrocodein, Tilidin (+ Naloxon) Persistierender/verstärkter Schmerz (I) Nichtopioidanalgetikum +/- Adjuvanz Metamizol, Diclofenac, Acetylsalicylsäure, Ibuprofen Schmerz Mod. Nach: WHO 1996

Ziel: Schmerztherapie nach festem Zeitschema Überdosierung Wirkstoffkonzentration Suffiziente Analgesie Unterdosierung Überdosierung Analgetikum Suffiziente Analgesie 1 9 18 27 36 45 54 63 72h Wirkstoffkonzentration Unterdosierung Fentanyl-TTS Überdosierung Wirkstoffkonzentration 1 9 18 27 36 45 54 63 72h Suffiziente Analgesie Orales Morphin ret. Unterdosierung Morphin (wäßrige Lösung) 1 9 18 27 36 45 54 63 72h

Praxisnahe Beurteilung der Schmerzintensität Visuelle Analogskala (VAS) Visuelle Analogskala VAS Kein Schmerz Leichter Schmerz Mäßiger Schmerz Starker Schmerz Sehr starker Schmerz Stärkster vorstellbarer Schmerz Numerische Analogskala (NAS)

Häufigste Fehler bei Pharmakotherapie mit Opioiden bei chronischen Schmerzen Medikation nach Bedarf (Ausnahme: Schmerzspitzenmedikation) „Aufsparen“ der Opioidanalgetika Bedenken vor Atemdepression Mischanalgetika Irrationale Angst vor „Sucht“ und Toleranz Fehlende Co-Medikation

Nicht-medikamentöse Schmerztherapie ð Elektrostimulationsverfahren TENS, Epidural, Deep brain ð Akupunktur,Neuraltherapie ð Psychotherapie ð Physikalische Therapie ð Physiotherapie ð Operative Verfahren

Spezielle invasive Schmerztherapie ð Lokale Pharmakotherapie Rückenmarksnahe Therapie Intraventrikuläre Opioidanalgesie ð Nervenblockaden ð Neurolyse ð Kryoanalgesie ð Destruktive neurochirurgische Verfahren

Intrathekale Schmerztherapie Neurogener Deafferenzierungssschmerz Response auf Kombinationen Komplikationen Oekonomischer Aspekt Ambulantes Managment